Was checkt einer mit 30 IQ Punkten weniger? Über Dysholiker, Hypovolitive und Dyspathen

BLOG: WILD DUECK BLOG

Wahrheiten als Querdenkerisches verkleidet, von Gunter Dueck
WILD DUECK BLOG

Ein überdurchschnittlich Intelligenter (sagen wir, mit IQ 110) hält jemanden mit IQ 80 für völlig unterbelichtet. Ich habe dieses Thema hier schon früher rund um das Thema Hochbegabung angeschnitten. These: Jemand mit IQ 140 könnte wiederum den mit IQ 110 für absolut kopfverdreht halten, oder? Tja, könnte er. Er würde dennoch ins Grübeln geraten, ob er damit Recht haben kann, denn jemand mit IQ 110 wird von jedermann für intelligent gehalten. Der mit IQ 140 merkt dann schon ganz betrübt, dass er eine seltene Pflanze ist und er bekommt ständig Selbstzweifel. Die anderen Leute attestieren ihm im besten Fall eine mathematische Inselbegabung oder etwas Ähnliches. In der Mathematik ist es so, dass manche Ideen, die Begabten sonnenklar erscheinen, den Normalen nie zugänglich sind. Das akzeptieren die Normalen als Ausnahme. Sie stört es nicht, wenn sie Mathe nicht checken.

Könnte es denn nicht sein, dass es wichtige und weltentscheidende Ideen gibt, die leider eben nicht von Normalen verstanden werden können? Nehmen wir die emotionale Intelligenz. Da gibt es Leute, die nicht verstehen, was in ihrem Gegenüber vorgeht. Speziell Menschen mit ein paar Schritten weiter im autistischen Spektrum („leichter Asperger“) können Gesichtszüge nur schwer deuten. Oft sind Politiker oder Chefs mit sozialen oder menschlich kritischen Situationen vollkommen überfordert. Sie sind staubtrocken, kalt, grausam nüchtern oder trumpartig – und irritierte Pressesprecher reparieren verzweifelt oder stumm unkommentierend, was noch zu retten ist. „Sie lernen es nie.“ – „Sie merken nichts.“ – „Teleprompter-Befehl.“ Die da oben sind oft zwar hochintelligent, aber sonst einfach nur Dyspathen.

Okay, zum Punkt: Heute sehen wir langsam ein, dass wir von einem weniger intelligenten reduktionistischen Wenn-Dann-Logik-Weltbild der Einzelkomponentenbetrachtung zu einer multifaktoriellen und holistischen Sichtweise wechseln müssen. Überall sprießt derzeit Ganzheitsberatung und Holistik-Coaching aus dem Boden. Kann es sein, dass Holismus und Gestaltismus Ideen sind, die man nur mit „30 Mehrpunkten“ verstehen kann? Vielleicht trifft das auf viele Meta-Ideen zu? Metakommunikation oder so?

So wie es dann Legastheniker oder Dyskalkuliker gibt, könnte es doch die Ganzheitsschwäche der Dysholiker geben? Dann auch die Willensschwäche der Hypovolitiven? Vielleicht gibt es für die Entwicklung zu einer besseren Welt zu viele Dysse unter uns?

PS, und zwar nur für Leute, die das kennen: Im Sinne von Spiral Dynamics „bin ich gelb“, und ich selbst finde „türkis“ irgendwie überhöht fremd. Ich sinne darüber nach, ob mir jetzt 30 Punkte in irgendetwas fehlen. Ich denke doch, dass dieser holistische Überhöhungsansatz etwas weltfremd und spinnert ist. Aber es ist ein Zeichen des Dummen, genauso über das Intelligente zu denken. Und ich stelle fest, dass ich aus diesem Gefängnis prinzipiell nicht herauskann, wenn mir die 30 Punkte fehlen. Da muss ich mich in Demut üben.

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

www.omnisophie.com

Bei IBM nannten sie mich "Wild Duck", also Querdenker. Ich war dort Chief Technology Officer, so etwas wie "Teil des technologischen Gewissens". Ich habe mich viel um "artgerechte Arbeitsumgebungen" (besonders für Techies) gekümmert und über Innovation und Unternehmenskulturen nachgedacht. Besonders jetzt, nach meiner Versetzung in den Unruhestand, äußere ich mich oft zum täglichen Wahnsinn in Arbeitsumgebungen und bei Bildung und Erziehung ein bisschen polarisierend-satirisch, wo echt predigende Leidenschaft auf Stirnrunzeln träfe. Es geht mir immer um "artgerechte Haltung von Menschen"! Heute bin ich als freier Schriftsteller, Referent und Business-Angel selbstständig und würde gerne etwas zum Anschieben neuer Bildungssysteme beitragen. Ich schreibe also rund um Kinder, Menschen, Manager und Berater - und bitte um Verzeihung, wenn ich das Tägliche auch öfter einmal in Beziehung zu Platon & Co. bringe. Die Beiträge hier stehen auch auf meiner Homepage www.omnisophie.com als pdf-download bereit. Wer sie ordentlich zitiert, mag sie irgendwo hin kopieren. Gunter Dueck

15 Kommentare

  1. Für das ‘trumpartig’ setzt es einen Minuspunkt, gerade dann, wenn eine Frau Dr. Merkel landesweit zur Verfügung steht, die weder verständig, noch emotional anregend ist.
    Zudem ist oder war der Teleprompter etwas für Hillary und Barry.
    (Auch von Frau Dr. Merkel, einer Dame, die zwar sprechen, aber nicht reden kann, wird am besten abgelesen. [1] )

    Ansonsten, dies darf verraten werden, gibt es die Intelligenz nicht, jedenfalls nicht die Klugheit, Schläue, Verständigkeit, Weisheit etc. meinend, es gibt die vor ca. 100 Jahren entwickelte sogenannte Intelligenz als messbare Größe, die bspw. in Teilen erblich scheint, das zuvor genannte irgendwie meinen könnte bis müsste und vor allem auch die Erkenntnis, dass sie nicht derart meinen muss.
    Sogenannte IQ-Tests meinen irgendwelche Mustererkennung und dies insbesondere vor kulturellem Hintergrund. [2]


    Private Webbaer-Theorie:
    Es gibt Doofe, die nicht verstehen, harthörig sind, und es gibt Tumbe, Dumme, die nicht in der Lage sind, sich sprachlich auszudrücken.

    Weder Doofe noch Tumbe müssen in irgendeiner Hinsicht empathischer sein, als diejenigen, die im dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Artikel herausgestellt worden sind.
    Bei Doofen und / oder Tumben wird aber idR keine Asperger-Diagnose gestellt, weil eben zu doof und / oder zu tumb.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    Oder gibt es hier welche, die anderer Ansicht sind?
    (Dann greift abär womöglich der “30-IQ-Punkte-Minus-Ansatz”, siehe Artikeltext.)

    [2]
    Opi W hat diese “Hochbegabtenforscher” selbst ein wenig beforscht, auf die Frage, ob sie selbst “hochbegabt” zu sein haben, konnten sie -sinngemäß- antworten, dass dies nicht der Fall sein müsse.

  2. Was will mir dieser Beitrag jetzt genau sagen?

    Einmal ist man mit IQ 110 noch nicht überdurchschnittlich intelligent. Dafür braucht es dann doch noch fünf IQ-Punkte mehr. Und ob jemand mit IQ 110 nun unbedingt von jedermann für intelligent gehalten wird? Von denjenigen, die da weit drüber liegen (den 140ern) sicher nicht. Klar, von denen gibt es wieder weniger. Doch bei den die darunter liegen ist es wohl eine Sache der Selbsteinschätzung. Ob jeder seine Intelligenz unbedingt so gut einschätzen kann, darf man auch getrost anzweifeln. Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt sehr schön, wie sich mancheiner selbst überschätzt. Und ob jemand mit IQ 110 jemand mit 80, der sich tatsächlich schon im unterdurchschnittlichen Bereich wiederfindet, nun für “unterbelichtet” hält, ist sicher auch eine Frage des Blickwinkels und des Anstands.

    Die beschriebene emotionale Intelligenz ist im wissenschaftlichen Bereich nicht definiert. Intelligenzforscherin Stern sagt, emotionale Intelligenz sei ein Unsinnsbegriff. Das Wort Intelligenz steht für kognitive Fähigkeien neuartige Probleme zu lösen und sollte daher nicht auf Emotionen ausgedehnt werden.

    Das Fehlen von sozial emotionalen Kompetenzen nun unbedingt bei den Führungskräften zu suchen, ist denke ich auch ein Fehler. Ein noch größerer ist es, diese Art der menschlichen Kälte, die häufiger mit einem Hang zum Narzismus zusammenhängen wird, nun in einen Topf zu werfen mit der Autismus-Spektrum-Störung. Und ja, das “trumpartige” kann hier schon sauer aufstoßen.

    Sozialwissenschaften sind eben auch nicht trivial.

    • Was will mir dieser Beitrag jetzt genau sagen?

      Vermutung: Er will ‘genau’ zum Nachdenken anregen, er ist nicht gänzlich ernst gemeint und nicht gänzlich nicht ernst.

      Die sogenannte Intelligenz ist in vielerlei Hinsicht sehr lustig, zum Beispiel ist sie auf den Koeffizienten 100 geeicht, 101+ deutet auf überdurchschnittliche Intelligenz hin, und zudem ist sie ganz üblicherweise auch das biologische Geschlecht meinend geeicht, so dass Damen nicht traurig sein müssen.

      MFG
      Dr. Webbaer

    • “Einmal ist man mit IQ 110 noch nicht überdurchschnittlich intelligent.”

      Das stimmt, …

      “Dafür braucht es dann doch noch fünf IQ-Punkte mehr.”

      Das stimmt nicht, …

      … wenn man der Quelle http://www.iq-tabelle.de/ vertrauen darf.

      “Laut IQ-Tabelle ist ein Mensch, dessen IQ zwischen 90 und 110 liegt, als durchschnittlich intelligent einzustufen.”

      “[Bei der Normierung] wird ein Mittelwert von 100 und eine Standardabweichung von 15 zugrunde gelegt.”

      Dem, was als durchschnittlicher IQ bezeichnet wird, liegt eine (scheinbar willkürliche) Setzung zugrunde. Es ist zumindest nicht die Standardabweichung, die dieses Intervall bestimmt.

      Merke:
      Schon ein durchschnittlicher IQ kann über dem Durchschnitt liegen!

      • @ joker :

        Schon ein durchschnittlicher IQ kann über dem Durchschnitt liegen!

        Ein durchschnittlicher hier gemeinter Messwert kann nicht über dem Durchschnitt liegen, es könnte aber sein, dass es auf der einen Seite mehr und auf der anderen weniger gibt, zahlenmäßig und das Personal und derartige Quotienten meinend.

        Ansonsten wird es hier schnell definitorisch, wer meint, dass ein überdurchschnittlicher IQ erst ab 115+ gegeben ist, mag damit glücklich werden.

        MFG
        Dr. Webbaer

          • @ dr. webbaer

            “Ansonsten wird es hier schnell definitorisch”

            Sagte ich doch: was unter ‘durchschnittlicher IQ’ fällt, wurde definiert.

            “Median hier das Fachwort.”

            (Person; IQ-Wert; Beruf)
            Terence Tao; 230; Mathematik-Professor
            Marilyn vos Savant; 228; Schriftstellerin

            Da wird sich der Median wohl verschieben, wenn man noch Personen findet, mit allen weiteren Messwerten zwischen 100 und 230 – oder man findet auch noch solche mit negativen Werten.

            PS.:
            “jemand mit IQ 110 wird von jedermann für intelligent gehalten”

            Korrekt wäre es selbstverständlich, alle IQ-positiven für intelligent zu halten.

          • @ Der Peter :

            Wenn es falsch verstanden wird (auch weil für die (anscheinend?) gemeinten Zwecke unzureichend definiert – zudem IQ 228 (Quelle: Joker) bei Marilyn vos Savant vorliegt).

            MFG
            Dr. Webbaer (Ziegenproblem-Experte sozusagen)

          • PS, weil hier gerade wieder eingefallen:

            Kommentatorenkollege ‘Joker’ (vs. ‘joker’ – nochmals Sorry wegen der Kleinschreibung, der Webbaer sah dort ein kleines J) ist dem Schreiber dieser Zeilen als Vulgär-Realist aufgefallen, die Erkenntnistheorie meinend.

            Ansonsten natürlich bei ‘Chrys’ und ‘Joker’ alles iO, dem Anschein nach, hier.

  3. Naja, rein mathematisch betrachtet wird der abstand von 30 iq punkten bei steigendem iq immer irrelevanter. Bei iq gegen unendlich ist er nicht mehr wahrnehmbar. Aber für unsere beispiele ist der abstand von 80 zu 110 = 3/8 bei dem schritt von 110 zu 140 schon nur noch 3/11 usw. Wie auch immer die statistik den iq errechnet. Wahrscheinlich ist es kein linearer wert. Und dennoch flacht die kurve immer mehr ab. Ich frage mich aber ganz prinzipiell bis zu was für einem wert menschen überhaupt einen höheren iq erreichen können und wer ermittelt den dann? Und welche kriterien legt man an? Das dreikörperproblem im kopf ausrechnen, im kindergarten die weltformel tanzen oder in der elften dimension farben hören, töne schmecken oder ähnliches? Ich halte diesen iq-quatsch für albern und anmaßend. Kann man denn musikvirtuosen, physikgenies und bewegungstalente sinnvoll miteinander vergleichen? Und sind menschen, die all dies können per se intelligenter? Wie sieht es denn mit sozialen defiziten aus, die hochintelligente personen evtl. entwickeln oder haben, führt das zu punktabzug? Ich will nicht zu polemisch werden.

    ndray

  4. So ähnlich habe ich neulich meine Zweifel an den Ereignissen formuliert:

    Ist der derzeitige Liberalismus nur eine seltsam “bescheidene” Erscheinung, weil man aus dem Grund, nicht zu wissen, was in der Welt tatsächlich abgeht, eben keine konkretere Positionierung einnimmt?

    Auf Deutsch: Man ist Liberalist, weil man einfach zu dumm ist, alles auf der Welt zu verstehen!
    Das klingt natürlich auch wieder latent populistisch. Aber so war das nicht gemeint. Man ist ja auch liberal, weil man anderen Menschen ihre Lebensweise zugestehen will, wie man es auch von den anderen Menschen hofft verlangen zu können.
    Aber es gibt eben durch einen ideologischen Liberalismus haufenweise Situationen, in denen man sich mit der Ausrede “ich bin liberal” vor einer sachlichen Positionierung enthält, obwohl man zuweilen besser zugeben sollte, dass man keine Ahnung hat.

    • Zum Thema Intelligenzquotient:

      Ihr Szenario ist interessant, hat aber das Problem, dass man “Intelligenz” / den IQ ja mit großer Tendenz zu technischen Inhalten ermittelt. Da kann man schwer irgendwas auf emotionale Ebenen gegenüberstellen. Ein emotionaler EQ müsste auch ganz anders ermittelt werden und da ginge es kaum nur um die Erkennung von Mimik und Gesichtszüge oder Regungen. Bezüglich ist man vermutlich noch lange nicht soweit, eine nützliche Einschätzung empirisch zu ermitteln.

      und dann habe ich auch noch zweifel an der Kompetenz der Wissenschaften über die Ursache vom Phänomen “Intelligenz”. Wir denken uns dann wahrscheinlich alle ein recht großes Gehirn mit einer komplexen, aber idealen Vernetzung. Das muß aber gar nicht sein. Im Volksmund gibt es die Weißheit, das man den jungen Leuten erstmal die Flausen austreiben muß, damit dann übrig bleibt, was man Inteligenz nennen könnte. Davon abgeleitet wäre weniger Komplexität in der Gehirnvernetzung einer erwünschten Intelligenz zuträglich – nach dem wiederum volksmundigen Spruch: “Viele Köche/Neuronen verderben den Brei”. Ich kann mich da aber auch irren.

  5. Neulich habe ich versucht, vom Thema X eine Originalarbeit von Y zu verstehen. Schon im 2. Absatz nach den Abstracts kam der erste Satz, den ich gar nicht verstand. Dann kamen immer mehr Sätze, die ich nicht verstand. Ich versuche’s nochmal, hoffnungslos. Warum verstehe ich das nicht? Ich verstehe ein paar Begriffe nicht richtig, ich kann die zwar nachlesen, aber das bringt mich nicht richtig weiter. Ich versteh die Zusammenhänge nicht, die dargelegt werden, die neuen Ideen aus der Überschrift oder dem Abstrakt finde ich im Text nicht wieder. Doch anders als Gunter Dueck will ich mich nicht in Demut üben.

    Dann versuche ich bei meiner Suche nach Verständnis, drum herum bei anderen Autoren die Sache besser zu verstehen. Sofern die auf genau die Begriffe, die ich nicht verstehe, verzichten, verstehe ich deren Texte, oftmals kommt dann noch eine Metapher, um anschauliches Verständnis zu wecken. Und dann merke ich, dass diese Texte, die ich verstehe, ein Abbild sind, eine Reduktion, mit verschiedenen Anliegen: emotionaler, subjektiver, vereinfachender, sich selbst bewerbender, polarisierender, einschleimender oder trivialer Art.

    So, und da ist der Punkt, dass Demut falsch ist, finde ich. Besser wären viele respektvolle Diskussionen mit der Erkenntnis von Toleranz oder Unvereinbarkeit der Standpunkte. Aber wo geht das schon im Wissenschaftsbetrieb? Schön, dass Gunter Dueck hier einen Blog dazu hat, auch wenn ich nicht alle Meinungen teile.