Frührömische Stätten: Magdala

BLOG: Archäologische Spatenstiche

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Archäologische Spatenstiche

Der wohl berühmteste Einwohner dieser Stadt war Maria Magdalena oder auch von Magdala. Sie wird als eine treue Jüngerin Jesu mit dem Ruf einer ehemaligen Prostituierten beschrieben.

Allerdings ist Magdala nicht das provinzialische Nest, das man sich vorstellt, sondern eine durchaus reiche Stadt mit dem vielleicht größten Hafen am See Genezareth. Bereits in der 2. Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. zeigen Erwähnungen durch Strabo, dass die Stadt zumindest regional, wenn nicht schon überregional, schon recht wichtig war.

Magdala liegt ca. 5 km nördlich von Tiberias am Rand der Ebene Gennosar. Diese Ebene weist eine hohe Fruchtbarkeit auf und versorgt das gesamte Umland mit Feldfrüchten. Des Weiteren versorgt sich Magdala vor allem über den See mit Fisch, der auch gleichzeitig eine der Haupteinnahmequellen der Stadt ist.

Unter den Römern erhält Magdala aus diesem Grund seinen Namen Tarichäa, was so viel wie Salzfischeln heißt und angibt, dass der Fisch hier gepökelt wurde und verkauft. Dies ist uns von Flavius Josephus überliefert worden.

Aus rabbinischer Literatur erhalten wir zwei weitere Namen für diese Stadt, die ebenfalls auf die Einnahmequellen abzielen: Magdala Nunajah (Turm der Fische), der ebenfalls auf das Fischpökeln verweist und Magdala Sebajah (Turm der Färber), der auf die Weberei und Färberei von Stoffen hinweist. Ein großer Vorteil ist hierbei sicherlich die Lage an der Handelsroute Via maris.

Wie bereits erwähnt gibt es bereits in der 1. Hälfte des 1. Jhds v. Chr. von Strabo in seiner Geographia erste Erwähnungen der Stadt. Ein weiterer Augenzeuge ist Marcus Tullius Cicero, der unter Cassius Longinus diente als dieser 43 v. Chr. in Galiläa einfiel und Magdala plünderte. Scheinbar erholte sich Magdala jedoch relativ schnell wieder, so Josephus in seinem Bellum I.

Auch nach der Gründung von Tiberias (20 n. Chr.) spielte Tarichäa durchaus noch eine Rolle. Im 55/ 60 n. Chr. wurden die beiden Städte von Nero an Agrippa II übertragen. Magdala erhielt unter Josephus zu Beginn des jüdischen Krieges eine Befestigung, was scheinbar aber nicht viel brachte, da Titus und Vespasian die Stadt 67 n. Chr. in einer Seeschlacht eroberten. Viele der Juden wurden hingemetzelt oder als Sklaven verkauft.

Im Jahre 530 n. Chr. erwähnen Pilgerberichte Magdala erst wieder. Außerdem erwähnen Quellen im 8. Jh. eine Kirche, die angeblich von Helena, der Mutter des Constantins, gebaut wurde, nachdem sie das Haus der Maria besucht hatte.

Aus byzantinischer Zeit ist uns noch ein byzantinisches Kloster erhalten (104 x 33 m). Unter den Kreuzfahrern wurde Maria von Magdala noch in dieser Stadt verehrt, allerdings verfiel die Stadt bereits im 13. Jh. immer mehr und wird im 17. Jh. letztmalig erwähnt.

1970 kauften die Franziskaner einen Teil der Stadt und führten an dieser Stelle bis 1977 Ausgrabungen durch. Verantwortlich waren Vergilio Corbo, der auch einen Teil der Ergebnisse veröffentlichte, und St. Loffreda. Insgesamt legten sie in dieser Zeit einen Bereich von 80 x 55 m frei. Der Bereich ist unterteilt in 7 Areale

Des Weiteren wurden die Hafenanlagen mehrmals von anderen untersucht. Durch diese Untersuchungen konnte der Hafen mit einer Länge von 90 m als größten Hafen am See identifiziert werden. Außerdem entdeckte man bei diesen Untersuchungen einen vorgelagerten Leuchtturm und einen 70 m (es wird auch von 200 m gesprochen) langen Wellenbrecher. Josephus erwähnt in diesem Zusammenhang 230 Schiffe, was für eine Stadt eine sehr beachtliche Anzahl ist.

Die Datierung der Funde insgesamt ist nicht immer so einfach, da es bis zum heutigen Tag nur Vorberichte der Grabung gibt. Im gegenwärtigen Stand der Dinge ist zu vermuten, dass die Funde bis in die späthellenistische Zeit reichen.

Die Entdeckung von späthellenistischen Funden bestätigt die Erwähnung einer Eroberung durch Cassius 43 v. Chr. in den schriftlichen Quellen. Allerdings wird die Stadt erst in herodianischer Zeit ausgebaut.

Diesen ersten Ausbau möchte man gerne im Cardo Maximus (N-S-Straße), seiner dazugehörigen Kanalisation und dem darüber liegenden Aquädukt A sehen, so wie in den Wohnblöcken E und G. Des Weiteren soll außerdem das Gebäude D dazugehören, die gegenüber liegende Stadtvilla C und der Komplex von mehreren Wasserbecken, die nacheinander erbaut wurden und teilweise sogar aus der byzantinischen Zeit zu stammen scheinen, und dem dazugehörigen Turm, der zum Zeitpunkt der Grabung noch in einer Höhe von 6,5 m stand. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass man in den Mauern Keramik aus der byzantinischen Zeit fand, die Fundamente, soweit sie aufgrund des hohen Wasserspiegels untersucht werden konnten, aber in die römische bzw. hellenistische Zeit datiert werden. Hauptsächlich basiert diese Annahme auf Funde direkt vor dem Turm, die durchweg aus dieser Zeit stammten, wobei Funde aus der byzantinischen Zeit völlig zu fehlen scheinen, was sehr ungewöhnlich ist, da wir wissen, dass dieser Bereich bis über das 2. Jh. hinaus genutzt wurde und vielleicht auch noch später, was auch eine Erklärung für das erneute Verputzen des Turms im 4. Jh. wäre.

Im 1. Jh. n. Chr. kam im Süden der Hallenhof dazu, sowie eine Erhöhung des Bodens in Gebäude D und der Anbau des Westflügels an die Stadtvilla.

Insgesamt lässt sich für diese Zeit sagen, dass alle Bauten durchweg einen hohen baulichen Standart aufwiesen.

In der byzantinischen Zeit wird immer mehr in das bereits Vorhandene eingegriffen und verändert. Man findet Veränderungen am Wasserturm, die ich bereits erwähnte, und dem daneben liegendem Becken, dem Pfeileraquädukt über dem Cardo. Darüber hinaus sind Anbauten bei Gebäude D zu beobachten, ebenso im Wohnblock E und weitere Bauten, die leider vom späteren byzantinischen Kloster überbaut wurden und aus diesem Grund nicht genauer erforscht werden konnten.

Zuletzt ist noch ein Hippodrom bekannt durch Flavius Josephus, das leider bis jetzt noch nicht gefunden wurde.

Ich möchte nun noch einmal kurz auf die Villa zu sprechen kommen, da diese einige interessante Mosaiken vorzuweisen hat, die ich näher betrachten möchte.

Die Villa wurde im 1. Jh. n. Chr. und bestand bis zur byzantinischen Zeit. Sie zeigt uns das Vorhandensein einer Oberschicht in der Stadt, ganz im Gegensatz zu Kapernaum, mit der Magdala immer wieder verglichen wird, da sie durchaus Ähnlichkeit im Aufbau der Wohnhäuser aufweist.

In Raum 6 der Villa fand man 2 Mosaike, die nicht ganz gewöhnlich sind. Es enthält lediglich den griechischen Spruch KAI ΣY (auch du), der den eintretenden Besucher sofort ins Auge sprang und sollte ihn vor dem bösen Blick schützen. Ein ähnliches befindet sich in Antiochia, das Mosaik in Magdala ist allerdings einzigartig für Israel.  Das andere weist die Maße 1,1 x 1,12 m auf und zeigt Motive, die scheinbar auf Magdala selbst hinweisen sollen. Das Mosaik ist leider teilweise zerstört, allerdings erkennt man noch eindeutig ein Schiff, einen Fisch, einen Kantharos und einige Gegenstände, die Waren oder Geräte darstellen könnten, es könnte sich hierbei um einen Aryballos, eine Strigilis und eine Badeschale handeln.

Das interessante an diesem Mosaik ist, dass es hier ein Schiff des myoparos-Typs zeigt. Es handelt sich hierbei um ein Handelsschiff, dass durchaus auch für die Hochsee genutzt werden konnte. Da der See durchaus sehr unruhig sein konnte, griffen die Fischer auf diesen Schiffstyp zurück, der auch im östlichen Mittelmeer gebräuchlich war. Drei solcher Schiffe fand man 1986 2km östlich in einer Werft, die man in die 1. Hälfte des 1. Jhs. datiert. Eins davon war ca. 8 m lang und war hervorragend erhalten. Es befindet sich heute restauriert im Museum im Kibbuz Ginnosar. Des Weiteren kennt man diesen Schifftypus auch von Münzen aus dieser Gegend.

Ronni Reich schlägt als Erklärung für die Darstellung von Handelsgütern eine apothropäische Wirkung vor, indem sie die Waren des Hausherren schützten. Dies ist durchaus nicht unüblich in römischen Häusern.

Ich möchte nun noch auf ein weiteres Gebäude eingehen, das wohl den meisten Dikussionsstoff liefert.

Gebäude d1 ist wohl das umstrittenste Gebäude von Magdala. Die Basis der Diskussion fußt vor allem auf die Vorberichte von 1974 der Ausgräber. Sie möchten vor allen eine frühe Synagoge darin sehen, was ich im weiteren Verlauf noch näher untersuchen werde.

Der Bau ist innen 6,5 x 5,5m groß und besitzt recht starke Mauern, die Ausmaße von 8,16 x 7,25m hervor bringen. Die Außenwände sind aus behauenen Basaltsteinen hergestellt, die 35-37 x 75cm groß sind. Insgesamt war der gesamte Bau sehr sorgfältig gearbeitet, wenn auch sehr schlicht und nur sehr wenigen Dekorationen, bis auf die mit unauffälligen Zierlinien versehenen Säulen.

Vom Eingang im Norden führen fünf Stufen, von denen 4 erhalten sind, in einen abgesenkten Raum. Der Fußboden ist gepflastert. An der West-, Ost- und Südseite liegt ein 1 m breiter Wasserkanal, der von Begrenzungssteinen eingefasst sind, die insgesamt von sieben Säulen gesäumt werden. Sie stehen direkt auf den Boden, anstatt auf einem Stylobat. Der Zufluss dieses Kanals befindet sich im Westen, der Abfluss im Osten. Angeschlossen war das Gebäude an die öffentliche Wasserversorgung.

In einer späteren Bauphase, die sich noch im 1. Jh. n. Chr. befunden haben muss, wird der Boden um 35 cm erhöht, um eine Überschwemmung zu vermeiden. Es scheint eine Erhöhung des Wasserzuflusses stattgefunden zu haben.

Dieses Bauwerk ist von nicht unerheblicher Bedeutung für eine Frage, die man seit längerer Zeit zu beantworten versucht. Es ist bekannt, dass die Synagoge in der Diaspora eine Selbstverständlichkeit darstellte, allerdings ist bis heute nicht geklärt wie es in der hellenistischen bzw. römischen Zeit war und inwieweit sich die Synagoge, wenn die denn nachweisbar wäre, auf die Entwicklung der frühchristlichen Kirchen Einfluss nahm.

Für dieses Gebäude gibt es nun mehrere Deutungsvorschläge.

Die Ausgräber selbst sahen in ihr eine kleine Synagoge. In rabbinischen Schriften gab es für das 2. Jh. eindeutige Hinweise für eine solche in der Stadt. Sie glaubten die Kanäle gehörten zu einer späteren Bauphase, in der die Synagoge als Wasserbecken genutzt wurde. Leider macht dieser Vorschlag keinen Sinn, da es eher unwahrscheinlich ist das Bodenniveau so tief zu legen, so sind zeitweilige Überflutungen fast vorprogrammiert.

Diese These widerlegte Ehud Netzer zusätzlich, indem er nachweisen konnte, dass die Kanäle zur ersten Bauphase gehörten. Er schlug stattdessen als Interpretation ein Nymphäum vor und wiederholte damit bereits 1976 von israelischen Archäologen formulierten Vorschlag. Die Ausgräber widersprachen mit drei Argumenten:

  1. Der Einfluss paganer Kultur würde sich nicht mit der jüdischen Umgebung vereinbaren lassen
  2. Es gäbe keine aktive Quelle in antiker Zeit, sie hätten erst nach dem Bau zu sprudeln begonnen
  3. Das Nymphäum habe nicht das typische Aussehen, wie die rechteckige Aula und einer halbrunden Apsis bzw. Brunnennische

Allerdings ist es vermessen zu behaupten, dass die pagane und die jüdische Kultur sich nicht gegenseitig beeinflussen und miteinander vereinbaren ließen. Dazu haben wir nicht genügend ausgewertetes Material, um darüber eine fundierte Aussage treffen zu können. Desweiteren bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich so eindeutig möglich ist heraus zu finden wie alt die Quelle war. Über die Untersuchung dieser Tatsache verlieren die Ausgräber, bis auf ihr Ergebnis, so gut wie kein Wort.

Ein weiterer Vorschlag von H.P. Kuhnen, und später von J. Zangenberg aufgegriffen, ist eine öffentliche Latrine. Leider haben wir keine direkte Parallelen, aber schon eine recht ähnliche Latrine an der Agora in Athen. Nach Neudecker können Latrinen recht unterschiedlich aussehen, da sie sich oft an die Umgebung anpassen. Meines Erachtens ist dies die wohl überzeugendste These.

Magdala verfügt über eine überraschende Urbanität und eigene Charakter. Leider sind Vergleiche noch recht schwierig, da es einfach noch nicht genügend Material dafür gibt.

Abschließend lässt sich noch sagen, dass die Annahme zu vergessen ist, dass die jüdische Bevölkerung nicht hellenisiert sein kann. Es wäre falsch den Schluss zu ziehen, dass pagan = stark hellenisiert bedeuten muss.

Endgültige Schlüsse werden wohl erst möglich sein, wenn der Endbericht vorliegt und auch der Rest der Stadt ausgegraben ist. Leider ist die Grabungsstätte heute in einem sehr schlechten Zustand, der größte Teil steht unter Wasser oder ist stark überwuchert.

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Erika Gitt studierte an der Westfälischen Wilhelms Universität Münster in den Fächern: Vorderasiatische Altertumskunde, Koptologie und Früchchristliche Archäologie und promoviert derzeit in Münster im Fachbereich Vorderasiatische Altertumskunde mit dem Thema "Neuassyrische Palastware und deren Imitate in der Levante während der Pax Assyriaca". Seit 2007 ist sie Mitglied der AG für Biblische Archäologie. Erika Gitt hatte bereits in der Kindheit großes Interesse an vorderasiatischer Geschichte und Kultur, speziell für die Levante.

6 Kommentare

  1. Das hervorbringende Wesen aus Heidenland

    Vielen Dank für den Hinweis auf die Herkunft von Maria Magdalena.

    Wer wie ich davon überzeugt ist, dass es den Verfassern des Kanons und der frühchristlichen Texte, Apologien… nicht um einen jungen Juden mit Namen Jesus ging, der als Gottessohn, ewiges Wort, Logos… verherrlicht wurde, sondern der monistisch-griechische Logos, die schöpferische Vernunft das eigentliche Thema des NT ist, der macht sich auch über die Maria aus Magdala ganz andere Gedanken, als üblich.

    Vor Jahren hat mir ein junger Theologe die neuesten archäologischen Deutungen über Magdala an der Durchgangsstaße beigebracht und mich zum Nachdenken über das Neue Denken angeregt.

    Wie unter http://www.theologie-der-vernunft.de nachzulesen, halte ich die Synagogen der Diaspora bzw. im Heidenland durchaus für die Schulen Jesus. Auch über Maria aus Magdala (Diskussion zwischen Prof. Klaus Berger und Heiner Geißler über dessen Jesusbuch),ist dort ein Brief zu finden.

    Im Klartext: die Glaubenswende, die sich nicht mehr auf das jüdische Gesetz allein berief, sondern den universalen Logos, ist aus griechisch-heidnischen Denkkreis hervorgegangen.

    Und genau hier sehe ich auch Maria aus
    Magdala (das hervorbringende Wesen) aus dem fremden, ungesetzlichen Heidenland am Werk.

    Möglicherweise würden wir heute Maria aus Magdalena im New Age suchen bzw. dort, wo im Heidenland über neue Weltbilder und Glaubensvorstellungen nachgedacht wird.

    So sehe ich auch zur Zeitenwende eine historisch Maria, bei der es nicht um eine Prostituierte bzw. eine antikes Groupie ging und die gerade daher eine konkrete historische Gestalt erhält, über die es sich nachzudenken lohnt.

    Viele Grüße von Maria aus dem Heidenland.

    Gerhard Mentzel

  2. Vielen Dank für den Kommentar!
    Natürlich könnte man über Maria Magdalena ewig streiten ob sie fiktiv ist oder nicht. Aber in erster Linie sehe ich in der biblischen Archäologie den Versuch das “Heilige Land” oder einfach Israel archäologisch zu untersuchen. Dazu gehören natürlich immer solche Stätten, die in der Bibel erwähnt sind dazu. Aber wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass biblische Archäologen mit der Bibel durch Israel tiegern.
    Ich möchte in erster Linie durch meinen Artikel darauf eingehen, dass man sich die Städte um den See Genezareth sehr jüdisch (also nicht hellenisiert) und sehr dörflich vorstellen. Dem ist aber nicht so! Ein sehr schönes Beispiel dafür ist eben Magdala!

  3. Archäologie:Teil theologischer Aufklär.

    Der Beitrag ist ein Beispiel, wie archäologische Arbeit zur theologischen Aufklärung beiträgt. Gerade dann, wenn nicht nur einfach buchstäbliche Beweise für längst als theologische Bedeutungsinhalte belegte biblische Aussagen gesucht, sondern objektiv geforscht wird.

    Denn wenn z.B. das Umfeld des Neuen Testamentes nicht weiter im jüdisch-dörflichen Bereich zu suchen ist, wo wir uns einen jungen Guru vorstellen, der mit seinen Fischerfreunden um den See Genezareth gezogen ist, sondern von einem hellenistischen Kontext auszugehen ist, wirft dies auch neues Licht auf den Logos, der den Lehren zugrunde liegt und wer dessen Jünger und Jüngerinnen gewesen gewesen sein müssen.

    Mit meinem Kommentar wollte ich daher nicht zu weiteren wilden Spekulationen über Maria Magdalena auffordern. Vielmehr anregen, die vielfältigen archäologischen Ergebnisse über die Geschichtsrealität und das geistige Umfeld unvoreingenommen auszuwerten, um Angesichts des vorhandenen Wissens zu fragen, von welchem Wesen damals die Glaubenswende ausgegangen sein muss.

    Gerhard Mentzel

  4. Ich denke allerdings,dass ein Umdenken aufgrund eines hellenistischen Hintergrunds nicht zwangsläufig ist. So waren die Römer und auch ihre Kultur für einen großen Teil der Juden zuerst einmal Eindringlinge. Natürlich musste man sich mit ihnen arrangieren um weiter zu kommen. Allerdings versucht man oft in solchen Situationen Traditionen und eigenes Denken möglichst lange zu bewahren und an Nachkommen zu bewahren, wie im Exil. Natürlich werden sich auch hellenistische Einflüsse im Judentum festgesetzt haben, aber nicht unbedingt überall…

  5. Viele Bausteine ergeben ein neues Haus

    Natürlich wäre es vermessen, allein von der Einsicht, welche Bedeutung die hellenistischen Einflüsse zur Zeit Jesus im sog. “heiligen Land” spielten, auf die “schöpferische Vernunft” den im griechischen Monismus ermittelten Logos als christlichen Wesensgrund schließen zu wollen.

    -Doch darauf verweist z.B. die Deutung des atheistischen Historikers Veyen, der sich mit dem Anfängen des Christentums auseinandersetzt ebenso, wie

    -die Auswertung des Jesusbuches des kirchlichen Chefwissenschaftlers Benedikt XVI., der sich nach seinen dogmatischen Kollegen nur mit der philosophisch ermittelten “schöpferischen Vernunft” beschäftigt hätte, sich auch sonst immer wieder auf die griechische Vernunftgrundlage des christlichen Glaubens bezieht,

    -die Darlegungen des Wiener Kardinal Schönborn, der deutlich macht, dass es nicht nur den Verfassern des NT, sondern der Frükirche in Jesus Christus um einen schöpferischen Grund gegangen wäre,

    -Erkenntnisse von Neutestamentlern, die nachweisen, wie in Alexandrien in den Prinzipien des natürlichen Werdens der Gottessohn gesehen wurde, dies auch noch als “Christologie” bezeichnen,

    -die gesamte historische Kritik, wie wir sie heute bei Prof. Lüdemann nachlesen oder den holländischen Radikalkritikern der frühen Ausklärung,

    -ebenso wie auch neue Erkenntnisse über König Herodes und den Versuch durch seinen Tempel eine leider untaugliche Versöhnung der Kulturen zu erreichen,

    -die Synagogenfunde im Heidenland und ihre Kultinhalte, die auf einen hellensitisch-kosmischen Bezug schließen lassen.

    Das alles sind jeweils nur ein kleine Bausteine, die mit vielen anderen zu einem völlig neuen Bild der Zeit und damit m.E. auch einem Nachdenken über den christlichen Glaubensgünder/grund führen sollten.

    Gerhard Mentzel

  6. Das Magdalena Evangelium – Kathleen McGowan

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Maria Magdalena war keine Prostituierte. Sie war die Ehefrau von Jesus Christus. Da sie zuerst als Kind schon mit Jesus verlobt war, wurde die Verlobung aber gelöst, um politische Probleme zu verhindern. Sie war eine Prinzessin aus königlichem Hause, die deshalb als Nazarenerin auch rote Tücher trug. Sie wurde zur Heirat mit dem Täufer Johannes gezwungen, der ihr jeden Kontakt zu den Nazarenern und ihrer Familie verboten hatte. Deshalb nannte der Johannes sie auch eine Sünderin. Eine Sünderin war auch eine Frau, die selbstständig dachte, also emanzipiert war. Frauen sollten den Mund halten, und ihren Ehemännern unterwürfig sein. Maria Magdalena besuchte aber heimlich doch ihre früheren Freunde. Johannes der Täufer hasste die Frauen, und stellte sie gar als seelenlose Wesen dar. Hure war ein Schimpfwort für eine ungehorsame Frau, die auch ihren eigenen Kopf durchsetzte. In heutiger Zeit müßte man dann auch viele Frauen als Huren bezeichnen, nur weil sie intelligenter sind als die Männer. Das wäre also auch falsch.

    Das oben genannte Buch ist super-spannend.

    Freundliche Grüße

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