Kleidung in Israel

BLOG: Archäologische Spatenstiche

Anregungen zur Umwelt der Bibel
Archäologische Spatenstiche

Erika GittBiblische Aussagen über Kleidung sind leider nur spärlich. Wesentlich aufschlussreicher sind da die assyrischen, ägyptischen und hethitischen Reliefe. Des Weiteren ist auch der Vergleich zur Kleidung der Beduinen und Fellachen recht nützlich.

Die wohl älteste Kleidung ist der Lendenschurz. Er erhielt sich auch in späteren Zeiten vor allem in kultischen Bereich und bei Trauerriten.

Das Hauptkleidungsstück ist das wadenlange Unterkleid (hebr. kuttonät, griech. chiton) aus Leinen oder auch Wolle. Sie kommen mit und auch ohne Ärmel vor. Man vermutet, dass es eine Art Wickelgewand war (z. B. 1.Mo 37, 3.23.31-33; 2.Sam 13,18f; Jes 22,21).

Über dieses Gewand kam dann der Mantel/ Obergewand (hebr. silma, griech. himation). Es bestand aus einem großen Tuch aus grobem Stoff. Es wurde um den Körper gewickelt und über die Schulter geworfen. Dieser Mantel wurde auch zum Tragen von Gegenständen wie Datteln, Nüssen u.ä. (2.Mo 12,34; Rich 8,25) verwendet, diente aber auch als Decke und durfte deshalb nicht verpfändet werden (2.Mo 22, 25f). Die Reicheren trugen unter dem Untergewand noch ein weiteres Untergewand, das auch als Schlafgewand diente, das darüber getragene Unterkleid bestand dann aus einem feineren Stoff. Diese dreischichtige Gewandung ist noch heute bei den Fellachen üblich, nur sehr Arme tragen zwei Gewänder.

Zur Arbeit wurde der lange Hemdrock hochgebunden, man „gürtet die Lenden“ (Jer 1,17; Lk 12,35). Dazu wurde ein Gürtel verwendet, der ursprünglich wahrscheinlich ein Strick war, später oft aber auch aus Leder oder Leinen, heute meist sehr bunt und mit Stolz von den Fellachen getragen. Der Gürtel diente des Weiteren auch als Aufbewahrungsort für Geld.

Auch die Kleidung der Frauen bestand aus zwei Teilen: dem Untergewand und dem Umschlagtuch, ähnlich drapiert wie beim Mann. Die vornehmen Frauen trugen als Zeichen ihres Status kostbare Stoffe wie Byssus, Seide oder Scharlach, teilweise auch bestickt mit verzierten Gürteln und langen Schleppen.

Der Kopfbedeckungen, die Frauen oft trugen, wird mit denselben Worten bezeichnet wie die männlichen Kopfbedeckungen und scheinen eher Kopftuch getragen zu haben, das sie zum Verhüllen des Gesichts vorne zusammenzogen.

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Erika Gitt studierte an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster in den Fächern: Vorderasiatische Altertumskunde, Koptologie und Früchchristliche Archäologie und promoviert derzeit in Münster im Fachbereich Vorderasiatische Altertumskunde mit dem Thema "Neuassyrische Palastware und deren Imitate in der Levante während der Pax Assyriaca". Seit 2007 ist sie Mitglied der AG für Biblische Archäologie. Erika Gitt hatte bereits in der Kindheit großes Interesse an vorderasiatischer Geschichte und Kultur, speziell für die Levante.

10 Kommentare

  1. Wenn man sich z.B. den schwarzen Obelisk von Salmanassar II. anschaut, erkennt man schön, dass der Mantel der Israeliten wesentlich schlichter ist, als der der Römer. Es ist mehr ein ärmelloser Mantel dessen Enden man sich über die Schulter wirft, um den Manteln vorne zu schließen. Die Toga war ja zum Teil 6 m lang und so nicht unbedingt zur Arbeit zu gebrauchen. Und in Israel trug ja, wie im Artikel bereits erwähnt, jeder einen Mantel, auch der Arme. Auch war der israelische Mantel wesentlich praktischer (versuch mal in 6 m Stoff Feigen einzusammeln 😉 )

  2. schwarzer Obelisk

    Ich habe mal nach dem schwarzen Obelisken gesucht, aber nur Bilder mit Salmanassar II. anstatt III. gefunden. War das ein Tipfehler?

  3. Ja, entschulidgung, war ein Tipfehler! Der schwarze Obelisk wird unter Salmanassar III. datiert (858-824 v.Chr.) und befindet sich heute im British Museum.

  4. Tipfehler

    Ich habe mich dann auch mal ganz konsequent vertippt. Ich meinte natürlich Salmanassar III. und nicht II.
    Wahrscheinlich meinst Du beim Obelisken die Szene mit Jehu. Davon gibt es auch einen Eintrag bei Wikipedia mit Bild.

    Jehu

  5. Kleidung in Israel

    Danke für den Artikel. Gibt es weiteres Bildmaterial, das Sie empfehlen können? Z. B. Bücher, Ausgrabungen, Ausstellungen, Internetlinks in Deutsch….
    Ich verwende das Bildmaterial, um Egli-Figuren möglichst historisch korrekt zu bekleiden.

  6. Wir haben in Israel vor allem das Problem, dass ja das Bilderverbot gab und so so gut wie keine Bilder aus Israel direkt haben. Aber auf Reliefen des Vorderen Orients und Ägyptens sind sie zu finden. Es gibt Reliefe von Sanherib, die die Eroberung von Lachisch zeigen (im British Museum). Ein gutes Buch dazu ist “The bible in the british museum”, die eine Umzeichnung davon hat. In diesem Buch ist auch der schwarze Obelisk abgebildet. Das Buch ist leider auf englisch, aber relativ kostengünstig. Außerdem sind einige Bilder auf der Internetseite der großen Museen zu finden. Ich hoffe ich konnte wenigstens damit ein bisschen helfen.

  7. Danke

    Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Artikel! Ich muss eine Verkleidungsvorlage für ein Kindersommerlager machen. Das Thema spielt in der Zeit um 30 v. Chr. und die Informationen hier haben mir sehr weitergeholfen!
    Liebe Grüße

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