Untergang einer Weltmacht – Karthago

Karthago (altgr. Καρχηδών) war lange Zeit der Hauptkonkurrent von Rom in seinem Bestreben um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer. Drei große Kriege waren nötig, um die vormalige Großmacht zu zerstören. Roms Strafe für die Karthager war verheerend und in seinem Ausmaß bis zu diesem Zeitpunkt einmalig.

Karthago wurde als phönizische Siedlung im 9. oder 8. Jahrhundert v.Chr. gegründet. Dionysios von Halikarnassos datiert die Stadtgründung in das Jahr 814 v.Chr., Archäologen konnten früheste Siedlungsspuren erst für das Jahr 760 v.Chr nachweisen. Die Stadt lag 10 Kilometer östlich des heutigen Tunis in Tunesien direkt am Mittelmeer. Der Reichtum und die Macht der Stadt ergaben sich durch die vorteilhafte Lage als wichtigster Knotenpunkt der phönizischen Handelsroute zwischen der Levante und Gibraltar. Die günstige geografische Lage zu Sizilien ermöglichte zusätzlich die Kontrolle der ‚Straße von Sizilien‘ und eine Verbindung zum nördlichen Mittelmeerraum. Als Folge übernahm Karthago im 6. Jahrhundert v.Chr., als mächtige Handels- und Militärpräsenz, eine Führungsrolle über die phönizischen Städte des westlichen Mittelmeers.[1]

Das Ende der Blüte: Roms Unbehagen

Bis zum Jahr 264 v.Chr., dem Jahr der ersten kriegerischen Auseinandersetzung, verlief die karthagisch-römische Beziehung weitestgehend harmonisch. Polybios, ein römischer Historiker ca. 200-120 v.Chr., beschreibt vier karthagisch-römische Handelsverträge, welche die Zuständigkeiten und Handelsräume der beiden Städte klärten.[2] Die Kehrtwende der Beziehung äußerte sich im ersten Punischen Kriegs (264-241 v.Chr.). Ausgelöst wurde die militärische Krise durch einen lokalen Konflikt auf Sizilien zwischen König Hieron II. von Syrakus und den kampanischen Söldnern in Messina. Zu dieser Zeit hatten sowohl die Griechen als auch die Karthager Siedlungen auf Sizilien. Zum Konflikt kam es, als sich die kampanischen Söldner Hilfe suchend nicht nur an Rom, sondern auch an Karthago wendeten. Beide schickten Truppen nach Messina. Das Dilemma der Zuständigkeiten eskalierte. Beide Seiten erlitten hohe Verluste. Alleine die Tatsache, dass Rom durch private Finanziers eine neue Kriegsflotte mit 200 Schiffen aufbauen konnte, führt zum Sieg in Drepanum. Karthago, fehlten die privaten Investoren. Es erlitt eine verheerende Niederlage. Als Friedensbedingung musste Karthago 2200 Talente Silber zahlen, Sizilien aufgeben, auf weiteres Vorgehen gegen Syrakus verzichten und alle römischen Gefangenen unentgeltliche freilassen.[3] Als Folge verlor Karthago in einem Söldneraufstand zusätzlich Sardinien, da es den Sold des dort stationierten Militärs nicht mehr zahlen konnte.[4] Aufgrund der finanziellen Einbußen durch den Landverlust begann Karthago mit der Besetzung Iberiens bzw. Spaniens, was zum zweiten Punischen Krieg (218-201 v.Chr.) führte. Das Gesicht und Symbol dieses Krieges wurde Hannibal, der mit seiner Invasion Italiens einen militärischen Geniestreich vollbrachte. In der Folgezeit entwickelt sich ein Ermüdungskrieg in dem Karthago schließlich unterlag.

Die Zerstörung Karthagos

Die Friedensbedingungen, die Rom nach der karthagischen Niederlage im Jahr 201 v.Chr. festlegte, hatten weitreichende Folgen: Obwohl Karthago laut Vertrag seine autonome Stellung behielt, verlor es alle Landbesitzungen außerhalb von Afrika. Innerhalb von Afrika musste es alle Besitzungen, die ehemals dem numidischen Herrscher Massinissa oder seinen Vorfahren gehörte, zurückgeben. Wichtigste Klausel des Vertrags war das Verbot der Kriegsführung außerhalb Afrikas und innerhalb Afrikas nur mit Einwilligung durch Rom.[5] Als in den Folgejahren Massinissa immer mehr karthagische Gebiete annektierte und Rom seine Einwilligung, ob Karthago militärische Gegenmaßnahmen ergreifen dürfe, viele Jahre hinauszögerte, traf Karthago im Jahr 153 v.Chr. eine eigenmächtige Entscheidung: Es wehrte sich militärisch gegen Massinissa. Was nun folgte, bewerteten bereits die Zeitgenossen als tyrannische Exekution. Eine Auseinandersetzung zweier Großmächte auf Augenhöhe war nach dem zweiten Punischen Krieg nicht mehr möglich.[6] Aufgrund des karthagischen Vertragsverstoßes erklärte Rom den Krieg. 150 v.Chr. wurde die vollkommene Zerstörung Karthagos durch den römischen Senat beschlossen. Im Jahr 149 v.Chr. wurde dieser Beschluss der Öffentlichkeit mitgeteilt.

Das römische Versprechen nach Frieden

Obwohl Karthago diverse Diplomaten nach Rom schickte, erlebte es keine römische Gnade. Nicht weniger als die bedingungslose Kapitulation, eine deditio in fidem, wurde von den Karthagern erwartet. Zusätzlich verlangte der Senat die Auslieferung der vornehmsten 300 Söhne als Geiseln, die innerhalb von 30 Tagen nach Sizilien zu entsenden waren. Obwohl sich Karthago allen Bedingungen fügte, da es wirtschaftlich und militärisch stark geschwächt war, ließ sich Rom nicht besänftigen. Nun forderten der Senat die Auslieferung aller Waffen und Kriegsgerätschaften mit dem Versprechen, bei Erfüllung den Frieden zu akzeptieren. Doch erneut brach Rom sein Versprechen. Die neue Forderung, die Karthager sollen ihre Stadt verlassen und sich in 16 Kilometern zum Meer neu ansiedeln, führte zum letzten Aufbegehren der Karthager. Laut römischen Legenden ließen die Karthager alle Sklaven frei, in den Tempelbezirken wurden Waffenwerkstätten errichtet, um die ausgelieferten Waffen zu ersetzen, Männer und Frauen fertigten Waffen im Akkord, Standbilder wurden eingeschmolzen, Frauen gaben ihr Haar und ihren Schmuck für die Waffenproduktion und Häuser wurden abgedeckt, um Holz für den Schiffsbau bereitzustellen.[7] Die Karthager hielten ihren militärischen Widerstand bis zum Jahre 146 v.Chr. aufrecht. Nach einer mehrjährigen Blockade der Land- und Seewege durch den römischen Befehlshaber P. Cornelius Scipio unterlag die vom Hunger gepeinigte Stadt. Nach mehrtägigen Straßenkämpfen wurde die Burg, das Zentrum der Stadt, eingenommen. Etwa 50.000 Bewohner wurden von den Römern als zukünftige Sklaven gefangen genommen. 900 Überläufer stürzten sich in die Flammen des brennenden Karthagos, um der römischen Sklaverei zu entgehen. Nach Polybios weinte Scipio im Angesicht des karthagischen Flammenmeers, da er für Rom in ferner Zukunft ein ähnliches Schicksal sah.[8] Die Legende, dass Salz auf Karthagos Boden gestreut wurde, um es dauerhaft unfruchtbar zumachen und eine Neu-Besiedlung zu vermeiden, ist hingegen eine Legende aus dem 19. Jahrhundert. Es gibt keine Hinweise auf dieses Vorgehen in den antiken Quellen. Die Zerstörung Karthagos wird in der Forschung als Wendepunkt der römischen Selbst- und Außenwahrnehmung gesehen. Die Motive für die harte Strafe Karthagos sind vielfach diskutiert und reichen vom ‚Defensiven Imperialismus‘ bis hin zum Prestigeverlust und ökonomischen Interessen.


[1] Vgl. Alfred Heuss: Römische Geschichte, 10. Auflage, Paderborn 2007, S.67-75.

[2] Vgl. Polyb. 3,22,4-13; 3,24,3-13; 3,26,1-5; 3,25,3-5; Vgl. Klaus Zimmermann: Rom und Karthago, Darmstadt 2005, S.1-19.

[3] Vgl. Polyb. 1,63-1-3; 3,27,1-6.

[4] Vgl. Polyb. 1,88,8-12; Vgl. Zimmermann: Rom und Karthago, S.38-41.

[5] Vgl. Polyb. 15,18.

[6] Vgl. Polyb. 36,9.

[7] App. Libyke 441.

[8] Vgl. Zimmermann: Rom und Karthago, S. 143-144.

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Herzlich Willkommen! ‚Geschichte‘ ist ein Sammelbegriff für unendlich viele Geschichten: Geschichten von Menschen, Begriffen, Gruppen, Ereignissen, Ideen, Umbrüchen, Kulturen, Grenzen, Unterschieden, Mentalitäten, […]. Es gibt keine menschliche Eigenheit ohne Geschichte. Ich werde euch kurze Einblicke in die Alte Geschichte geben. Warum Alte Geschichte? Aus Leidenschaft und weil es mein Studienschwerpunkt ist. Eure Jessica Koch

20 Kommentare

  1. Kann dieser Punkt vielleicht noch ein wenig erläutert werden? :

    Beide Seiten erlitten hohe Verluste. Alleine die Tatsache, dass Rom durch private Finanziers eine neue Kriegsflotte mit 200 Schiffen aufbauen konnte, führt zum Sieg in Drepanum.

    Vgl. auch :
    -> https://en.wikipedia.org/wiki/First_Punic_War (‘Moreover, the Roman Republic’s ability to attract private investments in the war effort to fund ships and crews was one of the deciding factors of the war, particularly when contrasted with the Carthaginian nobility’s apparent unwillingness to risk their fortunes for the common war effort.’)

    MFG + vielen Dank für diesen Artikel,
    Dr. Webbaer

    • Hallo
      ich habe denn Beitrag gelesen und frage mich wieso die Zerstörung von Karthago als „Wendepunkt“ vom römischen Reich bezeichnet wird.

  2. Der Konflikt um Messana war sicher Auslöser, aber nicht Ursache des Konfliktes. Karthago und Rom sind in der Folge des Phyrroskriege schlicht die Pufferstaaten abhanden gekommen. Samniten und süditalische Griechenstädte sind unter römische Kontrolle gekommen, Syrakus war ebenfalls verbündet mit Phyrros, damit auf der Verliererseite und zu einer kleinen Regionalmacht herabgesunken. Als der Plan des Phyrros, einen westmediterranen Diadochenstaat zu errichten, noch für Rom und Karthago bedrohlich war, hat sie der gemeinsame Feind zusammengeschweisst, Danach war der Konflikt fast unausweichlich. Wie Theodor Mommsen so treffend festgestellt hat: Die Antike kannte nicht das Gleichgewicht der Kräfte, damals hiess es Amboss zu sein oder Hammer.

    • Der Konflikt zwischen dem semitischen Volk der Phönizier oder Punier darf auch unabhängig von bestimmter Unternehmung der Molosser verstanden werden, es trafen Großreiche aufeinander, wobei Rom noch im Aufbau begriffen war, und ‘Gleichgewichte der Kräfte’ gab es auch damals schon, sie mussten nur ausgehandelt werden.
      Möglicherweise hat die Homogenität des seinerzeitigen Roms, verbunden mit bestimmter Potenz und Fertigkeit, seinerzeit den Ausschlag gegeben Hannibal “Mores zu lehren”.
      Ihr Kommentatorenkollege hat zudem weiter oben in den Raum gestellt, dass auch der republikanische Charakter der altrömischen Unternehmung hier eine Rolle gespielt haben könnte.

      MFG
      Dr. Webbaer

      • Auweia, so ein kurzer Beitrag und so viele Fehler. Ich ziehe das mal grade:
        Erst mal war Hannibal bei Ausbruch des ersten Krieges noch nicht mal ein Glitzern im Auge eines barkidischen Stallburschen, die Römer werden also kaum den Wunsch verspürt haben, ihn Mores zu lehren.
        Eine Politik des friedlichen Ausgleichs haben seinerzeit allenfalls die Lagiden betrieben, und bei denen wird es auch eher auf die notorische militärische Schwäche Ägyptens zurückzuführen sein. Alle anderen haben immer nur auf die bewährte “ich zermalme meine Gegner unter den Hufen meiner Pferde/den Rädern meiner Streitwagen”-Strategie gesetzt.
        Was der “republikanische Charakter der altrömischen Unternehmung” damit zu tun haben soll ist mir unklar und im übrigen auch irrelevant. Egal ob Rom von einem König, einer Volksversammlung oder einer Handvoll verzweigter Adelsfamilien regiert wurde (letzteres trifft zu), eine fremde Grossmacht an der Strasse von Messana konnte man auf keinen Fall brauchen, dafür war die römische Suprematie über Süditalien noch viel zu ungefestigt. Wenn überhaupt eine römische Verfassungseigenheit in diesem Krieg eine Rolle spielte, dann sicherlich die Kollegialität der Beamtenstellen. Nachdem die Syrakusaner vom karthagischen ins römische Bündnis gewechselt waren, hätte für beide Seiten ein Frieden auf der Basis des status quo nahegelegen, in dem die Römer im wesentlichen in die Rolle der Syrakusaner geschlüpft wären und den Karthagern ihre Epikratie ungeschmälert behalten hätten. Offenbar hatten sich die Römer auch auf so etwas eingestellt, als sie den patrizischen Konsul (Name vergessen, es war glaube ich ein Valerier) mit dem grössten Teil der Armee zurückbeorderten und in Rom einen Triumphzug abhalten liessen. Sein plebejischer Kollege Manius Otacilius Crassus musste in Sizilien verbleiben und wurde direkt gegen Agrigent übergriffig, was die Karthager nun wirklich nicht mehr hinnehmen konnten. Das Resultat war dann eine der schwersten kriegerischen Auseinandersetzungen des Altertums.

        • @ aristius fuscus :

          Sie dürfen Ihren Kommentatoren-Kollegen auch als historisch, insbesondere das Althistorische meinend, als “bewandert” verstehen.
          Sicherlich spielte der ‘republikanische Charakter der altrömischen Unternehmung’ eine Rolle und insofern hat sich der Schreiber dieser Zeilen erlaubt, auch die hiesige werte Inhaltegeberin meinend, nachzufragen.
          Zudem war die Gesamtheit der punischen Kriege gemeint.

          Insgesamt bleibt Ihre Nachricht natürlich begrüßt, Sie dürfen auch gerne Namen wie Kompetenz offen legen, abär es könnte schon so gewesen sein, wie benachrichtigt, nämlich, dass ein semitisches Volk hier einem Nationalstaat mit besonderer Beschaffenheit, das Republikanische meinend, zu unterliegen hatte.

          MFG + schöne Woche noch,
          Dr. Webbaer

          • PS:
            Antisemitisch war hier nichts gemeint, dies fiel hier im Nachgeschriebenen noch auf, also ganz und gar nicht.

          • Auch “semitisch” ist nicht das passende Wort, es wurde im 18. Jh. erfunden und ist von “Sem” abgeleitet.

            Was meinen Sie genau?

          • Ach so, ich hatte Ihren Kommentar auf die Kriegsursache bezogen, tatsächlich meinten Sie aber das in der Tat unterschiedliche Engagement, mit dem der Krieg dann ausgekämpft wurde. Auch so kann ich aber nicht zustimmen, denn der 2 und insbesondere der 3. Krieg zeigten dann, dass die Karthager eine den Römern ähnlichen Leidensfähigkeit und Energie mobilisieren konnten. Ausserdem waren sich die Regierungssysteme beider Staaten sehr ähnlich (worauf schon Polybios hingewiesen hat),und als Nationalstaat würde ich Rom zu diesem Zeitpunkt auch nicht bezeichnen wollen, die Idee einer italischen Nation begann sich erst in der augusteischen Zeit herauszubilden (die Eklogen Vergils spiegeln das sehr schön).
            Der Grund, warum Karthago im ersten Krieg vergleichsweise wenig Einsatz zeigte, war glaube ich ganz trivial: es stand für sie weniger auf dem Spiel. Ich führe das mal näher aus:
            Grundlage der römischen Macht war ein ziemlich elaboriertes Bündnissystem, nach dem die Gemeinden römischen Rechts und die Bundesgenossen latinischen Rechts den Römern im Kriegsfalle Zuzug zu leisten hatten und dafür im Sieg einen durchaus angemessenen Anteil an der Beute erhielten, sei es nun Land oder materielle Güter. Im ersten Krieg traf die Kriegslast hauptsächlich die Verbündeten, die die diversen römischen Flotten bemannten, und deren Verluste enorm waren. Sollte es nach derartigen Anstrengungen nur einen Kompromissfrieden ohne grössere Beute geben, konnten insbesondere in den latinischen Städten leicht Zweifel hochkommen, ob die enge Verbundenheit mit Rom tatsächlich der Weisheit letzter Schluss sei. Das hätte den Machtanspruch Roms und seiner führenden Aristokraten unmittelbar gefährdet, weswegen sie sich noch einmal zu einer grossen Anstrengung verstanden.
            Für die karthagischen Aristokraten war der Verlust Siziliens zwar ärgerlich und vor allem teuer, es hat aber ihren Status nicht direkt gefährdet. Ausserdem wäre es für die Karthager auch schwer geworden, noch einmal eine Flotte zu bemannen, demographisch war man gegen die Römer halt doch sehr im Nachteil.
            Übrigens hat die Rücksicht auf die Verbündeten in der römischen Kriegsführung auch im hannibalischen Krieg eine erhebliche Rolle gespielt. Die militärisch ziemlich unsinnige Entscheidung, es auf eine Entscheidungsschlacht ankommen zu lassen (Cannae), dürfte hierauf zurückzuführen sein, nachdem man ja zuvor mit der Ermattungsstrategie des Fabius ganz gut gefahren war.

          • @ aristius fuscus :

            Der Schreiber dieser Zeilen sieht hier schlicht ein einstmals stattgefunden habendes Zusammenkommen größerer imperialistischer Gebilde, die ganz anscheinend nicht nebeneinander bestehen konnten, wobei die eine Seite zumindest mehr nationalstaatlicher und technologisch (“Beware of the Elephants“) fortgeschrittener war, auch republikanisch besonderes Engagement anstoßen konnte, privates, als die andere, kommentieren oder zu verstehen gesucht, öffentlich.

            Hier :

            Die Zerstörung Karthagos wird in der Forschung als Wendepunkt der römischen Selbst- und Außenwahrnehmung gesehen. Die Motive für die harte Strafe Karthagos sind vielfach diskutiert und reichen vom ‚Defensiven Imperialismus‘ bis hin zum Prestigeverlust und ökonomischen Interessen. (Quelle)

            … darf auch ein wenig aufgemerkt werden in dem Sinne, dass post festum sozusagen alles als ‘defensiv’ herausgestellt werden kann, wobei der Imperialismus [1] per se nicht ‘defensiv’ angelegt zu sein scheint.

            MFG
            Dr. Webbaer

            [1]
            Lustig womöglich auch ein aktueller Bezug, die EU meinend; die Auflösung von Nationalstaatlichkeit bedeutet schon Imperialismus, auch wenn dies nicht gerne so genannt wird, fürwahr nicht. Dies aber nur ganz am Rande angemerkt.

  3. Nach x Deklamationen von “Carthaginem esse delendam” wurde Karthago wiklich dem Boden gleichgemacht. Schon die Römer haben also die Kriegsführung der verbrannten Erde eingeführt oder gekannt. Doch es war sogar mehr: es war die Elimination eines potenziell Ebenbürtigen. Die Römer gingen auf Nummer Sicher.

    • ‘Verbrannte Erde’ müsste das Faustrecht meinen und war wohl längere Zeit Usus, die alten Römer waren hier recht flexibel, schätzten auch die Tributzahlung und pflegten Provinzen, also Stellvertretertum eines zuvor erreichten Siegs.
      Sie konnten natürlich auch anders.
      >:->

      • “Verbrannte Erde” meint eine Kriegstaktik, die dazu dient, den Feind im Land von der Versorgung der Ressourcen abzuschneiden. In der Regel ernährten sich die Heere von dem, was die Region bot. Ein gewisser demoralisierender Effekt kommt hinzu.

        “Verbrannte Erde” wurde mehr oder weniger zu allen Zeiten angewandt.

        • @ Herr Stefan :

          “Verbrannte Erde” meint eine Kriegstaktik, die dazu dient, den Feind im Land von der Versorgung der Ressourcen abzuschneiden.

          Negativ.

          ‘Verbrannte Erde’ meint im Sinne des Faustrechts die Totalzerstörung und zwar auch diejenige, die außerhalb des eigenen Einflussbereichs erfolgt.
          Sie mag einstmals Normalzustand und primäres Kriegsziel gewesen sein. [1]

          MFG
          Dr. Webbaer

          [1]
          Vgl. :
          -> https://en.wikipedia.org/wiki/Scorched_earth (hier findet sich auch ein Zusammenhang mit den Punischen Kriegen)

  4. Es ist noch nicht klarer, Webbaer. Das Konzept “Semit” ist relativ modern und ich weiß nicht, ob das hier anwendbar ist. Die Römer hielten sich sicherlich für das beste Volk der Welt, aber das war nicht unbedingt ein Grund für die Auslöschung eines anderen Volkes, und sie hatten womöglich doch eine andere Sortierung der Völkerscharen. Wenn man die Mythologie heranzieht, könnte aus der Sicht der Römer für die Punier sprechen, dass Dido den Äneas doch sehr gastfreundlich aufgenommen hat. Jupiter musste ihn losreißen. Wieweit die Geschichte vor Vergil schon ausformuliert war, weiß ich nicht, aber es gab wohl etwas, was er aufgegriffen hat.

    • Gemeint war, dass mit den Phöniziern ein “mobiles” Volk Gegner Roms war, das aus Vorderasien stammt. Das ‘semitisch’ war nicht ganz passend verwendet, wie weiter oben bereits im PS angedeutet, wenn auch nicht falsch.
      Die Gegnerschaft Roms und der Punier ist natürlich ein sehr interessanter Punkt, vermutlich konnte man sich schlicht nicht arrangieren.

  5. Pingback:Die Geschichte der Sieger - Interview mit Jessica Koch » Freistetter talkt » SciLogs - Wissenschaftsblogs

  6. Das passiert uns allen wenn wir nicht bald zornig werden.

    https://www.youtube.com/watch?v=Q_fA2aj66o4

    Aber ich glaube die meisten Westeuropäer sind nicht mehr in der Lage
    zornig zu werden und wenn es um die eigene Existenz ginge.

    Imperien und Zivilisationen wie Rom oder Europa, ja der Westen, sterben nicht einfach. Sie werden nicht wirklich besiegt. Sie explodieren nicht.
    Sie implodieren. Sie fallen in sich zusammen und geben dem Druck von außerhalb nach, weil sie keine Kraft mehr haben, um sich selbst zu erhalten.
    Nun gut Kulturen atmen und vergehen , mich überrascht nur das Tempo.

    Schönen 2. Advent
    im Jahre zweitausendsechszehn.

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