Kein Progress im Weltraum

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Astra's Spacelog

Ich will jetzt nicht in dem Dramolett mitwirken, in dem viele Boulevard-Blättchen nach dem Fehlstart von Progress M-12M derzeit den Untergang der Internationalen Raumstation heraufbeschwören. Gleich was Sie in diesen Postillen lesen: nach diesem Unfall ist die Situation der Crew an Bord der ISS keineswegs in irgendeiner Weise dramatisch. Die Besatzung ist so sicher wie man es in einer Raumstation eben sein kann und sie ist noch über Monate hinaus versorgt. Erst wenn die Probleme länger anhalten sollten müsste eine kreative Lösung gefunden werden. Für so einen Fall hält die russische Raumfahrt aber erprobte Ideen aus den Tagen von Mir und Saljut parat.

Wenige Sekunden nach dem Abheben verlief noch alles nach Plan

Ich werde jetzt auch nicht (entgegen meine sonstigen Gewohnheiten) in den Archiven nachsehen, wann es zum letzten Mal vorkam, dass drei Orbitalstarts in Folge scheiterten. Es ist jedenfalls Jahrzehnte her. Schon zwei dicht aufeinanderfolgende Mißerfolge sind äußerst ungewöhnlich wie wir erst kürzlich feststellen mussten . Ab und an – so könnte man argumentieren – gibt es sie halt, diese hässlichen Ballungen von drei oder sogar vier Fehlstarts in Folge. Statistische Anomalien, die sich nach ein paar Jahren schon wieder ausgleichen werden.

Hoffentlich.
 
Auch der Fracht sollte man nicht zu lange nachweinen. Die war selten so unkritisch wie diesmal. Progress M-12M hatte 2.670 Kilogramm Nutzlast an Bord. Darunter 257 Kilogramm Nahrungsmittel (was nun wirklich schade ist, denn darunter war auch frisches Obst und Gemüse, auf das sich die Besatzung der ISS nach der Konservennahrung immer besonders freut), 420 Liter Wasser, 50 Kilogramm Sauerstoff, viel Treibstoff für Lageregelung und Antriebssystem der Raumstation sowie einige Ausrüstungsgegenstände für die künftigen ISS-Expeditionen 30 und 31.

An Bord befanden sich auch 10 Gemälde des russischen Malers Alexander Shilov. Er ist bekannt für seine Ölschinken, hauptsächlich Portraits im Stil des sowjetischen Realismus. Er malte schon Breschnew, Tschernenko, Andropow, Jeltsin und viele der Kosmonauten. Die Sammlung sollte als "psychologische Unterstützung" der Crew zur ISS geschickt werden. In russischen Foren lästern die Blogger, dass durch die Vernichtung dieser Bilder der Unfall auch seine guten Seiten gehabt hätte.

Der Absturz von Progress M-12M ist der erste Fehlstart im gesamten Aufbau- und Versorgungsprogramm der ISS. Alle anderen bisher erfolgten 115 Starts waren ausnahmslos erfolgreich. Soweit es das Progress/Sojus-U System betrifft, ist es, nach über 130 vorausgegangenen Starts (das Programm geht zurück bis Saljut 6), der erste Fehlstart einer Progress-Versorgungseinheit überhaupt.

Und damit haben wir den Punkt erreicht, an dem man in der gegenwärtigen Situation wohl ansetzen muss: Was zum Teufel ist in der letzten Zeit los mit der russischen Raumfahrt? Warum hat das früher (meistens) geklappt und jetzt nicht mehr. Die Fehler betreffen zum größten Teil seit Jahrzehnten eingeführte und erprobte Träger. Es kann sich also kaum um konstruktive Mängel handeln, die wären dann schon viel früher akut geworden.

Der Verdacht liegt nahe, dass hier ein ernstes Qualitätsproblem vorliegt. Ein Problem, das sich quer durch die russische Raumfahrtindustrie zieht. Denn nicht nur Raketen scheitern seit einer Weile auffallend häufig, auch viele Nutzlasten quittieren schon nach Bruchteilen ihrer geplanten Lebensdauer den Dienst. Doch bleiben wir hier bei den Trägern.
 
• Am 10. Juni 2010 stürzte beim zweiten Testflug die koreanische Naro 1 zum zweiten Mal ab. Bei der Naro handelt es sich um eine Auftragsentwicklung von Chrunitschew für die südkoreanische Raumfahrtbehörde KARI.

• Im Dezember stürzte eine Proton M Block DM mit drei Satelliten des russischen Glonass-Navigationssystem in der Nähe von Hawaii in den Pazifischen Ozean.

• Im Februar wurde der militärische Überwachungssatellit Geo-IK-2 von einer Rokot Breeze M auf einem falschen Orbit abgesetzt.

• Am 17. August scheiterte Ekspress AM-4 wegen einer fehlerhaften Programmierung der Oberstufe des Proton M-Trägers.

• Und am 24. August erreichte eine Sojus U mit Progress M-12M wegen eines Problems mit dem Gasgenerator der dritten Stufe nicht die vorgesehene Umlaufbahn.

Der einzige Vorfall, den man der Rubrik "Kinderkrankheiten" zuordnen könnte, ist der Fehlschlag der Naro 1 mit ihrer in Russland entwickelten Basisstufe. In Entwicklungsprogrammen muss man Fehlschläge bis zu einem gewissen Ausmaß in Kauf nehmen. Auch bei einem ausgereiften Serienprodukt kann es in Einzelfällen zu einer Verkettung unglücklicher Umstände kommen, doch bei der aktuellen russischen Fehlschlagserie liegen die Fakten offensichtlich anders.

Ihre Ursache dürfte im schlechten Zustand der gesamten russischen Raumfahrtindustrie begründet sein und der systematische Fehler ist dabei ganz offensichtlich im Qualitätsmanagement angesiedelt. Schludrigkeit und Schlamperei sind an der Tagesordnung. Und das hat viele Gründe:

• Das Personal mit jahrzehntelanger Erfahrung geht derzeit in großen Zahlen in den Ruhestand.

• Die Ingenieure und Techniker in der russischen Raumfahrt werden miserabel bezahlt. Ein Verkäufer in einem beliebigen russischen Handyshop verdient das Doppelte eines russischen Raumfahrtingenieurs. Es ist also nicht attraktiv, in die Raumfahrt zu gehen.

• Das Ansehen der Beschäftigten in der russischen Raumfahrt ist dramatisch gesunken. Erledigten sie früher eine Aufgabe von nationaler Bedeutung und war demzufolge ihr Sozialstatus in der obersten Liga angesiedelt, wandelt sich dieses Bild nun schon seit langem.

• Die russische Raumfahrtinfrastruktur ist – von einigen wenigen, westlichen Besuchern zugänglichen Bereichen – in beklagenswertem Zustand. Hier hat man jahrzehntelang zuwenig oder überhaupt nicht investiert.

• Die russische Raumfahrt ist nicht innovativ. Sie lebt bis auf den heutigen Tag von der Substanz der Sowjetunion.

Mal wird die Treibstoffmenge falsch berechnet, mal wird die Steuerungssoftware fehlerhaft programmiert. Mal werden technische Systeme nicht oder nur mangelhaft geprüft, mal wird die Hardware schon vor dem Start durch unachtsames Handling beschädigt (wie es im vergangenen Jahr mehrmals vorgekommen ist). Der Pfusch zieht sich durch alle Bereiche.

Zusätzlich ist es alles andere als beruhigend, wenn der erst kürzlich neu ernannte Chef von Roskosmos,  Wladimir Popovkin, (er ersetzte den wegen der Glonass-Fehlstarts im Dezember gefeuerten Anatoli Perminov) öffentlich erklärte, dass seine Prioritäten nicht bei den bemannten Flügen lägen, sondern bei den finanziell wesentlich lukrativeren kommerziellen Satellitenstarts.

Eine Aussage, die einen Kosmonauten dieser Tage nicht gerade beruhigen dürfte.

Russland startet derzeit viermal im Jahr bemannte Raumfahrzeuge. Und da wünscht sich wohl jedes Besatzungsmitglied, dass Raumschiff und Trägerrakete nicht von unterbezahlten, demotivierten (oder, wie es in Russland auch immer wieder vorkommt) alkoholisierten Technikern überprüft werden.

Und auch im nichtbemannten Bereich erzeugen Russlands Probleme derzeit nicht gerade Sicherheit. Für den 20. Oktober beispielsweise ist der Erstflug einer Sojus 2.1a von Kourou aus vorgesehen. Mit den ersten Einheiten des europäischen Galileo-Navigationssatellitensystems.

Der Fehlstart von Progress M-12M war ein weiterer Warnschuss für die russische Raumfahrt. Dies hat inzwischen auch Premierminister Putin erkannt und eine Reorganisation im Qualitätsmanagement in der russischen Raumfahrt gefordert.

Und das ist höchste Zeit, denn solange das nicht passiert wird es für Russland keinen Progress im Weltraum geben.

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Ich bin Raumfahrt-Fan seit frühester Kindheit. Mein Schlüsselerlebnis ereignete sich 1963. Ich lag mit Masern im Bett. Und im Fernsehen kam eine Sendung über Scott Carpenters Mercury-Raumflug. Dazu der Kommentar von Wolf Mittler, dem Stammvater der TV-Raumfahrt-Berichterstattung. Heute bin ich im "Brotberuf" bei Airbus Safran Launchers in München im Bereich Träger- und Satellitenantriebe an einer Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Technik tätig. Daneben schreibe ich für Print- und Onlinemedien und vor allem für mein eigenes Portal, "Der Orion", das ich zusammen mit meinen Freundinnen Maria Pflug-Hofmayr und Monika Fischer betreibe. Ich trete in Rundfunk und Fernsehen auf, bin Verfasser und Mitherausgeber des seit 2003 erscheinenden Raumfahrt-Jahrbuches des Vereins zur Förderung der Raumfahrt (VFR). Aktuell erschien in diesen Tagen beim Motorbuch-Verlag "Interkontinentalraketen". Bei diesem Verlag sind in der Zwischenzeit insgesamt 16 Bücher von mir erschienen, drei davon werden inzwischen auch in den USA verlegt. Daneben halte ich etwa 15-20 mal im Jahr Vorträge bei den verschiedensten Institutionen im In- und Ausland. Mein Leitmotiv stammt von Antoine de Saint Exupery: Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge zu verteilen und Arbeit zu vergeben, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten unendlichen Meer. In diesem Sinne: Ad Astra

16 Kommentare

  1. Aleksandr Shilov

    Ich kannte den herrn überhaupt nicht und habe gerade eben mal nach seinen Werken gegoogelt. Au weia … da haben die ISS-Astronauten ja wirklich noch einmal Glück gehabt, dass ihnen das an Bord erspart geblieben ist.

  2. SO, nun zeigt sich die abhängigkeit der ISS vom Space Shuttle eindeutig: auf Astronomie-heute wird schon von einer möglichen Räumung der ISS gesprochen (dies ist kein vorwurf gegenüber A.-H.) auf Raumfahrer.net wird nur von den Verschiebungen der Starts gesprochen. Hier gehts zu den Artikeln ( nicht direkt, ich denke mal,copy&paste:) : “Muss die ISS im November geräumt werden?”: http://www.astronomie-heute.de/…40&_z=798889
    und “Nächste ISS Expeditionen beginnen Später” : http://www.raumfahrer.net/…/29082011202553.shtml
    Aber unbemannt kann ich mir die Station einfach nicht vorstellen!

  3. Zum Artikel in AHeu

    Die Darstellung im verlinkten Artikel in Astronomie Heute, nach dem, falls bis Mitte November die Sojus-Rakete nicht wieder startbereit gemacht werden kann, die ISS geräumt werden müsste, entspricht meines Wissens den Tatsachen, ebenso die dort gegebene Begründung.

    Die Sojus-Rettungsboote dürfen halt nur sechs Monate angedockt bleiben und müssen danach gegen neue ausgetauscht werden, was aber nicht ginge, falls noch keine Starts möglich sein sollten, wenn der Austausch ansteht.

    Wichtig sind aber die verwendeten Konjunktive.

  4. Es entspricht den Tatsachen, ja. Aber kann man sich ein solch großes Projekt wirklich Unbemannt vorstellen? Ich nicht! deshalb schrieb ich so etwas

  5. Die ISS in naher Zukunft

    Erst einmal muss man abwarten, was die Untersuchung des Unfallhergangs ergibt. Es ist ja nicht ausgemacht, dass die Fehlerbehebung lange dauert.

    Sollte es aber am Ende so kommen, dass November immer noch kein neues Sojus-Schiff gestartet werden kann, dann wird gar nichts anderes übrig bleiben als die zeitweilige Verbringung der ISS-Restmannschaft zur Erde, ob man sich das vorstellen kann oder nicht. Mir ist nicht bekannt, dass es in dem Fall noch großen Diskussionsspielraum gäbe.

    Was daran so unvorstellbar sein sollte, die Raumstation eine Zeitlang quasi im Standby-Modus ferngesteuert zu betreiben, erschließt sich mir auch nicht.

  6. Mehr dazu auf spaceflightnow.com

    Hier ein Artikel auf spaceflightnow.com zum Thema “Mögliche zeitweise Evakierung der ISS”. Das ist durchaus eine Option, mit der man sich befassen muss, auch wenn man hofft, dass es nicht dazu kommt.

    Dort wird auch der ISS-Programmdirektor Rocco Siffredi … äh, Michael Suffredini zitiert, der durchaus klar macht, dass es ein nicht zu vernachlässigendes Zusatzrisiko gibt, die ISS ganz zu verlieren, wenn sie unbemannt betrieben wird.

    Dasist sicher keine Option, die irgendjemand favorisiert. Aber es ist in dieser Welt und auch außerhalb dieser Welt nun einmal so, dass man nicht immer nur das machen kann, was man favorisiert.

    Wir Europäer hätten diese Situation vermeiden können, wenn wir unserer Rolle als führende Industriemacht gerecht geworden wären und rechtzeitig ein eigenes europäisches bemanntes Raumschiff entwickelt hätten. Das wäre problemlos im Rahmen unserer technischen Möglichkeiten machbar gewesen.

  7. Es gibt noch eine andere Möglichkeit

    Es gibt durchaus noch eine andere Möglichkeit, die ISS weiter permanent bemannt zu halten. Die wurde – in einem anderen Zusammenhang (damals war eine an Saljut 6 angedocktes Sojus-Raumkapsel suspekt) – in der sowjetischen Raumfahrt schon einmal erprobt.

    Sojus TMA-03M müsste einfach unbemannt zur ISS starten.

    Das Szenario sähe so aus, dass die Expedition 28 normal oder nur leicht verzögert landet und Expedition 29 an Bord der Station verbleibt, wie bei einer normalen Crew-Rotation.

    In die dritte Stufe des Trägers von Sojus-TMA03 wird in diesem Szenario ein “handverlesener” Gasgenerator eingebaut, mit dem eine unbemannte Sojus selbst dann eine ausreichende Sicherheit hätte, erfolgreich den Orbit zu erreichen, wenn ein generischer Fehler in der Gasgenerator-Produktion vorliegt (und die Starts damit auf längere Zeit suspendiert blieben).

    Diese unbemannte Sojus TMA-03M startet längstens Anfang November, dockt zwei Tage später an der ISS an. Die Crew lädt daraufhin Sojus TMA-22 bis zur Halskrause mit Material voll (endlich Download-Kapazität) und schickt sie unbemannt nach unten. Danach hat sie für 210 Tage Luft, die Fehlerbeseitigung am Boden abzuwarten.

    Sollte der unbemannte Start nicht gelingen, wäre die Situation (vom finanziellen Verlust mal abgesehen) nicht wesentlich schlechter als jetzt. Dann kehrt die Crew im Dezember oder Januar mit Sojus TMA-22 zurück, einige Wochen später als bisher vorgesehen.

    Klappt das Manöver, bliebe die Station weiterhin besetzt. Bei einem so immens teuren Objekt, das auf die Wartung durch eine Besatzung ausgelegt ist, in meinen Augen eine Notwendigkeit.

  8. Fehlerquelle

    Ja, die Fehlerquelle ist wohl eingekreist. Aber den Fehler abzustellen und (Neu-) Qualifikationstests durchzuführen mag durchaus eine Weile dauern.
    Allerdings sollte, wenn nicht ein neues Problem auftritt, der Betrieb der ISS nun(fast) ungestört weiter laufen können.

  9. Neuigkeiten auch zum Proton-Fehlstart

    In einem neuen Artikel auf spaceflightnow.com. äußert man sich zu Ergebnissen der Fehlersuche bei der Sojus und auch bei der Proton.

    Die Aussagen zur Sojus lesen sich mir allerdings eher so, als hätte man das Problem eingekreist, nicht aber gelöst. “Ah, nix gutt Gasgeneratorr” ist erst einmal noch etwas Anderes als ein definierter Lösungsweg.

    Bei der Fehlfunktion der Breeze-M-Oberstue der Proton vermutet man die Ursache in einem Fehler in der Kommandokette, die zu einer falschen Ausrichtung der Stufe während eines der Manöver führte.

    Also lag ich hier mit meiner Spekulation über ein Problem mit der inertialen Ausrichtung schon ganz richtig, und Eugen vielleicht auch mit seiner Theorie, wie es dazu kommen konnte.

  10. Ende einer Ära . . .

    ich finde die Idee von Astra gar nicht schlecht, sogar sehr gut. Unbemannt geht man (fast) kein Risiko ein, und trotzdem wäre das Problem gelöst. und außerdem, wie Astra außerdem schrieb, war es so immens teurer (mal ganz abgesehen davon wurde die Station dazu gebaut, bemannt im Orbit zu fliegen, einzelne Funktionen lassen sich zwar vernsteuern, aber der Forschungsbetrieb müsste auf jeden Fall eingestellt werden). so etwas lässt man nicht einfach “davon fliegen”.
    Aber das ist natürlich “wunschdenken”. wenn es gar nicht anders geht, so muss die Station unbemannt bleiben. Obwohl ich das alles für das ende einer Ära halten würde.
    und man muss sich dazu überlegen, das alles nur wegen dem versagen eines russischen raketen-arbeitspferd, das unzählige jahre unfallfrei flog. so ist also die raumfahrt zusammengeschrumpft, eine einzige rakete fällt aus, es ist kein, aber auch gar kein Ersatz vorhanden. von ihr hängt vieles ab: legende “SOJUS” 🙂
    mal gucken was sich noch so entwickelt . . . !

  11. Space Freak

    Was die Zuverlässigkeit von Trägerraketen betrifft ist ein Träger immer nur so gut wie sein letzter Start. Es hilft der Sojus U also nichts, dass sie 745 erfolgreiche Starts absolviert hat. Was zählt ist, dass der letzte im Graben gelandet ist.

    Was die Monopolstellung der Sojus betrifft: Jeder, der sich nur ein paar Minuten mit der Materie beschäftigt, sah so etwas seit Jahren kommen und viele haben über exakt diesen Fall unermüdlich geschrieben. Das scheint aber nirgendwo bei den entscheidenden Stellen angekommen zu sein. Bei einer 100 Milliarden-Immobilie im Weltraum wäre ein zweites, besser noch ein drittes bemanntes Transportsystem unabdingbar notwendig gewesen. Und jetzt, schon beim ersten Start nach der Shuttle-Ära, beginnt das große Lamento. Ich habe allerdings nicht die geringste Hoffnung, dass irgendein Politiker aus diesem deutlichen Warnschuss irgendetwas lernen wird.

    Und was die Raumfahrer.net-Meldung betrifft: Hier haben sich die wackeren Raumfahrer bei Antali Zak und seiner Seite http://www.russianspaceweb.com/…html#ekspressam4 bedient. Das soll jetzt keine Kritik darstellen, denn bei Anatoli Zak, einer der besten Quellen für die russische Raumfahrt, informiere ich mich selbst auch häufig. Er schreibt in der fast wörtlich übersetzten Stelle von “gyroscopic stabilization platform”, also der Kreiselplattform der Breeze. Ganz offensichtlich sind aber nicht die Kreisel defekt sondern die komplett normal funktionierende Einheit wurde falsch programmiert. Womit wir – nach der fehlerhaften Betankung der Proton M, die im letzten Dezember drei Glonass-Satelliten im Pazifik versenkte – erneut bei einem Fall sind, wo eine perfekt funktionierende Rakete durch ziemlich groteske Fehler zu Klump geflogen wurde.

  12. Astra

    ja, so etwas wurde warscheinlich deit jahren geahnt. nur von mnir nicht, da ich mich erst seit kurzem damit beschäftige. Und das ein träger immer so gu tist wie sein letzter start, nun gut aber mit dem wert entweder letzte mission erfolgreich / letzte mission im graben gelandet berechnet man keine zuverlässigkeit, oder? aber sonst haben sie natürlich recht!

  13. Bericht auf raumfahrer.net

    Die Darstellung im Artikel auf raumfahrer.net, nach der angeblich ein “Defekt in der Gyroskop-Plattform” vorgelegen haben sollte, ist schlicht falsch.

    Offenbar hat man dort die Pressemitteilung von Roskosmos, auf die man sich vorgeblich bezieht, entweder nicht gelesen oder nicht verstanden. Roskosmos spricht nämlich nicht von einem Defekt gesprochen, sondern von einem Fehler in der Timeline, d.h., einem Bedienungsfehler.

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