Countdown läuft … Venustransit 2012

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Venustransit! … das Jahrhundert-Ereignis … Manche Astronomen sehen sogar zwei im Leben, manche sehen gar keinen. Seit Monaten sind die Astros in heller Aufruhr und inzwischen werden wir alle einigermaßen nervös: bitte, lass das Wetter gut sein! Der letzte Vorübergang der Venus vor der Sonne war 2004 und damals war in Mitteleuropa wunderbares, sehr heißes Wetter – man konnte den Transit in voller Länge bewundern. Ich selbst stand bis zum Umfallen in der Berliner Archenhold-Sternwarte am Teleskop und habe interessierten Besucherlingen erklärt, warum das für uns so aufregend ist.

Hier ein Zusammenschnitt von damals zum Lernen: Man erkennt deutlich den Tropfeneffekt beim Ein- und Austritt der Venus und eine dunkle Brücke von der Venus zum Sonnenrand, nachdem sie sich bereits längst gelöst hat. Ab und zu zogen Wolkenfelder durch. Was der Beobachter mit dem bloßen Auge kaum wahrnahm, registriert die Kamera gleich sehr dunkel bis schwarz. Außerdem ist der Film ein Beweis dafür, dass schlechtes Seeing (Luftunruhe) bzw. schlechte Transparenz der Atmosphäre (Cirren, Hochnebel an dem damaligen extrem schwülwarmen Sommertag) den Tropfeneffekt verstärken.

Die Kamera taugt auch, die Randverdunkelung der Sonne aufzunehmen und die Granulation abzubilden (kleiner Schwenk gegen Mitte des mehrstündigen Transits). Auch der Lomonossov-Ring, also die Brechung des Sonnenlichts in der Venusatmosphäre ist so darstellbar.

2012

Hier die Karte von NASA-Experte Fred Espenack:


Diesmal können wir in Deutschland aber offenbar den Eintritt nicht sehen, weil die Sonne da noch unterm Horizont ist (hier noch ein Link zu den aktuellen Daten). Darum habe ich drei Expeditionen ausgerüstet, die nach Sibirien bzw. Norwegen reisen werden, um den Transit (hoffentlich!!!) zu beobachten. Ende dieser Woche geht’s los: Am Freitag und Samstag werde ich in Berlin und Hamburg von einem Flughafen zum anderen eilen, um meinen Gruppen auf Astronomen-Art über die Schulter zu spucken und “Clear Skies” zu wünschen. Am Sonntag werde ich dann selbst losfliegen, um auf den Spuren des großen Jean-Baptiste Chappe d’Auteroche zu wandeln (ausführlicher Artikel im akt. Heft von SuW 6/12).

Eine Gruppe startet nach Tromsö, eine nach Krasnojarsk und eine nach Novosibirsk.

Hier ein Bericht des russ. Senders Prima-TV vom letzten Mal:

 

BEOBACHTUNG von DEUTSCHLAND

Jan Hattenbach berichtet seit Monaten fleißig über die Vorbereitungen:
Im Takt der schwarzen Venus

Wie man ihn sicher beobachten kann

und was man damit alles anfangen kann.

und das aktuelle Heft von SuW ist ebenfalls voll von nützlichen Tipps.

 


 

NASA-Info Video in englischer Sprache:

BEOBACHTUNGSERGEBNISSE

Genau das habe ich auch vor: Ich hoffe, dass wir mit unseren Beobachtungsdaten tatsächlich ein vernünftiges Ergebnis für die Astronomische Einheit kriegen werden. Schließe mich aber durchaus dem Beobachtungsaufruf der Niederländer und von Udo Backhaus an.

Die Beobachtung ist schon in Projektion mit sehr einfachen Mitteln machbar. Wichtig ist vor allem die sehr genaue Messung der Kontaktzeiten (unter Angabe des genauen Beobachtungsortes, also in geographischen Koordinaten).

Wer auswertbare Daten (photometrisch, spektrographisch, fotografische oder video-Aufnahmen) hat, fühle sich bitte frei, sie mir zwecks Auswertung zukommen zu lassen.

Schicken Sie die Daten gerne mit den entsprechenden Infos zum Instrumentarium an

service@fnj-online.de

CLEAR SKIES!

 


 

Gimmick

So viel Aufstand und das nur wegen einer etwas anderen “ringförmigen Sonnenfinsternis“. Die Venus ist deutlich kleiner am Himmel als unser Erdtrabant, darum verdeckt sie nur ein winziges Stückchen der Sonnenscheibe. Das nebenstehende Foto von der “echten” ringförmigen Sonnenfinsternis, bei der sich der Mond vor die Sonne stellt, aber nicht große genug ist, sie ganz zu verdecken, hat Eckehard Schmidt (Wissenschaftsreisen) kürzlich in Amerika aufgenommen.

 

 

 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

4 Kommentare

  1. Venus-Transit

    Sind Fotos der Sonne des Sonnenprojektor von Astromedia geeignet zur Auswertung, wenn die Zeiten auf 1 sec genau und die GPS-Daten angegeben werden.

    An wen kann ich die Daten per email senden?

  2. sehr gern

    vielen Dank, ja, die wären gut geeignet, denn wir werden (in cha allah) auch so einen Sonnenprojektor verwenden (d.h. wenn der rechtzeitig geliefert wird)

    E-Mail Adresse nun ergänzt. Danke.

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