Demokratische Werte

BLOG: un/zugehörig

Wien. Heidelberg. Berlin: ein israelischer Blick auf Deutschland
un/zugehörig

Vor genau einer Woche sind in Jerusalem acht Schüler ermordet, viele andere verletzt worden.

Und?

Der Terrorist hat zu diesem Zweck ein MG benutzt, das den Palästinensern im Rahmen des sog. Friedensprozesses vom israelischen Militär geliefert wurde.

Und?

Für den Friedensprozess war in der israelischen Politik v. a. Shimon Peres verantwortlich, der auch die Waffenlieferungen trotz öffentlicher Kritik durchgesetzt hat.

Und?

Heute ist Shimon Peres der israelische Präsident bzw. Staatsoberhaupt.

Und?

Auf diesen etwas merkwürdigen Zusammenhang hat im Fernsehen der Mann hingewiesen, der den Terroristen erschossen hat.

Und?

Das Interview ist sofort unterbrochen worden.

Aber?

Wir sind die einzige Demokratie im Nahen Osten.

Oder?

 

 

Veröffentlicht von

www.berlinjewish.com/

Mancherorts auch als der Rebbe von Krechzn* bekannt, heißt der Autor von "un/zugehörig" eigentlich Yoav Sapir. Er ist 5740 (auf Christlich: 1979) in Haifa, Israel, geboren und hat später lange in Jerusalem gelebt, dessen numinose Stimmung ihn anscheinend tief geprägt hat. Nebenbei hat er dort sein M.A.-Studium abgeschlossen, während dessen er sich v. a. mit dem Bild des Juden im Spielfilm der DDR befasst hat. Seit Sommer 2006 weilt er an akademischen Einrichtungen im deutschsprachigen Mitteleuropa: anfangs in Wien, später in Berlin und dann in Heidelberg. Nach einer Hospitanz im Bundestag arbeitet er jetzt selbstständig in Berlin als Autor, Referent und Übersetzer aus dem Hebräischen und ins Hebräische. Nebenbei bietet er auch Tours of Jewish Berlin. * krechzn (Jiddisch): stöhnen; leidenschaftlich jammern.

5 Kommentare

  1. Mediendiktatur

    Ich weiß nicht mehr genau, wer es war, aber es war ein kirchlich engagierter Mensch in der DDR. Der berichtete, wie sehr er sich auf die Wiedervereinigung und die Meinungsfreiheit freute. Nach ein paar Jahren war er resigniert und meinte, es gäbe keine echte Meinungsfreiheit. Nachdem er von der DDR-Diktatur erlöst wurde, lernte er die Mediendiktatur kennen. Die bedient sich zwar andere Methoden, aber das Ergebnis ist das gleiche, Meinungen (Wahrheiten) werden unterdrückt.

  2. 2. Sache

    “Für den Friedensprozess war in der israelischen Politik v. a. Shimon Peres verantwortlich, der auch die Waffenlieferungen trotz öffentlicher Kritik durchgesetzt hat.”

    Ich will Peres oder denjenigen, die den Abzug der Waffe betätigt haben (so daß die Schüler umgebracht wurden) nicht der Verantwortung entledigen. Aber sobald es im Nahen Osten “Krach” gibt stellen sich die ganzen friedensbemühten Außenminister in Israel ein und raten zu Frieden. Ganz toller Ratschlag! Als ob Israel Krieg mit den Nachbarländern oder den Palästinensern Krieg will. Was ich damit sagen möchte, es herrscht eigentlicher immer massiver Druck auf Isreal Frieden zu schließen und alles nötige dafür zu tun. Und das ist ein weltweiter Mediendruck.

    Wenn ich mir nur anschaue, was bei uns in den Medien berichtet wird. Man hört fast immer nur, die Israelis fliegen wieder, die Israelis marschieren ein, die Israelis sperren die Grenze usw. Doch wie kam es dazu? Das wird oft nicht berichtet. So erscheint Israel meist als ein sehr aggressiver Staat, der mordend durch die Lande zieht. Dabei kann sich hierzulande kaum jemand vorstellen, welchen Aggressionen Israel ausgesetzt ist.

    Wehe hier sterben einmal acht Schüler durch Schüsse von Terroristen, gehen Busse in die Luft oder in Universitäten explodieren Bomben.

  3. Allerdings:

    Es war meiner Meinung nach auch nicht gerade der glücklichste Moment für eine solche Beobachtung. Man könnte das auch als ziemlich dreiste Instrumentalisierung einer Tragödie betrachten.

    Es ist ja nicht so, dass Peres, den Amis oder Europa das Problem mit den Waffenlieferungen nicht bewusst gewesen wäre.

    Nur: Ein Palästinensischer Staat brauchte ja nun mal Waffen, um sich nach innen und vor allem gegen die eigenen Extremisten durchzusetzen. Das Gewaltmonopol kriegt so ein Staat ja nicht geschenkt.

    Damned if you do, damned if you don’t. Oder auch: Hinterher schlauer zu sein ist verdammt einfach.

    Sich quasi demonstrativ auf einen Leichenhaufen zu stellen und Peres mit dem Wissen von heute sein Dilemma von damals unter die Nase zu reiben scheint mir jedenfalls mindestens unappetitlich.

    Ob man deswegen das Interview unterbrechen sollte, ist eine andere Frage, aber Gesprächsabbrüche wegen aufwiegelnder oder unangemessener Äußerungen sind so ungewöhnlich nicht.

  4. Re: Off Topic

    Hallo Yoav,

    ich hätte dir auf deinen Eintrag ja gerne geantwortet aber finde nirgends deine E-Mail-Adresse; schick mir doch bitte mal eine Nachricht an stephan at schleim punkt info, danke!

  5. They warned him not to go in

    An officer and a hero

    As the tragic events of Thursday began to become more clear, it became increasingly obvious that the hero of the evening was Paratroopers Capt. David Shapira, a father of two young children who proved to be the right man in the right place during the bloody attack.

    Shapira was supposed to have been at his base, but he left to perform errands for his battalion, trading places with another officer for the weekend.

    The 29-year-old operations officer in the 890th Battalion had just bathed his children, and had put one of them to sleep when he heard explosions coming from the Mercaz Harav Yeshiva across the street.

    Although he first thought the noise was from pre-Purim firecrackers, he quickly realized that the explosions were gunshots. Grabbing his service weapon, he ran out of the house toward the yeshiva where he himself had studied.

    At the entrance to the yeshiva in the capital’s Kiryat Moshe neighborhood, Shapira ran into a group of police officers who were standing outside the building, listening to the gunshots from inside. They warned him not to go in, but Shapira pushed them aside and entered.

    The officer tracked the terrorist to the library, and, according to his own account, got within two to three meters of his target. Shapira shot 16 bullets at the terrorist, immediately neutralizing him.

    And then – like any good officer – Shapira notified his commander. He called the head of the 890th Battalion, and informed him that he had neutralized the terrorist – and was searching the area to make sure that other terrorists had not taken cover in the building.

    And with that – at least from the perspective of the young officer – his role was over. He and his wife, Hodaya, who is in the late stages of pregnancy, planned a quiet weekend together.

    But on Friday, Shapira received a phone call from an admirer with roots deep in the Paratrooper’s longtime rival, the Golani Brigade.

    Chief of General Staff Lt.-Gen. Gabi Ashkenazi called to express his admiration for Shapira’s actions – and to hear firsthand an account of the events of the night before.

    Ashkenazi expressed admiration for the “fast and correct” way in which the captain responded to the attack, adding that this is how he expects “any officer to behave, whether in his unit, on the roads or on leave.”

    “In your actions,” Ashkenazi told Shapira, “you brought expression to the values of the spirit of the IDF. You demonstrated personal leadership, determination, calmness, bravery and pursuit of your enemy until he was neutralized.”

    Um am Stammtisch wird dann kommentiert: “Sich quasi demonstrativ auf einen Leichenhaufen zu stellen und Peres mit dem Wissen von heute sein Dilemma von damals unter die Nase zu reiben scheint mir jedenfalls mindestens unappetitlich.” Ist dieser Kommentar jetzt ahnungslos oder unappetitlich?

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