Wenn der Himmel die Erde küsst

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Uhura, die Afrikanerin als Botschafterin für die Welt, denn “C’est tellement mysterieux, le pays des larmes.” heißt es beim Kleinen Prinzen von Saint-Exupéry, chapitre VII, es ist mysteriös, das Land der Tränen. Ich hatte schon längst keine Tränen mehr, damals, als ich vor Jahren als “weiße Beduinin” in die Wüste ging und ich suchte das Glück.

Meine kleine Geschichte ist ebenfalls – wie das Büchlein von Exupéry – ein Appell an die “großen Leute” unter uns (laut Saint-Exupery). Ein Appell zur Suche nach Momos Stundenblumen und also der wahrlich erfüllten Zeit… ich habe diese Geschichte aber noch nicht wirklich veröffentlicht. Hier nur ein Exzerpt, denn die Wüste trocknet alle Tränen. Sie schenkt einem Freunde als höchstes Gut und diese bringen jedes verlorene gegangene Lächeln zurück und sogar das Lachen, wenn man vergessen haben sollte, wie das geht. frühere posts zum Thema: Voyage extraordinaire Erinnerungen an eine faszinierende Zeit:

Man braucht so wenig, um glücklich zu sein, aber die großen Leute “cultivent cinq mille roses dans un même jardin . . . et ils n’y trouvent pas ce qu’ils cherchent. . .” (Le Petit Prince, chapitre XXV). Ich war schließlich in genau demjenigen Zipfel der Welt untewegs, in dem auch Saint-Exupéry seine fabelhaften Bücher Terre des Hommes, Le Petit Prince … u.a. schrieb. Und einer dieser Freunde lehrte mich:

Qu’est-ce que c’est,
qui separe le souri et les larmes?
C’est le nez,
parce-que c’est entre les yeux et la bouche.

Darum solle man der Nase nach gehen und das Glück suchen, so die Theorie – und das haben wir dann auch gemacht. Wir gingen zu Fuß durch die Wüste.

Urania, Uhura und eine Astronomin in Afrika

Hier möchte ich nur kurz rückblickend erklären, wie dieses Weblog zu seinem Namen kam: Bei meinen Expeditionen nach Afrika habe ich viel unberührte Natur erlebt und beobachtet. Man erlebt dort wirklich, wie das Leben vor ein paar Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden auch in Israel, in Mesopotamien, in Ägypten und auf der arabischen Halbinsel ausgesehen haben muss… zumindest so ähnlich.

In der Hauptstadt Mauretaniens, in Nuakshut, gibt es auf dem Grünstreifen einer großen, vielspurigen Straße eine Denkmal für das Buch. Vielleicht sollten wir uns dies heute bei dem medialen Wandel weg von Papier und hin zu elektronischen Medien noch einmal ganz anders uminterpretieren als es gemeint war: als Denkmal fürs Buch als Symbol für Weisheit.

Läuft man durch den Sand, dann findet man auch allerhand im Sand der Sahara: Muscheln, Schnecken, geschmolzener (vllt. meteoritscher?) Stein, Tonscherben als Spuren früher menschlicher Zivilisationen in dieser Gegend südlich von Marokko und behauene Steine, die offensichtlich von Menschenhand bearbeitet sein müssen – manchmal sogar Pfeil- oder Speerspitzen:

 

Mit den harten Muschelschalen aus dem Atlantik sind die Bürgersteine in Nuakshut gepflastet. Wo also bei uns kleine quadratische Steinchen liegen, sind’s dort in Afrika Muschelschalen. Kleinere Schnecken aus urzeitlichen Meeren findet man im Wüstensand: hin und wieder läuft man über Felder von fingernagelgroßen Urzeit-Schnecken.

Neben den Spuren, dass dies früher ein Meeresboden war, findet man aber auch Spuren von kosmischen Einflüssen. In Mauretanien gibt es einen großen Meteoritkrater. östlich von der alten Bibliotheksstadt Ouadane. Hier haben die Steine sehr interessante Muster; sie sehen aus als wären sie mit Rosen gemalt:

Die Mauretanier erzählen sich übrigens von Sternschnuppen nicht, dass sie Wünsche erfüllen – wie bei uns der Aberglaube sagt. Stattdessen meinen sie, dass ein Mensch, der – einem persönlich oder dem Land – viel bedeutet, dann stirbt und dies ein Himmelszeichen dafür sei.

Wenn der Himmel die Erde küsst … dann ist es wie ein Gebet (leider nur mit einer schwachen Handy-Kamera aufgenommen und natürlich habe ich den Kollegen auch vorher gefragt, ob ich das Bild machen und verwenden darf. Er ist einverstanden).

Ein viel häufigerer Einfluss des Himmels auf die Erde sind Wettererscheinungen. Beim Regenbogen scheint es nur so, als würde etwas vom Himmel auf die Erde fallen. Es gibt auch in der Sahara Regenbögen: Das habe ich mehrfach gesehen und hier einmal im Bild festgehalten. Kurios ist, dass es dabei auf dem Erdboden eben nicht nass wird:

Nun, wenn es also Regen über der Sahara gibt, dann gibt es auch Gewitter. Selten zwar, aber es existiert. Ein Gewitter habe ich nicht selbst erlebt, aber die Nachweise der Blitzeinschläge im Sand, die habe ich gefunden: Schlägt ein Blitz in den Sand ein, dann wird der Sand kurz aufgeschmolzen und erstarrt jedoch instantan wieder, da ja der Blitz auch gleich wieder vorbei ist. Zurück bleibt ein solches Stück Sandröhre mit faktal-artiger, sehr filigraner Außenwand:

Diese Blitzröhren können bis zu 20 cm im Durchmesser haben … also, zumindest, was ich beobachtet habe … und sie können entweder wirklich geschlossene Röhren sein oder nur Teile davon, die dann aussehen, wie eine platte Flunder (rechts oben im Bild).

Auch der Sand an sich ist aber schon spannenden! Schauen Sie mal, wie viele verschiedene Farben Sand wir in nur fünf Tagen zusammengesammelt haben:

Ausführlicher habe ich meine Erlebnisse und Beobachtungen als “weiße Beduinin” in einer kleiner Monografie zusammengefasst, die allerdings noch nicht veröffentlicht ist. Ich überlege noch, ob und wie das gehen könnte, oder ob ich dies nur in mein persönliches Heim-Archiv einpflege und künftigen (Hobby)Historikern überlasse.


Gimmik: Uhura und Urania

Diese Zeit als einzige weiße Frau in einer Gruppe schwarzer männlicher Kollegen inspirierte mich damals auch zum Namen dieses Blogs: Uhura, die fiktive Frau, die in StarTrek für die Emanzipation und Gleichstellung der Schwarzen und der Frauen stand. Heute haben die USA sogar einen schwarzen Präsidenten, der uns kürzlich in meiner Heimatstadt Berlin besucht hat und “den Geist von Berlin” beschwor.

Ich bin ein Berliner” ist schließlich seit 50 Jahren der stolzeste Satz, den ein freier Mensch sagen kann – so kann sich das Bild wandeln in zweitausend Jahren, da es ja damals noch “civis Romanus sum” gewesen sei, hatte Kennedy vor genau 50 Jahren behauptet. Durch Zufall habe ich das Glück, diesen stolzen Satz in aller Bescheidenheit seit meiner Geburt rechtmäßig sagen zu dürfen!

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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