Über die typische Sinn-Blogger-Psyche oder über „INFP“

BLOG: WILD DUECK BLOG

Wahrheiten als Querdenkerisches verkleidet, von Gunter Dueck
WILD DUECK BLOG

Was hat Sinn? Darum geht es in vielen Blogs. Was ist gerecht? Ethisch? Wertvoll? Alles wird unter die Lupe genommen, es wird gestritten und sinngehechelt. Mal sind alle empört und mal ist es allen aus der Seele gesprochen. Dieses Gefühl, „es ist mir aus der Seele gesprochen“ – dieses tiefwärmende Gefühl scheint das höchste und heiligste zu sein. Das sieht aus wie INFP, oder? Vor gut zehn Jahren schrieb ich mein erstes Buch „Wild Duck“ über die verschiedenen Arten menschlicher Psychen und deren täglichen Streit in Familie, Schule und Beruf. Daraus erwuchs dann ein Gesamtwerk aus fünf Bänden, die die artegerechte Haltung von Menschen thematisierten. Ich studierte die menschlichen Typen nach der Lehre C. G. Jungs, die später Eingang in psychologische Tests fanden (Keirsey, MBTI und viele andere). Statistiken der Testergebnisse vieler Menschen zeigten, dass viele Berufe nach psychischer Grundhaltung gewählt werden – das ist ja eigentlich klar, aber eine Statistik ist doch beruhigender, oder? Statistiken zeigen zum Beispiel, dass Leiter von Schulen in etwa zu zwei Dritteln „Ordnungshüter“ sind („jeder hat die Pflicht, wertvoll zu sein“) und einem Drittel „Menschheitsverbesserer“ („jeder Mensch ist wertvoll“).

Ich habe damals etliche Kolumnen über die Psyche der Techies verfasst und auf meiner Homepage gebeten, mir Testergebnisse zu schicken. Das haben so um das Jahr 2005 herum über 1000 Informatiker, Ingenieure etc. getan … Seitdem tröpfeln nur noch alle paar Tage Antworten herein. Dann kam meine Rede auf der re:publica im April 2010. Die verlockte viele Tausend Besucher, sich meine Homepage anzusehen, und etwa 250 von ihnen schickten mir in der zweiten Aprilhälfte ihre Testergebnisse: INFP, INFP, INFP … Ich staunte statistisch gesehen. Das Resultat ist an sich nicht erstaunlich, aber immer INFP? Konkret: Der Keirsey/MBTI-Test hat 16 verschiedene mögliche Ergebnisse! Und bei den Einsendungen nach der re:publica lauteten über 50 Prozent INFP. Dieser „Typ“ ist dabei ganz selten, man schätzt seine Häufigkeit um die drei Prozent, ich habe auch schon Schätzungen von einem Prozent gesehen. Er kommt bei Frauen deutlich häufiger vor als bei Männern.

Was bedeutet INFP? INFP = Introvertiert-Intuitiv-Feeling-„flexibel, schwach chaotisch, impulsfolgend, abwechslungsliebend“. Wollen Sie es genau wissen? Googeln sie einfach INFP oder machen Sie den Test gleich selbst! Hier ist eine ganz gute Beschreibung, finde ich (englisch, sorry, Sie finden im Netz auch viele deutsche Charakteristiken): TheMindBehind.Net

Die Beschreibung ist schön kurz und bündig, ich weiß nur nicht genau, was „original dressing style“ heißt – ich glaube, es ist so etwas wie Selbstgestricktes oder Kleinstboutiquisches in schwarz-grün-braun-lila gemeint, ganz bio und vegetarisch. INFPs sind in Menschenmengen eher unauffällig und kommen oft nicht zu Wort, da fressen sie gepressten Zorn über die Blasenpräsentierer in sich hinein, bis sie schließlich doch etwas dazu sagen MÜSSEN, was dann aber schon von fortgeschrittener Gesichtsröte durchzogen ist. Na klar, für andere meckern sie einfach ziemlich viel. Deshalb mögen INFPs lieber private Gespräche zwischen Ich und Du, wo das Zu-Wort-Kommen-Problem des Zaunkönigs unter den Vögeln nicht vorkommt und nur noch Sinnvolles mit dem anderen INFP besprochen werden kann. Und folglich, so sagt ja auch die Beschreibung, haben sie oft den Wunsch, sich wunderbar schriftlich auszudrücken.

INFPs sind die geborenen Blogger! Im Web ist Sinn satt!

So, und jetzt kommt ein Wassertsunami in den Wein: INFPs sind in der Bevölkerung selten, das sagte ich schon, und es steht auch neben der Beschreibung auf der empfohlenen Webseite. Und INFPs diskutieren den Sinn am liebsten unter sich.

Das muss nichts Schlimmes bedeuten, wenn das Bloggen so große Seelenfreude bereitet. Wenn aber ein INFP-Blogger WIRKUNG erzeugen will, muss er die Psyche der lauten sinnsorgloseren Anderen beeindrucken, so dass sie Follower werden und liken. Dann muss ein INFP in die feindliche Welt, dort aber gibt es viele auch feindlich-befremdliche Diskussionen, in denen fast keine Antwort wärmt oder „aus der Seele spricht“. Da wird der Zaunkönig traurig, dass der Adler ihn nicht hört und die Spatzen ihn laut verspotten. Da fliegt er wieder ins Unterholz, ins Web, wo die Blogger sind.

Die Blogger KENNEN den Sinn und die wertvolle Zukunft. Gleichzeitig fühlen sie sich unverstanden, nicht ernst genommen und wirkungslos in der Masse der Menschen. Diese Problematik ist eng verbunden mit der introvertierten Sinn-Psyche. Sie bringt Sinn hervor, preist ihn schriftlich oder künstlerisch oft erfolgreich an, verkauft ihn aber nicht an Kunden. Bloggen ist oft wie eine wertvolle Ausstellung von Wertvollem, das aber niemand im Wohnzimmer haben will. Dort aber gehört es hin. Hey, Blogger, geht mit Eurem Licht in Platons Höhle und zeigt es den im Dunkel Angeketteten. Macht aus Sinn eine Praxis! Predigt nicht nur Ethik, sondern bildet eine breite Kultur! Überschreitet den Rubikon zu den normalen Menschen!

Ich blogge ja auch … Ich bin aber mehr Techie. Ich erfinde oft etwas, was keiner kauft. Ich stelle Visionen aus, die keiner im Wohnzimmer haben will. Ich habe mein Problem schon vor langer Zeit erkannt und mir Mühe gegeben … Erfinder leiden unter Technology Enlightenment, nicht so sehr unter Sinnsehnsucht. Auch sie überschreiten nur selten den Rubikon zur Innovation (Innovation ist eine Erfindung, die wirklich gekauft wird). Das war schwer für mich, zur Tat zu schreiten, elend schwer, und ist immer noch schwer … Ich habe noch immer die Worte eines Top-Managers über die Freiheit der Forschung im Ohr: „You know, there is a fine line between independence and irrelevance.“ Es hat etwas mit der Schullektüre von Raabes „Stopfkuchen“ zu tun: „Geh heraus aus deinem Kasten.“ Das haben die amerikanischen Managerschulen geschwind adaptiert, es heißt in Neudeutsch: „Leave your comfort zone.“ Dazu rufe ich hiermit auf. Lassen Sie uns bloggen, was nicht nur gehört wird, sondern „gekauft“. Hören wir auf, zu sehr Fundis zu sein – Realos braucht die Welt. Viele.

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www.omnisophie.com

Bei IBM nannten sie mich "Wild Duck", also Querdenker. Ich war dort Chief Technology Officer, so etwas wie "Teil des technologischen Gewissens". Ich habe mich viel um "artgerechte Arbeitsumgebungen" (besonders für Techies) gekümmert und über Innovation und Unternehmenskulturen nachgedacht. Besonders jetzt, nach meiner Versetzung in den Unruhestand, äußere ich mich oft zum täglichen Wahnsinn in Arbeitsumgebungen und bei Bildung und Erziehung ein bisschen polarisierend-satirisch, wo echt predigende Leidenschaft auf Stirnrunzeln träfe. Es geht mir immer um "artgerechte Haltung von Menschen"! Heute bin ich als freier Schriftsteller, Referent und Business-Angel selbstständig und würde gerne etwas zum Anschieben neuer Bildungssysteme beitragen. Ich schreibe also rund um Kinder, Menschen, Manager und Berater - und bitte um Verzeihung, wenn ich das Tägliche auch öfter einmal in Beziehung zu Platon & Co. bringe. Die Beiträge hier stehen auch auf meiner Homepage www.omnisophie.com als pdf-download bereit. Wer sie ordentlich zitiert, mag sie irgendwo hin kopieren. Gunter Dueck

22 Kommentare

  1. “Hey, Blogger, geht mit Eurem Licht in Platons Höhle und zeigt es den im Dunkel Angeketteten…

    …Ich blogge ja auch…”

    Jetzt fehlt nur noch, daß Sie sagen: ich bin das Licht der Welt.

    “Wer den Himmel auf Erden sucht, hat im Erdkundeunterricht nicht aufgepaßt” (Rolf Miller)

    “Lassen Sie uns bloggen, was nicht nur gehört wird, sondern „gekauft“.”

    Am Ende wollen sie alle nur gut bezahlt sein. Die einen im “Himmelreich” die anderen auf Erden.

  2. Korrektur

    “Wer den Himmel auf Erden sucht, hat im Erdkundeunterricht geschlafen.” – Spätlese unfrisierter Gedanken, Aphorismen 1982

    http://de.wikiquote.org/…tanis%C5%82aw_Jerzy_Lec

    “‘Denn so ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und so ihr nur zu euren Brüdern freundlich tut, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht die Zöllner auch also?’ (Matthäus 5, 46.) – Prinzip der “christlichen Liebe”: sie will zuletzt gut bezahlt sein …”

    (F.Nietzsche)

  3. Blogs als Online-Tagebücher

    Rein schon von der Geschichte der Blogentwicklung her würde man Introvertiert-INtuitiv-Feeling-Persönlichkeiten erwarten, liest man doch in der Wikipedia: Die ersten Weblogs tauchten Mitte der 1990er Jahre auf. Sie wurden Online-Tagebücher genannt und waren Webseiten, auf denen Internetnutzer periodisch Einträge über ihr eigenes Leben machten.
    Auch der nachfolgende Absatz in der Wikipedia ist aufschlussreich:
    Charakteristische Merkmale dieser Kommunikationsform sind die Individualisierung der Kommunikation, die Reflexivität hinsichtlich der Medienkommunikation, die Verlinkung und Vernetzung der Webkommunikation bis hin zur Blogosphäre, die Filterung und Selektion der Medienkommunikation durch die Blogger als eine Art neue Gatekeeper, die Interaktivität aller Beteiligten, die Aufhebung der Grenze zwischen Rezipient und Produzent und damit auch zwischen Profis und Laien.

    Diese Abgeschlossenheit der Blogosphäre sehe auch ich als Problem und kann dem Autor dieses Beitrags zustimmen wenn er schreibt:

    Wenn aber ein INFP-Blogger WIRKUNG erzeugen will, muss er die Psyche der lauten sinnsorgloseren Anderen beeindrucken, so dass sie Follower werden und liken. Dann muss ein INFP in die feindliche Welt, dort aber gibt es viele auch feindlich-befremdliche Diskussionen, in denen fast keine Antwort wärmt oder „aus der Seele spricht“. Da wird der Zaunkönig traurig, dass der Adler ihn nicht hört und die Spatzen ihn laut verspotten.

    Nun ganz im Sinne der INFP-Psyche kann man sich folgende Geschichte ausdenken:
    Es war einmal ein Mann in Nazareth, Galiläa (übersetzt Kreis der Heiden), der die römischen und hellenisierten Städte am See Genezareth mied und nur im kleinen Kreis unter Fischern und Handwerkern wirkte.

    Obwohl dieser ungeheuer charismatische Mann keine schriftlichen oder anderen Beweise seines Lebens hinterlassen hat, ist sein Wirken als Prediger, Heiler und Exorzist dokumentiert, in der Bibel und in einigen wenigen nicht-christlichen Quellen

    Hätte es damals Blogs gegeben wäre wohl irgendwann später ein Blog (Online-Tagebuch) von Jesus Christus entdeckt worden, irgendwo in den undurchschaubaren Tiefen eines frühen Google-Archivs.

    Dieser Jesus hat dann irgendwann den kleinen Kreis verlassen und in der grossen Stadt Jerusalem den Tempelbetrieb gestört (Der Tempel war der wichtigste Arbeitgeber Jerusalems und bot Brotbäckern, Händlern und Gedlwechslern Jobs). Das büsste er mit dem Tod am Kreuz.

    Nun, vielleicht bleiben da schwächere Seelen doch besser in der Geschütztheit der Blogosphäre.

  4. Über die Kunst, sich nicht zu verkaufen

    Lieber Gunter,

    Deinen Artikel habe ich gelesen, nur fand ich ihn nicht sonderlich wild. – Und die Statistik, nach der Schulleiter zu zwei Dritteln “Ordnungshüter” und zu einem Drittel “Weltverbesserer” sind, wirkt auf mich eher beunruhigend als beruhigend. Dass Du “statistisch gesehen” stauntest, verwundert mich. In einer Gesellschaft, in der Deutschland den Superstar sucht und niemals findet, möchte wirklich jeder besonders sein. Also treffen wir uns doch einfach unter einem aktuellen Kürzel, zum Beispiel INFP, und fühlen uns pudelwohl in unserer neuen Peer Group / Comfort-Zone. – Bis uns jemand einen neuen Kürzel schenkt. –

    Irgendwie bin ich nicht überzeugt.

    Deinen Ansatz jedoch, über die artgerechte Haltung von Menschen nachzudenken, empfinde ich als äußerst spannend und lobenswert. Vielleicht könntest Du mir die Quintessenz von Deinen 5 Büchern schreiben. – Als ich mir diese Frage erstmalig stellte, es war vor ca. 20 Jahren, änderte sich zunächst mein Lebensgefühl. Ich schätze, dieses Gefühl lässt sich am ehesten mit der Frage beschreiben:”Meint Ihr das ernst?”
    Aber aussagefähiger als mein Lebensgefühl sind vielleicht meine Schlüsse und die daraus folgenden Aktivitäten. Um es kurz zu machen: Ich bin davon überzeugt, dass wir alle überhaupt nicht artgerecht leben. Das liegt unter anderem daran, dass ein großer Spalt zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und ihrer Anwendung klafft. Beispiele gefällig? Vor einigen Jahrzehnten stellte der Psychoanalytiker W. Reich fest, dass ein Zusammenhang zwischen der Familienstruktur und dem Aufkommen faschistoider Tendenzen besteht. Um das Jahr 2001 erklärte die Yale-Universität, dass Monogamie nur in 6 von 185, darauf untersuchten, Kulturen praktiziert wird. Die Leiterin dieses Projekts verkündete damals, dass sie in Anbetracht der vorliegenden Daten zu keinem anderen Ergebnis kommen könne, als dass sexuelle Monogamie biologisch ungesund sei. – Das erklärt dann auch, weshalb in pseudo-monogam geführten Beziehungen mehr gelogen wird als beim Finanzamt.
    Ein anderer Bereich wäre das Thema Schule. Die prägungsempfindlichste Phase eines Kindes wurde von Prof. Dr. Leary zwischen dem 0. und dem 5. Lebensjahr festgestellt. (Mittlerweile wurde dies neurologisch bestätigt.) – Die prägungsempfindlichste Phase liegt also genau in dem Zeitrahmen, in der für Kinder Schule überhaupt keine Rolle spielt. Oder anders: In der wichtigsten Zeit des Kindes muss die konventionelle Familienstruktur komplett versagen, da ein oder zwei ungeschulte und unreflektierte Elternteile wohl nicht ausreichen dürften, ihre Kinder artgerecht zu unterhalten. – Ich verweise auf Alice Miller.
    Noch unangenehmer wurde es als ich begann, Menschen nach ihren ursprünglichen Träumen und Wünschen zu fragen. Die meisten konnten sich nicht mehr erinnern. Ich forderte sie auf, darüber zu schreiben, doch meistens war das Resultat gähnende Leere. Irgendwann, in einer Zeit vor Facebook, Myspace, der Wikipedia, Blogs, Internetforen und Twitter beschloss ich, über das Netz Menschen zu finden, die ihre Prägung, alberne Religionen wie z.B. das Christentum und profane Beziehungen über Board werfen könnten, um NEUES auszuprobieren. Die Menschen, die sich für so etwas eignen, sind wohl eher im Promille-Bereich zu suchen. – Immerhin müssten es Menschen sein, die sich darüber bewusst sind, dass sie das Reden und Denken längst verlernt haben oder niemals beherrschten. – Menschen, die sich mit ihrem derzeitigen Zustand nicht abfinden wollen und nicht daran denken, irgendwann in ihren Einfamilienhäusern in trauter Gemeinschaft zu verblöden.

    Und damit kommen wir dann zu dem einzigen Sinn von Blogs, Wiki-Artikeln, Forumbeiträgen und Chats, den ich sehe. Schreiben, um bewusster zu werden und sich von den Fehlern zu befreien, die die Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und der traurige Rest nicht überwinden konnten. Das werden sicher nicht viele schaffen. Die wenigen, die es können, rufe ich auf, ihre Normalität zu verlassen und neu anzufangen. – Ich plane den gemeinsam Kauf einer Südsee-Insel. Die Dinger sind ab 750.000 Euro zu haben. Bei 200 Menschen, wäre das ein Betrag, der in etwa einem gebrauchten Kleinwagen entspricht. Sicher wäre es damit nicht getan. Immerhin müsste ja die Insel besiedelbar gemacht werden. Aber es wäre zumindest ein Anfang. (Der erste Anfang, seit Sparta vielleicht (Und der war auch ziemlich schlecht.)

    Ich hoffe, dass dieser Kommentar wild genug war, um auf spannende Menschen zu treffen, und nicht nur unbeholfene Hass-Ausbrüche von Familienvätern, Politikern und selbsternannten Moralaposteln heraufzubeschwören.

    Schöne Grüße vom Plateau,
    C.

  5. @ Christian Ermisch

    Das Problem wird sein, daß Ihr kleines Paradies (Südseeinsel) dem gleichen Schicksal folgen wird, wie “damals” schon. Entweder, die Menschen verfallen der Langenweile (daraus folgt der Beischlaf und die Nachgeburt) -> Neid und Mißgunst zwischen den “Geschwistern” läßt den Kain die Keule schwingen. Wir müssen uns eingestehen, daß wir noch immer Affen sind. Sie erinnern sich? Wandervogel-bewegung? Hippie-? Indien? Ach! -das “Himmelreich” ist ein Zustand des Herzens und kein Ort! Weder diesseits noch jenseits!

  6. Hmm

    Hmm witzig. Einerseits ein klasse Artikel. Andererseits, – gegen Ende doch ein wenig arg widersprüchlich. Und, Entschuldigung, – pauschal. Dinge wie Ethik, benötigen schon so etwas wie Charakter bzw. eine fundamentale Basis. Und wenn die Realos in der Überzahl sind, dann wird vieles davon fraglich.
    Deshalb finde ich den hier, – daneben.
    “Hören wir auf, zu sehr Fundis zu sein – Realos braucht die Welt”
    Joschka Fisher war auch Realo. Hier hat jemand eindeutig den Schuss nicht gehört, worum es geht. Was auch einen anderen Teil betrifft;

    Lassen Sie uns bloggen, was nicht nur gehört wird, sondern “gekauft”.

    Ich sehe da gerade oben rechts in der Werbeecke ein Buch;
    Gunter Dueck – Abschied vom Homo oeconomicus.

    Großes Fragezeichen.

    Vielleicht liegt es an den Techies und auch den Managern, das Klassifizierungen von Menschen, – immer in so komischen Abkürzungen enden müssen. Die brauchen das. Andere vielleicht nicht.

  7. @ Dietmar

    Lieber Dietmar,

    ja, ich erinnere mich an die Wandervogel-Bewegung und Hippies in Indien. – Hat alles nicht funktioniert. Aber auf der anderen Seite haben diese “Gast-Auftritte” von Menschen nie die Wissenschaft mit einbezogen. Abgesehen davon spreche ich mich nicht gegen Fortpflanzung aus, sondern nur gegen die Unart, Kinder zu verderben. Übrigens ein Zeichen von Verdorbenheit ist für mich Pessimismus. – Ich meine, was ist die Alternative? Lieber gar nichts versuchen, weil es scheitern könnte? Verstehe mich nicht falsch: Bei Ehen wäre das vielleicht sogar eine gute Idee. Aber letztendlich erinnert mich das eher ein wenig an Zeilen aus PROMETHEUS, jenem Gedicht von Goethe aus der vielversprechenden STURM UND DRANG – Zeit:

    “Wähntest du etwa,
    Ich sollte das Leben hassen,
    In Wüsten fliehn,
    Weil nicht alle Knabenmorgen-
    Blütenträume reiften?”

    Und was diese Nummer mit Affen und Menschen anbelangt: Ich glaube nicht, dass es in Gesellschaft von Gesprächspartnern langweilig wird, die jeden Tag versuchen, besser zu werden, mehr zu lernen und neue Innovationen zu entwickeln – Und die von den Bonobos gelernt haben, wie aufregend Sex sein kann, wenn man ihn post-polyamorous auslebt. Zudem rechne ich damit dass Kinder, unter besseren Verhältnissen einen durchschnittlichen IQ von 200 haben. – Ich glaube also nicht, dass es langweilig wird.

    Gruß,
    C.

    P.s.: Vielleicht ist dieser Artikel von mir hilfreich:
    http://www.plateau-trivial.de/…tle=Postpolyamory

  8. @ Christian Ermisch

    Bitte kein IQ -ich kann es nicht mehr hören! Es gibt scheinbar keine normalen Kinder mehr. Entweder sie haben ADHS oder sie sind “nachweislich hochbegabt” -*kotz*

    Sex:

    Kennen sie den Unterschied zwischen Lieben und Begehren?

    Sartre hat es gut eingefangen:

    https://scilogs.spektrum.de/…ihnachtsbaum#comment-9511

  9. @Dietmar

    Oscar Wilde schrieb einst:”Kein Verbrechen ist normal. – Aber Normalität ist ein Verbrechen.”

    Und ja, ich kenne den Unterschied zwischen lieben und begehren. – Obgleich es auch Ähnlichkeiten gibt: Beides endet meist mit der Hochzeit.

    Gruß,
    C.

  10. @ Christian Ermisch

    “Die Ehen werden im Himmel geschlossen und enden auf Erden”

    Was schiert mich das ‘Ja’ vor dem Altar, wo doch nur der Wille die nächste Generation ins Leben rufen will und auf das Individuum keine Rücksicht nimmt. (-> Schopenhauer)

  11. Nachtrag @ Christian Ermisch

    Und gesetzt, es gibt einen Gott, so will ich nicht daran glauben, wenn ER nur “heranhinkt zu segnen, was er nicht zusammenfügte.” (F.Nietzsche)

  12. @ Goethe

    “Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt;
    vom Himmel fordert er die schönsten Sterne
    und von der Erde jede höchste Lust,
    und alle Näh und alle Ferne
    befriedigt nicht die tiefbewegte Brust.”

    Irrtum vom Amt. Ich bin mir meiner Tollheit _voll_ bewußt.

  13. @Dietmar

    Dietmar, Du blühst hier ja förmlich auf. – Und ich schätze, jetzt hat wirklich jeder begriffen, dass Du Nietzsche in Dein Herz geschlossen hast. Deshalb beachte meine Hommage: “Nietzsche ist etwas, was überwunden werden will.”

    Und in diesem Sinne würde ich begrüßen, wenn sich hier noch andere zu Wort meldeten, vielleicht zur Abwechslung ein Paar INFPs, RD2Ds oder C3POs.

  14. @ Christian Ermisch

    “Nietzsche ist etwas, was überwunden werden will.”

    Freilich -auch bei Nietzsche müssen Handschuhe getragen werden. Die Reinlichkeit erfordert dies! Er selbst war sich darüber im klaren:

    “Man vergilt einem Lehrer schlecht, wenn man immer nur der Schüler bleibt. Und warum wollt ihr nicht an meinem Kranze rupfen?”

  15. Nicht zu verkaufen

    Lieber Gunter Dueck,

    ich mag Ihre Bücher und Ihre Denkweise, aber meiner Ansicht nach überbewerten Sie die Fähigkeit zum Verkaufen.

    Für mich hat Verkauf und Vertrieb noch immer was mit Klinkenputzen zu tun, mit schmierigen Typen und Schönfärberei.

    Es ist wunderbar, dass Blogger es sich leisten können, ihre Inhalte kostenlos und deshalb unabhängig zu verbreiten. Allerdings wäre gelegentlich etwas mehr Selbstzensur für den Leser angenehm.

    Beste Grüße

    Carmen Treulieb

  16. Persönlichkeitstest

    Der im Blog erwähnte Persönlichkeitstest auf deutsch: http://www.typentest.de

    Dort heisst der englische INFP allerdings auf deutsch (Hallo Verwirrung) ITFS “Träumer”.

    Davon finden sich sicher auch hier im Blog welche.

    Zum Themea Reality-Check: vielleicht wollen viele Träumer gar nicht in die Realität, sondern bleiben lieber in ihrer eigenen (artgerechten?) Welt?

  17. @ Hansbans

    “Zum Themea Reality-Check: vielleicht wollen viele Träumer gar nicht in die Realität, sondern bleiben lieber in ihrer eigenen (artgerechten?) Welt?”

    Vielleicht wäre die Welt eine andere, wenn mehr Menschen offener wären, für neue Ideen.

    Oscar Wilde wurde von Realos (oder Normalos) ins Zuchthaus gebracht. Er starb wenig später nach seiner Entlassung.

    Alan Turing wurde in den Selbstmord getrieben.

    Die Bücher von Wilhelm Reich wurden 2 Mal verbrannt. Er starb im Gefängnis kurz vor seiner Entlassung.

    Ignaz Semmelweis starb unter bis heute ungeklärten Umständen in einer Nervenheilanstalt.

    Marquis De Sage wurde die Todesstrafe angedroht.

    Galileo Galilei wurde unter Hausarrest gestellt.

    Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.

  18. @carmen treulieb

    Nenen Sie es anders, Verantwortung, in dieser Welt zu wirken und auch wirklich wirkdsam zu sein. Nicht einfach von besseren Welten träumen…man kann AUCH träumen, aber dann doch nicht einfach unter der Welt, wie sie ist, leiden und auf sie dauernd schimpfen…oder immerzu grollen…und man kann nur wirken, wenn man normale Menschen überzeugt. Und da muss man anders reden bzw handeln – real werden eben…

  19. Schreiben wirkt!

    Lieber Gunter Dueck,

    das tun viele Blogger durch ihre Texte: Verantwortung übernehmen, wirksam werden, “normale Menschen” überzeugen.

    Sicher haben Sie vom OccupyFrankfurt Camp gehört, das ist ein Zeltlager von Kapialismuskritikern vor der EZB. Seit drei Monaten verbringe ich – nach mindestens 10 Jahre währender Demo-Pause – einen Teil meiner Freizeit mit demonstrieren. Schuld daran ist das Blog des Frankfurter Krimiautors Jan Seghers (http://www.janseghers.de/), der auf das Blog einer Occupy-Camperin verwies (http://dierotenschuhe.blogspot.com/).
    Daraufhin habe ich das Camp besucht und darüber in meinem Blog (http://umamibuecher.wordpress.com/) geschrieben. Dann fand ich das Blog -oder er fand mich – des Journalisten uhupardo (http://uhupardo.wordpress.com/), der in seinen Blogposts schreibt, was er als Journalist in der Presse nicht schreiben darf. Etc. etc.

    Wir wirken im Netz durch Information, durch Übersetzung komplizierter Inhalte, durch PR für das Engagement – und wir gehen raus. Natürlich gibt es Blogs voller Larmoyanz, die nur dem Spannungsabbau dienen, aber die muss man/frau ja nicht lesen.

    Beste Grüße

  20. Habe über den neuen Piraten-Post hierher gefunden. Auch INFP. Mehr Autor, weniger (eher literarischer) Blogger. Das aber vor allem aus einer Entwicklung heraus, weil ich immer sehr und regelmäßig hieran scheitere: »Sie bringt Sinn hervor, preist ihn schriftlich oder künstlerisch oft erfolgreich an, verkauft ihn aber nicht an Kunden«. Besonderes als Autor. Also werde ich mir Ihren Beitrag an den Spiegel tackern, Herr Dueck.

  21. Nun ist das alles schon einige Jahre her. Ich freue mich trotzdem, auf dieser Seite gelandet zu sein. Der Austausch zwischen Dir und Hilsebein hat mir die persönlichkeitsbezogenen Unterschiede nochmal enorm verdeutlicht, die “Realität” vor Augen geführt im Sinne von der Notwendigkeit, damit umzugehen (und dafür sorgen zu müssen, damit umgehen zu können – Stichwort Destruktivität). Kenne es nur zu gut aus meinem eigenen Leben, es war gut, sich genau das noch mal “von außen” anschauen zu können. Wundern tut’s mich immer noch. Warum so viel Aufwand gegen eine Sicht, die nicht die eigene ist? In einem persönlichen Blog? – Motivationen sind mannigfaltig …
    Inspirierend und extrem motivierend fand ich den Kommentar von Holzherr: “Nun ganz im Sinne der INFP-Psyche kann man sich folgende Geschichte ausdenken:
    Es war einmal ein Mann in Nazareth, Galiläa (übersetzt Kreis der Heiden), der die römischen und hellenisierten Städte am See Genezareth mied und nur im kleinen Kreis unter Fischern und Handwerkern wirkte.” Danke dafür.
    Zuletzt:
    Ich habe erst vor Kurzem wieder angefangen, mich mit MBTI zu beschäftigen. Ich bin vor über 10 Jahren als INFP von der härtesten Sorte getestet worden und fand mich darin enorm wieder. Es hat vieles erklärt. Es hat mir mich erklärt in großen Teilen. Das ist viel, wenn man sich in einer Welt von Andersdenkenden/-fühlenden ständig nicht-passend fühlt. Nicht “zugehörig”. Nicht selten angegriffen, wenn man mal offen redet. Oft “arrogant”, wenn’s um das geht, was man sieht/fühlt (und das bei (zumindest bei mir) aller gefühlten “Minderwertigkeit”/”Unpassendheit”). Und das mag jetzt auch wieder völlig abstrus klingen: Ich sehe es in Deinen Augen. Offenheit in Kopf und Herz. Lädt mich ein zu ebensolcher. Danke. 🙂