Auf 2016, einen Neustart!

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Manchmal sind Zäsuren erfrischend und nötig. Darum schlage ich vor, das vergangene, sehr turbulente Jahr hinter uns zu lassen und jetzt mit frischem Mut einfach mal von vorn zu beginnen. “von vorn” ist für mich bei meinem ersten Job als Astronomin: einer Kombination von halbtags forschen (damals studieren) und halbtags in der Öffentlichkeit lehren – und wenn ich “halbtags” schreibe, dann meine ich die Hälfte von 16 Stunden, nämlich 24 Stunden minus acht Stunden Schlaf. Effektiv arbeite ich nämlich schon seit ca. 18 Jahren, seit Beginn meines Berufslebens so hart, dass ich eigentlich zwei Vollzeitjobs mache. Im Augenblick ist das nicht ganz symmetrisch geteilt: von 16 bis 24 Uhr Öffentlichkeitsarbeit und von 9 bis 15 Uhr Forschung. Damals, als Studentin, musste ich das Arbeiten leider freiberuflich tun – aber jetzt hatte ich ein Jobangebot und habe diese Chance ergriffen. Ich hatte mich wohlgefühlt, als ich zwar hauptberuflich Forscherin war, aber nebenbei auch in der Öffentlichkeit meine Wissenschaft präsentieren durfte. Auf den Monat genau zehn Jahre nachdem ich in Berlin damit aufgehört hatte, habe ich in 2015 nun wieder damit angefangen:

Die Kuppeln meiner Sternwarte vor dem Alpenpanorama. Unter der Sternwarte befindet sich das höchstgelegene Planetarium Europas.
Die Kuppeln “meiner” Sternwarte vor dem Alpenpanorama. Unter der Sternwarte befindet sich das höchstgelegene Planetarium Europas.

Sie treffen mich jetzt in Österreich, als Leiterin von Sternwarte und Planetarium Königsleiten. [Die Webseite ist noch nicht optimal, ebenso wie viele andere Details – aber auch im laufenden Betrieb arbeiten wir daran und immerhin habe ich, obgleich ich Berlinerin bin, mit nur einer Woche Verspätung im Advent eröffnet. 🙂 ]

Hauptberuflich biete ich also jeden Nachmittag und Abend drei öffentliche Veranstaltungen an und Sie können mich nicht nur im Blog, sondern auch live erleben. In den Saisonpausen (November, Mai) bin ich vielleicht mal in Portugal, um “meine” dortige Sternwarte zu betreuen und vor allem beabsichtige ich, in jeder freien Minute, z.B. an den Vormittagen weiterhin eigene Forschungen zu betreiben und mich wissenschafltich weiter zu qualifizieren: Die Hoffnung und der Wunsch bleibt ja, dass ich zeitnah einmal eine Professur bekomme, denn dafür arbeite ich seit zehn Jahren so hart und entbehrungsreich, dass ich sogar erschreckend geringes Einkommen und 16-Stunden-6-Tage-pro-Woche in Kauf nehme (teils immatrikuliert als Doktorandin und freiberuflich auf Honorarbasis arbeitend, teils mit Stipendien, maximal einmal eine halbe Stelle mit vermeintlicher Option der Promotion = Weiterqualifikation zu besseren Einkommensstufen und ganzen Stellen), um mich weiter zu qualifizieren, besser organisieren und lehren zu können (Professorenpflicht) und vor allem zu forschen (das ist, wofür mein Herz schlägt)). Ich finde, ich habe es verdient, nun meiner Qualifikation und meines Arbeitspensum angemessen bezahlt zu werden. Bis dahin aber:

Freue ich mich auf Ihren Besuch bei mir,
z.B. in Königsleiten!

Die Forschung ist, ehrlich gesagt, aufgrund der Umbauten und Reparaturen der letzten zwei Monate deutlich zu kurz gekommen. Aber das soll sich im neuen Jahr unbedingt wieder ändern! Im Augenblick bin ich jedenfalls assoziierte Wissenschaftlerin an der Universität Wien und arbeite natürlich auch weiterhin mit meinen Berliner Kollegen an der HU und FU zusammen. So geht das nun einmal in der Forschung in Deutschland: an guten Leuten scheint da einfach kein Bedarf zu sein, denn man bietet den Forschenden leider keine vernünftigen Perspektiven. Ich würde mich wirklich freuen, wenn sich das mit der Novelle des WissZeitVG (Leo B. hat darüber geschrieben) nun ändert! Aber am wichtigesten ist wohl, dass sich in den Köpfen der Menschen – der Entscheidungsträger – etwas ändert (ich hatte es schon anlässlich einer Podiumsdiskussion mal angedeutet): sowohl bei den politisch Aktiven, als auch bei den etablierten Forschenden, die die Jobs vergeben.

Manchmal ist es wichtig, dass man nicht immer nur alte Stiefel weiter nutzt, sondern ihren Sinn hinterfragt und ggf. Änderungen vornimmt. Ein neues Jahr ist dafür eine gute Chance!

Aufwie geht’s!

Diese ganzen nervigen Debatten und Schikanen lasse ich nun hinter mir, versuche mir in Österreich durch eigenverantwortliche (angestellte) Tätigkeit eine Existenz aufzubauen und trotzdem die Forschungen voranzubringen, für die mein Herz schlägt. Vielleicht wird mir ja das kommende Jahr ein paar schöne Erkenntnisse bescheren, mit denen ich die Forschung und die Welt bereichern kann. Das wünsche ich mir und der Welt zumindest fürs kommende Jahr!

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

2 Kommentare

  1. Hallo Susanne
    Von Berlin aus, verfolgen wir dein Wirken in Tirol.
    Von uns viel Kraft und Freude auf deiner neuen Wirkungsstätte.
    Viele neue Ideen, viel Zeit für Projekte die dir am Herzen liegen.
    Aufwie 2016

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