1730 – 714 – 117 – 63 – 35 – 28

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Sagen Ihnen die Zahlen in der Überschrift etwas? Ich will Sie nicht lange auf die Folter spannen: Am 5.2. um 14:03 Uhr mitteleuropäischer Zeit startete von Baikonur aus ein Versorgungsraumschiff zur Internationalen Raumstation. Es war dies der 1.730  Start einer Sojus, der 714. der Version Sojus U und der 117 Start eines Progress-Versorgungsschiffes. Davon waren 63 vom Typ Progress M oder M1. 35 davon starteten noch zur alten sowjetisch/russischen Raumstation Mir, die anderen 28 zur ISS. Aus diesem Grund trägt die Mission in der Terminologie der Internationalen Raumstation auch die Bezeichnung ISS 28 P. In den westlichen Medien wird das Versorgungsfahrzeug ebenso durchgänging wie falsch auch als Progress 28 bezeichnet. Die "richtige" Progress 28 übrigens startete am 3. März 1987 zur Raumstation Mir.

Mit dieser Mission ist es auch fast auf den Tag genau dreißig Jahre her, dass die allererste Progress den Flug zur Versorgung einer Raumstation antrat. Am 20. Januar 1978 startete nämlich Progress 1 zur Salut 6 in der sich zu dieser Zeit die beiden Kosmonauten Juri Romanenko und Georgi Gretschko befanden. Interessant: Derselbe Kosmonaut, der damals Progress 1 in Empfang nahm – Juri Romanenko – war neun Jahre später auch an Bord der Mir, als die eben erwähnte "richtige" Progress 28 die sowjetische Station erreichte.

Der Transfer des russischen Frachtraumschiffes wird zwei Tage in Anspruch nehmen. Das Anlegemanöver ist für den Donnerstag um  15:38 Uhr mitteleuropäischer Zeit geplant. Nur wenige Stunden später soll in Cap Canaveral die Atlantis starten, obwohl es dafür – diesmal wegen des Wetters – nicht ganz vorteilhaft aussieht. Ein NASA-Sprecher bezeichnete die Wetterlage als "dicey", ein Ausdruck der aus der Spielerszene stammt und in diesem Fall wohl am besten mit "problematisch" zu übersetzen wäre. Sollte der Start aber wie geplant stattfinden, dann würde Atlantis am Samstag an der Station anlegen.
An Bord von Progress M 63 befinden sich mehr als 2,5 Tonnen Versorgungsgüter, darunter Nahrungsmittel und frisches Obst, Kleidung, Experimente, Ersatzteile, 50 Kilogramm Sauerstoff, 420 Liter Wasser und 530 Kilogramm Treibstoff.

Progress M 62, der Vorgänger des jetzigen Raumfrachters legte am Montag vom Pirs-Dockingmodul ab und machte damit den Anlegestutzen für das neue Vehikel frei. Progress M 62 wurde von der ISS-Crew mit Abfällen aller Art vollgeladen und wird in einigen Tagen über dem Südpazifik kontrolliert zum Absturz gebracht. Das Vehikel wird dabei nahezu vollständig in der oberen Atmosphäre verglühen.

Kurz nachdem die Atlantis dann die Station verlassen hat, soll ATV 1 "Jules Verne" von Kourou aus zur Station fliegen. Hektische Wochen für die ISS und ihre Crew.

Eine ausführliche Fotostrecke zum Start von Progress M63 finden Sie hier.

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Ich bin Raumfahrt-Fan seit frühester Kindheit. Mein Schlüsselerlebnis ereignete sich 1963. Ich lag mit Masern im Bett. Und im Fernsehen kam eine Sendung über Scott Carpenters Mercury-Raumflug. Dazu der Kommentar von Wolf Mittler, dem Stammvater der TV-Raumfahrt-Berichterstattung. Heute bin ich im "Brotberuf" bei Airbus Safran Launchers in München im Bereich Träger- und Satellitenantriebe an einer Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Technik tätig. Daneben schreibe ich für Print- und Onlinemedien und vor allem für mein eigenes Portal, "Der Orion", das ich zusammen mit meinen Freundinnen Maria Pflug-Hofmayr und Monika Fischer betreibe. Ich trete in Rundfunk und Fernsehen auf, bin Verfasser und Mitherausgeber des seit 2003 erscheinenden Raumfahrt-Jahrbuches des Vereins zur Förderung der Raumfahrt (VFR). Aktuell erschien in diesen Tagen beim Motorbuch-Verlag "Interkontinentalraketen". Bei diesem Verlag sind in der Zwischenzeit insgesamt 16 Bücher von mir erschienen, drei davon werden inzwischen auch in den USA verlegt. Daneben halte ich etwa 15-20 mal im Jahr Vorträge bei den verschiedensten Institutionen im In- und Ausland. Mein Leitmotiv stammt von Antoine de Saint Exupery: Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge zu verteilen und Arbeit zu vergeben, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten unendlichen Meer. In diesem Sinne: Ad Astra

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