Zoo-Blogging – es geht um Nikki…

BLOG: Vom Hai gebissen

Notizen aus dem Haifischbecken
Vom Hai gebissen

Ich will das gar nicht. Eigentlich wollte ich die Nashörner erstmal Nashörner sein lassen und hier mehr über landwirtschaftliche Themen berichten – sozusagen mehr in Richtung eines Agrarbloggers. Aber irgendwie – ach komm, ich habe einfach verdammt noch mal Bock auf diese ulkigen Tiere und all die Menschen, die alles dafür tun, dass sie nicht aussterben. Genau diese Geschichten fesseln mich. Trotzdem. Obwohl ich weiß, dass das andere dann nur weiter nach hinten geschoben wird. Aber egal. Ich bin ja noch jung. Es geht um Nikki.

Nikki ist ein Panzernashorn (Indian Rhino) und schwanger. Das freut mich natürlich sehr, denn auch wenn ich jetzt nicht bestens über die Population(en) der Panzernashörner Bescheid weiß – wirklich entspannt zurücklehnen kann man sich da bei keinem Nashorn. Deshalb ist jede Schwangerschaft eine tolle Nachricht. So toll, dass der Cincinnati Zoo and Botanical Garden dieser Sensation einen eigenen Blog mit dem Titel Rhino Baby Countdown widmet. Dort kann jeder leichtverständlich und begleitend verfolgen, wie das so funktioniert. Und wer jetzt denkt, dass der Schwangerschaft der 18-jährigen Nikki eine romantische Zeit mit einem gestandenen Panzernashorn-Bullen vorausgegangen ist, den  – oder vielleicht eher die? – wird die Realität hart treffen. Der Vater Vinu ist 38 Jahre und war während der Zeugung zu Hause im "Bronx Zoo". Das Geheimnis – Ihr ahnt es schon – ist natürlich eine künstliche Befruchtung. Und genau die ist gleich doppelt spannend. weil Nikki das erste so gezeugte Panzernashorn in sich trägt – das vorraussichtlich Mitte Oktober zur Welt kommt – und hier zum ersten Mal mit gefrorenem Sperma gearbeitet wurde.

Ich könnte jetzt noch ewig so weiter schreiben und aufzählen, wo es Probleme gibt oder was man bei einem ordentlichen Populationsmanagement beachten muss. Mach ich aber nicht. Es geht mir nämlich um etwas ganz anderes: die wunderbare Umsetzung der Möglichkeiten, die einem das Internet bietet. So ist der Nashorn-Blog "nur" ein Ableger des eigentlichen Zoo-Blogs, wo Mitarbeiter regelmäßig über alles schreiben, was sie bewegt und interessiert – ganz direkt und ohne Umwege und vor allem ohne Fachchinesisch. Und sollten auch gut verständliche Blogeinträge mal an ihre Grenzen stoßen, gibt es eben Videos – wie zB. Nikkis Befruchtung und Ultraschall-Untersuchungen:

Ich bin heute eher zufällig über die Blog-Aktivitäten des Zoos gestolpert. Gut, nicht ganz zufällig – ich hatte nach Nashorn-Videos auf youtube gesucht. Allerdings war ich davon derart begeistert, dass ich unbedingt einen kleinen Blogeintrag schreiben musste. Und vielleicht macht das ja auch hier Schule – wäre doch super, wenn die etwas steifen Homepages vieler Zoos durch ein lebendiges Blog ergänzt würden. Das dürfte meiner Meinung nach einen tiefer gehenden Lehr-Effekt auf der einen und Lern-Effekt auf der anderen Seite haben als die vielen Schilder neben den Gehegen bzw. Landschaften. Aber das ist nur die bescheidene Meinung eines Zoo-Besuchers und Bloggers…

Wenn man sich die obligatorische About-Seite des Cincinnati Zoos anschaut, stellt man fest, dass Zoo-Bloggen mehr ist als Wissenschaftskommunikation: es ist eine Kunst.

In diesem Sinne

Veröffentlicht von

Wissenschafts- und Agrarblogger seit 2009 – eher zufällig, denn als „Stadtkind“ habe ich zur Landwirtschaft keine direkten Berührungspunkte. Erste Artikel über Temple Grandin und ihre Forschungen zum Thema Tierwohl wurden im Blog dann allerdings meiner überwiegend ebenfalls nicht landwirtschaftlichen Leserschaft derart positiv aufgenommen, dass der Entschluss zu einer stärkeren Beschäftigung mit der Landwirtschaft gefallen war. Auch spätere Besuche bei Wiesenhof und darauf folgende Artikel konnten die Stimmung nicht trüben. Seit 2015 schreibe ich auch gelegentlich für das DLG-Blog agrarblogger.de, teile meine Erfahrung in der Kommunikation als Referent und trage nebenbei fleißig weitere Literatur zum Thema Tierwohl zusammen. Auf Twitter bin ich unter twitter.com/roterhai unterwegs.

6 Kommentare

  1. Die Letzten Ihrer Art

    Hast du “Die Letzten Ihrer Art” von Douglas Adams gelesen? Imo sein bestes Buch. Adams hat dort – teils lustig, teils ernst – seine Reisen mit einem Naturforscher festgehalten, in denen sie die seltensten Tiere der Welt gesucht und gefunden haben. Nashörner sind auch dabei.

  2. Natürlich habe ich…

    …das Buch gelesen. Hatte das geschenkt bekommen und war total begeistert von den vielen witzigen Details.
    An Nashörner kann ich mich gerad nicht mehr erinnern, komme auch gerad nicht dran. Werde ich mir aber merken (müssen) und da mal reinschauen demnächst.
    Danke für den Hinweis.

  3. @Sören @Moritz

    Wenn ihr auf der Buchseite http://www.science-shop.de/artikel/573505 auf “Video zum Artikel” klickt, öffnet sich ein wunderbarer Vortrag von Douglas Adams über “Last chance to see / Die letzten ihrer Art”. Der Vortrag dauert 1,5 Stunden, also legt Euch Popcorn oder was immer ihr während guter Filme so knabbert bereit – einfach zurücklehnen und genießen. Was muss dieser Douglas Adams für ein toller Mensch gewesen sein!

    Am Anfang ist das Video arg dunkel, das legt sich aber mit der Zeit.

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