ÖWF Marssimulation in Tirol erfolgreich

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Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
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Gernot Grömer, ÖWF
Gernot Grömer, ÖWF

Ergebnis: Nachweis von Leben in Tirol!

Am Sonntag, 16. August endete AMADEE-15, die weltweit höchstgelegene Mars-Feldsimulation am Kaunertaler Gletscher in Tirol. Unter der Leitung des Österreichischen Weltraum Forums (ÖWF) hatten Wissenschaftler aus aller Welt die Erforschung eines Mars-Blockgletschers geprobt, um Erfahrungen für zukünftige bemannte Mars-Missionen zu sammeln. Dabei absolvierten die Analog-Astronauten in den Raumanzug-Simulatoren erstmals einen Einsatz bei Nacht und stellten mit 2887 m den Höhenrekord für den höchstgelegenen Außenbordeinsatz mit einem Mars-Raumanzug-Simulator auf. Erste Rückmeldungen der beteiligten Wissenschafts-Teams zeigen, dass – wie in früheren Simulationen – wieder wertvolle und aussagekräftige Daten gewonnen wurden. Diese werden vom ÖWF und den teilnehmenden Institutionen in den nächsten Monaten ausgewertet und im Rahmen einer Wissenschaftskonferenz präsentiert werden. Die Ergebnisse dienen dem ÖWF zur Weiterentwicklung des Raumanzug-Simulators „Aouda“ und zur Planung der nächsten Mars-Mission-Simulation. Dafür wird weltweit nach der passenden Mars-Analog-Landschaft gesucht.

Auf den Seiten des ÖWF kann man sich stets aktuell informieren: Blog und hier gibt’s auch supergute Fotos.

Gut 100 Wissenschaftler, Techniker und Ingenieure aus Europa und den USA hatten zwei Wochen lang für die Erforschung eines Marsgletschers in Tirol geübt. Dabei wurden wichtige Daten gesammelt, die es künftig auszuwerten gilt.

“19 Länder beteiligten sich und Millionen von Menschen erfuhren von der Mission”, schwärmt ÖWF-Vorstand Dr. Gernot Grömer, der seit Jahren diese und ähnliche Expeditionen leitet.EIn bißchen stolz kann er auf seine Errungenschaften sein, denn “wir haben in Österreich das notwendige wissenschaftliche Potential in der Marsforschung”, resümiert er seine bisherigen Arbeiten und fügt hinzu “nun ist der richtige Zeitpunkt für ein verstärktes nationales Engagement in diesem faszinierenden Sektor der Forschung und Entwicklung stimuliert” — so zumindest seine Hoffnung. Und in der Tat schaut die ganze Welt seinen Mars-Analogforschungsexperimenten zu: Radio, Zeitungen und Online-Medien berichten regelmäßig und 2012 war sogar mal ein Foto seines Mars-Raumanzugs in der EInhöhle vom Times Magazin zum Foto des Jahres gekürt worden.

AOUDA Raumanzug 2012 in den Dachsteinhöhlen
AOUDA Raumanzug 2012 in den Dachsteinhöhlen (smh, 2012)

Im aktuellen Setup standen astrobiologische Experimente im Vordergrund. Glacier-MASE von der Grazer Uni-Professorin Christine Moissl-Eichinger war eine Herausforderung für die Analog-Astronauten in Tirol: “mit Kanülen und Spritzen unter sterilen Bedingungen Erd- und Wasserproben für die nachfolgende Laboranalyse zu nehmen – und das mit dicken Handschuhen des Aouda-Raumanzugs. Die Aufgabe wurde gemeistert und erbrachte schon erste biologische Erkenntnisse: Die Analogen-Astronauten konnten Leben auf dem analogen Mars [d.h. in Tirol] nachweisen,” fasst die Wissenschaftlerin verschmitzt zusammen.

Glacier-MASE ist teil des EU-Projekts MASE, das von einem Konsortium unter Beteiligung der Medizinischen Universität Graz und dem DLR durchgeführt wird, ergänzt Monika Fischer in der Pressemitteilung.

Ein polnisches Experiment entwickelt eine Nebeldusche mit geringem Wasserverbrauch, die von den Analogastronauten nach jedem Einsatz genutzt und dadurch getestet wurde. Auch hier gab es wertvolle Entwicklungshinweise. Die Italienische Mars Society testet eine 3D-Virtual Reality und resümiert ebenfalls positiv über verbesserte Methoden und wirklichkeitsgetreue Abbildungen.:Solche 3D-VRs dienen den Analog-Astronauten zur effizienten Vorbereitung der Außenbordeinsätze.

Erstmals für das ÖWF wurde auch ein Nachteinsatz der Astronauten absolviert – und das auch gleich mit einem Höhenrekord von 2887 Metern!

Perspektive

Die Ergebnisse der Datenanalyse sollen bei einer Pressekonferenz im Frühjahr 2016 präsentiert werden. Wir sind gespannt, was sie da zu erzählen haben werden!

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

7 Kommentare

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  2. Alles ganz toll, ‘ein bisschen’ ginge auch, die Grammatik meinend, und insgesamt stellt sich die Frage, wie extraterrestrische Expedition unter Einsatz von Humankapital, nicht unbedingt Richtung Mars, aussehen kann und vor allem auch, welchen Sinn sie entwickeln kann.
    Den ROI und so meinend, denn auch Apparatur könnte mittlerweile dementsprechend leisten.

    Insgesamt, hey, der Schreiber dieser Zeilen, der Webbaer war bei der Mondlandung (medial abnehmend) dabei, hat haufenweise (technische + amerikanische) SciFi der Sechziger gescannt, findet (bekanntlich) auch Fiktionales wie bei StarTrek und so ganz ausgezeichnet, äh, wo war er stehen geblieben, …, …, …, ach ja: Was soll das alles? Wo bleiben Sinn und Nutzen?

    MFG
    Dr. W (der, ganz untergeordnet natürlich nur, kommentarisch anmerkt, dass es in diese Richtung gehen könnte, der Orbit hat durchaus, als Zwischenschritt, seinen Charme, (seine Besteigung (so hieß das früher)) könnte auch womöglich i.p. Geo-Engineering beihelfend werden, als eine Art Geo-Thermostat)

    • So ein “Geo-Thermostat” würde natürlich, die Landwirtschaft meinend wie auch persönlich Betroffene, direkt wirtschaftlichen Mehrwert ergeben, wie er von einigen zurzeit zumindest kaum vorstellbar ist.
      Auch den sogenannten Klimawandel [1] betreffend.

      Aber auch davon unabhängig wirtschaftlich sinnhaft sein, einfach so, sozusagen.

      Dbzgl. muss der Primat nicht bescheiden bleiben und gegenrednerische Nachricht, das bundesdeutsche PIK [2] lässt grüßen, könnte in diesem Zusammenhang etwas für die anderen sein.

      MFG
      Dr. W (der hier keineswegs sein Lieblingsthema bearbeitet, Gott bewahre, nur ein wenig nickelig wird, wenn extraterrestrisches Vorhaben herabgesetzt wird, sofern hier erlaubt)

      [1]
      Die sogenannte Klimasensitivität, die auf den terrestrisch-atmosphärischen CO2-Gehalt zentriert ist, nichts anderes diesbezüglich meint, muss nicht bei ca. +2,5 bis +4,5 K bei dbzgl. Verdoppelung liegen, wenn derart erörtert. – Nichtsdestotrotz ist der Schreiber dieser Zeilen die Klimatologie betreffend kein besonderer Skeptiker, auch kein “Klimaleugner” (kA, warum einige derart politisch werden und derart kennzeichnen).

      [2]
      Auffällig vielleicht auch, wie heutzutage einige Geo-Engineering medial bearbeiten.

  3. Die Wissenschaft darf nicht alles erforschen. Es ist z. B. unter Umständen gefährlich, wenn ein Mensch erforscht, ob er einen freien Willen hat. Es ist denkbar, dass ein Mensch gerade durch die Erforschung der Beschaffenheit des Willens seinen freien Willen verliert. Es ist gut, dass es einen technischen Fortschritt gibt (z. B. Computer). Aber die Technologie darf nur dann weiterentwickelt werden, wenn dadurch die Gefahren nicht größer werden als sie schon sind. Es ist z. B. unter den gegebenen Umständen falsch, Hochgeschwindigkeitszüge zu bauen. Es ist sinnvoll, Faktor-X-Technologien (z. B. 0,3-Liter-Einsitzer-Autos, Linsermethode gegen Krampfadern) zu fördern. Die Verkehrsprobleme werden wesentlich reduziert, wenn fast jeder Mensch mit einem Motorrad o. ä. fährt, anstatt mit einem (Fünfsitzer-)Auto. Man sollte in einer Region mit mildem Winter leben. Dies hat u. a. den Vorteil, dass man in einem Gartenhäuschen wohnen kann, anstatt in einem teuren Haus. Man sollte sich teilweise von Wildfrüchten ernähren. Es ist gut, an etwas Göttliches zu glauben. Aber das Beten ist sinnlos. Ein Mensch muss u. a. seine Willenskraft und Liebe vergrößern. Und sich dann mit mystischen Erfahrungen und Geistheilung (z. B. Ereignisdeutung gemäß C. G. Jung) beschäftigen. Bestimmte esoterische Verfahren (z. B. Hypnose) sind gefährlich. Die Welt wurde nicht “erschaffen”, sondern existiert von Natur aus (und seit ewig).

    • Nette Redewendung, hier musste dbzgl. erst recherchiert werden.
      Klar, der Schreiber dieser Zeilen wird gelegentlich im Feedback(bereich) zynisch, abschweifend & experimentell.
      Hängt in diesem Fall auch mit dieser vielleicht etwas vollmundigen Aussage zusammen: ’19 Länder beteiligten sich und Millionen von Menschen erfuhren von der Mission’

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