Jeder ein Genie

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

“Dieses Buch handelt von einem nie begangenen letzten Weg, die von den Menschen schwer verpfuschte Welt auf den Weg der Gesundung zu führen.” schreibt der Autor im ersten Satz des Vorworts. “Dieser Weg zu einer vernünftigen, freien, gesunden Menschheit in einer vernünftigen, freuen, gesunden Welt führt über drei Stufen:” Erstens der rücksichtlosen Bekämpfung früheren Pfuschs, zweitens der Einsicht, dass jeder Mensch eine besondere “Superkraft” hat, also in irgendetwas besonders gut (ein Genie) ist, drittens der Entwicklung von Kriterien, dieses Genie im einzelnen Menschen zu erkennen und durch “noch zu entwickelnde Erziehungssysteme” zu entfalten. Das Buch von 1971 reflektiert verschiedene menschliche Verhaltens- und Lernmuster, zitiert Pestalozzi und andere große Didaktiker, Einstein, Feynman und andere große Weggefährten Zwickys.

“Ein Genie”, definiert er auf Seite 18 später, ” ist einzigartig, unvergleichlich, unersetzlich.” Daher sind Genies auch nicht kopierbar und Zwicky, der sich selbst als Nichtkonformist versteht (S.51), fasst die oben genannte dritte Stufe mit dem Satz zusammen:

“Studiere die Meister und finde dann Deinen eigenen Weg.” (S. 28)

Ein sehr interessantes Buch über seine Denkmethode (er nennt sie morphologisch, Hasso Plattner nennt dasselbe Design Thinking und kam unabhängig darauf). Es lohnt sich, alle paar Jahre mal wieder querzulesen.

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

12 Kommentare

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  2. Das hört sich optimistisch und zugleich verführerisch an.
    Jeder ein Genie.
    Im Prinzip geschieht das ja schon bei der richtigen Berufswahl.
    Aber an welche Zielgruppe ist dieses Buch gerichtet?
    Die ,die die Zeit zum Lesen haben, brauchen es nicht mehr.
    Die die es brauchen, lesen es nicht.
    Ich habe das Buch jetzt nicht gelesen , aber ich vermute mal, es geht um den idealen Staat.

  3. Alternativen zu “Jeder ist ein Genie” sind etwa:
    – Almost everybody is born a genius and buried an idiot. (Charles Bukowsky)
    – Is everyone an idiot but me? (anonym)
    – Everyone is an idiot, not just the people with low SAT scores. The only differences among us is that we’re idiots about different things at different times. No matter how smart you are, you spend much of your day being an idiot. (Scott Adams, The Dilbert Prinziple)
    – Everybody is a genius. But if you judge a fish by its ability to climb a tree, it will live its whole life believing that it is stupid. (Albert Einstein)

    Read more at: https://www.brainyquote.com/quotes/quotes/c/charlesbuk752480.html

  4. Pozor, Querlesen ist problematisch.
    BTW, wenn jeder ein Genie ist, auf einem gewissen (und ihm möglicherweise (noch) unbekannten Gebiet), verliert der Genius seine (metaphorische) Bedeutung.
    Der Schreiber dieser Zeilen arbeitet, wenn gelobt werden soll, ganz bevorzugt mit dem Begriff den originären Denkers (“Original Thinker”), es genügt bereits originär und schaffend beizubringen, um Beachtung finden zu dürfen – wohlgemerkt: wenn der Inhalt stimmt.

    Wobei jetzt dem dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Inhalt nicht direkt widersprochen worden ist.

    MFG + weiterhin viel Erfolg,
    Dr. Webbaer

  5. Dr. Webbaer,
    hat der originäre Denker per Definition ein copyright auf seine Gedanken?
    Mit ihren Wortschöpfungen verbreiten Sie Frohsinn, der Fünften Jahreszeit angemessen.
    Mich verwundert es immer wieder, wie wenig “orginelle” Gedanken in unsere Blogs vertreten sind.
    Mit Ihrer Ausnahme mal abgesehen. Man kann ja auch sprachlich originell oder muss ich jetzt sagen originär, sein.

    • Howdy, Robert,
      Der originäre Denker (“Original Thinker”) neuert, er denkt und verlautbart in der Folge neu, insofern zwingend auch einzigartig.
      Sie haben recht, gerade zur Karnevalszeit fällt besonders auf, dass Kreativität keine deutsche Eigenart (Tugend?) ist.
      Sehr nett Ihre Nachricht, alaaf!
      Dr. Webbaer

  6. Martin Holzherr,
    ob man ein Idiot oder ein Genie ist, hängt von der Sichtweise ab.
    Wer sich an einem sonnigen Sonntagnachmittag mit Primzahlen beschäftigt ist sicher ein Idiot.
    Wer eine Frau schlägt auch. Wer eine Frau küsst und dabei an Primzahlen denkt, was ist der?
    Sokrates war mit Xanthippe geschlagen. War jetzt Sokrates eine Idiot oder ein Genie ?

    • Ob Sokrates Idiot oder Genie war, lässt sich m.E. nicht beantworten: Erstens wissen wir über ihn nichts außer seiner Existenz (alle erhaltenen Texte/ Aussagen sind spätere Zuschreibungen/ Klatsch und Tratsch, z.B. überliefert durch Platon). Insofern wissen wir, dass er zumindest in seiner Zeit zugleich sehr populär (bei Philosophen) war als auch sehr unpopulär (in der Politik, sonst wäre er nicht hingerichtet worden).

      Wer an einem sonnigen Sonntag in der Sonne sitzend an Primzahlen denkt, hat offenbar Spaß an Primzahlen – was ihn weder als Idiot noch Genie, sondern als Mathe-Geek kennzeichnet.

      Wer küsst und dabei an Primzahlen denkt, ist jedenfalls bemitleidenswert, weil er (oder sie) nicht die wahre Liebe küsst.

  7. Das Buch ist kein politisches, sondern entwirft ein Gesellschafts- und Menschenbild, das die Basis für jede Didaktik / Lehrmethode sein sollte und auch für alle Entwicklungsprozesse (sei es Software-Entwicklung oder was auch immer man für Menschen macht/ baut/ erfindet… entwickelt). z.B. mit dem Ansatz “es gibt Menschen, die nicht mathebegabt sind, aber wenn man sie bei dem abholt, was sie besonders gut können (ihrem Genie), dann können sie Mathe lernen – und wenn man Menschen im Beruf nach ihrem Talent (Genie) einsetzt, dann erhält man im Ergebnis die bestmöglich funktionierende Gesellschaft, weil man gute Produkte produziert”.

    • Howdy, Susanne M. Hoffmann,
      ein paar Anmerkungen, ein GRRG vorab, seien Sie bitte gewarnt, hierzu:

      Das Buch ist kein politisches, sondern entwirft ein Gesellschafts- und Menschenbild (…)

      Also ist es ein politisches Buch.

      das die Basis für jede Didaktik / Lehrmethode sein sollte

      Vielleicht. – Hier liegt Ihre pers. Meinung vor.

      und auch für alle Entwicklungsprozesse (sei es Software-Entwicklung oder was auch immer man für Menschen macht/ baut/ erfindet… entwickelt).

      Hier geht es um die Umsetzung, der Bildung Beteiligter gerne vorangehen darf.

      z.B. mit dem Ansatz „es gibt Menschen, die nicht mathebegabt sind, aber wenn man sie bei dem abholt, was sie besonders gut können (ihrem Genie), dann können sie Mathe lernen” [Zitat]

      Variante:
      Leutz, die nicht mathematisch begabt sind, sind mit allen Mitteln (sozusagen) von der Mathematik abzuhalten.

      Das war jetzt natürlich spaßeshalber formuliert, aber es ist schon so, dass in der Produktion oder Umsetzung Fähigkeit benötigt wird; dieser sozusagen gutmenschliche [1] Ansatz, dass jeder besondere (und gesellschaftlich: angefragte) Fähigkeiten hat, ist verfehlt.

      MFG
      Dr. Webbaer (übrigens auch i.p. Mathematik sozusagen eine Null, keineswegs aber im Umgang mit dieser)

      [1]
      Dr. Webbaer meidet diesen Begriff üblicherweise, auch deswegen, weil der Gutmensch schlicht gut sein kann und die Metaphorik generell schlecht greift, hat hier aber eine Verkürzung gesehen, um zu transportieren, was er meint.

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