Berauscht vom Öffnen der Tore zur Vergangenheit schließen wir nun, was wir gesehen… der letzte Tag!
BLOG: Abenteuer Geschichte – Archäologie unterm Galgen
Wie jede Frist, willkürlich hart gezogen, oder abhängig von Notwendigkeiten wohl gesetzt, so zieht auch diese, oder doch zumindest unsere, das Gefühl nach sich, verfrüht zu sein. Vier Wochen lang wurde nun hier gegraben und vermessen, gezeichnet und coloriert, gefunden und vermisst (vor allem die Schere, die Elende) wohl auch gegessen und gelacht, so dass es etwas Unwirkliches-Unwahrscheinliches hatte, dass nun wieder alles unter die Verschüttung gelangen sollte, was nach der peinlichen Akribie zu tage gefördert wurde. Doch noch zeichnet man, gräbt man, birgt die letzten Funde, nimmt die letzten Maße, wo die ersten schweren Fuhren Sand das blutige Mark der Geschichte erneut verdecken. Sondage 8 und 9 sind fast wieder verfüllt, als es erneut heißt, man sei auf einen Fund gestoßen. Wie immer, so heißt es , sei es der letzte Tag, wie dieser, gräulich wolkenschwere Tag, an denen man auf Dinge stößt, die ermahnen, man müsse doch eigentlich weiter graben, wo jedoch Tagesplan und Frist die Schließung aller Sondagen vorschreibt.
Eine Gürtelschnalle wurde gefunden, eine zweite zeigt sich bald darauf. Das Individuum, männlich, kaum der Adoleszenz entwachsen, in der Seitenlage liegend, der Blick nach Westen gerichtet und nach allen Vorschriften (scheinbar) der Ur- und vorgeschichtlichen Bestattungssitten beigesetzt, wird das Letzte sein, was aus dem Boden entnommen zur weiteren Untersuchung gesichert werden kann. Dann füllt sich auch diese Grube, nach und nach, mit den Tonnen von Erdreich, die zuvor einen Monat lang mit Vorsicht und Behutsamkeit entnommen wurden.
Wird man erneut den “Brunnen der Vergangenheit” an dieser Stelle öffnen, um auszuloten, wie tief er führt? Ein letztes Mal schauen wir zurück, die schwieligen Hände in unseren Taschen, leicht berauscht von dem Gefühl des Erfolges und dem Getränk des Feierabends, zu dem leicht ansteigendem Pfad an dessen höchsten Punkt, am Galgenberg, nun wieder Ruhe herrscht: fragwürdig, sehr fragwürdig ist dieser Brunnen, soviel hat die Abgrabung gezeigt. Alles weitere dann.
J.S.L. (Johannes)
Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir nicht, dass uns noch eine Überraschung bevorstand. Jeder Archäologe kennt das: am Freitag kurz vor Arbeitsende passiert gern noch einmal etwas ganz Besonderes. Ein Fund?
Keine halbe Stunde später kam in unmittelbarer Nähe der ersten Schnalle ein zweite, ebenso gut erhaltene formgleiche Schnalle an Tageslicht. Eben Freitag kurz vor Toreschluss….
Liebe Studenten und Teilnehmer, Ihr wart ein wunderbares Team! Die ganzen interessanten Ergebnisse sind Eurer Arbeit und Eurem Einsatz zu verdanken! Dafür vielen vielen Dank! Erholt Euch schön, sei es in Wien, Athen, Frankfurt oder Berlin und wir sehen uns hoffentlich alle (Sebastian und Georg per Live-Schaltung ;)) zum Hanuta/Knoppers-Nachtreffen in Berlin! Eure Grabungsleiterin
Demnächst wird es einen Abschlussbericht zur Grabung geben, der an dieser Stelle kurz die wesentlichen Ergebnisse der Ausgrabung umreißen wird.
Welch Ende … seufz.
Das heißt aber hoffentlich nicht, dass ich hier bis zur warmen Jahreszeit warten muss, bis weiter gebloggt wird?
Ich lese seit dem ersten Tag mit und werde ebenso wehmütig … und werde trotzdem kaum kommentieren können, weil einfach zu viel unterwegs. Das bedauere ich fast noch mehr … und freue mich auf die Bilder.
Ist doch schon morgen … tapp, tapp 😉 🙂
In der Tat. Sehr poetisch, der Schluss.
Dann hoffen wir mal, dass es bald wieder eine “Genehmigung zum Buddeln” gibt. Wenn die jetzt gemachten Funde ausgewertet sind, dann wisst Ihr (oder die nach Euch dort buddeln werden) ja, wo es am interessantesten ist, weiter zu machen.
Ansonsten:
Sehr schöne Berichterstattung. 🙂