Heute im ZDF: unsere Hochzeit (und dazu eine Stellungnahme)

BLOG: un/zugehörig

Wien. Heidelberg. Berlin: ein israelischer Blick auf Deutschland
un/zugehörig

Vor ca. zwei Monaten habe ich geheiratet und zwar Natalie, deren deutsche Familie aus Schlesien stammt (somit kommen wir quasi beide “aus Polen” ins heutige Deutschland). Im Rahmen der Reihe “37 Grad” hat sich das ZDF für unsere Hochzeit wie auch für zwei weitere interessiert. Die Sendung über alle drei Paare wird heute (Di.) um 22.15 Uhr ausgestrahlt.

Unsere Hochzeitsfotos haben wir am Holocaust-Denkmal in Berlin aufnehmen lassen und zwar aus guten Gründen. Die Redaktion von 37 Grad hat so ein Foto für Ihre Facebook-Seite ausgesucht, was anscheinend vielen Nutzern nicht so gut gefallen hat. Aus eigener Initiative wollte sich Natalie damit auseinander setzen und hat den folgenden Text geschrieben, den ich auf ihre Bitte hin hier nachstehend veröffentliche.

 

37 Grad

 

Unsere Hochzeitsfotos am Holocaust-Denkmal in Berlin riefen sehr unterschiedliche Reaktionen hervor. Viele empfinden das als unpassend, einige sogar als pietätlos. Warum?

Zunächst einmal steht dieses Denkmal nicht an einem „authentischen Ort“. Kein Holocaust-Opfer wurde dort, zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz, ermordet. Den Vorwurf der Pietätlosigkeit kann ich also schon mal nicht nachvollziehen. Zum Anderen ist dieses Denkmal kein „jüdisches“, auch wenn es den jüdischen Opfern der Nazis gewidmet sein soll. Es wurde nicht von Juden errichtet (auch wenn der Architekt Jude ist), sondern von Deutschen. Es soll in erster Linie die deutsche Gesellschaft an das schrecklichste Verbrechen der Deutschen erinnern und ermahnen, so etwas dürfe nie wieder geschehen. Es ist, nach Aussage des Architekten Peter Eisenman, auch kein Ort der Trauer. Er wollte einen Ort schaffen, dem jeder Besucher seine eigene Bedeutung zumessen kann. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder sprach sogar davon, dass dies ein Ort sein soll, an den man „gerne“ geht. Welche Bedeutung hat dieses Denkmal also für mich als Deutsche, die einen Juden geheiratet hat?

Als Paar, dass in einer Mischehe lebt, sind wir uns in Berlin ständig bewusst, dass wir vor 70 Jahren hier nicht hätten heiraten dürfen. Dass die Bundesrepublik ein Denkmal errichtet, dass so etwas nie wieder geschehen darf, ist für mich auch ein Zeichen der Toleranz für unsere Beziehung. Wir dürfen öffentlich zu unserer Liebe stehen und uns glücklich schätzen, dass diese Zeiten vorbei sind.

Leider habe ich in meiner Familie die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Deutschen so tolerant sind. Dieser Teil der Verwandtschaft empfindet meinen jüdischen Ehemann leider nicht als Bereicherung für die Familie, sondern als Schande. Diese Familienmitglieder würden sich nie als Antisemiten bezeichnen lassen. Sie finden es schrecklich, „was damals mit den Juden passiert ist“ und begrüßten damals die Errichtung des Holocaust-Mahnmals. Vermutlich sind sie sogar stolz darauf, wie Deutschland heute mit seiner Vergangenheit umgeht. Aber ein Jude in der Familie? Peinlich! Sie können es nicht ertragen, dass die Enkeltochter oder Großnichte zum Judentum konvertieren möchte und eines Tages womöglich jüdische Kinder zur Welt bringen wird.

Da frage ich mich doch: Wie passt das zusammen? Ich glaube nicht, dass meine Familie ein Einzelfall ist. Sicher ist die israelische Familie meines Mannes auch nicht allein mit ihren Sorgen darüber, dass er in diesem Land lebt und hier seine Zukunft sieht. Angesichts der Ereignisse der letzten Wochen sind diese Sorgen nicht ganz unbegründet. Wie ist jüdisches Leben in Deutschland möglich? Wie werden seine Kinder eines Tages aufwachsen? Werden sie Angst haben, ihre jüdische Identität gar verstecken müssen?

Vor diesem Hintergrund haben unsere Hochzeitsfotos für mich eine ganz besondere Bedeutung. Ich bin froh, in so einer Mischehe zu leben und ich sehe nicht ein, mich dem Druck eines nicht unerheblichen Teils meiner Familie zu beugen. Natürlich kann man unsere Fotos trotzdem als unromantisch empfinden, aber leider ist so eine Mischehe aufgrund der Anfeindungen auch nicht immer nur romantisch.

Ich will mich nicht dem Druck von Antisemiten beugen. Ich glaube fest daran, dass ein deutsch-jüdisches Paar in Berlin glücklich sein und eine Familie gründen kann. So zeugen unsere Fotos auch von hoffnungsvollem Siegeswillen: Die alten Nazis haben verloren und die neuen Nazis werden auch nicht gewinnen!

Natalie Sapir, Berlin, den 29. Juli 2014

Veröffentlicht von

www.berlinjewish.com/

Mancherorts auch als der Rebbe von Krechzn* bekannt, heißt der Autor von "un/zugehörig" eigentlich Yoav Sapir. Er ist 5740 (auf Christlich: 1979) in Haifa, Israel, geboren und hat später lange in Jerusalem gelebt, dessen numinose Stimmung ihn anscheinend tief geprägt hat. Nebenbei hat er dort sein M.A.-Studium abgeschlossen, während dessen er sich v. a. mit dem Bild des Juden im Spielfilm der DDR befasst hat. Seit Sommer 2006 weilt er an akademischen Einrichtungen im deutschsprachigen Mitteleuropa: anfangs in Wien, später in Berlin und dann in Heidelberg. Nach einer Hospitanz im Bundestag arbeitet er jetzt selbstständig in Berlin als Autor, Referent und Übersetzer aus dem Hebräischen und ins Hebräische. Nebenbei bietet er auch Tours of Jewish Berlin. * krechzn (Jiddisch): stöhnen; leidenschaftlich jammern.

26 Kommentare

  1. Alles Gute natürlich und beste Chuppah!
    Medial auch nice gehandelt,
    MFG
    Dr. W (auch “ein wenig” gemischt, wenn auch nicht Stelen oder vglb. betreffend)

    • PS:
      ‘Natalie (24) und Yoav (34) heiraten in jüdischer Tradition.’ (Quelle) – hierzu vielleicht die Anregung diese Religion mal ein wenig vorzustellen, der Schreiber dieser Zeilen, der u.a. das Christentum, den Islam, die Church of Satan und das Spaghettimonster brauchbar verstanden hat, jeweils ohne Anhänger zu werden, würde diesbezüglich gerne aus vertrauenswürdiger Quelle etwas hinzulernen.

  2. Das Foto hebt sich wohltuend von dem ab, was so in den Schaufenstern der Fotoläden präsentiert wird.

    Glückwunsch!

  3. Erstmal: Alles Gute für Eure gemeinsame Zeit im 7. Himmel, als auch später auf Erden! 🙂

    Wahrscheinlich bin ich abnormal, aber schon beim Lesen des feeds (also der Kurzfassung) kam mir der Gedanke, dass Ihr entweder beide, einer von Euch, oder einer Eurer Vorfahren jüdisch oder aus anderen “Gründen”(?*headdesk*) verfolgt oder unterdrückt worden sein könnte und empfand es aufgrund dieser Annahme im gleichen Augenblick als ein geniales, wunderschönes und menschliches, sowohl kämpferisches, als auch versöhnliches Zeichen, dort zu heiraten/die Hochzeitsbilder zu machen. Und siehe da, die Stellungnahme hier zeigt mir, dass ich da wohl nicht völlig falsch lag. Was sollte also an Euren Bildern unangenehm sein? Und für wen? Was wirklich unangenehm ist, und das für alle denkenden Wesen, sind Leute, denen es an Horizont fehlt.Traurig, dass es immer noch Menschen gibt, die über ihren halben Meter Feldweg nicht hinausschauen, nicht vernünftig selber denken können oder gar wollen und aufgrunddessen eine Stellungnahme nötig erscheint. Oder noch schlimmer: sie vielleicht sogar nötig ist.

  4. Auf jeden Fall einfach herzliche Glückwünsche und alles, alles Gute Euch beiden! 🙂

    Witzigerweise waren Zehra & ich – allerdings nach unserer Hochzeit – auch einmal Thema in 37 Grad, denn damals waren deutsch-türkische bzw. christlich-islamische Paare noch selten. Und das hat damals auch nicht jedem gefallen, das war uns aber auch egal und inzwischen sind wir 18 Jahre verheiratet und haben 3 Kinder. 🙂

    • Und Heiraten zwischen männlichen (!) Christen und weiblichen Moslems ‘noch selten(er)’.
      Haben Sie hierzu schon einmal etwas geschrieben, Herr Dr. Blume?

      MFG
      Dr. W

  5. > Ich glaube fest daran, dass ein deutsch-jüdisches Paar in Berlin glücklich sein und eine Familie gründen kann. … Die alten Nazis haben verloren und die neuen Nazis werden auch nicht gewinnen!

    Ich hoffe mit Euch, dass es so kommt und drücke Euch ganz fest die Daumen.

  6. Massel tov! Und alles Gute für eure Ehe, Zukunft, Familie.
    Ich empfinde das Bild als besonders.
    Damals in Berlin habe ich dort auch Zeit verbracht und den Ort wirken lassen.
    Ich bin übrigens auch Kind einer Mischehe, da meine Mutter die Jüdin ist, jüdisch geboren, katholisch geprägt.
    Das Thema wurde aber totgeschwiegen.
    Meinem Empfinden nach schreien viele Deutsche schell auf, wenn die jüdisch-deutsche Geschichte ins Blickfeld rückt. Sie wollen damit nichts zu tun haben. Dabei ist es für so viele ein prägender Teil des Lebens. Und für alle anderen sollte es so natürlich zur deutschen Geschichte gehören, wie anderes, was vergangen ist, aus dem man aber bereit ist zu lernen.
    Mir gefällt euer Hochzeitsphoto sehr. Wie hätte man schöner ausdrücken können, das Liebe möglich ist, an einer Stelle, wo einmal Hass tobte.

  7. Erstmal herzlichen Glückwunsch zur Eheschließung. Ich finde deine Argumentation in sich absolut schlüssig, allerdings hätte man das Glück und die Dankbarkeit einer Mischehe auch an anderen Orten zelebrieren können. Dafür ein Mahnmal zu wählen möchte ich mal als grenzwertig bezeichnen. Zum Glück, ist wenigsten einer von Euch jüdischen Glaubens, sonst wäre der Aufschrei ja noch größer gewesen. Und was die Frage nach euren Kindern angeht, ob sie ihren Glauben verstecken müssen oder evtl Probleme haben werde; ich denke nicht, dass das passieren wird. Heutzutage hat man Probleme, wenn man Moslem ist, ich schätze, diese Glaubensrichtug hat es deutlich schwerer! In diesem Sinne, alles Gute!

  8. Als ich meiner Frau von eurer Aktion erzählte meinte sie, das wäre nichts besonderes. Tatsächlich ist es so, dass in der ehemaligen Sowjetunion es einen bis heute andauernden Brauch gibt seine Hochzeitfotos am Ewigen Feuer, beim Grab des unbekannten Soldaten oder wie im Falle meiner Frau am Hügel der Ehre (einem Massengrab) zu schießen. Damit setzt man ein Zeichen: Wir leben hier und die, die versucht hatten das zu verhindern sind besiegt worden. Nichts anderes habt ihr getan. Sehr gut.

    Werdet glücklich zusammen!

  9. Liebes Paar,

    ich habe den Filmbericht über Ihre Hochzeit mit Freude verfolgt. Vor allem Anderen wünsche ich Ihnen das tragfähige Fundament aus Liebe und partnerschaftlichem Respekt, auf dem das Glück der Zweisamkeit und der Familie seinen dauerhaft festen Stand findet und den Anfeindungen des Lebens trotzt.

    Uns allen wünsche ich, dass ein Anlass wie Ihre Heirat und dessen individuelle Umstände in Zukunft zur selbstverständlichen Realität in diesem Lande wird, der keines Berichts mehr bedarf. Auf dem Weg dahin können Sie sich des Eintretens vieler gewiss sein, die sich Intoleranz und Hass mit aller Entschiedenheit entgegenstellen.

    Mögt Ihr nur Freude am gemeinsamen Leben haben. Der halbe Bessaraber,
    Oliver Schulz

    • Das was Yoav gemacht hat, haben meine Urgroßeltern schon vor 100 Jahren gemacht, interkonvessionell geheiratet… ohne Konversion… Meine Großeltern durften dann unter Naziherrschaft nur noch “Halbjuden” heiraten… Welche Sau interessiert sich eigentlich heute in einem säkularen Staat noch, welche Religion einer angehört… Das sollte doch irgendwann mal Geschichte sein… Meine Großmutter ging sowohl in die Kirche, und am Freitag wurde bei Onkel der Shabatleutcher angezündet. Sie wuch in der Tradition beider Religionen auf… Das nannte man abarahemitische Ökumene und war Anfang des 20 Jhts. in der Weimarer Republik….

  10. Hätte gerne mal gewusst: Zitat: “Sie können es nicht ertragen, dass die Enkeltochter oder Großnichte zum Judentum konvertieren möchte und eines Tages womöglich jüdische Kinder zur Welt bringen wird.”
    Was sind denn bitte schön in einer säkular-aufgeklärten Welt “jüdische Kinder”?? Werden die denn jüdisch erzogen, so wie es das Judentum vorschreibt mit all seinen 613 Mizwot? Oder werden Sie nach reformjüdischer bzw. konservativ-jüdischer Auffassung erzogen (Masorti)? Im Sinne der Haskalah?…. Eines sei mal deutlich ausgesprochen: Die Kinder einer deutschen Mutter sind deutsch, da ändert auch die Religion des Judentums nichts dran… Ansonsten kann man die Halacha gleich in die Tonne treten, wenn schon vom Judentum als Volk/ Ethnie gesprochen wird… Shalom.

  11. P.S.: Das Wort Mischehe (http://de.wikipedia.org/wiki/Mischehe) ist übrigens in seiner amtlichen Bezeichnung dem nationalsozialistischen Rassenverständnis entlehnt und bezeichnete die Ehe zwischen Juden und “Deutschblütigen”. Da meine Urgroßmutter (Berliner Christin) kurz vor Verkündung der Nürnberger Rassegetze verstarb (1935), konnte mein Urgroßvater (Jude) als Witwer noch bis 1944, “geschützt durch seine “halbjüdischen” Töchter, im Untergrund leben, ehe auch er deportiert wurde. Gleiches wiederfuhr meiner Urgroßmutter. Meine Großeltern durften dann zu Nazizeiten weder “Deutschblütige” (Rassenschande), noch Juden heiraten (in beiden Fällen ab ins KZ)…. Sie haben beide sog. “Halbjuden” geheiratet. Diese Erfahrungen meiner (überlebenden) Familienvorfahren der Nazi-Zeit hat dazu geführt, erst Recht das Judentum als das anzusehen, was es im Prinzip ist, nämlich eine Religion, auch wenn dies nationalistische Juden, insb. aus Osteuropa, anders sehen. Meine jüdischen Vorfahren haben sich in erster Linie als Deutsche jüdischen Glaubens gesehen. Es hat sich tief in das Verständnis meiner Familien eingebrannt, was ihr aufgeklärtes Judentum betraf. Die “Blaupausen-Interpretation” der Nazis hat 6 Mio. Menschen das Leben gekostet. Ergo: Das Wort “Mischehe” würde ich daher durch den Begriff “interreligiöse Ehe” ersetzen. Shalom

  12. Worauf ich eigentlich immer wieder hinaus will:
    Im Selbstverständnis des traditionellen Judentums als durch Religion UND Volkszugehörigkeit (Ethnie) untrennbar verbundene Schicksals- (Traditions)gemeinschaft, die sich angeblich auch biologistisch auf die Stämme Israels zurückführen lassen (Thema Judengenforschung), liegt letztendlich die Grundlage des Antisemitismus. Denn der Antisemitismus ist ja ohne den Semitismus eine Worthülse. Aus diesem Dilemma hat sich der Teil meiner jüdisch-gläubigen Familie, die in Deutschland geblieben ist und vor über 100 Jahren interreligiös geheiratet hat, versucht sich zu assimilieren und ein bürgerliches Leben zu führen, in der Tradition beider Religionen!! …. Ein paar Jahre später kam bekanntlich alles anders…
    Der in heutiger Zeit immer noch verwendete Begriff des „Antisemitismus“ sollte überholt sein, allein schon wegen der (ethnisch/ völkischen) Interpretation durch die Nazis und des Holocausts.
    In einer zunehmend säkularisierten (westlichen) Welt sollte daher der Antisemitismus als das ausgesprochen werden, was er ist: Abneigung, Ressentiments gegen Juden. Und dieser „Judenhass“ kann in einem weitestgehend säkularen Europa NUR religiös begründet sein. Denn einen Juden kann man nicht an seiner Hautfarbe erkennen (genauso wenig wie einen Christen). Bekanntlich gibt es ja auch schwarze Juden (z. B. Falaschen).

    Eine Diskussion über “ethnische/ äußere” Eigenheiten unter Muslimen bedürfte einer separaten Diskussion,die letztendlich dann auch auf “rassistische Ressentiments” hinauslaufen würde. Letzendlich ist die Grundlage menschlichen Handelns eine “kulturell-soziologische” und nicht eine, die durch äußere Erscheinung determiniert ist oder gar durch die “genetische Herkunft”.

    Man möge mich zum Thema Antisemitismus/ Judentum eines besseren belehren.

  13. Und mit meiner vorhergehenden Ausführung knüpfe ich auch an die “etymologischen” Feinheiten des “Webbaers” an, was die Unterscheidung zwischen Jude/ jüdisch und Israeli/ israeli(ti)sch in unserer modernen Nachkriegszeit betrifft und was der Israeli Shlomo Sand so vortrefflich in seinem letzten Buch beim Namen nennt:”Warum ich aufhöre Jude zu sein”… Ein säkularer Jude ist in Israel eben ein Israeli…
    Wie schön, dass das religiöse Volk der Juden seinen eigenen Staat wieder hat, der sich zudem noch Demokratie nennt und sich Religionsfreiheit auf die Fahnen geschrieben hat…. Wenn dem auch noch zivilrechtlich, was die Ehe betrifft, Rechnung getragen würde und nicht den Rabbinatsgerichten, dann ist Israel da, wo Europa heute ist… Shalom

  14. @ “Stephan Happ”‘ :
    Gibt es Sie in persona wirklich oder treten Sie hier mit einem Pseudonym auf, das nicht als solches erkenntlich ist, also (verdeckt) anonym?

    MFG
    Dr. W

    • Mein Name ist Stephan Happ, Nachkomme von Hugo Bettmann, mein Urgroßvater und Edith Happ (geborene Bettmann). Meine jüdische Familie stammt väterlicherseits aus Berlin und Ungarn, mütterlicherseit aus Ostpommern Nähe Danzig (Familie Gustke meine Großmutter geborene Schiff)… Ich lebe in München. Im Internet werden Sie unter meinem Namen nichts finden. Alle dort bei google “gelisteten” Stephan Happ haben mit mir nichts zu tun… Unter Hugo Bettmann finden Sie eine kurze Geschichte meines jüdischen Urgroßvaters aus Berlin… Was wollen Sie noch wissen?

  15. Mein Vater heißt Michael Happ, meine Mutter Marita (geborene Gustke)…
    Meine beiden Eltern haben nach Naziverständnis “halbjüdische” Eltern (Bettmann/ Schiff), da es in der Zeit, in der meine Großeltern geheiratet haben aufgrund der Nürnberger Gesetze nicht “gestattet” war Juden bzw. “Deutschblütige” zu heiraten… Dies stand unter “Rassenschande” und hätte den Gang ins KZ bedeutet. Zu der Problematik von “Halbjuden” im Nazireich verweise ich als kurze Erklärung auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Halbjude bzw. http://de.wikipedia.org/wiki/Geltungsjude

  16. Und vielleicht begreift nun auch der eine oder andere, warum gerade ich als Deutscher mit deutsch-jüdischen Wurzeln ein Problem damit habe, wenn sich das Judentum ethnisch begreift. Denn genau dies war nach langer Zeit des religiösen Antijudaismus und des im 19. Jhts. etablierten Nationalismus/ Zionismus die Grundlage für den rassistischen Antisemitismus….
    Er hat meine jüdischen Vorfahren, die nicht interkofessionell geheiratet haben in der Gaskammer verschwinden lassen… nur weil sie als Deutsche oder Ungarn einen anderen Glauben hatten…
    Wobei man natürlich konstatieren muss, dass das jüdische Volk in Europa, insbesondere Osteuropa, sich auch ganz bewusst ausgegrenzt hat und mit der nationaljüdischen Bewegung (Herzl) seine Chance sah, wieder in die biblische Heimat Palästina/ Israel zurückkehren zu können.
    Dieser Wunsch war allerdings unter den wesentlich massiver ausgegrenzten/ sich ausgrenzenden osteuropäischen Juden viel größer, als unter den westeuropäischen Juden… Dort waren die meisten Juden eher antizionistisch eingestellt… (Stichwort Haskala=jüdische Aufklärung)….
    Deswegen haben manche deutsche, aufgeklärte Juden eben auch heute noch ein Problem damit, wenn sich der jüdische Staat als Nachfolgestaat auf das Königreich David beruft (Hecht-Galinski)…
    Diese Interpretation wird zurecht als rassistisch ausgelegt, weil es das Existenzrecht der Palästinenser ignoriert… Man kann 3000 Jahre Geschichte einfach nicht so übergehen…
    Sonst müsste man, was das Deutsche Reich betrifft auch die Grenzen neu abstecken…
    Aber jegliche Kritik an der Politik Israels wird grundsätzlich als Antisemitismus abgebügelt… Und genau darum geht es, wenn ich sage, dass die Shoa als Vorwand für die Rechtfertigung dessen, was Israel heute an Politik gegenüber den Arabern betreibt, herhält. Und diese Meinung vertreten auch viele Israelis… aber das sind ja dann selbsthassende Juden…

  17. Bei jeglicher Herkunftsdiskussion weise ich auch immer darauf hin, dass man zwei Elternteile hat, aus denen sich jeweils vier Großelternteile ergeben und so weiter und sofort… Hieraus jedes mal eine ethnische/ biologische Herkunft abzuleiten, dass haben die Nazis perfektioniert… Und wie es Shlomo Sand formulierte, “den Staat Israel interessiert nicht meine jüdische Lebensweise, ob ich jiddische Lieder singe etc., sondern ob meine Mutter Jüdin ist, meine Großmutter und so weiter… die ganze Ahnenreihe runter…” Und dann erklärt mir mal einer, ob das nicht die Blaupause der Nürnberger Gesetze ist… Ich nehme mir also, ebenso wie Shlomo Sand, die Freiheit, das Selbstverständnis des “jüdischen Staats” als rassistisch zu bezeichnen… Denn eine Herkunft der heutigen Juden aus dem gelobten Land von vor 3000 Jahren zu unterstellen ist purer Rassismus. Und wer zum Judentum konvertiert und dies noch bei einem liberalen Rabbi tut, der hat auch in Israel ganz schlechte Karten eingebürgert zu werden… Da hilft nur der Giur vor einem orthodoxen Rabbinat (=Gehirnwäsche) und da lacht sich so manch ein atheisitscher “Herkunftsjude” eins (z.B. Broder) und verunglimpft dann Konvertiten gerne als “Kostümjuden”….

Schreibe einen Kommentar