Dumm, wer keine Rentenangst hat

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Wahrheiten als Querdenkerisches verkleidet, von Gunter Dueck
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Das deutsche Rentensystem war einmal für die Ewigkeit gedacht, aber die Rahmenbedingungen ändern sich so dramatisch, dass uns langsam kalte Angst in die Knochen fahren sollte.

Schauen wir zurück:

Damals machten nur ein paar Prozent der Leute Abitur, unter „Abiturientenquote“ findet man in der Wikipedia, dass 1960 um die sieben Prozent studienberechtigt waren, wovon die meisten ein Studium begannen und vielleicht (schätze ich) so vier Prozent beendeten. Die meisten begannen also nach dem zehnten Schuljahr mit dem Berufsleben. Die heute immer so nonchalant genannten 45 Jahre Norm-Arbeitsleben waren also durchschnittlich absolut drin.
1960 war die Rentenzahlungsdauer etwa 10 Jahre, weil die Lebenserwartung deutlich niedriger war als heute. Meine Kinder (knapp über 30) können wegen ihrer höheren Lebenserwartung mit geschätzten 22 Jahren Rente rechnen (surfen Sie unter „Rentenzahlungsdauer“). Das alles macht doch Sorgen?

•    Bald die Hälfte eines Jahrgangs studiert, diese kommt also sehr spät ins Arbeitsleben und kann also gar keine 45 Jahre „vollmachen“.
•    Im Gegensatz zu früher haben viele Leute Lücken im Arbeitsleben: Arbeitslosigkeit, Sabbaticals, „Zeitlassen“ beim Wechsel der Arbeitsstelle.
•    Immer mehr Menschen arbeiten als Selbstständige oder in Minijobs und zahlen nicht in die Rentenkassen ein (ein Drittel derzeit), dafür haben sie meist keine Ahnung, um wie viel härter sie das Los treffen wird: Es gibt keine Zinsen mehr, wenn sie selbst vorsorgen!
•    Wir bekommen weniger Kinder und haben in der nächsten Zukunft eine vollkommen überalterte Gesellschaft, die Quote Renteneinzahler zu Rentenbezieher war 1960 Sechs zu Eins, heute Zwei zu Eins, bald Eins, Komma X zu Eins??

Hallo? Wie kann das gehen? Doppelt so lange Rente beziehen, aber viel kürzer in die Versicherung einzahlen, weil man erst der Stufe „Praktikum nach Studium“ entwachsen muss? Auch aus Finanzproblemen lieber keine Kinder bekommen, die dann auch später nicht mehr für die eigene Rente da sind? Öfter mal ein Jahr „aussetzen“? Und wer rettet das Drittel, die gar nicht einzahlen und wegen der Nullzinsen vor herben Problemen stehen? Beispiel: Man bot mir in den 80er Jahren Lebensversicherungen an: Ich sollte ab dem 35. Lebensjahr 100.000 Euro über dreißig Jahre einzahlen und bekäme dann zum 65. Geburtstag geschätzt 300.000 Euro ausgezahlt. So ist das heute nicht. Man bekommt im schlimmsten Fall real weniger zurück, weil die Zinsen bei Null liegen und die Inflation ja noch da ist. Und nun?

Liebe Leute, wir stecken bis zum Hals im Mist. Auch die Enteignung aller Millionäre hilft nicht viel, weil uns das nicht >100.000 Euro pro Rentenfall bringt, aber man kann damit ignorant von allen Problemen ablenken und eine neue Radau-Partei damit gründen. An dieser Lage ist bitteschön auch kein Bösewicht schuld. Wir leben länger, arbeiten kürzer und „leisten uns“ weniger Nachwuchs – und vor allem: Wir schließen die Augen vor den Folgen.

Lösungen gäbe es ja. Weil wir im Mist stecken, wirken die nicht offensichtlich erfreulich. Das ist immer so, wenn man im Mist steckt und nur noch Rosskuren helfen:

•    Die Rentenhöhe fällt dramatisch.
•    Die Einzahlungen in die Rente steigen dramatisch.
•    Alle arbeiten bis 72.
•    Man nimmt irre hohe Schulden auf und hofft auf Konjunkturwunder.
•    Viele verkaufen Immobilien in den Städten und besiedeln die billigen Häuser im Osten und anderswo – Ungarn kommt in Mode.
•    Man integriert große Massen von Flüchtlingen.

Was geschieht? Nichts. Also werden, wenn nichts geschieht, die Renten dramatisch absinken. Altersarmut wird zur Regel werden. Wer keine Kinder hat, wird noch chancenloser sein.

Und nun stellen Sie sich vor, jemand möchte an das Problem heran. Schon für eine Forderung, bis 67 zu arbeiten, wird man verprügelt und abgewählt. Die Vorstellung, ein Einwanderungsland zu werden, bringt die AfD ja fast schon an die Macht –  so vergiftet ist das Klima und so verbreitet das geschürte Unbehagen. Mehr einzahlen? Geht gar nicht, weil die jungen Menschen heute mit oft sehr kargen Gehältern einsteigen. Schulden aufnehmen? Die möglichen Schulden haben wir schon für die Banken gemacht, es blühen schon neue für Ewigkeitslasten der Kernkraftwerke und vieles andere mehr.

Gegen jeden Lösungsvorschlag gibt es Tausende von „Gründen“. Die lassen sich medial hochwirksam als scripted reality vor die Kamera zerren. Sie weinen und klagen. „Ich bin schon mit 60 vollkommen fertig. Das war schon lange klar, aber ich kann doch nicht umlernen! Ich will das nicht.“ – „Höhere Beiträge richten mein Unternehmen zugrunde. Es geht nur, wenn die Arbeiter alles selbst zahlen.“ – „Ja, die Ausländer sollten unsere Rente bezahlen, aber sie sollten nicht hier leben.“ – „Leute mit Mindestlohn können ja nicht in die Rente einzahlen, weil das da nicht eingerechnet ist.“

Leute, wir selbst leben, wir arbeiten, wir entscheiden uns, Kinder zu bekommen oder nicht. Es ist unser eigenes Problem. Man kann verlangen, dass wir Lösungen finden. Wir selbst. Jetzt. Wenn wir nicht jetzt etwas tun, debattieren lauter arme Menschen im Jahre 2030, wie sie Geld zaubern könnten. Oder wir sitzen 2040 apathisch herum. „Wie konnte das kommen, dass sie in Korea so reich sind?“

Glauben Sie nicht? Vielleicht arbeiten Sie ja in großen Firmen, die (sie sind ja einstmals groß geworden) irre erfolgreich waren und heute zu einem sehr guten Teil zum Schatten ihrer selbst werden, weil sie den Wandel ignorieren. Dann gehören Sie doch sicher zu denen in der Firma, die das grimmig ärgert? Aber was tun Sie selbst, dass Sie nicht zu Ihrem Schatten werden?

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Veröffentlicht von

www.omnisophie.com

Bei IBM nannten sie mich "Wild Duck", also Querdenker. Ich war dort Chief Technology Officer, so etwas wie "Teil des technologischen Gewissens". Ich habe mich viel um "artgerechte Arbeitsumgebungen" (besonders für Techies) gekümmert und über Innovation und Unternehmenskulturen nachgedacht. Besonders jetzt, nach meiner Versetzung in den Unruhestand, äußere ich mich oft zum täglichen Wahnsinn in Arbeitsumgebungen und bei Bildung und Erziehung ein bisschen polarisierend-satirisch, wo echt predigende Leidenschaft auf Stirnrunzeln träfe. Es geht mir immer um "artgerechte Haltung von Menschen"! Heute bin ich als freier Schriftsteller, Referent und Business-Angel selbstständig und würde gerne etwas zum Anschieben neuer Bildungssysteme beitragen. Ich schreibe also rund um Kinder, Menschen, Manager und Berater - und bitte um Verzeihung, wenn ich das Tägliche auch öfter einmal in Beziehung zu Platon & Co. bringe. Die Beiträge hier stehen auch auf meiner Homepage www.omnisophie.com als pdf-download bereit. Wer sie ordentlich zitiert, mag sie irgendwo hin kopieren. Gunter Dueck

23 Kommentare

  1. Brief an mein ungeborenes Kind

    Mein Herz,

    eigentlich bin ich jetzt in einem Alter, in dem Du auf die Welt kommen solltest. Eigentlich, aber ich kann nicht. Ich kann nicht, weil Du hier auf dieser Welt nicht mehr sicher sein würdest und ich Dir auch nicht mehr versprechen kann, Dich vor allem beschützen zu können. Heute war ich vor dem Gorki-Theater in Berlin. Berlin ist die Hauptstadt von Deutschland. Hier werden wichtige Entscheidungen für die Menschen in diesem Land getroffen. Diese wichtigen Entscheidungen sind aber nicht immer gut für alle Menschen. Eine Künstlergruppe hatte Tiger in einem Käfig eingesperrt, die dann geflüchtete Menschen fressen sollten. Die taten das, weil sie ziemlich sauer waren. Sauer, weil die vielen wichtigen Menschen in Berlin entschieden hatten, dass die geflüchteten Menschen im Mittelmeer ertrinken sollen. Das Mittelmeer ist 2,5 Milliarden Füßchen von Dir groß. Das kann man nur mit einem Boot schaffen. Aber so ein großes Meer ist ziemlich gefährlich und es schaffen nicht alle. Nun musst Du Dir vorstellen, dass wir mittlerweile große Flugzeuge haben. Die können fliegen wie Vögel, nur das Menschen sie fliegen und viele andere Menschen mit ihnen. Das ist eine tolle Erfindung, die aber nur für Menschen gedacht ist, die den richtigen Pass und genügend Geld haben.

    Einen Pass braucht man in dieser Welt, um verreisen zu können. Falsche Pässe hat man, wenn man aus einem Land kommt, dass noch nicht so viel Geld hat wie Deutschland und auch noch nicht so gut darin ist, Roboter und andere Blechvögel zu bauen. Ja, das wird in dieser Welt immer wichtiger und das ist der Grund, weshalb diese Menschen zwar einen Pass haben, aber trotzdem nicht reisen dürfen. Deshalb müssen sie Plastikboote nutzen, die sehr wackelig sind und längst nicht so gut gebaut sind, wie die Blechvögel. Die vielen Kinder müssen ihre Kinderzimmer verlassen, weil Bomben ihre Häuser zerstören. Bomben sind auch wieder so eine Art Blechkugeln, die mit einem großen „Bumm“ viele Menschen töten können und auch die Häuser zerstören. Und Bomben werden immer dann geworfen, wenn Menschen sich so dolle streiten, dass sie nicht mehr miteinander sprechen können. Viele dieser Kinder sind jetzt auch sehr traurig, weil es so viele Bomben waren, so dass sie jetzt keine Mamas und Papas mehr haben.

    Dann gibt es Kinder in Afrika, die ganz großen Hunger haben. Oft können sie nur Reis essen, weil die Mamas und Papas dort kaum Geld bekommen, um Essen kaufen zu können. Auch die haben falsche Pässe. Jetzt wirst Du mich fragen, wieso das alles so ist und wer das entscheidet. Tja, das ist so eine Sache. Irgendwann haben wichtige Menschen vor sehr langer Zeit beschlossen – da hatten die wichtigsten Menschen im Land noch goldene Kronen auf dem Kopf und es gab Prinzen und Prinzessinnen – , dass sie wichtiger sind, als andere Menschen. Warum das so ist, kann ich Dir leider auch nicht erklären, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass da gemeine Gedankenmonster in den Köpfen von Menschen leben, die man auch nicht mehr aufhalten kann. So ist das auch mit den falschen Pässen. Obwohl alle diese Menschen sehr, sehr viel arbeiten und kaum schlafen, bekommen sie eben ganz wenig Geld für ihre Arbeit. Arbeit ist eigentlich etwas Tolles.

    Früher, in der Zeit mit den Kronen und den Prinzessinnen, haben Menschen noch auf dem Feld gearbeitet. Auf Feldern wachsen wichtige Sachen, die wir zum Essen brauchen. Da gab es auch noch Tiere, wie bspw. den Hahn, der morgens gekräht hat, wenn man noch geschlafen hat. Dann sind sie aufgestanden und haben sich um die Felder gekümmert. Das ist ziemlich anstrengend, aber wichtig, weil sie sonst eben kein Brot und Kekse backen konnten. Weil man nicht immer nur Brot essen und man nicht alles allein schaffen kann, haben die Menschen angefangen, Sachen zu tauschen. Der eine kochte aus Erdbeeren Marmelade, während die anderen sich um das Feld für das Brot kümmerten.

    Irgendwann haben sich dann neue wichtige Menschen ausgedacht, dass die Menschen auf den Feldern Geld bezahlen sollen, weil sie ja beschützt wurden. Eigentlich ist das auch ok, weil die wichtigen Menschen ja auch gearbeitet hatten und sich wichtige Gedanken machten. Immer wieder haben sich diese wichtigen Menschen aber mit anderen wichtigen Menschen gestritten. Dann bekam jeder Mensch auf dieser Welt einen Pass und musste auf den wichtigen Menschen in seinem Land hören. Aber leider ist es auch so, dass diese Menschen oft ziemlich große Gedankenmonster haben und man ihnen das Herz geklaut hat. Das führte dazu, dass diese wichtigen Menschen dann anfingen auch zu klauen: Sie wollten auch Kronen, schöne Häuser und das beste Brot auf der Welt haben.

    Ja, und auch das Gedankenmonster hat irgendwann Kinder bekommen und sich in den Köpfen der Menschen ausgebreitet. Immer mehr Menschen haben angefangen sich Sachen wegzunehmen, dann fielen wieder Bomben und es ist eine Menschengruppe entstanden, die heutzutage in Blechvögeln sitzt auf einen kleinen Fernseher in der Hand schauen. Das waren einfach die Stärksten und die haben viele Mamas und Papas dafür getötet. Die wissen auch nicht mehr, wie der Hahn kräht oder wie anstrengend es ist, wenn man auf dem Feld gearbeitet hat. Es sind große Häuser entstanden, wo diese Menschen ganz viel kaufen können. Dinge, die man Menschen mit falschen Pässen weggenommen hat und sie nun teuer verkauft. Das ist alles ziemlich schlimm, weil so immer weniger Menschen auf sich achten. Und es gibt immer weniger Menschen mit Herz. Alle sind nur noch dabei, die Dinge zu kaufen, die man anderen weggenommen hat. Es gibt sogar sehr viele Menschen hier in Deutschland, die sich den ganzen Tag überlegen, wie man diese Dinge noch teurer verkaufen kann, damit auch sie wie die Menschen mit den Kronen leben können.

    Mein Herz, dieses Gedankenmonster breitet sich so schnell aus und es ist so stark, dass ich es nicht mehr schaffen würde, Dich davor beschützen zu können. Ich habe Angst davor, Dich nicht mehr ernähren zu können, weil wir keine Felder mehr haben, oder Menschen, die Marmelade tauschen.
    Heutzutage bedeutet arbeiten, dass man immer wieder anderen Menschen etwas wegnimmt. Dann kommt man nach Hause und fühlt sich sehr schlecht. Ich habe Angst davor, dass ich keine Medizin mehr kaufen könnte, wenn Du richtig krank bist. Ich habe Angst davor, dass ich Dich nicht mehr in die Schule schicken kann, sondern Du stattdessen arbeiten gehst, weil ich zu schwach geworden bin. Ich habe so große Angst davor, dass Du, wenn ich nicht mehr da bin, genauso leiden musst, wie die Kinder in den Plastikbooten. Die Mama macht sich viele Gedanken darum, wie sie das alles ändern kann, aber oft wird sie ausgebremst von wichtigen Menschen, die in Wahrheit nicht wichtig sind.

    So bleibt mir beim Schreiben nur ein behutsames Streicheln über meinen Bauch mit dem Wissen, dass es Dir dort gut geht. In meinen Gedanken.

  2. Quark.
    Vergleichen Sie 1900 mit 2000.

    Fällt etwas auf?

    das Schlüsselwort lautet “Produktivität”, das wird von Neoliberalen, die die Rente töten wollen, immer verleugnet, ansonsten aber angebetet.

    Die Rente hat kein Problem. neoliberale Reichmänner, die aller plätten wollen zugunsten des eigenen Reichtums, haben ein Problem mit der Rente. Asoziale eben. Menschen, die auf dem Rücken anderer leben. Strikt Asoziale eben…..

    Merken. Lernen. dann schreiben.

    • Produktivitätssteigerung hilft nur, wenn man die Produkte auch verkaufen kann. An wen, wenn der heimische Markt schmilzt? Also ans Ausland, aber wer weiß, wie sich der Absatz in Zukunft dort gestalten wird.
      Hinzu kommt, das alte Menschen auch Betreuung brauchen.
      Die Produktivität wird uns kaum retten.

      • Einspruch: Produktivitätssteigerung hilft uns in den meisten Fällen. Im Zweifelsfall sinkt der Realpreis und 2 Rentner können sich dann ihre morgendliche Milch oder einen Fernseher von ihrem Sozialhilfeniveau-Gehalt leisten statt zuvor 1 Rentner.

    • Wir brauchen ein bedingungsloses Grundeinkommen, daß sich aus der Produktivität speist. Es darf nicht von Verbrauchssteuern, die dann zu Lasten der ärmeren Menschen gehen, geleistet werden. Zur Zeit wird die Produktivitätssteigerung vom Kapital (über Kredit und Zins) und von den Unternehmen (über Dividenden) abgegriffen. Der Arbeitnehmer hat über die Löhne keinen Vorteil, eher Nachteile (weniger Realeinkommen, mehr Arbeit, weniger Arbeitsplätze).
      Insgesamt müssen wir wieder für eine soziale Gerechtigkeit, bzw. einen sozialen Ausgleich sorgen. Und, wir müssen die Gruppen dieser Gesellschaft, die sich unsolidarisch verabschiedet haben (Beamte, Freiberufler wie Rechtsanwälte, Ärzte, Architekten, Vermögende, die durch die Beitragsbemessungsgrenze nicht mehr pflichtversichert sind, etc. ..), wieder in die sozialen Sicherungssysteme integrieren.
      Langfristig geht die Anzahl der abhängig beschäftigten Menschen gegen Null. Irgendwann besteht die Gesellschaft nur noch aus Kapitalbesitzern, Unternehmern und den Rest. Ich sehe nur die Chance für die Gesellschaft, daß wir durch ein BGE soziale Ungleichheiten einigermaßen abschwächen..

      • Kapital ist mobil wie ein Sperber und scheu wie ein Reh. Um Kapitalmarktabgaben durchzusetzen um die Schere zwischen Reich und Arm zu verringern bräuchten wir eine effektive Weltregierung, sonst sind die nationalen Schäden weitaus größer als der Nutzen. Eine solche Weltregierung wäre für viele weltweite Allmendeprobleme wie Überfischung, die Bekämpfung des Klimawandels oder unregulierter Finanzmärkte optimal, zweiteres z.B. mittels weltweit wirklich sich verknappend durchgesetzten CO2-Zertifikathandels. Aber wir sehen ja gerade in Europa, dass nicht einmal die verglichen mit einer Weltregierung regionale und homogene EU populär ist.

        • Das ist eine rein technische Frage. Schon jetzt ist meiner Meinung nach die Politik verantwortlich für die steuerlichen Kniffe des Kapitals (Amazon, Apple, Microsoft, Oracle, …). Sie haben diesen Konzernen die Möglichkeit gegeben, ihre Einkommen trickreich herunterzurechnen. Wenn jeder dort Steuern zahlen muß, wo der Umsatz lokalisiert ist, z.B. mit einer direkten Gewinnsteuert, dann kann man seine Gewinne auch nicht mehr weltweit transferieren. Und, wenn wir Europäer es schaffen, uns von den USA zu emanzipieren, können wir als Europäer auch gegen die Schwarzgeldwaschmaschine in Delaware vorgehen. Gegen diese Hochburg illegalen Geldes ist die Schweiz ein Nichts.

          • “Wenn jeder dort Steuern zahlen muß, wo der Umsatz lokalisiert ist, z.B. mit einer direkten Gewinnsteuert, dann kann man seine Gewinne auch nicht mehr weltweit transferieren.”

            Was soll eine direkte Gewinnsteuer sein? Wie wollen sie beim Verkauf eines Produktes feststellen ob die Firma auch Gewinn macht?

      • Und, wir müssen die Gruppen dieser Gesellschaft, die sich unsolidarisch verabschiedet haben (Beamte, Freiberufler wie Rechtsanwälte, Ärzte, Architekten, Vermögende, die durch die Beitragsbemessungsgrenze nicht mehr pflichtversichert sind, etc. ..), wieder in die sozialen Sicherungssysteme integrieren.
        Das halte ich auch für einen wichtigen Punkt. Österreich hat, soweit mir bekannt ist, mit der Einbeziehung der Beamten gute Erfahrungen gemacht.

    • Der Vergleich des Autors hinkt wirklich sehr. Er vergisst nicht nur die Produktivitätssteigerung.
      Er vergisst auch das die Rente früher mal für 2 Personen gedacht war. Den Mann und die Hausfrau die nie Rentenbeiträge gezahlt hat.
      Die Situation hat sich grundlegend geändert. Frauen arbeiten jetzt größtenteils. Dadurch wird mehr in die Rentenkasse eingezahlt. Und es ist normal das die Renten für den einzelnen etwas niedriger sind. Denn es muss ja auch nicht mehr für 2 Personen langen.

  3. @Gunter Dueck
    Vielen lieben Dank für Ihren Beitrag und das Verdeutlichen dieses Problems.
    Teilweise stimme ich statistiker zu, dass aufgrund der im Mittel hohen Produktivität pro Arbeitsstunde, auch pro Leistungseinheit, heutzutage relativ hohe Transfer- und Sozialleistungen möglich sind. Vor 200 Jahren hätte es sicher kein Hartz IV gegeben, auch gar nicht geben können, da die Mehrheit der Menschen unter Hartz-IV-Niveau lebte. Trotzdem geht die Rechnung natürlich nicht unbedingt auf, insbesondere nicht wenn wir keine Migration erlauben und bei der Rente mit 67 bleiben, außer wir fabrizieren einen absolut sofortigen, gewaltigen Kinderboom oder unsere Produktivität durchläuft eine technische Revolution – Trotz Aufrufen der Neurechten zu dem zweitletzt genannten ist kein auch nur annähernder Ansatz in Kinderboomrichtung erkennbar. Meine persönliche Altersvorsorge projiziert meine gesetzliche Rente deutlich unter den Sozialhilfelevel, und das ist bei sogar einigen normal Arbeitenden in meinem Umfeld ebenfalls so. Ich sorge nicht privat vor, denn ich könnte es nicht in lohnendem Umfang und ich bin trotz aller Risiken felsenfest überzeugt, man wird bei uns im Alter nicht verhungern. Aus diesem naiven Optimismus betrachtet, der gefühlte Leidensdruck ist auf meiner Seite – zumindest weit vor der Rente – nicht sonderlich hoch für tiefgreifende Reformwünsche.

  4. Zukunftsängste führen nicht zu einer guten Zukunft. Als Schröder die staatliche Rente zugunsten seiner neoliberalen Freunde um ein Viertel kürzte, hat die Versicherungswirtschaft Angst publiziert. Es scheint in jeder Generation eine Gruppe von Menschen zu geben, die sich von der Angst anderer nähren. Wir haben kein Geldproblem, kein Ressourcenproblem, kein Arbeitskräfteproblem, kein Problem mit zuvielen Bedürftigen. Die Welt von Morgen wird die heutigen Energieprobleme sehr wahrscheinlich lösen und weitere enorme Fortschritte in der Automatisierung machen. Wir haben ein Verteilungsproblem, letztlich ein Problem mit zuwenig Menschlichkeit. Zukunftsangst dagegen frisst die Menschlichkeit auf.

    • Danke Herr Baltes, Ihre Perspektive finde ich durchaus ebenfalls sehr bereichernd.

  5. Viele Menschen sind als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen – oder werden noch kommen.
    Je freundlicher man sie empfängt und je eher man ihnen eine Chance gibt sich im Arbeitsleben zu beweisen, um so kleiner ist das Problem der fehlenden Rentenbeiträge.

    Unser derzeitiges System ist immer noch so, dass man jeden schikaniert der einen Arbeitsplatz anbietet – statt sich darüber zu freuen.
    Wir sollten mehr Menschlichkeit zeigen – und sei es nur aus Egoismus; um die zukünftigen Renten zu sichern.

    • Wir brauchen die Flüchtlinge einfach nicht (im Gegensatz zur Mainstreammeinung). Unsere eigene Produktivität ist schon jetzt so hoch und steigt weiter, daß wir auch in Deutschland eine Massenarbeitslosigkeit haben. Diese Menschen sind einfach Kosten für unser Land und belasten unsere Volkswirtschaft. Wir wissen einfach nicht, wohin mit den ganzen Menschen! Das blöde Gerede unsere Politikdarsteller (Merkel, Schäuble, etc.), daß diese Menschen unsere Renten sicher sollen, ist schlicht und einfach falsch. Es kann nicht funktionieren, wenn wir die heutige Produktivität und die ständige Steigerung der deutschen Wirtschaft ins Kalkül ziehen und dabei gleichzeitig die Finanzierung unserer Sozialsysteme von den Einkommen der Arbeitnehmer abhängig machen.
      Ich gehöre übrigens selbst zu der Gruppe der Menschen, die diesen technischen Fortschritt immer weiter treiben. Ich hatte vor 20 Jahren einmal ein Projekt, wo mir das glasklar wurde. Wir entwickelten ein Finanzsystem für eine Berufgenossenschaft. Ursprünglich waren in der Finanzabteilung 17 Menschen beschäftigt. Als wir fertig waren, waren 14 davon im Grunde überflüssig! Die Abteilung hätte aus einem Leiter und 2 Halbtagsmitarbeitern bestehen können, die die Leistung der vorherigen 17 erledigen konnten – 82% der Mitarbeiter waren damals einfach überflüssig! Heute könnte ich das Ganze auf eine Person reduzieren! Ähnliches konnten wir auch in anderen Firmen erreichen – wir waren damals sehr erfolgreich darin, Menschen überflüssig zu machen. Und wenn das alle Unternehmen machen (und sie haben es gemacht, bzw. machen es noch heute) – wo sollen denn dann all die “überflüssigen” Menschen hin?

      • Ein schlechtes Beispiel.
        Bloß weil zum Ende des Projektes ein Großteil der Mitarbeiter für dieses Projekt nicht mehr benötigt wurden – bedeutet das nicht, dass diese Leute überhaupt nichts mehr gearbeitet haben. Sondern sie werden vielmehr in anderen Bereichen aktiv geworden sein.
        In jedem Fall haben sie immer in die Rentenversicherung einbezahlt.
        Das System unserer Rentenversicherung ist so aufgebaut, dass beruflich aktive Menschen die Rente der aktuellen Rentner bezahlen. Und wenn man selbst in das Rentenalter kommt, dann bezahlt die nächste Generation von Berufstätigen. Dieses System setzt immer vorraus, dass genug Menschen beruflich aktive Beitragszahler vorhanden sind.

        Da die Anzahl der gebürtigen Deutschen immer mehr abnimmt, würde dieses System in ein paar Jahren zusammen brechen – wenn man darauf besteht, dass nur ´Deutsche´ als Beitragszahler zu akzeptieren seien.

      • Wir brauchen die Flüchtlinge einfach nicht (im Gegensatz zur Mainstreammeinung).

        Erst einmal, der Begriff ‘Flüchtlinge’ ist eine Verkürzung bis ein Euphemismus, dann ein politisches Kampfwort.
        Es gibt in der BRD Ankommende, die Asyl benötigen, womöglich nicht allzu viele an der Zahl, denn wenn sie NUR Asyl benötigten, hätten sie nicht die BRD anstreben müssen, es gibt sozusagen klassische Immigranten, die sich ein besseres Leben versprechen und (hoffentlich) auch bereit sind sich dem vorgefundenen Markt und dem vorgefundenen politischen System anzupassen, also zu arbeiten und sich derart implizit zu unterwerfen, nichts Schlechtes daran!, so funktioniert Immigration sinnhafterweise, und es gibt Siedler, also Leutz, die von Anfang an nicht vorhaben sich zu integrieren, sondern womöglich gar einem politischen Impetus folgen, der auf Seite des Einwanderungsland explizit nicht benötigt wird und nie angefordert war.

        Ansonsten wird zumindest in der BRD Immigration benötigt, wenn die Fertilitätsrate seit geraumer Zeit, nämlich seit ca. zwei Generationen unzureichend ist und den Wert von ca. 1,4 trägt, was eine Zweidrittelung je Generation bedingt.
        Es droht nämlich dann Werteverlust, klar erkennbar an Immobilien, die an Wert verlieren, wenn dort niemand wohnen will.
        Aber auch Arbeit, die Arbeitnehmerschaft meinend, könnte zu teuer werden und der Konsum zusammenbrechen.
        I.p. Population darf insofern ein leichter Rückbau angenommen werden, aber keineswegs ein Rückbau im Prozentbereich p.a. oder auch längere Zeiträume meinend.
        Auch die Kultur meinend, auch die allgemeine Stimmungslage.
        Ein derartiger Rückbau wäre also nicht gut und eben auch vermeidbar, wenn sinnhaft immigriert werden kann.

        MFG
        Dr. Webbaer

  6. “dass uns langsam kalte Angst in die Knochen fahren sollte.”

    Jammern auf hohem Niveau! Gab’s da nicht mal eine empirische Erhebung, daß arme Leute früher sterben? Na dann paßt’s doch. Wir müssen die Rente unterhalb der Armutsgrenze halten, dann sterben die Leute wie vor 200 Jahren und die Rentenkasse ist entlastet.

  7. Nachtrag:
    Eine Versicherung ist doch nicht dazu da, herauszubekommen, was man eingezahlt hat. Es mag ja Menschen geben, die ihre Wohnung regelmäßig abfackeln, weil sie der Meinung sind, sie haben schon genug in die Hausratsversicherung eingezahlt. Man hat gefälligst zu arbeiten, bis man nicht mehr kann. Und erst dann, wenn man nicht mehr kann, springt die Altersversicherung ein. Da muß man natürlich die Versicherung flexibel gestalten. Ein Dachdecker wird mit 90 Jahren nicht mehr herumturnen können. In anderen Berufen mag das anders sein und darauf muß Rücksicht genommen werden.

  8. mir fehlen rettungsoptionen:
    einzahlpflicht für alle (ärzte, anwälte, apotheker etc.) und ohne beitragsobergrenze (gilt auch für krankenversicherung etc.)
    gleiche besteuerung aller einkunftsarten (schweizer modell)
    einführung einer “maschinendividende” – also anfangen mit wiedereinführung von sowas wie der von rotgrün abgeschafften körperschaftssteuer.
    europaweite steuergerechtigkeit durch abschaffung von steuerschlupflöchern wie der lizenzgewinnniedrigsteuer in den niederlanden und den niedrigen körperschaftssteuern in irland, verbunden mit bilanz und steuerpflicht in allen lokalen märkten.

  9. Die sogenannte Rentenversicherung ist in der BRD halt eine Versicherungsleistung, kein Sparmodell, und so wurde das eingezahlte Geld nach Politiker-Gutdünken auch für versicherungsfremde Leistungen verwendet bis dies irgendwann nicht mehr geht oder besser ging. Das heißt, es geht seit geraumer Zeit nicht mehr und Steuergelder werden Zuschüsse für diese “Rentenversicherung”.
    Früher war im Zusammenhang mit der Rentenversicherung auch oft vom sogenannten Generationenvertrag die Rede, den gibt und gab es wohl nie.

    Vielleicht werden viele bundesdeutsche Rentenempfänger bald über eine Grundsicherung versorgt.

  10. Bonuskommentar hierzu:

    Man integriert große Massen von Flüchtlingen.
    […]
    Die Vorstellung, ein Einwanderungsland zu werden, bringt die AfD ja fast schon an die Macht – so vergiftet ist das Klima und so verbreitet das geschürte Unbehagen.

    O-Ton der “Alternative für Deutschland”:
    -> https://www.alternativefuer.de/programm-hintergrund/fragen-und-antworten/zuwanderung-und-asyl/ (Kostprobe: ‘Da wir demographische Nachhaltigkeit ernst nehmen, bejahen wir die Zuwanderung integrationswilliger und integrationsfähiger Einwanderer nach Deutschland.’)

    Es ist also womöglich nicht so, dass die sinnhafte Einwanderung ein Problem wäre, die ‘die AfD ja fast schon an die Macht bringt’, sondern so, dass die BRD kein Einwanderungsland werden will, nicht wegen der AfD, sondern weil Einwanderungsgesetze auch Quota beinhalteten und dabei tatsächlich sehr auf die Integration zu achten wäre.

    Soll auch heißen:
    Die Falschen, also die sich nicht oder nur unzureichend integrieren, dürften dann nicht kommen.

  11. Zum einen finde ich etwas unglücklich (Wirtschafts-)Einwanderung und Flüchtlinge in einen Topf zu werfen. Das vergiftete Diskussionsklima hat meiner Meinung nach viel damit zu tun, daß die beiden Thema nicht sauber auseinanderhalten werden.

    Zum eigentlichen Thema:
    Ein Hochsetzen des Rentenalters könnte schnell zu einem Gerechtigkeitsführen führen, da dadurch auch mehr Menschen das Rentenalter überhaupt nicht mehr erreichen. Bei der Beurteilung alleine auf die durchschnittliche Lebenserwartung zu betrachten, greift zu kurz.

    Wenn ein System in absehbarer Zeit nicht mehr funktioniert und alle Lösungen innerhalb des System inakzeptabel erscheinen, sollte man das System als solches ersetzen.
    Das Umlagesystem ist nach dem Zweiten Weltkrieg nur aus der Not einer (kurz- bis mittelfristigen Finanzierungslücke) geboren. Ursprünglich war es ja als eine Art staatlich verordnete Lebensversicherung konzipiert.
    Die generationenübergreifende Finanzierung ist meiner Meinung nach kein besonders intelligentes Konstrukt.