Prag – Sitz der dt. Kaiser und mithin berühmter Hofastronomen

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Nur einen halben Tag hatte ichkürzlich Zeit für einen Zwischenstopp in der mitteleuropäischen Metropole, aber ich möchte unbedingt nochmal hin: Prag ist eine wunderschöne Stadt!

In Prag wurden die Rudolphinischen Tafeln erstellt. Berühmt ist die alte Kaiserstadt für den die verstrittenen großen Astronomen Tyge Brahe und seinen Nachfolger Johannes Kepler, dem man unterstellt, beim Tod seines menschlich unausstehlichen Herrn nachgeholfen zu haben. Diese Unterstellungen durch die moderne Presse sind zwar historisch haltlos, lesen sich aber zuweilen sehr unterhaltsam (wer’s mag…). 

Tycho Brahe ist in der Teynkirche am Marktplatz bestattet, die jedoch leider sonntags nachmittags verschlossen ist. So konnte ich nicht andächtig vor die letzte Ruhestätte des letzten großen vorteleskopischen Astronomen in Europa treten. Das wird aber bei Gelegenheit nachgeholt. 

Ein Kepler-Museum wurde erst im IYA 2009 eröffnet – also genau 400 Jahre nach dem Erscheinen der berühmten Astronomia Nova von J. Kepler. 🙂 

ist gegenüber des Eingangs zur berühmten Karlsbrücke über die Moldau, der ältesten Brücke der Stadt aus dem 14. Jh., deren Grundsteinlegung von Astrologen terminiert worden war. Sie ist eine Fußgänger-Zone mit zahlreichen Künstlern und abergläubischen (typisch-slawisch) Berührungspunkten von Statuen: Angeblich geht z.B. ein Wunsch in Erfüllung, wenn man die Statue des Hl. Nepomuk streichelt. 

Astronomisch aber viel interessanter ist das alte Jesuiten-Kolleg St Clemens. Im barocken Gebäude des Klementinums befindet sich die Nationalbibliothek, eine Sternwarte und … viele schöne Globen! 🙂 

Berühmt ist Prag natürlich auch für seine astronomische Uhr am Rathaus! Das Orloj aus dem 15. Jh. besteht aus zwei großen Zifferblättern: Auf dem unteren Zifferblatt ist ein Kalender angezeigt, auf dem oberen die aktuelle Uhrzeit sowie die Mondphase. Zu jeder vollen Tagesstunde (zw. 9 und 21 Uhr) erscheinen oben die 12 Apostel in den blauen Türchen, die vom Tod (Allegorie: Skelett, das eine Sanduhr wendet) mit einer Glocke "geweckt" werden. Auch die anderen Figuren neben dem oberen Zifferblatt (Eitelkeit, Habsucht links und neben dem Sensenmann rechts die Wollust) erwachen scheinbar zum Leben. Abschließend kräht der goldene Hahn und das Skelett dreht die Sanduhr.  

  Auf ein Neues!  🙂


Anspruch auf Vollständigkeit erhebt diese kleine Skizze natürlich nicht (wie immer), sondern gibt nur einen Reisetipp, weil ich kürzlich mal wieder unterwegs war. Es war ein verregneter Tag am 31. Juli, als ich eigentlich in ehrenamtlicher Mission der internationalen naturwissenschaftlichen Jugendarbeit dort Station machte, aber ein paar Stunden Pause vom Ehrenamt musste ich mir in dieser Stadt einfach gönnen. 🙂  Bei nächster Gelegenheit werde ich diese Zusammenstellung vllt präzisieren und ergänzen. hints are wellcome. 🙂 

Mach es wie die Sonnenuhr

zähl die schönen Stunden nur 🙂

 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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