Kom(m)et zum Astronomietag 2013

BLOG: Uhura Uraniae

Ko(s)mische Streifzüge durch Zeit und Raum
Uhura Uraniae

Es lebe die Astronomie! heute, am Geburtstag von Caroline Herschel – einer historischen Astronomin (1750-1848), die mehrere Kometen entdeckt hat und mit der Goldmedaille der Royal Astronomical Society ausgezeichnet wurde – veranstaltete die Astronomie-Szene eine Himmelsbeobachtung mit eindrucksvollem Kometen am Abendhimmel.

Jan Hattenbach, Kevin Gräff und Michael Khan hatten ja bereits eifig zum Thema gepostet. Der Komet mag vllt nicht so ein Knüller sein, wie manche erwartet haben, aber er ist doch ein stattliches Phänomen: immerhin sieht man ihn überhaupt in der Dämmerung! … Darum hier nur rasch zwei Fotos vom aktuellen Kometen PANSTARRS – anlässlich des Astronomietags zwei Aufnahmen aus dem Hannover Raum, also vom Umland des Geburtsortes der großen Astronomin; aufgenommen von Uwe Zurmühl, einem sehr aktiven Hobby-Astrofotografen:

Aufnahme in Giesen bei Hannover, 12. März 2013

Aufnahme vom 13.3. 2013 (Uwe Zurmühl)

Der Komet steht (offensichtlich) relativ tief und ist nur kurz nach Sonnenuntergang sichtbar. Also: Platz mit freier Horizontsicht suchen.

Nun ist er dann da, der Tag der Astronomie, veranstaltet bundesweit von der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) und jede/r kann sich den Himmel durch ein handelsübliches Amateurgerät zeigen lassen:

Viele Sternfreunde stehen an diesem Tag bei gutem Wetter draußen und beobachten den Himmel nicht nur selbst, sondern zeigen auch anderen Leuten die Wunder des Himmels mit transportablen Geräten.

Schauen Sie sich um!

Es gibt auch Sternfreunde in Ihrer Nähe!


 

BTW In Berlin war diesmal gleichzeitig Lange Nacht der Museen:

Leider sind Himmelsbeobachtungen in modernen Großstädten kaum noch möglich und der Komet aufgrund mangelnder Horizontsicht UND Kontrast leider ein sehr schwieriges Unterfangen. Sehnsüchtig blickte ich ab und zu an den westlichen Horizont, um vllt doch noch einen Blick zu erhaschen, aber da waren nur die Leuchtreklame-Schilder der Industrie zu sehen.

Natürlich ist es sehr interessant, sich über die weltlichen Themen der nichtastronomischen Museen Berlins zu informieren und schließlich war ich mit einer befreundeten Astronomin, einer Muse, unterwegs, was die Sache sehr wissenschaftlich gestaltete. Einen Zusammenhang von Astronomie Musen und Museen würde ich hier aber übrigens vllt nicht gleich vermuten, obgleich man historisch oft an diese Zusammenhänge von Weltlichem und Himmlischem geglaubt hat – und bis heute ist dieser Glaube nicht ganz ausrottbar.



Gimmick

“Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder”, würden meine Ahnen sagen:

1) Am Geburtstag von Caroline Herschel, nur drei Tage nach der Wahl eines neuen Papstes, wird das Gottesteilchen “Higgs-Boson” von der Physik bestätigt.

2) Kürzlich besuchte mich eine Freundin aus Cheliabinsk. Kaum war sie wieder zuhause, explodierte über ihr ein Meteorit und rieselte in Bruchstücken über die Stadt: Sie haben’s wahrscheinlich in den Nachrichten verfolgt. Hier die Doku der Freundin im Web: http://vk.com/meteoritchelyabinsk

3) Der russische Meteorit kam offenbar über eine andere Bahn herein als der Planetoid, der am gleichen Abend an der Erde vorbei flog. Leider wurde er hier in Nord-.de nicht beobachtet, weil die Wetterbedingungen es nciht zuließen. Aber witzigerweise erzielten ebenfalls am selben Tag ein paar Schüler meines besten Freundes seinen Sieg im Regionalwettbewerb von JugendForscht – mit einer Arbeit über die Suche nach Planetoiden!

Also … wenn das mal nicht himmlische Zeichen sind. 🙂

Aber was hilft’s: Obwohl die Menschen die Divinationen seit ca. drei bis fünf Jahrtausenden zu erschließen versuchen, hat noch immer niemand verstanden, was dies alles genau heißt und ob es überhaupt etwas heißt. Vielleicht ist es ja auch wirklich alles nur Zufall (falls es sowas gibt, was die Quantenmechanik bisweilen ja leugnet)). Klar, es regen uns die Häufung von solchen Ereignissen zum Nachdenken an (z.B. Blog-posts von Jan, von Andreas, von Michael), denn sonst wären wir nicht WissenschaftlerInnen … aber ob da ein tieferer Sinn verborgen ist, das können wir einfach (derzeit) nicht *wissend* sagen.

Wer weiß, vielleicht finden wir ja die Lösung auf einer Keilschrifttafel oder wir erleben dies alles nur deshalb, weil wir nicht das “richtige” Abwendungs-Ritual durchgeführt haben.

menschliche Wahrnehmung bedenken: Vielleicht ist es auch das Zusammenspiel von selektiver Wahrnehmung und Prägnanzbildung (Begriff von Ernst Cassirer), das uns hier einen Zusammenhang vorgaukelt, den wir uns wünschen, weil sein Vorhandensein die Vorhersage künftiger Ereignisse erleichtern würde. Oder vielleicht ist die Koinzidenz semi-zufällig, weil es ein drittes Phänomen gibt, das wir noch nicht kennen und das die tiefere Ursache ist für zwei (“zufällig”) gleichzeitig auftretende Ereignisse. VIelleicht ist es “zeitgeist” (ein so wichtiges deutsches Wort, dass man es ins englische übernommen hat) oder der heilige Geist der Katholiken, der dafür verantwortlich zeichnet, dass gerade all diese Sachen geschehen… wer weiß.

Jedenfalls ist solch ein Nachdenken über kausale Zusammenhänge zwar hochgradig intellektuell, jedoch sollte man es m.E. auch mit der nötigen sachlichen Distanz probieren: Vulkanier der Erde vereinigt Euch!

 

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"physics was my first love and it will be my last physics of the future and physics of the past" Dr. Dr. Susanne M Hoffmann ist seit 1998 als Astronomin tätig (Universitäten, Planetarien, öffentliche Sternwarten, u.a.). Ihr fachlicher Hintergrund besteht in Physik und Wissenschaftsgeschichte (zwei Diplome), Informatik und Fachdidaktik (neue Medien/ Medienwissenschaft) als Weiterqualifikationen. Sie ist aufgewachsen im wiedervereinigten Berlin, zuhause auf dem Planeten Erde. Jobbedingt hat sie 2001-2006 in Potsdam gelebt, 2005-2008 saisonal in Mauretanien (winters) und Portugal (sommers), 2008-2009 und 2013-'15 in Berlin, 2010 in Hamburg, 2010-2012 in Hildesheim, 2015/6 in Wald/Österreich, 2017 in Semarang (Indonesien), seit 2017 in Jena, mit Gastaufenthalten im Rahmen von Forschungskollaborationen in Kairo+Luxor (Ägypten), Jerusalem+Tel Aviv (Israel), Hefei (China)... . Ihr fachliches Spezialgebiet sind Himmelskarten und Himmelsgloben; konkret deren Mathematik, Kartographie, Messverfahren = Astrometrie, ihre historische Entwicklung, Sternbilder als Kulturkalender und Koordinatensystem, Anomalien der Sternkarte - also fehlende und zusätzliche Sterne, Sternnamen... und die Schaustellung von alle dem in Projektionsplanetarien. Sie versteht dieses Blog als "Kommentar an die Welt", als Kolumne, als Informationsdienst, da sie der Gesellschaft, die ihr das viele studieren und forschen ermöglichte, etwas zurückgeben möchte (in der Hoffnung, dass ihr die Gesellschaft auch weiterhin die Forschung finanziert).

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