Yuris Night Wien 2017 mit Samantha Cristoforetti
Es war die neunte Yuris Night, die der “Der Orion” am 12. April in Wien ausrichtete. Und zum zweiten Mal war sie im Naturhistorischen Museum zu Gast. Yuris Night ist Teil einer weltumspannenden Veranstaltungsreihe mit – im letzten Jahr – 273 Veranstaltungen in 62 Ländern der Erde. Sie findet am oder um den Jahrestag des ersten bemannten Weltraumflugs in der Geschichte der Menschheit statt: Juri Gagarins historischer Orbitalmission mit Wostok 1 am 12. April 1961.
Mit 270 Besuchern war der Veranstaltungsraum des Naturhistorischen Museums bis auf den letzten Platz gefüllt, inklusive der kurzfristig noch aufgebauten Zusatzbestuhlung und der Stehplätze. Eine größere Anzahl weiterer Interessenten fand leider keinen Platz mehr. Alles in allem hätten sich wohl mindestens 350 Menschen für die Veranstaltung interessiert.
Die Moderation des Abends lag in den bewährten Händen von Monika Fischer vom „Orion“. Das Grußwort übernahm Dr. Franz Brandstätter, der Direktor der Mineralogisch-Petrografischen Abteilung und Kurator der Meteoritensammlung des Museums. Die ist übrigens eine der Bedeutendsten weltweit.
Als erster Redner des Abends berichtete Andreas Weise über eine Verschwörungstheorie, die so alt ist, wie die bemannte Raumfahrt. Es ist die Geschichte der sowjetischen Phantom-Kosmonauten, die angeblich schon vor Gagarin in den Weltraum geflogen und dabei allesamt ums Leben gekommen sein sollen. Weise nahm sich für seinen Vortrag beispielhaft eine dieser sagenumwobenen Gestalten vor, den Testpiloten und Ingenieur Pjotr Dolgow, und analysierte dessen wirkliches Schicksal, das im Übrigen kaum weniger spektakulär war, als das von Juri Gagarin. Sein Fazit, und die Zuschauer hatten es auch nicht ernsthaft anders erwartet: Gagarin war tatsächlich der erste Mensch im Weltraum.
Aktive und „pensionierte“ Astronauten und Kosmonauten waren Thema eines Film-Projektes der „fti remixed“ („fti“ steht für Forschung, Technologie und Innovation) Initiative, das Christa Bernert vom österreichischen Ministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie vorstellte. Dabei wurden während der Konferenz der „Association of Space Explorers”, die im letzten Oktober in Wien stattfand, 35 der 100 anwesenden Raumfahrer von Jugendlichen interviewt und dabei kurze Filmbeiträge gestaltet. Ein Videoclip gab eine Kostprobe in das dokumentarische Material, das dabei erarbeitet worden war.
Ein noch sehr junges Gebiet der Weltraumforschung stellte danach Gudrun Wanner vom Max Planck Institut Hannover vor. Sie sprach über Gravitationswellen, die erstmals vor einem Jahr durch die US-amerikanischen LIGO- (die Abkürzung steht für: Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory) Forschungseinrichtungen nachgewiesen wurden. Wanner lotste ihr Publikum anschaulich und mit viel Witz durch dieses Forschungsgebiet. Ihr Vortrag löste zahlreiche Fragen im Publikum aus, deren Beantwortung Gudrun Wanner dann letztendlich die “Halbzeitpause” der Veranstaltung kostete.
Die anderen konnten sich während dieser Zeit mit Schnittchen, Erfrischungsgetränken und Wein stärken. Danach sprach Monika Fischer mit der italienischen ESA-Astronautin Samantha Cristoforetti, die 200 Tage an Bord der Internationalen Raumstation verbrachte. Cristoforetti erzählte – in perfektem Deutsch – Anekdoten über das Leben und Arbeiten auf der ISS. Auch hier war der Wissensdurst des Publikums kaum zu bremsen, was zur Folge hatte, dass nur ein Bruchteil der Zuhörer am Ende tatsächlich seine Fragen loswurde.
Cristoforetti brachte ein besonderes Souvenir aus dem Weltraum mit: drei so genannte „Tiuterra Kristalle“, die der Kristall-Hersteller Swarovski im Auftrag des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) aus irdischen Gesteinsproben und einem Marsmeteoriten gefertigt hatte. Sie waren im persönlichen Gepäck der Astronautin zur ISS geflogen, hatten die sechs Monate mit ihr im All verbracht und waren danach wieder in ihrem Handgepäck zur Erde zurück gereist. Nun erfolgte die feierliche Rückgabe an das ÖWF.
Wie jedes Jahr verlieh gegen Ende der Veranstaltung das ÖWF den “Polarsternpreis” des Jahres 2017. Dieser Preis geht an Menschen, die sich um die Verbreitung von Astronomie und Raumfahrt besonders verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurde der Amateurastronom Johannes Stübler geehrt. Er war als Vorstand der Linzer Astronomischen Gemeinschaft „Johannes Kepler“ wesentlich an der Errichtung der Kepler Sternwarte Linz beteiligt und fördert als “Fellow of the Royal Astronomical Society of London” und Botschafter und nationaler Koordinator der weltweiten Organisation „Astronomers without Borders“ seit vielen Jahren die internationale Zusammenarbeit von Astronomen.
Zum Ausklang des Abends öffnete das Naturhistorische Museum den Besuchern der Yuris Night exklusiv die Sonderschau „Wie alles begann“ über Urknall und Kosmische Hintergrundstrahlung und bot Vorführungen im neu errichteten digitalen Planetarium an.
Sollten Sie nach diesem Bericht Lust bekommen haben, einmal die Yuris Night in Wien persönlich zu erleben, dann haben Sie dazu im kommenden Jahr die nächste Gelegenheit. Die Veranstaltung hat inzwischen auch jede Menge deutsche Stammgäste, die zum Teil bis aus Berlin in die österreichische Hauptstadt reisen. Das Orion-Team (Maria Pflug-Hofmayr, Monika Fischer und ich) brüten bereits über den Plänen für die Yuris Night 2018. Das Programm und der Veranstaltungsort werden hier auf den Scilogs und auf “Der Orion” bekannt gegeben.
Eugen Reichl schrieb (19. April 2017):
> Yuris Night Wien 2017 […]
> Es war die neunte Yuris Night, die der “Der Orion” am 12. April in Wien ausrichtete. […]
> Yuris Night ist Teil einer weltumspannenden Veranstaltungsreihe mit – im letzten Jahr – 273 Veranstaltungen in 62 Ländern der Erde. […]
> Sie findet am oder um den Jahrestag des ersten bemannten Weltraumflugs in der Geschichte der Menschheit statt: Juri Gagarins historischer Orbitalmission mit Wostok 1 am 12. April 1961.
Ach, so!: Yuri‘s Night!
(D.h. so, wie diese Veranstaltung u.a. auf den Beschriftungen der im SciLogs-Beitrag gezeigten Fotografien von Karola Riegler bezeichnet ist!)
> […] die „Halbzeitpause“ der Veranstaltung
> […] sich während dieser Zeit mit Schnittchen, Erfrischungsgetränken und Wein stärken.
> […] Mit 270 Besuchern war der Veranstaltungsraum des Naturhistorischen Museums bis auf den letzten Platz gefüllt, inklusive der kurzfristig noch aufgebauten Zusatzbestuhlung und der Stehplätze. Eine größere Anzahl weiterer Interessenten fand leider keinen Platz mehr. Alles in allem hätten sich wohl mindestens 350 Menschen für die Veranstaltung interessiert.
> […] Sollten Sie nach diesem Bericht Lust bekommen haben, einmal die Yuris Night in Wien persönlich zu erleben, dann haben Sie dazu im kommenden Jahr die nächste Gelegenheit.
Allein schon der Schnittchen wegen!
Allerdings:
Könnte man sich bitte einen der offenbar nur in begrenzter Anzahl bereitgestellten Sitzplätze reservieren lassen?
(Ansonsten würde sich das Interesse wohl eher darauf beschränken, nur an der Halbzeitpause der Veranstaltung teilzunehmen …)
Herzlichen Glückwunsch, dass Sie es trotz meiner Abneigung gegen Apostrophen geschafft haben, das Ereignis richtig zu identifizieren :-).
Sollten Sie nächstes Jahr wirklich kommen können, lassen Sie es mich wissen. Wir reservieren Ihnen dann einen Platz ganz vorne. Allerdings ist von dort der Weg zu Schnittchen und Wein am Weitesten.
Eugen Reichl schrieb (21. April 2017 @ 22:45):
> […] trotz meiner Abneigung gegen Apostrophen […]
Na, sowas!
(Immerhin interessant, dass der SciLogs-Software in diesem Falle mal kein Vorwurf zu machen ist.)
> Sollten Sie nächstes Jahr wirklich kommen können, lassen Sie es mich wissen. Wir reservieren Ihnen dann einen Platz
Damit steht für mich fest, dass ich zur Yuri’s Night 2018 nach Wien kommen kann (unter Vorbehalt von Unvorhergesehenem).
Fraglich bleibt bis auf Weiteres trotzdem, ob ich zur Yuri’s Night 2018 nach Wien kommen möchte, was deren Programm und genauen Termin (im Zusammenhang mit meinen eventuellen anderen Terminen) abhängt. Falls und wenn mir beides bekannt wird, dann teile ich gern meine Zusage oder meine Absage mit.
> ganz vorne. Allerdings ist von dort der Weg zu Schnittchen und Wein am Weitesten.
Dann ließe sich ja vielleicht doch eher die eine oder andere Frage anbringen … (Meine wesentlichen von dort stehen z.B. recht offensichtlich noch unbeantwortet.)
Ich brächte mir für den Fall der Fälle ‘nen Appel mit.
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