Zwischenbilanz

BLOG: Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen

Geköpft und mit Steinen beschwert – archäologische Spuren von Hinrichtungen und Abwehrzauber in Mittelalter und Neuzeit
Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen

Inzwischen sind wir allein auf dem Galgenhügel. Die Ferien sind zu Ende und wir wollen uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen fleißligen Teilnehmern für ihren großen Einsatz und ihre tatkräftige Hilfe bedanken! Die Befundlage stellt sich vielschichtig dar. Der Hügel ist schon urgeschichtlich genutzt worden, eine nicht ungewöhnliche Situation für mittelalterliche/neuzeitliche Richtstätten. Gern hat man die weithin sichtbaren Galgen und steinernen Schafotte auf künstlichen Erhöhungen errichtet, denn diese Stätte der hohen Gerichtsbarkeit sollte weithin sichtbar sein. Die Richtstätte mit ihren länger dort am Galgen oder auf dem Rad befindlichen Delinquenten sollte Abschreckung und Prävention zugleich sein. Auch politische Unabhängigkeit wurde dadurch symbolisiert, denn die Verleihung der Blutgerichtsbarkeit war ein wesentlicher Bestandteil der Selbstbestimmung der Städte. An der großen mittelalterlichen Nürnberger Geleitstraße gelegen, trug die hier genutzte Richtstätte all diesen Aspekten ausreichend Rechnung. Die Bergung und Bearbeitung der Bestattungen stellt sich schwierig dar, denn ihr Erhaltungszustand ist eher schlecht. Doch aufgrund der Beifunde lassen sie sich problemlos in das Mittelalter datieren und stehen der Betrachtung als Richtstätte somit nicht entgegen. Drei Tage bleiben uns noch, um Fragen zu klären, letzte Befunde aufzunehmen und die Dokumentation zu vollenden. Wir werden die Zeit intensiv nutzen und am Ende der Grabung einen kurzen Überblick sowie einen Ausblick auf das nächste Jahr geben. M. Genesis

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Zu meiner Person: Dr. phil., Historikerin/Archäologin M.A. Schwerpunkt: Rechtsarchäologie, archäologische und historische Richtstättenerfassung

3 Kommentare

  1. Tolle Sache!

    Gibt es eine Chance, die Dokumentation dann auch online zu lesen zu bekommen? Das wäre m.E. ja auch für die Mitwirkenden toll, die dann auch andere (Freunde, Verwandte, Diskussionspartner etc.) darauf hinweisen könnten. Und es würde all jenen das Herz wärmen, die es einfach wichtig finden, dass Wissenschaft von möglichst vielen Menschen (mit-)betrieben wird und nicht nur eine Angelegenheit abgeschotteter Eliten bleibt. Daher: Danke für die tollen “interaktiven” Projekte!

  2. Dankeschön!

    Die Aufarbeitung wird etwas Zeit in Anspruch nehmen, doch ich habe natürlich vor, zu veröffentlichen. Im zweiten Band der “Richtstättenarchäologie” wird es wieder einen Aufsatz zum Thema geben, der sich dann voll und ganz mit Alkersleben beschäftigt. Das Ganze ist zudem Teil meiner Promotion, die ebenfalls veröffentlicht wird. Aber ja, bis dahin dauert es noch ein Weilchen. Daher wird es im Frühling für all die fleißigen Helfer und Grabungsteilnehmer einen Vortrag in Alkersleben geben, denn die Gemeinden (Alkersleben und Elxleben)waren und sind sehr an ihrer Geschichte interessiert. Aus diesem Interesse ergibt sich eine große Hilsbereitschaft, die die gesamte Arbeit hier vor Ort unglaublich erleichtert hat. Und ich hoffe, dass wir unser Tagebuch im nächsten Jahr weiterführen können und freue mich, wenn wir hier im Netz auf solch große Begeisterung wie die Ihre stoßen. Dankeschön.

  3. @ Genesis

    “Und ich hoffe, dass wir unser Tagebuch im nächsten Jahr weiterführen können”

    Ja, das hoffen wir auch.

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