Israel und seine Gottheit

BLOG: un/zugehörig

Wien. Heidelberg. Berlin: ein israelischer Blick auf Deutschland
un/zugehörig

Nach dem letzten Beitrag zur begrifflichen Problematik jüdischer Narrative möchte ich nun – wenn auch nur überblicksmäßig – erklären, welchen Platz Gott in diesen Narrativen einnimmt.

 
Damit meine ich nicht die Spezifika des einen oder anderen Narrativs, sondern die den meisten Narrativen m. E. eigentümliche Grundstruktur, die sich unter der Bodenoberfläche der expliziten Thesen befindet und daher meistens nicht mit thematisiert wird. Es handelt sich also einerseits um meine nach wie vor unausweichlich subjektive Sichtweise, andererseits ziele ich hier auf eine theoretische Darlegung ab, die auf die zentralen Strömungen im heutigen Judentum zuträfe.
 
Die vielleicht wichtigste Aussage, die man machen kann, wenn man nichtjüdischen Abendländern die Prämissen der zentralen Selbstverständnisformen im heutigen Judentum erklären möchte, lautet:
 
Das Judentum ist keine Religion.

(Ja, selbst in diesem Blog gibt es zugegebenermaßen eine Rubrik, die so heißt und in der eben dieser Beitrag erscheint. Das rührt allerdings vom gängigen Sprachgebrauch her und bildet ein Zugeständnis meinerseits an diese m. E. falsche Konvention.)
 
Dass das Judentum keine Religion ist (wie es etwa das Christentum und der Islam doch sind), bedeutet, dass im Mittelpunkt jüdischer Narrative nicht Gott bzw. seine Emanationen (wie etwa die Offenbarung durch Jesus oder über Mohammed) steht, sondern Israel, d.h. ein Volk, dessen Vorhandensein vorausgesetzt wird, damit die unterschiedlich vorgestellte Gottheit bzw. (wie in der Frühantike) Stammesgottheit zu diesem Volk irgendeine besondere Beziehung führen und Israel etwa zu Gottes eigenem Volk erklärt werden kann.
 
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass es gläubige Narrative gibt, in denen Israel Gott vorausgeht (obwohl es aus kritischer Perspektive klar ist, dass Israels altertümliche Existenz eine Voraussetzung für die Entstehung spezifisch israelischer Gottesvorstellungen war). Vielmehr meine ich, dass die Vorstellung von Israel die gedankliche, implizite Prämisse der biblischen, theologischen, mystischen oder sonstartigen Erklärungen bildet, die explizit davon erzählen, wie, weshalb und/oder wozu Gott Israel zustande gebracht haben soll.
 
Wenn also in der Bibel steht, dass Gott zu Moses spricht, dieser solle dem Volke dieses und jenes sagen, so steht im Mittelpunkt nicht Gott oder seine Emanationen (Moses, die Botschaft), sondern eigentlich das Volk, um welches das Ganze sich handelt und von welchem hier vor und nach allem erzählt wird (dazwischen erscheint Gott als Agens). Desgleich dort, wo dort den Erzvätern verspricht, dass er sie zu einem großen Volk wird werden lassen. Auch in späteren Narrativen, die theologische und anschließend auch mystische Ansätze aufweisen, erscheint Gott zwar als Agens, das aber im Dienste Israels wirkt und letzten Endes dessen Existenz erklären soll.
 
In den meisten jüdischen Narrativen, die Gott einbeziehen, figuriert dieser, also Jahwe, folglich als Israels eigener Gott – nicht obwohl, sondern gerade deswegen, weil Israel auf der Bodenoberfläche zu Gottes eigenem Volk erklärt wird. Das nationale Moment ist die treibende Kraft hinter den meisten Gottesvorstellungen Israels. Daher können diese Vorstellungen und die damit zusammenhängende Kultur nicht als Religion im gängigen Sinne des Worte, sondern eher als Kult, als den Israel eigentümlichen Jahwekult bezeichnet werden (der im Laufe der Jahrtausende freilich sehr unterschiedliche Inhalte und Formen angenommen und wieder weggelassen hat).
 
Vor diesem Hintergrund möchte ich gleich betonen, dass es von diesem Paradigma zwar geringfügige, aber nichtsdestoweniger wahrnehmbare Ausnahmen gibt, und zwar auf beiden Enden des innerjüdischen Spektrums, sozusagen bei den "Links-" und den "Rechtsextremisten". Beiden ist nämlich die Bestrebung gemeinsam, Israel auf das Kultische zu reduzieren, sodass es von seiner nationalen Basis losgelöst und in eine Religion verwandelt werden kann. Bei den Linksextremisten führt dieser Ansatz zur persönlichen Ablehnung jeder Beziehung zum jüdischen Land und Staat, die über das hinausgeht, was sie im Hinblick auf jene Nation für üblich halten, inmitten deren sie leben und als deren ganz normale Angehörige sie sich betrachten.

Bei den Rechtsextremisten führt der religiöse Ansatz dazu, dass das Normale, d.h. das Nationale, dem Religiösen und Wundermäßigen vollkommen unterworfen wird, sodass es Israel in ihren Augen verboten sei, massenweise in seinem Land zu leben und seine res publica zu pflegen und seinen Staat aufzubauen, solange das alles nicht im religiösen Rahmen geschehen, d.h. von dem Messiah selbst vollzogen worden ist (man kann auch sagen, dass das nationale Moment hier nicht einfach abgelehnt, sondern theoretisch zwar akzeptiert, aber praktisch geradezu verdrängt wird).
 
Zwischen diesen beiden Extremen sind aber m. E. alle Narrative auf das Nationale angewiesen, dessen Bedeutung sie jeweils anders erklären. In diesem Zusammenhang muss man bedenken, dass das "Nationale" im Sinne eines über den persönlich bekannten Personenkreis hinausreichenden Wir zwar irrational erscheint, uns aber seit Urzeiten begleitet, wobei es sich in jeder Epoche jeweils anders niederschlägt. Auch die jüdischen Wir-Vorstellungen sind in den Epochen verankert, in denen sie entstanden und von denen sie – bald mehr, bald weniger – beeinflusst worden sind. Im Einklang mit den Paradigmen der Neuzeit sind in Israel etwa auch Narrative entstanden, die Gott völlig außer vor lassen, ihn also nicht in die Konstruktion Israels mit einbeziehen. In diesem Beitrag ist zwar von gläubigen Narrativen die Rede, aber es versteht sich von selbst, dass das nationale Moment in den nichtgläubigen keine geringere Rolle spielt.
 
Allgemein gesprochen handelt es sich also beim jüdischen Diskurs nicht um Gott, weil dieser, so wichtig er ist, doch nicht den Kernbegriff dieses Diskurses darstellt, sondern erst beim Dialog mit Israel als dessen Gesprächspartner hinzukommt. Jahwe ist zwar der Schöpfer, doch der Sinn seiner Schöpfung besteht in seiner Beziehung zu Israel, also letztlich in Israel selbst (auch dieser Punkt wird natürlich jeweils anders dargelegt). Deswegen ist es – im Gegensatz zu Religionen – auch nicht der Gotteskult, sondern die bis auf die (wohl mythologischen) Erzeltern zurückgeführte Abstammung, die das Volk bestimmt, wie in anderen Nationskonstruktionen auch.

Die selbst empfundene Eigenartigkeit des Volkes im Vergleich mit den umgebenden Völkern bestimmt dann die – relative – Eigenartigkeit seiner Gottesvorstellungen, dadurch auch seine eigenartige Beziehung zu seiner eigenen Gottheit, deren eigenes Volk es wiederum ist, und schließlich die – relative – Eigenartigkeit seines Gotteskultes (vgl. etwa Israels Knohls "Sanctuary of Silence"). Wenn man sich von den Details der einzelnen Narrative distanziert hält und eine ausreichende Perspektive gewinnt, erscheint Israel mithin als der Eckstein, auf dem Jahwe beruht.

Die Grundstruktur des jüdischen Diskurses, deren Beleuchtung ich mir hier zum Ziel gesetzt habe, weist mithin viel Partikularismus auf. Denn im Gegensatz zu Religionen, etwa dem Christentum oder dem Islam, wird den Menschen bzw. dem Menschen als solchem in den meisten jüdischen Narrativen eigentlich keine Möglichkeit zugestanden, zu Gott in unmittelbarem Kontakt zu stehen. Zwar wurde die jahwistische Stammesgottheit von deren geographischem Ausdehnungspotenzial her ziemlich früh universalisiert (m. E. bereits zu Zeiten Jesajas I.), doch bleibt sie auch weiterhin Israel verpflichtet bzw. erlangt in der exklusiven Beziehung zu Israel ihren Sinn.

Dieses Verhältnis gleicht m. E. einer Pyramide, die auf dem Kopf gestellt ist. Die innere Spannung zwischem dem Anspruch auf Allgegenwart einerseits und der partikularen Verpflichtung zu Israel andererseits lässt sich auch in den Jesus zugeschriebenen Sprüchen deutlich erkennen, jedoch ist diese eingeengte Kraft des Jahwismus im Heidenchristentum durch Umdeutung Jesu entfesselt worden. Zu Zeiten Mohammeds braucht dann der universale, jedem Menschen zugängliche und zumutbare Gott nicht mehr neu erfunden zu werden.

Interessanterweise lässt sich diese Grundstruktur nicht nur im innerjüdischen Diskurs, sondern auch in den allgemeinen Wissenschaften, die sich Israel zum Forschungsobjekt machen. Ob in jüdischer Kunst, Philosophie, Geschichte oder in einem anderen Fach: Es geht nicht um die Erforschung Jahwes, sondern Israels – und erst in diesem Rahmen auch die israelische Gottheit bzw. Gottesvorstellungen. Das hört sich freilich sehr banal an, jedoch muss auch so etwas gesagt werden, denn es gibt viele Menschen, die meinen, im Judentum ginge es vornehmlich um Gott.

Diese eigentlich sehr selbstbezogene Struktur erstreckt sich auch auf die jüdische Bibel. Dort gibt es scheinbar ein klares Subjekt, nämlich den israelischen Gott. Jedoch hat dieser Gott kaum mit Einzelpersonen zu tun, es sei denn, sie erfüllen eine öffentliche Funktion, die für das Volk von Bedeutung ist, etwa als Ahnen, Propheten, Könige, etc. Das heißt: Auch die von Israel hervorgebrachte Schrift, die uns erzählt, wie Gott Israel hervorgebracht habe, handelt eigentlich von Israel und seinem Schicksal, also vom Eckstein, auf den diese Gottheit angewiesen ist, um sich in der Welt zu manifestieren.

Dieses Muster betrifft nicht zuletzt die vierte Seite des jüdischen "Quadrats", nämlich das Land, das Israel im Pentateuch von Jahwe verheißen wird. Zwar ist es Gott, der den Akt vollzieht, aber im Mittelpunkt steht nicht der schenkende Vater, der sowieso über die ganze Erde verfügt und daher das Land zu verheißen vermag, sondern das bescherte Kind, dem es im eigenen Lande, sofern es sich im Rahmen dieser besonderen Beziehung brav verhält, wohl ergehen soll. Während Gottes eigene Gegenwart im Land sich auf sein Wohnstift beschränkt, ist Israels Zukunft innerlich mit dem Land verknüpft. Kritisch betrachtet, muss die "reale" Reihenfolge wohl umgekehrt aussehen: Die Heranziehung Gottes bzw. einer göttlichen Verheißung dient zur Untermauerung der vorausgehenden bzw. bereits bestehenden Beziehung zwischen Israel und seinem Land.

Zum Schluss: Im Judentum ist das ausschlaggebende Moment – allgemein gesprochen – nicht die Gottheit bzw. deren Emanationen, sondern Israel, das Volk, in dessen Geschichte sich die eigene Gottheit zu manifestieren hat. Die Bedeutung der Gottheit besteht in deren exklusiver, ob wirklicher oder eingebildeter Beziehung zu Israel. Dadurch wird auch das Verhältnis des Einzelnen zu Gott von der Zugehörigkeit zu Israel abhängig gemacht, welche dem Menschen nicht als solchem obliegt oder gar freisteht. Diese besondere Beziehung – und somit die israelische Gottheit selbst wie auch die mit dieser eng verknüpfte Vorstellung von der "Schöpfung" – zu erklären, ist die explizite oder implizite Aufgabe eines jeden Narrativs.

 

 

Veröffentlicht von

www.berlinjewish.com/

Mancherorts auch als der Rebbe von Krechzn* bekannt, heißt der Autor von "un/zugehörig" eigentlich Yoav Sapir. Er ist 5740 (auf Christlich: 1979) in Haifa, Israel, geboren und hat später lange in Jerusalem gelebt, dessen numinose Stimmung ihn anscheinend tief geprägt hat. Nebenbei hat er dort sein M.A.-Studium abgeschlossen, während dessen er sich v. a. mit dem Bild des Juden im Spielfilm der DDR befasst hat. Seit Sommer 2006 weilt er an akademischen Einrichtungen im deutschsprachigen Mitteleuropa: anfangs in Wien, später in Berlin und dann in Heidelberg. Nach einer Hospitanz im Bundestag arbeitet er jetzt selbstständig in Berlin als Autor, Referent und Übersetzer aus dem Hebräischen und ins Hebräische. Nebenbei bietet er auch Tours of Jewish Berlin. * krechzn (Jiddisch): stöhnen; leidenschaftlich jammern.

16 Kommentare

  1. @ Yoav: Verständnisfrage

    Lieber Yoav,

    dass Dein Text nicht “die” oder auch nur eine jüdische Mehrheitsmeinung darstellt, hast Du ja selbst klargestellt. Wenn ich Deine Ausführungen aber richtig verstehe, setzt Du die israelische “Nation” (Juden sephardischer, aschkenasischer, afrikanischer und konvertierter Herkunft?) neben bzw. über Gott. Und auch Seine gesamte Schöpfung (die Menschheit, das Universum) sei auf Israel ausgerichtet. So schreibst Du:

    “Jahwe ist zwar der Schöpfer, doch der Sinn seiner Schöpfung besteht in seiner Beziehung zu Israel, also letztlich in Israel selbst (auch dieser Punkt wird natürlich jeweils anders dargelegt).”

    Meine Frage an Dich ist nun, wie nach diesem Schema eigentlich Nichtjuden einzuschätzen sind. Haben sie sich diesem Anspruch zu unterwerfen, als Teil der Schöpfung auf Israel bestenfalls hingeordnet zu sein? Oder kommt ihnen eine eigenständige Würde zu?

    Interessierte Grüße

    Michael

  2. Grundsätzlich ja, aber irgendwie auch ni

    @ Yoav:
    Abgesehen davon, dass ich mit den Begriffen Nation, national und nationalistisch so meine grundsätzlichen Probleme habe und sie daher für mich persönlich außer Kraft setze, in sich schlüssig. Wobei es ja mit der Möglichkeit des Giur sogar über das rein nationalistische hinausgeht.
    Nur, wie siehst Du unter dem Aspekt: “Im Judentum ist das ausschlaggebende Moment – allgemein gesprochen – nicht die Gottheit bzw. deren Emanationen, sondern Israel, das Volk, in dessen Geschichte sich die eigene Gottheit zu manifestieren hat.” die beiden Zerstörungen des Tempels und den Galluth ?
    Vorallem den Galluth ? Bedeutet die Trennung des jüdischen Volkes vom ihm versprochenen Territorium damit nicht auch die Trennung des jüdischen Volkes von Adoshem?
    Hat er damit nicht 70 nach der Zeitenwende die Brit aufgelöst ? Und, wo bleibt nach Deiner Argumentation der Einfluß Adoshems oder die Reflektion auf Adoshem bei der Gründung des Staates Israel ? Wo manifestiert er sich hier ?

  3. @ Michael

    Natürlich trifft das auf die “Mehrheit” zu, denn es geht hier ja um einen Blick hinter die Kulissen bzw. unter die Bodenoberfläche der meisten Narrative. Auf die Ausnahmen, die das Judentum von einem Volk mit eigenem Kult in eine Religion mit einer Gläubigengemeinschaft zu verwandeln suchen, habe ich oben hingewiesen, nur sind Ausnahmen nun mal so beschaffen, das sie eben die Minderheit darstellen…

    Deine Herkunftsfrage ist für die meisten Narrative eine Unfrage, weil sie vollkommen im Einklang mit der prophezeiten Rückkehr aus allen Himmelsrichtungen steht. Ich weiß nicht, wie man am rechtsextremen Rande damit umgeht und ob diese Ultra-Ultra-Orthodoxen die äthiopischen Juden nicht als solche anerkennten, wenn sie die staatliche Verantwortung, aus der solche Fragen hervorgehen, nicht grundsätzlich ablehnen würden. Die Linksextremisten gehen damit jedenfalls anders um: Sie betrachten Israel als eine Religion und umgehen damit die Frage nach der Zusammensetzung eines Volkes Israel.

    Der Übertritt wird meistens als die Eintrittskarte ins Volk erachtet (und dabei natürlich, ganz im Einklang mit den Fragen ums Volk, unterschiedlich interpretiert). Da der Übertritt die (bei Religionen hingegen irrelevante!) Frage nach der neuen Blutlinie des Übergetretenen aufwirft, gelten die rabbinisch Ein- bzw. Übergetretenen nicht ganz als Israeliten, sondern erst ihre Kinder. So ist es etwa einem Priester verboten, eine Proselytin zu heiraten (geschweige denn zu begatten). Was mich angeht, so bin ich eher für Assimilation (à la Ruth), aber im obigen Beitrag kommt es nicht auf mein Narrativ an, das ich bereits im vorigen Beitrag ansatzweise beschrieben habe. Mehr zum Thema “Übertritt” findest du auf diesem Blog in den beiden Beiträgen zur Übertrittsfrage vom Frühjahr 2008:

    1.
    http://www.chronologs.de/…igi-sen-blickpunkt-aus

    2.
    http://www.chronologs.de/…hischen-blickpunkt-aus

    Wieso meinst du (wohl nur polemisch?), die Prämisse – Israel – würde “neben bzw. über” dem Thematisierten – Gott – stehen? Wenn wir es schon platzieren, dann vielleicht doch “unter”? Ich benutze ja das Bild vom Eckstein.

    Was Nichtangeht, so werden sie meistens als eine Art Kulisse fürs Eigentliche, d.h. die Beziehung Gottes zu Israel, angesehen. Im frühen Rabbinertum, d.h. relativ sehr spät, ist die Vorstellung von den für die Nichtisraeliten verbindlichen Noahidischen Geboten hinzugekommen. Damit verknüpft ist auch die Einstufung derjenigen, die sich daran halten, als Gerechte bzw. derjenigen, die sich nicht daran halten, als Böse. Aber eigentlich interessieren sich die jüdischen Denker kaum dafür, ob die Nichtisraeliten es tun oder nicht, denn ihnen wird auch mit dieser Pflicht nicht viel mehr zuerkannt als die Kulisse der Bühne zu sein, auf der die beiden Liebhaber stehen: Israel und Jahwe.

    Diese grundsätzliche Differenzierung zwischen Israel und anderen Völkern hat zum Spruch geührt: Ihr heißt “Menschen”, die anderen Völker aber nicht (das rabbinische Gedankengut dazu wird von einer Talmudstelle abgeleitet, wo er allerdings in einem ziemlich eng beschränkten Zusammenhang steht). In der jüdischen Mystik wird das von manchen etwas abgemildert: Gerade die Nichtisraeliten sind die Menschen und stehen als solche auf der höchsten Stufe innerhalb der Schöpfung, die Israeliten hingegen werden als die niedrigste Stufe innerhalb des Schöpfers angesehen (auch hier sieht man, wie sehr die Gottheit Jahwe vom Gedankenstruktur her auf Israel beruht bzw. dieses voraussetzt).

    Da wir hier aber mit einer nur halbwegs univarlisierten Stammesgottheit zu tun haben, ist eigentlich auch nicht viel mehr zu erwarten. Interessanterweise gibt es aber Nichtisraeliten, die sich aus Israels Schriften trotzdem Sinn und Zweck gewinnen, etwa anhand von Jes. 40:1 “Tröstet, tröstet mein Volk!”

  4. @ Shabbesgoi

    Wie im obigen Beitrag erklärt, ist das Nationale m. E. im Grunde genommen eine der Moderne angepasste Form von Wir-Vorstellungen, die uns seit Urzeiten begleiten. Für den modernen Nationsbegriff finden wir in der Antike kein identisches Pendant, aber mit dem biblischen oder dem talmudischen Wir ist praktisch dasselbe gemeint.

    Zum Übertritt s. o. in meiner Antwort an Michael.

    Was die Nationalkatastrophen angeht, so geht es mir hier nicht darum, mein eigenes Narrativ – und in diesem Zusammenhang meine eigenen Erklärungen von Israels Geschichte – anzubieten. Klar ist aber, dass kein Narrativ um diese Ereignisse herumkommt, weder um die antiken noch um die zeitgeschichtlichen. Man kann 1948 zum Anfang der Endzeit erklären oder heilsgeschichtlich als eine große Freveltat ansehen, aber man kann nicht so tun, als käme es nicht auf das Nationale an (selsbt die Reformbewegung ist ja mit eleganter Verspätung 1972 dem zionistischen Weltkongress und 1975 der zionistischen Weltorganisation beigetreten).

    Apropos Nationalkatastrophen: Im jüdischen, vermeintlich “religiösen” Kalender gibt es insg. 6 Fasttage, von denen nur einer (von der Sinngebung her) direkt mit der israelischen Gottheit zusammenhängt, während die anderen fünf, d.h. die überwiegende Mehrheit, mit (ob tatsächlichen oder vermeintlichen) Ereignissen im Volksleben zusammenhängen. Vier davon sind ausgesprochene Volkstrauertage (3. Tischrej, 10. Tewet, 17. Tamus, [die “drei Wochen”,] 9. Aw), der fünfte ist der Fasttag von Esther. Apropos Esther: Auch die festlichen rabbinischen Zusätze zum Nationalkalender sind nicht im Jahwekult, sondern im Volksleben verankert: Purim, Chanukka, der 33. Tag der Omer-Zählung etc. Und dabei habe ich gar nicht die mit dem jüdischen Staat hinzugekommenen Daten erwähnt, die vom Hauptrabbinat festgelegt worden sind und auch im Ausland begangen werden.

  5. Volk oder Verständnis: Hörer

    Hallo Sapir und Dr. Blume,

    auch dieser Beiträg lässt mich wieder darüber nachdenken, dass die Suche bzw. Bestätigung einer personalen (meist zielenden, zaubernden, desingenden…recht menschlichen) Gottesgestalt, wie sie im Theismus als selbverständlich vorausgesetzt wird und unser derzeitiges Denken und Diskutieren bestimmt, so selbstverständlich nicht ist.

    Das Judentum scheint seine Glaubensidendität nicht aus einer gemeinsam geglaubten Gottesgestalt, sondern aus der Volkszugehörigkeit bzw. der Geschaffenheit, des in seiner Geschichte wirksamen Unsagbaren zu beziehen.

    Doch ging es am Anfang des Monotheismus um eine Stammesgemeischaft bzw. Abstammungsgemeinschaft oder muss nach den gemeinsamen Verständnis des schöpferischen Wortes gefragt werden, aus dem alles entstand, auf dem die Geschichte Israles gründet und aus dem sich der gemeinsame Sinn ableitete, der in den Geschichen lebendig gehalten wurde?

    Und wenn die jüdisch-griechischen Glaubensreformer der Zeitenwende ein neues, wahres Judentum begründen wollten, das nun univesal war, müssen wir dann mit dem Wissen, dass das Judentum nicht der Glaube an eine mystische, zauberhaft wirkende Gottesgestalt ist, auch das Christentum und dessen Wesen in neuer Weise hinterfragen: über ein erweiteres,nun universales Verständnis des “Wortes/Logos” nachdenken? (Den gemeinsamen Logos, das wiederversandene Wort nicht in Buch-/Glaubenslehre suchen, die eine Gottesgestalt offenbarte, sondern nach der gemeinsamen Sinn gebende Bestimmung fragen, die die Griechen aus dem Fluss allen Lebens ableiteten.)

    Glaube entwickelt sich weiter, ist ewig unterwegs, auch das habe ich bisher aus der jüdischen Geschichte gelernt.

    Was spricht im urjüdischen Sinne dagegen, die bereits zur Zeitenwende begonnene Universalisierung des Judentums in neuer Weise zu durchdenken:

    Nicht weiter eine Gottesgestalt bzw. heute einen Desinger… begründen zu wollen (wie er derzeit die gesamte Glaubensdiskussion bestimmt), sondern die Grammatik des evolutionären Werdens, wie sie uns die Wissenschaft erklärt, als eine gemeinsamen Sinngebende Bestimmung, ein Wort zu hinterfragen? (Zeitgerecht hören, statt eine Gottesgestalt zu verherrlichen oder verteidigen zu wollen.)

  6. @ Gerhard / Theologie der Vernunft

    Interessanter Ansatz, aber insofern ziemlich aussichtslos, als die Wissenschaft sich nach Objektivität sehnt, während die Gottheit aller Mainstream-Varianten des Judentums durch eine recht subektive Beziehung zu Israel bestimmt ist, ohne die sie ihren ganzen Sinn verlöre und, was das Mainstream-Judentum angeht, eigentlich vollkommen überflüssig würde.

  7. Gemeinsame Welt-verant-wort-ung

    @joav sapir,

    warum sollte es aussichtslos sein? Was spricht gegen ein gemeinsames objektives Hören in heutiger Welterklärung, die Wahrnehmung einer Verant-wort-ung in dem, was weltvernünftig wäre?

    Ich denke, dass gerade die subjektive Vorstellung einer Stammes-Gottheit bisher diesem Verständnis im Wege stand. Und nun lerne ich, dass es darum im Urjudentum gar nicht geht, sondern das gemeinsame Hören, die gemeinsame schöpferische Geschichte im Vordergrund steht, Sinn macht.

    Die Welt hat sich weitergedreht, Dank dem Unsagbaren. Warum sollten wir uns weiter nur schöne Geschichten über einen gemeinsame Abstammung erzählen, statt in der Erkärung, wie sie uns die Evolutionswissenschaft abgibt, den gemeinsamen Sinn und logischen Urgrund zu sehen? So erst die Welt weiter – im kreativen=schöpferischen Sinne – optimieren zu wollen? (Weltvernunft u.A. als ökologische, ganzheitliche, weltökonomische Lebensweise, wozu auch die schöpfungsvernünftige Verhaltensweise gehört, wie es bereits in Mose geboten wurde.)

    Ich denke, ohne dass wir die reale Weltentwicklung als gemeinsame sinnvolle “Schöpfung” verstehen, wird dies nicht gelingen. Mit alten Geschichten allein ist kein Staat mehr zu machen, noch weniger eine “schöpferische” Weltgemeinschaft.

    Im Mainstreamjudentum mag dies überflüssig sein. Doch was würde ein solches Kult-Verständnis für den Kampf der Kulturen bedeuten, der gerade das Judentum belastet? Und was könnte ein mündiges Hören einer gemeinsamen schöpferischen Be-stimmung für das kreativen=schöpferische Miteinander der Menschen bewirken?

    Ich gebe die Hoffnung auf eine Weltvernunft, die von Reformjuden vor 2000 Jahren als lebendiges Wort verstanden, als wahrer Sohn (statt Göttersöhne echte Vermittlung gesehen, aus den Prinzpien natürlichen Werdens abgeleitet wurde, Tempel war…) nicht auf.

    Ich denke, Jesus spricht nicht gegen das Judentum: Er ist kein Ersatzgott, sondern das lebendiges Wort, das nur im aufgekärten Bewusstsein des Alten (z.B. dass es nicht um mystische Gottheiten ging) neu zu vergegenwärtigen ist.

  8. @ Michael: Zufrieden mit Yoav’s Antwort?

    Mich würde interessieren, ob Michael mit der Beantwortung seiner Frage zufrieden ist.

    So richtig schlau werde ich aus all den Ausführungen von Yoav nicht. Vieles versteht man ja.

    Aber wenn dann Michael Yoav auf irgend einen Punkt mal festnageln will, scheint das irgend wie nicht zu funktionieren. So daß am Ende eigentlich offen bleibt, was man hier aus diesem Beitrag eigentlich verstanden hat, was man mitnehmen will/kann/soll.

    Daß Israel anders ist als andere Völker, ist ja klar. Jedes Volk ist anders als andere Völker. Jedes Volk hatte früher seine eigenen religiösen Vorstellungen. Und jedes Volk hat früher auf andere Völker herabgeschaut, meist war man nur selbst “Mensch” und alle anderen Völker waren “Tiere”, “Barbaren”, “Vieh”, “unrein”, “schmutzig” und anderes dergleichen mehr.

    Israel hat seine eigenen religiösen Vorstellungen in den letzten 2000 Jahren behalten, vielleicht nicht gar zu stark verändert, während ein großer Teil der nichtjüdischen Völker religiöse Vorstellungen des Judentums übernommen haben, dabei TLW. transformiert haben. Aber irgendwie schon ein irrwitziger Prozeß.

    Seither verachteten nichtjüdische Völker andere Völker nicht mehr, WENN sie die gleiche Religion wie sie selbst hatten, also Christen waren. Wenn sie Heiden waren, war die Verachtung 100 % da, so wie sie auch im traditionellen Judentum dagewesen sein wird.

    Aber mir will scheinen, daß die nichtjüdischen Völker spätestens seit der Aufklärung und GERADE in Auseinandersetzung mit einem irgendwie auf die Spitze getriebenen archaischen menschheitsgeschichtlichen Erbe (nämlich dem monotheistischen, andere Religionen radikal abwertenden) eine Humanität entwickelt haben, die das archaische, andere Völker und Religionen so radikal abwertende Denken, das deren Vernichtung wünscht überwunden hat. (Noch Kaiser Ferdinand II. wünschte lieber über eine Wüste zu herrschen als über ein Land voller Ketzer. Dementsprechend der Verlauf des 30-jährigen Krieges.)

    Was aber seit der Aufklärung diesbezüglich im Judentum passiert ist, ist mir aus diesem Beitrag hier nicht klar geworden. Werden Goj/Nichtjuden immer noch für “dumm” angesehen, wie das traditionell wohl im Judentum recht weit verbreitet der Fall gewesen ist (noch Steven Pinker’s Onkel nannte Pinker einen “goi’schen Kop”, wenn er dummes Zeug geredet hatte)? GIBT es also diese Abwertung noch im jüdischen Denken? Im religiösen? Im nationalistisch-säkularen? Wünscht man die Ausrottung anderer religiöser Vorstellungen außer der jüdischen, wie das ständig in der Bibel (Neues wie Altes Testament) vom monotheistischen Gott gefordert und praktiziert wird?

    Ich finde die gelegentlich von Yoav angedeutete Möglichkeit einer Anknüpfung an vor-monotheistische Religiosität in Israel durchaus interessant. Aber wie sieht sie konkret aus? Da gab es ja auch weibliche Gottheiten. Auch andere Völker versuchen ja mitunter, an vor-monotheistische religiöse Vorstellungen, Philosophien anzuknüpfen.

    Wäre es nicht schön, wenn da die Völker der Welt in gegenseitiger Anerkennung je ihre eigenen Wege finden könnten, ohne sich in den bescheuertsten Kriegen, die es nur gibt, die gegenseitige Vernichtung zu wünschen?

  9. @ Ingo

    Wie bist du in dieser israelbezogenen Diskussion auf Vernichtung gekommen? Ich glaube, du hast hier nicht wenig in meinen Mund gelegt, was gar nicht dem entspricht, was ich oben geschrieben habe. Aus Zeitgründen kann ich jetzt nicht auf jede Einzelheit eingehen, daher nur so viel: Nichtjuden sind in (m. E. allen) jüdischen Narrativen keine Ketzer, jedenfalls nicht als solche, d.h. nicht deswegen, weil sie keine Juden sind. Das rührt daher, dass das Judentum eben keine Religion ist. Vielmehr sind Nichtjuden, also Fremdlinge bzw. “Beziehungsfremde”, für jüdische Narrative weitgehend irrelevant und können oft nur passiv, d.h. als Werkzeug Gottes in seiner Beziehung zu Israel, Verwendung finden (vgl. die Völkersprüche von Jesaja I., Kap. 10-23, nicht durchgehend). Darum eben die “auf dem Kopf gestellte” Pyramide: Globaler Machtbereich einer partikularen Gottheit.

  10. @ Yoav: “irrelevant”?

    Nichtjuden sind für jüdische Narrative weitgehend irrelevant? Obwohl schon das erste Gebot lautet: “Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!” – also keine nichtjüdischen Götter – ?

    Ich würde sogar schon allein von diesem ersten Gebot ableiten: Nichtjuden und ihre Götter sind viel relevanter für DIESE (jüdische) Religion als für viele oder fast alle anderen Religionen. Das heißt, diese Unterscheidung zwischen “fremdem” Gott und “eigenem” Gott (bzw. deren Anhängern) und zumal in dieser monothetistischen Verschärfung (“mosaische Unterscheidung zwischen Wahr und Falsch”) IST ja gerade das WESEN des Monotheismus.

    Andererseits aber könnte auch eine Argumentation wie die, daß Nichtjuden für die jüdische Narration “irrelavant” wären, nur “passives Werkzeug” in der “Hand Gottes” wären, WIEDER nur – aber diesmal in spiegelverkehrter Form das Ebengesagte widerspiegeln: Wenn die Angehörigen anderer Völker als “irrelevant” für die eigene Narration angesehen werden, kann auch DAS als eine Form von Herabsetzung, von Nichtachtung empfunden werden, da sie dann ja sozusagen in der eigenen Narration “nichtexistent” sind, obwohl sie ja de facto existent sind und von Bedeutung SIND (auch für das eigene Schicksal).

    (Ich wies übrigens schon auf die Eindimensionalität jüdischer Geschichtsdeutungen hier auf dem Blog anläßlich früherer Beiträge hin, in den Kommentaren hier z.B.:
    http://www.chronologs.de/…bingen-zum-9.-november
    )

    Wenn man sich diese Dinge auf der Zunge zergehen läßt, wird eigentlich (für mich) deutlich, daß eigentlich NUR das Prinzip des Polytheismus die volle, gleichberechtigte Anerkennung (der Existenz) Andersgläubiger mit sich bringen KANN, weil auch hier wieder genau DAS eben das tiefste Wesen dieser Religiosität, eben des Polytheismus ist.

    Wenn ich es also richtig begreife, wird auf dem Blog hier doch auf die eine oder andere Weise versucht, ziemlich archaische Züge der jüdischen Religion weiter zu pflegen in tlw. Auseinandersetzung mit säkularem Denken, anstatt sie schlicht zu überwinden. – ?

  11. an Ingo

    “Seither verachteten nichtjüdische Völker andere Völker nicht mehr”

    tut mir leid halte ich wirklich für unfug.

    “Werden Goj/Nichtjuden immer noch für “dumm” angesehen, wie das traditionell wohl im Judentum recht weit verbreitet der Fall gewesen ist.”

    Was willst du damit beweisen? Selbst wenn es so ist finde ich es ziemlich unspektakulär. Ich habe so gewisse Vorurteile gegen Ostdeutsche, im Iran macht mann so weit ich weiß Witze über die angebliche Dummheit von Türken, die wiederum lachen gerne über Lazen oder Kurden etc.

    “Wäre es nicht schön, wenn da die Völker der Welt in gegenseitiger Anerkennung je ihre eigenen Wege finden könnten, ohne sich in den bescheuertsten Kriegen, die es nur gibt, die gegenseitige Vernichtung zu wünschen?”

    Natürlich wäre das schön, aber ich sehe den Zusammenhang mit dem Judentum nicht, so weit ich weiss gibt es ihrerseits keine “Aktuellen” Vernichtungspläne anderer Völker.

    Beste Grüsse

    Alex

  12. an Ingo

    “Andererseits aber könnte auch eine Argumentation wie die, daß Nichtjuden für die jüdische Narration “irrelavant” wären, nur “passives Werkzeug” in der “Hand Gottes” wären, WIEDER nur – aber diesmal in spiegelverkehrter Form das Ebengesagte widerspiegeln: Wenn die Angehörigen anderer Völker als “irrelevant” für die eigene Narration angesehen werden, kann auch DAS als eine Form von Herabsetzung, von Nichtachtung empfunden werden,”

    Natürlich kann mann das als Herabsetzung empfinden, aber ich muss sagen ich rechne es dem Judentum hoch an das sie andere Menschen mit ihren glauben verschonen.

    Beste Grüsse

    Alex

  13. Das Wort als Gegenstand des Glaubens?

    @Yoav,

    liege ich falsch, wenn ich aus Deinen Ausführungen ableite, dass es im jüdischen Glauben nicht um eine Gottesgestalt geht, die allgemein als Glaubesgrund vorausgesetzt wird, sondern ein “schöpferisches Wort”, das die gemeinsame Geschichte begründet?

    Liegt hier bereits die Unterscheidung Moses bzw. des prophetischen Monotheismus von den Göttermythen der antiken Hochkulturen?

    Ergibt sich die urjüdische Beziehung zu Gott durch den Glaube an eine personale Gestalt, die als Schöpfer dessen zu beweisen wäre, was sich nicht erklären lässt? Oder ergibt sich die Beziehung durch eine gemeinsame schöpferische Bestimmung des Volkes Israel, die sich aus der gemeinsamen schöpferischen Wurzel ergibt?

    Ich denke, dass dies auch Anwort für den christichen Glauben und sein Verhältnis zur modernen Welt geben könnte.

    Gerhard

  14. Gerim

    “So ist es etwa einem Priester verboten, eine Proselytin zu heiraten (geschweige denn zu begatten).”

    Das gilt aber ebenso für Geschiedene und Prostituierte.
    Abgesehen davon, dass es trotz des Verbotes doch getan wird. Ich kenne zwei Frauen (Gerioth), die Kohanim geheiratet haben und die nicht auf ihren Status verzichten mussten.
    Halachisch gesehen, sind Gerim sehr wohl Juden und nicht erst ihre Kinder.

  15. @ Yael

    Ja, das gilt in der (sagen wir mal:) orthodoxen Halacha auch für andere “Frauensorten”, aber bei der Proselytin ist der Grund ausdrücklich ihre problematische Blutlinie – und zwar *väterlicherseits*. Das gilt also auch für jüdisch geborene Frauen, sofern ihre Blutlinie in dieser Hinsicht ebenfalls problematisch ist! Siehe dazu auch den folgenden Beitrag: http://www.chronologs.de/…igi-sen-blickpunkt-aus

    Und nun zu den dir bekannten “Ausnahmsfällen”: Möglicherweise handelt es sich um Frauen, deren Väter Juden sind und bei denen dieses Problem von vornherein nicht entstanden ist. Ansonsten: Wer hat sie denn getraut? Und wo? Konnten sie ihre Ehe vom israelischen Rabbinat anerkennen lassen?

  16. “Und nun zu den dir bekannten “Ausnahmsfällen”: Möglicherweise handelt es sich um Frauen, deren Väter Juden sind und bei denen dieses Problem von vornherein nicht entstanden ist. Ansonsten: Wer hat sie denn getraut? Und wo? Konnten sie ihre Ehe vom israelischen Rabbinat anerkennen lassen?”

    Wie sie es geschafft haben, kann ich dir nicht sagen, auch ist mir nicht bekannt, dass deren Väter Juden wären oder gewesen wären. Jüdisch geheiratet haben sie jedenfalls, aber soviel ich weiß, nicht in Israel.

    Yael

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