IdeenExpo in Hannover

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Fünf Kinder haben die Kraft von einem halben PS, also einer halben Pferdestärke. Das war eine der Erkenntnisse auf der Showbühne im Freien auf dem Hannoveraner Messegelände vor Halle 9, auf dem während der ganzen Woche niedersächsische Gruppen von Schülerinnen und Schüler um einen Schulpreis wetteiferten. Sie mussten Fragen zur Physik und Technik beantworten und Experimente durchführen, wie den Bau eines gummibandbetriebenen Autos, das sich im Wettrennen gegen das Auto der anderen Gruppe bewähren musste. 

2007 wurde die IdeenExpo vom jetzigen Bundespräsidenten Christian Wulf ins Leben gerufen, die Messe für Junge Leute. Alle zwei Jahre findet sie seither statt und wir sind gespannt aufs nächste Mal. Kinder und Jugendliche präsentierten ihre eigenen Ideen und sie können sich an den zahlreichen Ständen der Universitäten, Fachhochschulen und Unternehmen über Chancen der Berufswahl informieren. Vor der Messehalle stand ein Raumsimulator der Bundeswehr,  in der Messehalle präsentierten sich Sennheiser mit Hörproben, Mischpulten und akustischen Experimenten, Volkswagen mit einem PKW-Parkur und Fahrsimulartoren, bei denen schon die jüngsten auf dem Schoß der Eltern am Lenkrad sitzen durften. Auch ein Polizeihubschrauber uwar ausgestellt, das LKA präsentierte Analysemethoden, mit denen man Tätern auf die Schliche kommt und zahlreiche Fahrräder, Fahr- und Flugsimulatoren, Fahrräder und viele andere Sportgeräte konnten hier zu physikalischen und chemischen Analyse- und Messzwecken benutzt werden: Mal betrieb man mit einem Fahrrad eine Lampenkette, mal benutzte man es einfach zum Sport oder stieg in ein Trocken-Ruder-Gerät, um die Kraft zu bestimmen, die zum Rudern im echten Wasser nötig ist.

 

Gleich nebenan präsentierte sich auch der Verlag Spektrum der Wissenschaft mit seiner neuen Kinder- und Jugendausgabe "Spektrum NEO" und das altbekannte GeoLino aus dem Hause Grunar und Jahr. Sie waren einige unter vielen Ausstellern auf der IdeenExpo.  

Ein Erlebnis für die ganze Familie waren auch Luftballons, die Azubis der Firma Linde in flüssigen Stickstoff tauchten. Der Luftballon schrumpfte instantan, weil im Inneren das CO2 unserer Ausatemluft zu Eis gefror, das man beim Schütteln des Ballons auch deutlich rascheln hörte. An einem anderen Stand wurde von der Firma Nordzucker die Zuckerherstellung erklärt und an einem wiederum anderen die Stahlverarbeitung erläutert. Lehrlinge, Studierende und Doktoranden präsentierten mit Feuer und Flamme ihre technische Berufswahl in Gestalt von z.B. einem Wetterballon der Uni Hildesheim, verschiedenen Autofahrsimulatoren und einem selbstgebauter Roboter, der um die Beine der Besucher streifte. Wie silvesterliches Bleigießen mutete es den Kindern an, als sie Azubis beim Prägen von Medaillons zuschauten. Auch über natürliche Radioaktivität und den Aufbau der Materie vom Kristall übers Atom bis hin zum Quark konnte man sich informieren: ein echter Göttinger Physikprofessor, der hauptberuflich am ATLAS-Experiment am CERN arbeitet, erläuterte an einem Stand eine Nebelkammer, die laufend von munteren alpha-und beta-Teilchen durchquert wurde. Professoren waren hier allerdings eher die Ausnahme an vorderster Front der Messestände, denn eines der Leitbilder der Ideenexpo ist das Erklären der Exponate durch Azubis und Studierende anstelle von Anzugträgern. "Die sind viel näher dran an den Kindern und Jugendlichen und sprechen deren Sprache" erläutern die Initiatoren. Im Gegensatz zu den ersten Weltausstellungen im 19. Jahrhundert war natürlich diesmal neben der Weltausstellungsallee in Hannover auch fürs leibliche Wohl gesorgt – anders hätte man’s auch gar nicht den ganzen Tag dableiben können, um die Vielzahl von sportlichen Aktivitäten für Körper und Geist zu genießen.

So überrascht es auch wenig, dass die Besucherzahlen laufend steigen: "2013 wird die IdeenExpo wahrscheinlich nicht mehr mit nur einer Halle auskommen", freut sich der Veranstalter und das ist auch kein Wunder bei so viel action, Show, Fun und live-Experimenten.

  In Podiumsdiskussionen unter dem Label "Vision Zukunft" wurden nicht nur Schülerinnen und Schüler über den Spaßfaktor und Lernwert der Messe-mit-ScienceCenter-Flair interviewt, Experimente vorgeführt und Lehrbotschaften in die Welt gestreut. Insbesondere am letzten Tag gab es auch resümierende Diskussionen mit Personal-Chefs und Firmenleitern, bei denen die undurchdachten Klischees über die Männlichkeit oder Weiblichkeit von Berufsbildern weggewischt wurden. Drei Azubinen erklärten Windräder und führten Bühnenexperimente damit durch, Firmen wie Sennheiser und StibelEltron priesen ihre Schulprogramm an und zeigten deutlich ihre offenen Türen für junge QuerdenkerInnen und aufgeschlossene Geister. 


Gimmick des posts

 

Sorry an meine Leser, dass ich erst im Nachhinein berichte, aber ich konnte leider aufgrund einer Exkursion mit meinen Studierenden erst gestern, am letzten Tag die Messe besuchen. Freuen wir uns einfach alle aufs nächste Mal! 🙂 Der Grund für meine Verhinderung ist ein Projekt zu Wasserrädern, das wir an der Spree durchführten (Abb. links). 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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