Tag 5

BLOG: Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen

Geköpft und mit Steinen beschwert – archäologische Spuren von Hinrichtungen und Abwehrzauber in Mittelalter und Neuzeit
Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen

Früher als sonst machen wir uns auf den Weg. Wir haben ein Date! Auf uns wartet der Bagger. Denken wir zumindest. Als wir am Hügel ankommen weht der schon vertraute Wind, leichter Regen tropft uns auf’s Gemüt. Und der Bagger fehlt. Spekulationen schleichen sich in unsere Gedanken: existiert der Bagger überhaupt? Kennt er vielleicht den Weg nicht? Der Baggerfahrer stammt doch aus dem Nachbardorf, oder?

Wie groß ist die Spannung, als plötzlich ein Lastwagen den Feldweg herauf rumpelt. Huckepack – tatsächlich ein Bagger. Für uns? Nicht wahr. Freundlich begrüßt und gleich an die Arbeit gemacht. Viel ist zu tun, wenn es auch immer im Hinterkopf zu behalten gilt, nur so viel an Fläche zu öffnen, wie wir auch bearbeiten können.

"…und hinter den sieben Bergen drehst du dann bitte um, okay?"

Am liebsten hätten wir dem Baggerfahrer ja gesagt: „einfach alles aufmachen – wir finden uns schon zurecht.“ Aber wichtig war heute, die Fläche der Grabung vom vergangenen Jahr zu finden, um endlich einen Anschluss zu haben. Das ist uns schließlich auch gelungen, wenn auch nicht eindeutig. Aber was soll’s? Wir sind ein gutes Stück weitergekommen. Vor dem Mittag blieb noch Zeit, einen 25 m langen Schnitt nach Westen zu öffnen. Ach wie schön ist so ein Bagger, sieht gut aus und ist praktisch. Ein rechter Spielgefährte. Ziel dieses Aufschlusses ist eine Abgleichung der Bodenbefunde mit den Daten des Magnetogramms, welches uns das Landesamt im Frühjahr freundlicherweise angefertigt hat. Auf diesem sind verschiedene kreisförmige um eine zentrale viereckige Struktur zu erkennen, und wir wüssten nur zu gern, was es damit auf sich hat. Stand auf dem Hügel in Alkersleben, immerhin ein beurkundetes Gerichtsdorf, tatsächlich ein Galgen, weithin sichtbar als Abschreckung und zur Mahnung der Lebenden? Oder handelt es sich, wie aus den Strukturen des Magnetbildes zu vermuten wäre, bei den Steinen um Mauerreste einer noch älteren Warte, einer Geleitstation entlang des alten und bedeutenden Handelsweges von Erfurt nach Nürnberg?

Leider fehlt uns noch der entscheidende, datierende Fund. Lediglich Anhaltspunkte haben wir bisher. So wies uns der freundliche Kollege aus Weimar heute darauf hin, dass ein bestimmter Stein, den wir gelegentlich in unserer Steinpackung verbaut finden, während des Mittelalters in Erfurt gern zum Kellerbau genutzt wurde. Das würde ja ganz gut passen. Als Beweis reicht es allerdings nicht…

Insgesamt kann man für die erste Woche ein positives Resumé ziehen. Wenn auch nicht alles nach Plan verlief (Bagger, Wetter), so war die Zeit für uns alle recht lehrreich und vor allem unterhaltsam.

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Zu meiner Person: Dr. phil., Historikerin/Archäologin M.A. Schwerpunkt: Rechtsarchäologie, archäologische und historische Richtstättenerfassung

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