AstroGeo Podcast: Riffsterben und Klimachaos im Devon – sind die Bäume schuld?
Auf einer Wanderung durch den Harz entdeckt der Geologe und Botaniker Friedrich Adolph Roemer im Jahr 1850 eine merkwürdige Gesteinsfolge. Es sind dicke graue Kalkbänke, die durch viel dünnere und schwarze Kalklagen durchbrochen sind. Kalkstein ist fast nie schwarz – und ist er es doch, spricht seine Färbung für eine Katastrophe.
Karl erzählt in dieser Folge von dem wohl merkwürdigsten Massensterben der Erdgeschichte. Bis heute haben Fachleute nur ein lückenhaftes Bild davon, was damals, vor rund 372 Millionen Jahren, begann. Sie wissen, dass damals weltweit die Meeresriffe starben und dass das Klima über viele Millionen Jahre äußerst instabil war. Viele Ursachen sind dafür im Gespräch – aber am wahrscheinlichsten scheint der Erfolg einer Gruppe von Organismen, die wir heute mit vielen Dingen in Verbindung bringen, aber nicht mit einem Weltuntergang: Es sind Pflanzen – und darunter vor allem die Bäume.
Die Geschichte rund um das Massensterben im späten Devon ist komplex, weshalb es insgesamt acht Merkwürdigkeiten zu erzählen gibt. Und obwohl uns diese Zeit fremd erscheint, hat eine Merkwürdigkeit auch mit uns zu tun.
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- Folge 101: Tödliche Sterne – wenn Explosionen ein Massensterben auslösen
- Folge 86: Das Ende der Dinosaurier: Massensterben im Frühling
- Folge 64: Massensterben im Treibhaus
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- Hörempfehlung: Podcast „Goethe, Natur und Geist“
Quellen
- Fachbuch: Michael Benton: Extinctions – How Life Survives, Adapts and Evolves, Thames & Hudson (2023)
- Fachbuch: Peter Brannon: The Ends of the World, Oneworld Publications (2017)
- Fachbuch: Peter Ward & Joe Kirschvink: A New History of Life, Bloomsbury (2015)
- Fachartikel: Tomkins, Martin & Cawood: Evidence suggesting that earth had a ring in the Ordovician, Earth and Planetary Science Letters, 2024
- Fachartikel: Algeo & Shen: Theory and classification of mass extinction causation, National Science Review (2023)
- Fachartikel: Carmichael et al.: Paleogeography and paleoenvironments of the Late Devonian Kellwasser event: A review of its sedimentological and geochemical expression, Global and Planetary Change (2019)
- Fachartikel: Keller: Impacts, volcanism and mass extinction: random coincidence or cause and effect?, Australian Journal of Earth Sciences (2005)
- Hattenbach: Tödliches Licht explodierender Sterne, Spektrum der Wissenschaft (14.03.2024)
Episodenbild: Fiddlehead in Macro Shot Photography / Pexels
Vielen Dank für diese Folge. Sehr interessant für mich als jemand, der alles zum Devon liest und hört, was er in die Finger kriegen kann. Ein paar Anmerkungen und Korrekturen habe ich aber auch:
– Das Kellwasser-Ereignis (vor 372 Millionen Jahren) und das Hangenberg-Ereignis (vor 359 Millionen Jahren) lagen keine 20 Millionen Jahre auseinander, sondern “nur” 13 Millionen Jahre.
– 15:30: Auf dem Land gab es zur Zeit des Kellwasser-Events sehr wohl schon tierisches Leben, nicht nur diverse Arthropoden (Insekten bzw. deren Vorläufer), sondern auch schon erste Tetrapoden wie Tiktaalik, der auf 375 Millionen Jahre datiert wurde. Und falls die rund 392 Millionen Jahre alten Zachelmie-Spurenfossilien in einem polnischen Steinbruch tatsächlich von Tetrapoden stammten (was bislang noch stark bezweifelt wird, weil es keine zugehörigen Tetrapodenfossilien aus der Zeit gibt), dann hatten Wirbeltiere schon sehr deutlich auf dem Land Fuß gefasst.
– Zumindest ein Teil der Riffe im Rheinischen Schiefergebirge ist nicht an anoxischen Bedingungen oder an fallendem Meeresspiegel zugrundegegangen, sondern wurde schlicht mit Sedimenten vom nahen Festland (Laurasia bzw. der Old Red Continent) zugeschüttet. Diese Schüttungen fanden teilweise schon sehr viel früher (Millionen Jahre vor dem Kellwasser-Ereignis) statt, aber nahmen anscheinend im Oberdevon deutlich zu. Soweit erinnerlich, gibt es einige Publikation des Geologischen Dienstes NRW dazu. Ich muss mal gucken, ob ich die auf die Schnelle auf meiner Festplatte finden kann.
– Wenn ich ein deutsches Wort für Trapps verwenden wollte, würde ich “Flutbasalte” sagen.
– Der Hinweis von Franziska auf “Unitarismus” ist nicht ganz falsch, höchstens ein sogenannter falscher Freund. Aktualismus heißt es im Deutschen, aber im Englischen bezeichnet man es als Unitarianism.
Danke fürs Factchecken. Du hast mit allem recht, wir gehen in der nächsten Feedbackfolge darauf ein.
Zu den Trappbasalten gab es passendes Feedback auf Mastodon von Christian:
https://mastodontech.de/@christian/113531777338886300
Mein 2ct dazu:
Trapps werden ja alle Flutbasalte genannt, nicht nur die sibirischen. Und die bestehen aus übereinander geflossenen und jeweils so erstarrten Schichten, die mit der Zeit „stufig“ verwittern.
➡️ där är trappan.
Ich sehe gerade, dass die Diskussionen zum Podcast hauptsächlich bei dir auf astrogeo.de stattfinden. Vielleicht ist es dann sinnvoll, wenn auch ich dort kommentiere statt hier. Was meinst du?
As you like. Für die nächste Feedbackfolge (die erscheint am 12.12.) berücksichtigen wir auch, was hier gepostet wird, genauso wie bei Mastodon oder Spotify.