Wörterbuch der Verblendung (I): Chemiekeule

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Wörterbuch der VerblendungVor einiger Zeit habe ich im Zusammenhang mit einer äußerst unkritischen GEO-Titelgeschichte zur „Alternativmedizin“ einige Ausdrücke untersucht, mit denen die Befürworter der „Alternativmedizin“ die Welt passend zu ihrer Ideologie versprachlichen (darunter das Wortpaar Schulmedizin/Alternativmedizin. Bei der Hintergrundrecherche zu meinem heutigen Telepolis-Beitrags zur „Alternativmedizin“ ist mir dann erst klar geworden, wie viele solcher Ausdrücke es tatsächlich gibt und wie selbstverständlich sie in Diskussionen über die Behandlung von Krankheiten verwendet werden. Mit diesen Wörtern werde ich mich unter der Rubrik „Aus dem Lexikon der Verblendung“ beschäftigen, die in unregelmäßigen Abständen hier im Sprachlog erscheinen wird.

Beginnen möchte ich heute mit dem Wort Chemiekeule, mit dem Befürworter der „Alternativmedizin“ gerne die sogenannte „Schulmedizin“ (oder, wie ich sie nenne, Medizin) bezeichnen.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Chemiekeule hauptsächlich als Bezeichnung für Unkraut- oder Ungezieferbekämpfungsmittel verwendet. Im Deutschen Referenzkorpus, das Zeitungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz enthält, stammen etwa 86 Prozent aus entsprechenden Zusammenhängen. Auf Medikamente bezieht es sich in etwas über sieben Prozent aller Verwendungen, daneben wird es vereinzelt auch auf Haushaltsreiniger, Kosmetik, chemische Kampfstoffe und Imprägnierungsmittel angewendet.

Die historische Entwicklung des Wortes zeigt, dass die Bedeutung „Schädlingsbekämpfungsmittel“ nicht nur häufiger ist, sondern auch in der (noch jungen) Geschichte des Wortes zuerst da war. Auf diese Geschichte komme ich am Ende des Beitrags ausführlicher zurück; für den Augenblick genügt es zu wissen, dass das Wort Chemiekeule seit den 1990er Jahren, und verstärkt seit der Jahrtausendwende, von Befürwortern der „Alternativmedizin“ auf Medikamente angewendet wird.

Typische Beispiele sehen dabei wie folgt aus:

(1) Wer nicht gleich zur Chemiekeule greifen will, kann es auch mal mit Globuli versuchen. [Quelle]

(2) Muss man jedoch bei jedem Zipperlein gleich mit der Chemiekeule kommen, oder reicht uns vielleicht die Kraft der Natur ebenso aus? [Quelle]

(3) Es muß nicht immer die Chemiekeule sein, sanfte Methoden helfen auch oft. [Quelle]

(4) Bevor Sie zur Chemiekeule greifen, gibt es natürliche Mittel, die Erfolg versprechen. [Quelle]

Diese Beispiele sind sowohl inhaltlich als auch von ihrer Form repräsentativ für eine Mehrheit aller Verwendungen des Wortes Chemiekeule. Das Wort tritt auffällig häufig in einer von einer Handvoll fester Wortfügungen auf, von denen zur Chemiekeule greifen mit Abstand die häufigste ist. Weitere häufige Fügungen sind mit der Chemiekeule kommen, die Chemiekeule rausholen und die Chemiekeule sein müssen. Außerdem finden sich immer wieder Abwandlungen dieser häufigen Muster, z.B. die Chemiekeule einsetzen, die Chemiekeule rausholen, die Chemiekeule schwingen, mit der Chemiekeule zuschlagen usw.

Diese festen Fügungen werden ihrerseits häufig in einem von zwei größeren sprachlichen Zusammenhängen verwendet: nicht gleich/sofort/direkt X sondern Y (manchmal in der Variation nicht bei jeder Kleinigkeit/jedem Zipperlein X) oder bevor X erstmal Y. X steht hier für die jeweilige Fügung, die das Wort Chemiekeule enthält, Y steht für eine Alternative.

Diese Alternative besteht meistens aus einem homöopathischen Mittel oder einem Hausmittel auf pflanzlicher Basis, das entweder direkt mit homöopathisches Mittel(chen), Globuli, homöopathische Alternative oder einfach Homöopathie bezeichnet wird, oder mit Ausdrücken wie natürliche Mittel/Methoden, sanfte Mittel, sanfte/schonende Hilfe, Kraft der Natur usw.

Schon das Kompositum Chemiekeule an sich ist ja extrem negativ konnotiert. Obwohl alles um uns herum (die belebte und die unbelebte Natur und alle menschlichen Artefakte) „Chemie“ ist, wird das Wort Chemie wird im allgemeinen Sprachgebrauch vor allem für Dinge verwendet, die als „künstlich“ und „giftig“ empfunden werden, und mit dem Wort Keule assoziieren wir eine Waffe, die nicht nur sehr brutal, sondern vor allem auch sehr ungenau ist. „Schulmedizinische“ Medikamente werden damit nicht als etwas dargestellt, das uns (trotz manchmal unangenehmer Nebenwirkungen) helfen soll, sondern als eine künstliche, giftige und ungenaue Schlagwaffe, die uns trifft.

Und diese ohnehin schon negative Konnotation wird durch die eben beschriebenen (mal mehr, mal weniger) festen Wortverbindungen weiter verstärkt: Betrachtet man diese nämlich im Zusammenspiel, so stellt man fest, dass sie sich zu einer Art stereotypem diskursivem Formulierungsmuster zusammenfügen, das dazu dient, die Einnahme von „schulmedizinischen“ Medikamenten als etwas darzustellen, das es solange wie möglich zu meiden und zu verzögern gilt.

Wir können uns solche festen Wortverbindungen als eine Art sedimentierte oder kristallisierte Beschreibungen kultureller Praktiken vorstellen. Aus dieser Sicht deutet die Häufigkeit des eben beschriebenen Formulierungsmusters ja wenigstens darauf hin, dass alternative „Medikamente“ für viele Menschen etwas sind, dass man erst einmal ausprobiert, bevor man dann gegebenenfalls doch zu echten Medikamenten greift. Das ist immer noch besser, als die alternativen „Medikamente“ anstelle der echten Medikamente zu verwenden (auch dafür habe ich ich bei meiner Recherche in „alternativmedizinischen“ Foren leider traurige Beispiele gefunden).

Außerdem fällt auf, dass von der Chemiekeule oft behauptet wird, sie „bekämpfe nur die Symptome“, während die Alternativen „den Menschen als Ganzes“ behandelten, aber die Ausdrücke Symptome bekämpfen und Mensch als Ganzes bekommen bei Gelegenheit ihre eignen Einträge im Lexikon der Verblendung.

Wie eingangs versprochen noch kurz etwas zur Entwicklungsgeschichte des noch recht jungen Wortes Chemiekeule, die in Bezug auf die negative Konnotation des Wortes sehr erhellend ist. Es handelt sich um eine Lehnübersetzung des englischen chemical mace, einer Bezeichnung für eine bestimmte Art von Tränengas (mace bedeutet ursprünglich „Streitkolben“). Die erste belegte Verwendung (in einer Bildunterschrift im Spiegel) zeigt das sehr schön:

Polizei-Einsatz mit Chemiekeule [Bildunterschrift, Spiegel, 8.11.1976]

Im Artikel selbst werden allerdings die Wörter Chemical Mace und chemische Keule verwendet. Das früheste Verwendungsbeispiel im Google-Books-Korpus ist ebenfalls aus dem Spiegel:

Seit gut einem Jahr werden in Schleswig-Holstein, seit 1973 schon in Bayern auch per Chemie-Keule Ruhe und Ordnung in den Haftanstalten sichergestellt. [Spiegel, 25.06.1979]

Hier erscheint das Wort im laufenden Text, im selben Artikel werden bedeutungsgleich auch die Wörter Chemical Mace, chemische Keule und Chemo-Keule verwendet.

Die Chemiekeule war also ursprünglich nicht nur im übertragenen, sondern auch im wörtlichen Sinn eine Waffe, deren Zweck es war, Menschen zu verletzen, statt ihnen zu helfen. Die Bedeutung „Tränengas“ tritt in der Bedeutungsentwicklung des Wortes aber schnell in den Hintergrund, von 1980 bis 1989 kommt es nur mit der Bedeutung „Schädlingsbekämpfungsmittel“ vor, ab 1990 tauchen dann die ersten Verwendungen für die Bedeutung „Medikament“ auf, gefolgt von der Bedeutung „Reinigungsmittel“ und „Kosmetikprodukt“, die aber insgesamt selten bleiben:

Bedeutungsentwicklung Chemiekeule
Bedeutungen von Chemiekeule im Google-Books-Korpus

Offensichtlich hat die deutsche Sprachgemeinschaft mehr Angst vor (unverzichtbaren) Schädlingsbekämpfungsmitteln und Medikamenten als vor (verzichtbaren) Kosmetik- und Reinigungsprodukten.

Und irgendwie passt das ja, wenn man sich vor Augen führt, dass die Fernsehwerbung für Kosmetikprodukte vor echter und erfundener chemischer Terminologie nur so strotzt und Reinigungsmittel gar nicht antibakteriell genug sein dürfen, während selbst „schulmedizinische“ Medikamente mit Wörtern wie „sanft“, „natürlich“ und „körpereigen“ angepriesen werden.

Literatur 

CARSTENSEN, Broder und Ulrich BUSSE (2001): Anglizismen-Wörterbuch: Der Einfluss des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. Berlin/New York.

© 2011, Anatol Stefanowitsch

Ein Hinweis für Kommentator/innen: In diesem Beitrag geht es nicht um die Homöopathie, sondern um die Sprache ihrer Befürworter. Kommentare, die sich ohne Bezug auf Sprache mit Homöopathie, ihrer Wirkungsweise und Sinnhaftigkeit befassen, stören die Diskussion und werden deshalb gelöscht.

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

57 Kommentare

  1. Es gibt auch natürliche Hämmer

    „Das Wörterbuch der Verblendung“ ist eine geniale Idee, und diesen Auftakt finde ich sehr gelungen! Bin schon gespannt auf die nächsten Folgen.

    Wenn man die Schulmedizin ablehnt und stattdessen alternative Behandlungsmethoden propagiert, ist es natürlich geschickt, die Medizin als grobschlächtigen Haudrauf hinzustellen, der in seinen Rundumschlägen brachial alles niedermacht, und im Gegensatz dazu die jeweils angesagten alternativen Behandlungsmethoden als sanft, natürlich, ganzheitlich, zielgenauer usw. Wer lässt sich die Krankheit schon gern mit der Keule aus dem Leib prügeln, wenn Streicheln auch hilft…

    Wer so argumentiert, verkennt oder verschweigt, dass die Gleichung „natürlich = sanft“ ziemlich oft nicht stimmt. Viele rein natürliche (oder von der Natur abgeschaute) Wirkstoffe sind ziemliche Hämmer und – wenn man so will – Chemiekeulen. Mit solchen Medikamenten sind ebenfalls schlimme Fehlbehandlungen möglich, und man kann sich etwa durch Überdosierung ernsthafte Gesundheitsschäden zuziehen. Dazu braucht man gar keine „Chemie“. Und das macht die im Artikel geschilderte Verwendung des Ausdrucks „Chemiekeule“ als Gegensatz zu natürlichen und deshalb angeblich sanften Medikamenten und Behandlungsmethoden zu einer potentiell gefährlichen Irreführung.

  2. Wer sich umbringen möchte, der muß ja nicht gleich zur Chemiekeule greifen, sondern kann es auch zunächst ganz natürlich und sanft mit dem roten Fingerhut versuchen.

  3. Das wird lustig werden!

    Auf das Wörterbuch der Verblendung freue ich mich – ich fürchte nur, alle ideologisch verblendeten Begriffe aufzuführen, wäre eine Aufgabe von geradezu Brüder-Grimmschen Ausmaßen. Vielen Dank schon Mal für den Anfang!

    Zum ersten Artikel habe ich eine Frage und eine Anregung:

    1. Sinnvoll ist die Verbindung von Medikation und Chemiekeule meines Erachtens bei der Chemotherapie – als treffendes Bild für eine zwar notwendige, aber gefährliche Behandlung, die eben nicht nur den Krebs zerstört (das wäre ein Chemieflorett), sondern den Organismus als Ganzes beeinträchtigt.

    Nun zur Frage: Haben Sie bei Ihrer Recherche Hinweise gefunden, dass sich der Begriff “Chemiekeule” ursprünglich über die Chemotherapie ins Feld der Medizin eingeschlichen hat? Oder wurde er von Anfang an gegen alle klassischen Behandlungsmethoden verwendet?

    2. Sie erwähnen ja schon, dass als Gegensatz zur Chemie gerne die Natur angeführt wird. Ich würde mich freuen, wenn Sie diesem Begriff einen eigenen Artikel widmen würden: “Natürlich” ist derzeit eine der beliebtesten Verblendungsphrasen überhaupt, weil sie (trotz Tollkirsche und Knollenblätterpilz) als Synonym für “gesund” gelesen wird, ohne “gesund” zu bedeuten – nicht nur für die Hersteller von “100% natürlichem” Zuckerwasser ein äußerst produktives Missverständnis.

  4. @Jan Singer

    Die Aussagen zur Bedeutungsentwicklung muss man vorsichtig betrachten, da sie derzeit nur auf dem Google-Bücher-Korpus beruhen, aber die Daten dort legen nicht nahe, dass die Chemotherapie eine besondere Rolle bei der Übertragung des Wortes Chemiekeule auf Medikamente gespielt hat. Es fällt eher auf, dass sich gerade zu Beginn viele Verwendungen auf Psychopharmaka bezogen.

  5. Fürs Wörterbuch der Verblendung…

    … würde sich auch “jahrtausendealt” eignen. Das wird besonders gerne in Verbindung mit dubiosen fernöstlichen Behandlungsmethoden benutzt und suggeriert wohl, es handle sich um besonders bewährte Techniken.

    Gerne wird auch im Zusammenhang mit Sprachen das angebliche Alter als eine Art Qualitätsnachweis, hier allerdings meist mit dem wolkigen Hinweis, die Sprache sei “uralt” – genau möchte man sich dann doch nicht festlegen.

  6. Wissenschaftsfeindlichkeit

    Die Verblendung rührt meistens aus einer allgemeinen Feindlichkeit gegen die Wissenschaft her. Schon das Wort “Chemie” weckt deshalb Ängste.

    Das hat seine ersten Ursprünge in der Schule, wo viele der Anhänger von “natürlichen” und “einfachen” Methoden meist schlechte Noten hatten.

    Weitere Ängste werden durch die Gesetzesbrüche von Konzernen geweckt, welche die Wissenschaft zu ihrem Profit einsetzen:
    – Chemie ist das Zeug, was kürzlich in Ungarn ein ganzes Dorf verseucht hat und in Seveso und in Bhopal …
    – Physik ist alles, was Atomexplosionen verursacht und die Welt mit schwarzen Löchern überflutet …
    – Mathematik ist die Technik, an Zahlen zu kleben und die Ganzheitlichkeit aus den Augen zu verlieren, wie z.B. Banken.

    Die sanften Verfechter möchten zurück in das Paradies der Unwissenheit anstatt vom Baum der Erkenntnis zu naschen.

  7. “Chemie ist negativ”

    Chemie ist leider immer negativ chronotiert – man denke nur an die Hipp Werbung, bei der Kindernahrungsmittel “ohne Chemie” versprochen wird.

    Wie weit das geht ist mir bei einem Artikel in der Zeit über Molekularküche aufgefallen. Genauer gesagt: Bei den Kommentaren darunter, deren Poster ganz offenkundig “Mokekular = Chemie= Künstlich= Bitterböse” assoziiert haben, denn es wurde der Küche vorgeworfen, besonders viel mit künstlichen Aromen und E-Nummern und sowas zu arbeiten (das Gegenteil ist der Fall”. Offenkundig braucht man keine Ahnung zu haben, über was man schreibt, solange man weiß, dass “Chemie immer künstlich” ist…

  8. Hebammen!

    Als mein Kleiner Blähungen hatte, wollte mich meine Hebamme fast steinigen, weil ich ihm Sab Simplex gegeben habe, das laut Arzt rein physikalisch wirkt. Sie hat mir vorgeschlagen, stattdessen in die hypoallergene Ersatzmilch Olivenöl zu packen, weil das so natürlich sei… Das Olivenöl allerdings reagiert mit der Nahrung, ist also viel eher Chemie!

    Und alle Verfechter dieses Schwachsinns tun so, als sei es schon lange nachgewiesen und erforscht, dass Globuli wirken und Leute, die daran nicht glauben, sind die Ignoranten und Ahnungslosen und sowieso Dummköpfe.

    Aber das Schlimmste waren die Sprüche vor der Geburt: “Du musst Vertrauen in deinen Körper haben, der weiss, was er tun muss.” Das hört sich immer so an, als würde man mir dabei unterstellen, kein “SELBST”Vertrauen zu haben. Natürlich hab ich Selbstvertrauen, aber wenn ich meinen Körper alleine hätte machen lassen, würde Kind Nr. 1 immer noch drin stecken. Und wäre damit jetzt tot. So wie die Mutti. Anstatt kerngesund.

    Und zum Thema Kosmetik:
    Natürliche Schönheit ist ungeschminkt und wird nur von den wenigsten Frauen erreicht.

  9. Nun missbrauchen zweifellos viele Menschen Medikamente; auch stellt die Werbung die Selbstmedikation oft als vollkommen unproblematisch dar (natürlich immer mit der salvatorischen Klausel zu Risiken und Nebenwirkungen). Schließlich soll es sogar vorkommen, dass Ärzte unnötig Medikamente verschreiben. Und Nebenwirkungen sind nicht stets nur „unangenehm“, sondern können geradezu verheerend sein, und das keineswegs nur bei der hier in den Kommentaren schon genannten „Chemotherapie“.

    Daher scheinen mir Warnungen vor allzu unbedarftem Medikamentenkonsum nicht ganz unberechtigt zu sein: Wenn dies nun mit einer zugespitzten Vokabel wie „Chemiekeule“ geschieht: Ist das bereits versprachlichte Ideologie und Verblendung?

    Was schwebt Ihnen stattdessen vor? Eine chemisch gereinigte Sprache ohne jeden polemischen Ausdruck? Das kann man kaum glauben, da Sie doch selbst nicht zimperlich sind, wenn es um abwertende Ausdrücke wie „Sprachnörgler“ geht.

  10. The Silent Spring

    Ich denke, Chemiekeule ist ein gelungener Ausdruck für ein Problem, das Rachel Carson in ‘The Silent Spring’ 1962 erstmals vielen Menschen bewußt machte: daß in einer Bilanz beim Einsatz von Chemikalien (konkret von DDT) die unerwünschten Wirkungen zuwenig berücksichtigt werden. (Bei ‘Alternativmedizinern’ werden umgekehrt die erwünschten Wirkungen zuwenig berücksichtigt.)

    Die Veröffentlichung fällt in eine Zeit, in der nicht nur flächendeckend DDT versprüht wurde, sondern auch oberirdische Atomwaffentests durchgeführt wurden und in Deutschland der Contergan-Skandal stattfand. Die ökologische Kritik an diesen Praktiken ist durchaus berechtigt. Und der tendentiöse Begriff ‘Chemiekeule’ als Ausdruck dieses Unbehagens damit verständlich. Noch heute sterben in Deutschland gut 2.000 Menschen jährlich an gastrointestinalen Blutungen als Folge des Einsatzes nichtsteroidaler Antirheumatika wie Aspirin.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Nebenwirkung

    Auch sind Reinigungsmittel nicht so verzichtbar wie behauptet. Im Gegenteil ist die von Ignaz Semmelweis initiierte verbesserte Hygenie eine der nützlichsten medizinischen Innovationen überhaupt.

    Das Problem scheint mir eher, bei der berechtigten Kritik an der Chemiekeule zu vergessen, das Chemieflorett angemessen zu würdigen.

  11. Der kommerzielle Erfolg der pseudoalternativen Medizin basiert zu wesentlichen Teilen, wenn nicht sogar im Kern, auf dem Einsatz von Sprachpsychologie. Diese Verwendung sprachlicher Mittel ist hoch effizient (im Gegensatz zu den nicht vorhandenen physikalisch-chemischen Effekten der Zuckerkügelchen in der Homöopathie). Der Placebo-Effekt der Globuli ist bekannt – der Placebo-Effekt des Alternativsprechs sollte in der Tat näher untersucht werden.

  12. @Keller

    Ist das bereits versprachlichte Ideologie und Verblendung?

    Ja. Alles und jedes kann missbraucht werden, wir pflegen aber nur in den seltensten Fällen von der falschen Nutzung zu schließen, dass das Genutzte aus sich heraus gefährlich ist. Das tun im allgemeinen nur Ideologen – egal welcher Art.

    Beispiele:

    – Autos [zu schnelles Fahren, Einbruchswerkzeug, Tötungswerkzeug]
    – Immigrationspolitik
    – Recht freie Meinungsäußerung
    – Küchenmesser
    – Gürtel [sollen sich schon Leute mit aufgehängt haben]
    – Steckdosen [genau genommen Strom]
    – Kameras
    – Blumenvasen
    – Sprache

    und so weiter und so fort …

  13. @Keller

    Chemiekeule wird im von mir untersuchten Diskurs nicht verwendet um vor unbedarftem Medikamentenkonsum zu warnen, sondern, um Medizin als etwas grundsätzlich Schlechtes darzustellen, dem in jedem Fall die sanfte, natürliche „Alternativmedizin“ vorzuziehen ist. Das ist auf jeden Fall Ideologie und Verblendung.

    Schwebt mir eine chemisch gereinigte Sprache vor? Nein. Ich analysiere Sprache, ich mache keine Gebrauchsvorschriften. Von mir aus soll jeder so reden, wie es seiner Ideologie entspricht . Wer Propagande gegen die wissenschaftliche Medizin betreiben möchte, dem würde ich sogar ausdrücklich raten, das Wort Chemiekeule zu verwenden.

  14. Ein Lexikon der Verblendung

    …wäre im Nu mit Anglizismen gefüllt. Denn all die Täuscher, Tarner, Blender und Verbrämer von heute leben fast ausschließlich vom Gebrauch derselben.

  15. Kürzlich sah ich einen Vortrag, der sich mit Good und Bad Science beschäftigte, gehalten von einem Mediziner. Der meinte, er sehe es als persönliche Beleidigung an, als Schulmediziner angeredet zu werden, es rede ja auch niemand von Alternativgermanisten oder Alternativingenieuren.

    Das perfide an solchen Ausdrücken ist, dass sie und ihre psychologische Wirkung sich kaum bekämpfen lassen. “Aber das ist doch eine Chemiekeule” lässt sich glaubhaft nur schwer widerlegen, da die wenigsten wirklich viel davon verstehen, wie viel von welchem Wirkstoff tatsächlich gefährlich ist und wie viel nicht. Wie so oft ist es die Dosis, aber dieser Zusammenhang geht vielen ab

  16. Es ist mehr als nur ein Wort!

    Ein Wort an sich ist wertfrei. Zum Beispiel das Wort “Schulmediziner”, was ist an dem zu kritisieren? Nichts.

    Der eigentliche Hammer, mit dem die Esotter zuschlagen, ist nicht das Wort selbst, sondern die Bedeutung, die sie ihm zuschieben, wobei sie obendrein lügen und betrügen, daß die Schwarte kracht, so auch bei “Schulmediziner”.

    “Schulmediziner” ist ein Kampfbegriff, der erfunden wurde von Samuel Hahnemann. Er schmähte damit die wissenschaftlichen Ärzte seiner Zeit und kritisierte deren Praktiken, wozu damals Aderlaß und anderer Mist gehörten.

    Doch wer betreibt HEUTE Aderlaß und den anderen Mist, all das, was Hahnemann damals anprangerte? Die “Alternativ””mediziner”!

    Und wer schmäht HEUTE die HEUTIGEN wissenschaftlichen Mediziner als “Schulmediziner”? “Alternativ””mediziner” – also diejenigen Pfuscher, die genau das tun, was Hahnemann anprangerte.

    Es sind nicht nur Worte, es sind vor allem Bedeutungen, mit denen operiert wird. Und die Armee der nützlichen idioten schiebt mit ihrer ganzen Breite und Macht über den Einzelnen diese Bedeutung voran, ignoriert dabei aber geflissentlich die wahren Hintergründe, negiert sie, leugnet sie, verachtet und verfolgt diejenigen, die diese Hintergründe aufdecken.

    Die Sache hat sich verselbständigt. Das ist das Problem.

  17. Betreff Verblendung

    Ich glaube das “Wörterbuch der Verblendung” wird eine Lebensaufgabe werden.

    MIch persönlich würde mal sehr interessieren, was der Autor zu sogenannten Worthülsen sagt, welche unsere Politiker benutzen.
    Am meisten würde ich mich über eine Aufschlüsselung des “Begriffs” ” “christlich jüdische Tradition” freuen, welcher doch so häufig in der Sarazin-“Debatte” gefallen ist. Bis heute ist mir nicht ganz klar, was dahinter stecken soll. Da ich glaube das jeder sich selbst bei diesem Begriff eine eigene Vorstellung macht, aber es nicht wirklich eine klare Definition des Begriffes gibt, erfüllt er doch den Tatbestand der Verblendung und könnte somit meiner Meinung nach sehr gut in das Wörterbuch der Verblendung aufgenommen werden. Ich würde mich über eine Analye sehr freuen.

  18. Vorsicht, Falle!

    “MIch persönlich würde mal sehr interessieren, was der Autor zu sogenannten Worthülsen sagt, welche unsere Politiker benutzen.”

    Das ist ein Ablenkungsmanpöver. Auch solche Tricks gehören zum Handwerkszeug der Esos.

  19. Lieber Herr Stefanowitsch

    Ich bin seit Jahren begeisterter und dankbarer Leser Ihres Blogs und seines Vorgängers. Ich habe auch nichts übrig für Esoterik und nur sehr punktuell für Alternativmedizin.

    Aber der Diskurs, den Sie hier grade führen, enttäuscht mich dann doch. Es wird mir nicht ersichtlich, wo das wohlfeile Alternativmedizin-Bashing und der sprachliche Anspruch einen echten Berührungspunkt haben.

    Ja sicher legen Sie überzeugend dar, dass Alternativmediziner, wenn sie argumentieren, auch mit Konnotationen arbeiten, gegebenenfalls auch mit hinterfotzigen. Das tun aber auch Politiker (rechte, linke und alle anderen), Banken (und ihre Gegner), die Werbung (und ihre Kritiker), kurz gesagt, eigentlich alle (so gesehen hat es eine gewisse Konsequenz, dass manche Diskussionsteilnehmer hier den Kreis der gebashten gerne noch erweitern möchten). Nur in rein Wissenschaftlichen Diskussionen ist die Sprache heutzutage so stark standardisiert, dass derlei Versuchungen nicht oder kaum existieren.

    Wäre es nicht ein paar Nummern ernst- und ehrenhafter gewesen (zumal, wie Sie oben selber schreiben, Sinn oder Unsinn der Homöo- oder sonstigen pathie überhaupt kein passendes Thema für diesen Blog ist) das Thema “Einsatz der Konnotation für versteckte Lügen und Herabsetzungen” etwas allgemeiner aufzuhängen?

  20. re: Vorsicht Falle

    Naja es stimmt schon das meine Einleitung ein Ablenkungsmanöver ist, klar daran zu erkennen, dasss ich ein Wort wie Worthülse verwende, welches zu erkennen gibt, wie ich persönlich zu dem Thema stehe und/oder was für eine Analyse ich mir erhoffe.

    Deshalb zitiere ich jetzt mal Drago Starcevic”(so gesehen hat es eine gewisse Konsequenz, dass manche Diskussionsteilnehmer hier den Kreis der gebashten gerne noch erweitern möchten)”.

    Ich hoffe ich hab mich damit jetzt klar genug ausgedrückt und habe nicht schon wieder das “Handwerkzeug der Esos” benutzt.

  21. Esomafia in Universitäten u. Hochschulen

    Drago Starcevic:

    “Nur in rein Wissenschaftlichen Diskussionen ist die Sprache heutzutage so stark standardisiert, dass derlei Versuchungen nicht oder kaum existieren.”

    Das ist Wunschdenken oder ein Ablenkungsmanöver.

    Die Esomafia tobt sich in Universitäten und Hochschulen so richtig aus. Kassel ist berüchtigt, ebenso die Charite, von Witten-Herdecke ganz zu schweigen. Aber die Krönung ist der Sumpf an der Viadrina.

    Parasiten im Bildungssystem: Hochstapler, Roßtäuscher, Blechordenjunkies, Vollverblödung

    Da geht es lang:
    TG-1 Transgallaxys Forum 1 >
    Dumm wie ein Deutscher >
    Die Esomafia in Universitäten und Hochschulen

    http://transgallaxys.com/…/index.php?board=378.0

    Das sind keine Sandkastenspiele von unterbelichteten Gören geistesabwesender Junkiemütter, sondern es geht um “Medizin” und um die Ausbildung von Medizinern. Aber wie!? Finsterestes Mittelalter, bis hin zu Geistheilung, wird durch Universitäten geadelt. Es ist ein Skandal, wie er schlimmer nicht sein kann. Wobei das Furchtbare noch nicht einmal ist, daß dieser Mist sich in die Universitäten reingefressen hat, sondern daß nicht das mindeste dagegen getan wird, OBWOHL die Dinge aufgedeckt werden.

    Und dieser Schrott wird kranken Menschen angetan. Wissenschaft wird vernichtet. Menschen werden für Sektenwahn und aus Gier geopfert.

    Es geht um das nackte biologische Überleben von Kranken! Was Kranken da angetan wird, ist ein Verbrechen. Es ist Mord.

  22. .

    @ Martin, ama: Das Wort Schulmediziner kommt hier natürlich auch noch an die Reihe.

    @ Luke Skywalker: Politische „Worthülsen“ werde ich hier nicht diskutieren, aber wenn Sie das interessiert, schauen sie doch mal bei den Kollegen von Neusprech.org vorbei.

    @ Drago Starcevic: Wenn ich über „Konnotation für versteckte Lügen und Herabsetzungen“ schreiben wollte, würde ich das sicher tun (und ab und zu tue ich es ja auch), aber im Wörterbuch der Verblendung wird es um das Vokabular von explizit anti-wissenschaftlichen Ideologien gehen.

  23. @ A.S. – Jaja die Antiwissenschaft

    Sorry wenn meine Paraphrase Ihrer Argumentation nicht gepasst haben sollte.

    Ich versuche es anders: Sind Sie sicher, dass das beschriebene Phänomen den sogenannten Antiwissenschaften eigentümlich ist? (Am Phänomen selbst zweifle ich gar nicht)

    Wenn ich es richtig sehe, werten Sie bei Ihren Untersuchungen ja keinen wirklich wissenschaftlichen Diskurs aus, zumindest nicht überwiegend, sondern eher die populär(anti)wissenschaftliche Diskussion desselben. Die Beispiele, die Sie anführen, sprechen zumindest dafür. Glauben Sie denn nicht, dass es gerade so zugeht, wenn das “Goldene Blatt” oder auch ein Buch ähnlichen Anspruchs ein Antibiotikum empfiehlt?

    Auch hier altelieren sich auch und gerade die “good guys” in einem Masse, das unter Wissenschaftlern gar nicht zu denken wäre. Schauen Sie nur das letzte Posting von ama an:

    Esomafia
    tobt
    berüchtigt
    Sumpf
    Parasiten
    Hochstapler
    Blechordenjunkies
    Vollverblödung
    Dumm wie ein Deutscher
    Sandkastenspiele
    unterbelichteten Gören
    Junkiemütter
    Finsterestes Mittelalter
    Skandal
    reingefressen
    Schrott
    Sektenwahn
    Mord

    Mir will nach wie vor scheinen: Wissenschaftler wie Antiwissenschaftler, wie auch alle anderen wählen bzw. erfinden Wörter, welche die ihnen jeweils genehmen Inhalte als Konnotationen transportieren. Wissenschaftlern (soweit sie in wissenschaftlichen Publikationen schreiben) und Soldaten treibt man das aus, indem man ihnen stark standardisierte Sprachen aufzwingt. Aber Wissenschaftler und Soldat werden dieses Mittel sofort wieder anwenden, wenn man sie ausserhalb ihrer jeweiligen Kasernen antrifft. Sie auch, Herr Stefanowitsch.

    Ich finde, Sie werfen Ihre (Sprach)wissenschaftliche Kompetenz in die Waagschale einer Diskussion, die nichts mit Sprachwissenschaft zu tun hat. Ich finde, Sie sollten medizinische Diskussionen als Privatmann führen. Was Sie da machen, ist in meinen Augen sozusagen ein Verstoss gegen das zweite Gebot (“Du sollst den Namen des Herrn nicht unnütz im Munde führen”). So als ob man sich den Tisch im Restaurant mit Doktortitel bestellt.

  24. Nachtrag

    Ist nicht das Wort “Verblendung” selbst die Sprache der Heiligen Inquisition? (Untersucht habe ich es nicht, denn mein Job ist das nicht… aber ein Anfangsverdacht scheint mir vorzuliegen)

  25. @ Drago Starcevic

    Ich glaube nicht, dass A.S. in diesem Artikel den Verfechtern alternativer Behandlungsmethoden unterstellt, selbst an Verblendung zu leiden. (Vielleicht tun sie das, vielleicht wissen sie aber auch ganz genau, was sie da tun und sind unvorstellbar zynisch. Wahrscheinlich hat A.S. dazu seine Meinung, das ist hier aber nebensächlich.) Ich denke vielmehr, dass er offenlegen möchte, wie diese Leute durch sprachliche Manipulation versuchen, Verblendung bei anderen herbeizuführen. Sie benutzen u.a. sprachliche und psychologische Tricks, um die öffentliche Wahrnehmung bestimmter Dinge in ihrem Sinn zu beeinflussen.

    Wenn diese Leute die von der wissenschaftlichen Medizin angebotenen Medikamente als böse (weil aggressive und grobschlächtige) Chemiekeule abtun und ihre eigene Scharlatanerie als gute (weil sanfte und natürliche) Alternative vermarkten, tun sie das, um Leute zu ihrer Ideologie zu bekehren. Das geht fast immer auf Kosten der Gesundheit der Betroffenen, auch wenn diese schon erfolglose medizinische Behandlungen hinter sich haben und von der wissenschaftlichen Medizin (oft genug zu recht) enttäuscht sind und deshalb wohl besonders anfällig für solche alternativen Heilsversprechen.

    Sie nutzen die Tatsache, dass nicht alle Krankheiten heilbar sind und auch die wissenschaftliche Medizin nicht für alles eine Lösung hat und haben kann, um die Betroffenen in ihren Sumpf zu ziehen, damit sie dann an ihnen Geld verdienen können, ohne dafür eine echte Leistung zu bieten. Das ist ein mieses Spiel, das gar nicht deutlich genug verurteilt werden kann.

    Die Werkzeuge dieser Leute zu analysieren – wie A.S. das hier tut – ist ein guter Ansatz dazu. So wie es sich mir darstellt wird das Wörterbuch der Verblendung am Ende eine Liste der sprachlichen Werkzeuge sein, mit denen Scharlatane die wissenschaftliche Medizin verunglimpfen, ihre eigenen zweifelhaften Methoden und Mittel als gute und wirksame Alternative darstellen und die öffentliche Wahrnehmung in ihrem Sinn verzerren, also möglichst viel Verblendung beim Publikum zu erzeugen. Das ist keine medizinische Diskussion, sondern eine sprachwissenschaftliche.

  26. Sprache der Sadisten: sanft + höflich

    Wie schön, und – wie so oft – wie selbstentlarvend manche Leute sich öffentlich in die Betonbresche zementieren. 🙂

    Da werden kritisiert Wörter, die ich (natürlich mit Hintergedanken :-)) zur Verdeutlichung der Situation benutzt hatte. Böse Wörter! Zum Beispiel das Wort “Junkiemütter”.

    Gibt es die? Gibt es Junkiemütter? Aber klar doch! Wie sind deren Folgen für ihre Kinder? Antwort: VERHEEREND!!!

    Oder das Wort “Sandkastenspiele”. Gibt es. Werden gemacht, von Bundeswehrsandkasten bis Kindergartensandkasten. Die Unterschiede sind nur marginal…

    Und “unterbelichteten Gören”, ja, gibt es die denn nicht? Und ob es die gibt! Die Schulen sind voll davon. Man braucht nur die Lhrer zu fragen. Hinterher, in den Ausbildungsabteilungen der Firmen, erlebt man sowohl die unterbelichten, gealterten Gören als auch die Ergebnislosigkeit der Erziehungs- und Bildungsversuche der Creme der deutschen Lehrerschaft.

    Und “finsterstes Mittelalter” (da war ein Tippser zuviel), auch davon haben wir eine ganze Menge: in der “alternativen” “Medizin”.

    Aber diese Worte gefallen nicht. Die kommen nämlich von jemandem (von mir), der auf der falschen Seite, nämlich der der Wissenschaft, steht. Und Wissenschaft ist sowas von oberpfui, igitt, igitt, igitt, BÄH!

    Nehmen wir doch sanfte und sachliche Wörter. Zum Beispiel diese:

    [Liste]
    ——————————
    daran
    durchstehen
    ein
    eine
    einmal
    einziges
    erkennen
    erleben
    geborenes
    gesund
    kann
    Kind
    Kraft
    Krankheit
    man
    Mal
    mit
    möchte
    und
    verzweifelten
    welcher
    wirklich
    ——————————
    [/Liste]

    Ist an diesen Wörter etwas auszusetzen? Nein. Sortieren wir diese Wörter doch so, wie die Autoren eines Buches für Mediziner sie angeordnet hatten. Dann lautet der aus diesen Wörtern gebildete Text:

    [Buchzitat]
    ——————————
    Daran kann man erkennen, mit welcher verzweifelten Kraft ein gesund geborenes Kind einmal, ein einziges Mal eine Krankheit wirklich erleben und durchstehen möchte.
    ——————————
    [/Buchzitat]

    Das ist ein Zitat aus “Vom Sinn der Kinderkrankheiten”. Die Autoren Walther Bühler und Wilhelm zur Linden sind anthroposophische Ärzte. Der Text stammt aus dem Jahr 1982. Die Autoren sind höchstangesehene Autoren und Redner. Der eine war ein Vierteljahrhundert einer der führenden Redner der Anthroposophen in Deutschland.

    Es sind nicht die Wörter, es ist die Bedeutung und es ist DAS, WAS DAHINTER STEHT. Wie um alles in der Welt können zwei ÄRZTE behaupten, ein nur wenige Monate altes Kind “WILL EINE RKANKHEIT ERLEBEN”!?

    Zur Beschreibung dieser Herrschaften KANN man doch nur Begriffe aus der Psychiatrie benutzen. Wobei es NICHT diese zwei alleine sind, sondern das gesamte Umfeld, das auch heute unentwegt diesen Wahn auslebt. Es ist ein Sektenwahn, der seinen Beginn vor Rudolf Steiner hatte, von dem verwurstet und logorrhört wurde, und von Tausenden in Leid und klingende Münze umgesetzt wird, HEUTE! Es ist ein Wahn, dessen Geschwisterkind der Nazionalsozialismus ist; seine Mutter heißt Blavatsky. Es ist die Theosophie.

    Aber das alles zu sagen, das ist … igitt.

    Es ist eben nichts schlimmer als die Wahrheit. Und nichts wird von den Tätern mehr gefürchtet als die Wahrheit.

  27. Keine medizinische Diskussion

    “Diese Leute” stellen Mediakemente als grob und schädlich dar, ihre eigenen Mittel dagegen als sanft und ganzheitlich. Mit den Mitteln der Sprache. Das zu untersuchen ist interessant. Jawohl.

    Die anderen Leute stellen Medikamente als sauber, sicher und wunderbar dar, die Alternativmediziner hingegen als sektiererisch, raffgierig und überleichengehend. Auch mit den Mitteln der Sprache.

    Daraufhin festgenagelt, werden beide sagen: ja, aber ich mache das nur, weil ich ja weiss, dass ich RECHT habe, und das Publikum was nicht vom Fach ist mich anders nicht verstehen würde.

    Somit ist es die klassische Kasper-gegen-Krokodil-Situation, und läuft eben doch auf die Frage hinaus, wer “Recht”(TM) hat.

    Da die Verfechter der sogenannten Schulmedizin die A.S.’sche Präambel hier laufend und leidenschaftlich ignorieren, sei auch mir ein kurzer Exkurs in der Sache erlaubt.

    Ich bin selber Naturwissenschaftler, und wer mir die exakten und validen Methoden der etablierten Medizin um die Ohren schlagen will, rennt offene Türen ein. ABER erstens ist es nicht so, dass die “Schulmedizin” (gopferdammi, irgend ein Wort brauch ich halt dafür) immerzu frei von Raffgier und Menschenverachtung ist. Sie kann auch nicht jedes Problem lösen, und wenn sie vor Problemen steht, denen sie nicht wirklich beikommt, neigt auch sie dazu, rumzuprobieren und dabei Kollateralschäden anzurichten.
    ZWEITENS muss man der Homöopathie, so abenteuerlich ihre Theorie ist, zugestehen, dass sie den Menschen Placebos allgemein zugänglich macht, und zwar für recht billiges Geld. Placebos, das ist Teil ihres Paradoxes, funktionieren nicht ohne ein gewisses Mass an Schwindelei. Der Homöopath widmet seinem Patienten ausserdem eine Menge Zeit und wird (wenn er gut ist) in vielen Fällen durch Nachfragen und Zuhören erreichen, dass der Patient selbst neue Sichtweisen auf sein Problem entwickelt, die zumindest potenziell hilfreich sind. Der durchschnittliche Haus- oder gar Facharzt wird hierzu nur ausnahmsweise Zeit haben.
    Das schöne an diesen positiven Effekten ist, dass sie unabhängig von den Erkenntnissen der “Schulmedizin” funktionieren, d.h. auch parallel mit derselben angewendet werden können, und auch dann, wenn jene mit ihrem Latein sowieso am Ende ist.
    Zusammengefasst: Ich bin gegenüber jedem philosophischen und psychologischen Ansatz, mit Krankheiten klarzukommen, aufgeschlossen.

    Die Verbrechen, deren sich viele Alternativmediner in meinen Augen schuldig machen, sind erstens Wucher und zweitens Hochmut. Inwieweit die “Schulmedizin” von beidem freizusprechen ist, ist die nächste Frage, die allerdings nun wirklich zu weit führt.

    Der “Schulmedizin” ein Primat gegenüber anderen Ansätzen einzuräumen, ist richtig und wichtig. Aber das ist (natur-)wissenschaftlich begründet, und es ist unlauter, das sprachwissenschaftlich zu argumentieren.

  28. Monsieur AS, ich darf mal…? 🙂

    “Drago Starcevic Keine medizinische Diskussion
    06.10.2011, 12:01

    “Diese Leute” stellen Mediakemente als grob und schädlich dar, ihre eigenen Mittel dagegen als sanft und ganzheitlich. Mit den Mitteln der Sprache. Das zu untersuchen ist interessant. Jawohl.

    Die anderen Leute stellen Medikamente als sauber, sicher und wunderbar dar, die Alternativmediziner hingegen als sektiererisch, raffgierig und überleichengehend. Auch mit den Mitteln der Sprache.”

    Ist es nicht verblüffend, mit wie wenigen Worten man die Welt auf den Kopf stellen kann und sich ganz kross danebenstellt und so tut, als wäre man das gar nicht gewesen?

    A1. “”Diese Leute””
    A2. “stellen Mediakemente”
    A3. “als grob und schädlich dar,”
    A4. “ihre eigenen Mittel dagegen”
    A5. “als sanft und ganzheitlich.”
    A6. “Mit den Mitteln der Sprache.”
    A7. “Das zu untersuchen ist
    interessant. Jawohl.”

    B1. “Die anderen Leute”
    B2. “stellen Medikamente”
    B3. “als sauber, sicher und wunderbar dar,”
    B4. “die Alternativmediziner”
    B5. “hingegen als sektiererisch, raffgierig und überleichengehend.”
    B6. “Auch mit den Mitteln der Sprache.”

    Jeder einzelne Punkt ist eine Falle und muß auseinander genommen werden.

    Der Einfachheit halber greife ich mir jetzt aber bloß mal den letzten, B6.

    Die Falle erkannt? Es ist das kleine Wörtchen “auch”. Es ist ein doppelter Betrug mit der Sprache. Denn ERSTENS ist es NICHT “auch”, sondern es wird mit Statistik beweisen, und zweitens wird mittels des “auch” der gesamte wissenschaftliche Ansatz auf den Müll gekippt.

    Mit einem kleinen Wort in einem so kleinen Satz, ja, das ist Rhetorik im Krieg gegen Kranke.

  29. Chemiekeule in der Küche

    Chemie oder die Chemiekeule im Essensbereich wird meiner Meinung nach noch von wesentlich mehr Leuten negativ aufgefasst. Im medizinischen Bereich dürfte es wohl auch nicht wenige geben, die den “chemischen” Medikamenten Vertrauen schenken. Dieser Unterschied dürfte möglicherweise auf die geringere Beschäftigung des Essen in der Wissenschaft sein. Während eben Medizin eine lange ausgeübte Wissenschaft ist, man eben nun mal nicht selbst bestimmte Krankheiten heilen kann, ist das tägliche Essen keine wissenschaftliche Angelegenheit. Kochen kann jeder einfach lernen, man muß nicht groß verstehen, was beim Kochen eigentlich chemisch/physikalisch passiert und Kochen ist auch weit weniger komplex.

    Das molekulare Kochen wurde hier ja auch schon angesprochen und zeigt, dass eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Essen eher Ablehnung als Begeisterung bei vielen auslöst.

  30. @ama

    Ich habe das Wörtchen “auch” anders interpretiert als Sie. Es geht darum, dass beide Seiten Mittel der Sprache für ihre Zwecke benutzen und nicht darum, dass die eine Seite neben anderen Mitteln zusätzlich Mittel der Sprache benutzt.
    Die einen benutzen den Beriff “Chemiekeule”, die anderen “Krieg gegen Kranke”. Das hat mit Statistik nur sehr bedingt zu tun.

  31. Chemie in der Küche @Jochen

    Es ist ein Unterschied ob es um Medikamente versus Zuckerkügelchen oder um gesunde Ernährung geht. Man darf hier nicht alles in einen Topf schmeißen. Seit immer weniger Leute selber kochen hat sich ein großer Markt rund ums Essen etabliert. Vorgefertigtes Essen muss aber länger haltbar sein, außerdem verliert das Aussehen bei der industriellen Fertigung an Attraktivität, also muss der Hersteller mit “Chemie”, sprich Lebensmittelzusatzstoffen, nachhelfen. Zudem werden in Fertiggerichten oft minderwertige Grundstoffe sowie zuviel Salz, Zucker und Fett verwendet, denn die Konsumenten wollen ja billig einkaufen. Mit dem modernen Lebensstil nehmen aber auch die ernährungsbedingten Krankheiten, wie Fettleibigkeit, Diabetes, Arteriosklerose und Krebs, rasant zu. Diese Leiden könnten durch Prävention, d.h. gesunde Ernährung und mehr Bewegung, weitestgehend verhindert werden. Hier wäre natürlich die Wissenschaft gefordert, leider ist Ernährungsforschung in Deutschland immer noch ein Stiefkind.

    Das molekulare Kochen ist als “wissenschaftliche Beschäftigung mit Essen” nur bedingt tauglich, da es dabei in erster Linie um Showeffekte geht. Und soviel ich weiß ist es auch schon wieder etwas aus der Mode gekommen.

  32. “Ich habe das Wörtchen “auch” anders interpretiert als Sie.”

    Eben das habe ich ja vorgeführt.

    “Es geht darum, dass beide Seiten Mittel der Sprache für ihre Zwecke benutzen und nicht darum, dass die eine Seite neben anderen Mitteln zusätzlich Mittel der Sprache benutzt.”

    Eben das ist der Trick, auf den ich hinweise.

    Während die Esotter NICHTS außer ihren rhetorischen Tricks haben, können die wissenschaftlich arbeitenden Ärzte die Wirksamkeit ihrer Methoden anhand von Statistiken verfolgen und beweisen.

    Während Statistik eine beschreibende Wissenschaft ist (gehört zur großen Mutter Mathematik), und die wissenschaftlich arbeitenden Ärzte mit Statistik arbeiten, also mit wissenschaftlichen Methoden, haben die Esotter NICHTS außer ihren miesen rhetorischen Tricks.

    Mit dem “auch” wird beides auf eine Stufe gestellt.

    ERSTENS damit wird die gesamte Wissenschaft vom Tisch gewischt, sie wird praktisch als nicht vorhanden erklärt. ZWEITENS wird Statistik, also Wissenschaft, als Rhetorik diffamiert.

    Das sind zwei verdammt dicke Hämmer, und das in so wenigen Worten.

    So einfach ist Rhetorik. Man muß sie bloß erkennen. 🙂

  33. Transparenz

    @Luke Skywalker
    @Drago Starcevic
    Es ist richtig, dass man eigentlich noch viel mehr Gebiete als nur die Medizin auf tendenziöse Wörter untersuchen müsste. Irgendwo muss man jedoch anfangen.

    Jeder weiß, welche Intention hinter dem Wort “Arschloch” steht. Es gibt andere Wörter, die weniger auffallend sind, aber genauso diffamierend und vereinfachend gemeint sind.

    Deshalb ist es positiv, diese Wörter als Schimpfwörter zu erkennen, damit niemand sie benutzen kann, der vorgibt, echte Argumente zu liefern. Eine Beschimpfung darf sich nicht hinter dem Mantel der Rationalität verstecken können.

    Das höchste Gut, das wir dabei verteidigen können, ist die Wissenschaftlichkeit. Wir müssen stolz darauf sein, für Behauptungen Messergebnisse liefern zu können. Entscheidungen auf Basis unklarer Gefühle oder deren Überlieferungen zu fällen, würde uns ins Verderben führen.

    Zwar arbeitet auch die Wissenschaft häufig mit Hypothesen, aber sie müssen immer irgendwann bewiesen werden.

  34. Transparenz

    @Luke Skywalker
    @Drago Starcevic
    Es ist richtig, dass man eigentlich noch viel mehr Gebiete als nur die Medizin auf tendenziöse Wörter untersuchen müsste. Irgendwo muss man jedoch anfangen.

    Jeder weiß, welche Intention hinter dem Wort “Arschloch” steht. Es gibt andere Wörter, die weniger auffallend sind, aber genauso diffamierend und vereinfachend gemeint sind.

    Deshalb ist es positiv, diese Wörter als Schimpfwörter zu erkennen, damit niemand sie benutzen kann, der vorgibt, echte Argumente zu liefern. Eine Beschimpfung darf sich nicht hinter dem Mantel der Rationalität verstecken können.

    Das höchste Gut, das wir dabei verteidigen können, ist die Wissenschaftlichkeit. Wir müssen stolz darauf sein, für Behauptungen Messergebnisse liefern zu können. Entscheidungen auf Basis unklarer Gefühle oder deren Überlieferungen zu fällen, würde uns ins Verderben führen.

    Zwar arbeitet auch die Wissenschaft häufig mit Hypothesen, aber sie müssen immer irgendwann bewiesen werden.

  35. Aderlass

    … wird übrigens nicht nur von mittelalterlichen Scharlatanen durchgeführt, sondern ist auch heute die einzige standardisierte Behandlung einiger Krankheiten wie z.B. bei Hämochromatose.

  36. Ich habe verstanden, ama

    “Esotter”, “Krieg gegen Kranke” und “Mord” sind Termini Technici der Medizin für die eher umgangssprachlichen “Nichtmediziner”, “Fehldiagnose” und “misslungene Therapie”. “Klinisch getestet”, “Wissenschaftlich erwiesen”, “Gute Preise, gute Besserung” sind keine Werbung, die sich sprachlicher Mittel bedient, sondern sachdienliche Hinweise und außerdem nichts als die Wahrheit, die nackte.

  37. praktisches Beispiel

    Nichts schlimmer als die Realität.

    Na, denn. 🙂

    Zitat aus einem Forum:

    [*QUOTE*]
    ———————————
    Läuse
    Liebe Alvina, Liebe Leute
    Bei uns im Kindrgarten gehen Läuse “rum”. Wie kann ich mein Kind davor schützen? Hab jetzt einen Zettel gemacht mit Läuse und nissen, mit einem Y darüber, den trägt sie im Hosensack! Habt Ihr noch eine Idee? (Bin an der PNH- Ausbildung dran, noch zwei Kurse -chakras und Psychomeridian fehlen…)!
    Herzlichen Dank für Eure Hilfe
    Shila
    ———————————
    [*/QUOTE*]

    Die ganze Katastrophe:
    http://transgallaxys.com/…index.php?topic=7193.0

    Es versteht sich von selbst, daß diese Kinder nicht geimpft sind. Wenn ein Wachstumsfehler einen Beinknochen verdreht, macht das auch nicht, weil die Mutter den mit Homöopathie wieder zurückdreht.

    Nun sind das aber keine IQ-50-Sumpfblüten aus der Sonderschule, sondern studierte Geschäftsfrauen. Es ist auch kein Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel im Ozean, es ist die dichtbevölkerte europäische Region Augsburg, wo dieses Beispiel gewinnträchtig praktizierten Verlags- und Geistheilereiwesens im Jahr 2011 vor den Augen der Öffentlichkeit ausgelebt wird.

    Noch Fragen, Kienzle?

  38. Impfen, sprachlich gesehen

    Zum Thema Impfen fällt mir aber das Wort Impfschaden ein. Geht es nur mir so, oder lässt dieses Wort Impfungen gefährlicher erscheinen als sie sind? Naturlich haben einige Impflinge dauerhafte Schäden davon getragen, aber dennoch erscheint mir das Wort sehr drastisch. Hinzu kommt, dass es im Vergleich zum Arzneimittelschaden viel häufiger gebraucht wird (ca. 74.000 Google-Resultate vs. 5.500), obwohl sicher mehr Menschen durch unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln (was ja nun wirklich alles einschließt) zu Schaden gekommen sind. Kombinationen aus Medikamentennamen und -schaden gibt es zudem so gut wie gar nicht…

  39. Google-Results:unerheblich,weilgefälscht

    Die Überschriftenbreite ist renovierungsbedürftig!!!

    Impfschaden ist ein Kampfwort. Interessanterweise profitieren Impfgegner sehr gut vom Impfen: indem sie angebliche Schäden (die durch das Impfen ihrer Behauptung nach verursacht wurden) “ausleiten”.
    (Siehe http://www.impfkritiker.de)

    Impfen ist keine immer 100-prozentig wirksame und immer 100-prozentig nebenwirkungsfreie Angelegenheit. Impfen kann auch schwere Folgen haben.

    Man muß deswegen immer die Impfungen beobachten und unter Umständen den Impfstoff verändern. Manche Impfungen sind inzwischen auch überflüssig geworden. Zum Beispiel Pocken sind ausgerottet.

    Die Impfgegner betrügen mehrfach.

    ERSTENS bauschen sie die durch Impfungen verursachen Schäden idiotisch auf.

    ZWEITENS verniedlichen sie Krankheiten.

    DRITTENS behaupten sie sogar, daß ein Mensch (um Mensch zu werden!) manche Krankheiten durchlebt haben sollte, wenn nicht gar muß.

    VIERTENS fälschen und betrügen sie mit Statistik.

    Ein Beispiel: Masern. Die Impfgegner behaupten, ein Mensch sollte Masern haben, weil es zu seiner Menschwerdung dient und die Kinder dadurch gesünder seien als ungeimpfte. (Wer den geisteskranken Müll von Rudolf Steiner über die Menschwerdung und die Dämonen liest (den die Anthroposophen nachbeten), braucht einen starken Magen)

    Die Impfgegner behaupten, die Schäden durch die Impfung seien viel schlimmer als die Schäden durch die Krankheit.

    Achtung, aufgepaßt: INTERN sieht das alles ganz anders aus. Intern schreibt ein Martin Hirte, einer der bekanntesten Impfgegner Deutschlands (der im übrigen Arzt ist!):

    O-Ton Martin Hirte:

    [*QUOTE*]
    ——————————–
    Die Immunität durch die Wildmasern ehedem war zuverlässiger, nur mit mehr Opfern verbunden.
    Unser Problem heute ist aber doch, dass die Ungeimpften kaum noch Gelegenheit haben, sich mit Masern anzustecken.
    ——————————–
    [*/QUOTE*]

    HINSEHEN! Was schreibt Martin Hirte über die Wirkung der Krankheit? Antwort: “mit MEHR Opfern verbunden”.

    Den Eltern wird das aber genau anders herum verkauft.

    In http://www.impfkritiker.de sind Statistiken, anhand derer die Lügen der Impfgegner atomisiert werden.

  40. Impfschaden ist eben interessanterweise kein Kampfbegriff, obwohl er mir auch etwas zu negativ konnotiert vorkommt. Er wird aber z.B. in §2 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) definiert und das ist ja nun nicht von Impfgegnern verfasst.

  41. Neusprech und Doppel-null-Denk

    “Impfschaden ist eben interessanterweise kein Kampfbegriff, obwohl er mir auch etwas zu negativ konnotiert vorkommt. Er wird aber z.B. in §2 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) definiert und das ist ja nun nicht von Impfgegnern verfasst.”

    Und schon reingefallen!

    ERSTENS: Wer weiß denn schon, was im IfSG steht?

    http://www.gesetze-im-internet.de/ifsg/__60.html

    ZWEITENS: Daß es IRGENDWO eine Definition des Begriffes Impfschaden gibt, hindert die Esotter nicht daran, den Begriff zu klauen, umzudeuten und für ihre Zwecke mit neuen Inhalten zu füllen.

    Guckt man sich die Foren an, wo die angeblichen Impfschäden bejammert werden, stellt man fest:
    1. es sind gar keine Impfschäden, weil kein zeitlicher Zusammenhang möglich ist.
    2. Es stecken ganz andere Ursachen dahinter, die von den Eltern aber verschwiegen werden
    http://transgallaxys.com/…/index.php?board=207.0
    3. werden selbst kleinste Wehwehchen als Schaden bezeichnet. Jeder Mückenstich hat größere Auswirkungen

    Und so weiter. Unterm Strich bleibt fast nichts übrig.

    Auf der einen Seite haben wir jedes Jahr MILLIONEN Impfungen, auf der anderen Seite nicht mal eine Handvoll ECHTER Impfschäden. DIESE Statistik wird von den Impfgegnern aber verschwiegen. Statt dessen mißbrauchen sie den Begriff Impfschaden für ihre Fälschungen und Lügen.

    Der Begriff Kinesiologie ist auch so ein Fall. Es gibt tatsächlich Kinesiolopgie. Das ist ein Teil des (meist Sport)studiums in den USA und man kann darin sogar promovieren.
    http://www.ariplex.com/ama/ama_kine.htm
    Hinter dem, was die Abzocker aufgebauscht haben, ist dies jedoch VÖLLIG verblaßt. Das einzige, was man noch im WWW SEHEN kann, sind zigtausende von Webseiten über “Psychokinesiologie” und anderen Mist, wo es nicht mal um Bewegung geght, sondern um statisches Drücken gegen eine Hand.

    Da wird einfach ein Wort gestohlen. Die ursprüngliche Bedeutung wird ausgehöhlt oder ganz weggelogen. Und es wird (so bei Impfschaden) zu einem Kampfbegriff, den zu nennen schon Emotionen (Angst und Abwehr) auslöst.

    Daß “einfache” Krankheiten wie Masern ohne weiteres 5 Prozent der Bevölkerung ausrotten, dringt den Esottern nicht ins Hirn. (Für) die zählen für die Überlebenden und die Selbstdarstellung der Eltern. Teilweise ist es supergeil ausgelebtes, hypertrophes Münchhausen-by-Proxy.

  42. Esomafia, Impfschaden

    @ Drago Stracevic, LMK: Dass die Befürworter der „Alternativmedizin“ nicht die einzigen Menschen auf der Welt sind, die Sprache zu ideologischen Zwecken einsetzen. Auch Kommentator „ama“ tut dies natürlich mit Wörtern wie Esotter, Esomafia, Parasiten, Hochstapler, Mord, usw. Den Unterschied sehe ich (unter anderem) darin, dass die dahinterstehende Ideologie (nämlich, dass es sich bei der „Alternativmedizin“ um systematisch und aus Profitinteresse betriebenen Betrug handelt, der Menschenleben gefährdet) deutlich besser mit der Realtiät übereinstimmt als im Falle der „alternativmedizinischen“ Ideologie. Das soll niemanden daran hindern, diese Wörter mit den Werkzeugen der Sprachwissenschaft zu untersuchen.

    @impala, ama: Impfschaden ist ein interessantes Wort. Natürlich kann man es ganz sachlich für einen tatsächlichen Schaden, verwenden, der durch eine Impfung entstanden ist. Trotzdem ist das Wort interessant: es ist im allgemeinen Sprachgebrauch recht häufig, die eigentlich identisch aufgebauten Wörter Medikamentenschaden, Medizinschaden, Pillenschaden, Operationsschaden, usw. sind sehr selten. Warum? Werden mehr Menschen durch Impfungen geschädigt als duch andere Behandlungen? Wohl kaum. Die Häufigkeit des Wortes hat klar etwas mit den systematischen Anti-Impf-Kampagnen zu tun, die seit vielen Jahren aus rein ideologischen Gründen geführt werden.

  43. Im Angesicht von Gewalt

    “Im Angesicht von Gewalt ist Höflichkeit gegenstandslos.”
    (*)

    @Drago Starcevic
    “Meinen Sie nicht, ein Viertel so aggressiv täte es auch?”

    Leider zeigt es sich immer und immer wieder, daß jede Form von Höflichkeit als Dummheit und Schwäche ausgelegt – und als solche mißbraucht wird.

    Wir reden doch nicht über so wichtige Themen wie die Größe der Karos auf den Decken beim Kaffeekranz oder so eminent unverzichtbarer Details wie dem Einstecktuch am Anzug, sondern über das Leben von Kindern. Diese Kinder werden von Sektenirren vernichtet. Und diese Sektenirren sitzen bis hinauf in den Bundestag, sind bestens vernetzt, unterhalten eigene Rechtsabteilungen, die mich mit nichts anderem beschäftigt sind als der Frage, wie sie ihren Irrsinn weiterhin ungestört ausleben können und wie sie dazu die Sprache biegen und knoten müssen.

    * 2000!
    http://www.ariplex.com/ama/ama_till.htm

  44. Impfschaden

    A.S.: “Werden mehr Menschen durch Impfungen geschädigt als duch andere Behandlungen? Wohl kaum. Die Häufigkeit des Wortes hat klar etwas mit den systematischen Anti-Impf-Kampagnen zu tun.”

    Sowohl das Wort als auch die Impfgegnerschaft haben mit einigen Besonderheiten von Impfungen zu tun:

    1. Sie werden an Gesunden durchgeführt.
    2. Sie waren teilsweise verpflichtend und sind es heute noch zumindest moralisch.
    3. Sie werden teilweise durchgeführt, nicht um den Geimpften sondern um Dritte zu schützen (z.B. bei Impfungen von medizinischem Personal).
    4. Sie werden bei Säuglingen durchgeführt.
    5. Dadurch daß ein Großteil der Bevölkerung geimpft wird, können selbst geringste Risiken problematische Folgen haben.

    Diese Besonderheiten begründen eine erhöhte Aufmerksamkeit für unerwünschte Wirkungen von Impfungen und damit auch den passenden Ausdruck ‘Impfschaden’.

  45. @ ama

    “Leider zeigt es sich immer und immer wieder, daß jede Form von Höflichkeit als Dummheit und Schwäche ausgelegt – und als solche mißbraucht wird. “

    Ich merke es. Aber nur die Dummen tun das.

  46. übrigens…

    …gibt es auch Leute, die präpotentes Rumgebölke als Dummheit und Schwäche auslegen.

  47. @ A.S.

    Den Unterschied sehe ich (unter anderem) darin, dass die dahinterstehende Ideologie (…) besser mit der Realtiät übereinstimmt.

    Eben. Meine Rede seit 1880. Die einen haben Unrecht, deren Sprachmanipulationen werden analysiert und verhohnepiepelt, die andern haben Recht, um deren Sprachmanipulationen mag sich die Gegenseite kümmern.

    Politiker denken so. Ich finde, Wissenschaftler sollten zumindest versuchen, anders zu denken.

    Sie arbeiten sich hier an den dummen und verbrecherischen Alternativmedizinern ab, und, glauben Sie mir, die finden Ihrerseits genügend dumme und verbrecherische Mediziner, auf denen sie rumhacken können.

  48. 3. Sie werden teilweise durchgeführt, nicht um den Geimpften sondern um Dritte zu schützen (z.B. bei Impfungen von medizinischem Personal).

    Das ist so nicht richtig. Die aktuellen “Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut” vom Juli 2011 haben zwei Kategorien B und I, für Berufsrisiko und individuelles Risiko. Bei letzterem wird auch der Schutz Dritter aufgeführt. Medizinisches Personal wird aber konkret nur in zwei Fällen erwähnt, nämlich bei Influenza und Poliomyelitis. Nur bei Influenza wird auch der Schutz Dritter erwähnt, allerdings unter gleichzeitiger Bezugnahme auf das erhöhte Infektionsrisiko, das das medizinische Personal selbst trägt.

    Diese Besonderheiten begründen eine erhöhte Aufmerksamkeit für unerwünschte Wirkungen von Impfungen und damit auch den passenden Ausdruck ‘Impfschaden’.

    Eine erhöhte Aufmerksamkeit kann ich evtl. noch nachvollziehen, die extreme Verwendungshäufigkeit des Begriffs suggeriert dennoch etwas inhärent Schädliches bei Impfungen.

  49. @impala

    Ich sehe keinen Widerspruch zwischen unseren Aussagen.

    “Sie werden TEILWEISE durchgeführt, nicht um den Geimpften sondern um Dritte zu schützen.” Sie bestätigen und konkretisieren meine Aussage. Oder mißverstehe ich Sie?

    “Eine erhöhte Aufmerksamkeit kann ich evtl. noch nachvollziehen, die extreme Verwendungshäufigkeit des Begriffs suggeriert dennoch etwas inhärent Schädliches bei Impfungen.” Sehe ich genauso. Daß Impfgegner das Risiko von Impfschäden maßlos übertreiben und den Nutzen von Impfungen genauso maßlos unterschätzen, bestreite ich gar nicht.

  50. Drago Starcevic:
    “”Leider zeigt es sich immer und immer wieder, daß jede Form von Höflichkeit als Dummheit und Schwäche ausgelegt – und als solche mißbraucht wird. “

    Ich merke es. Aber nur die Dummen tun das.”

    Das ist eine krasse Fehleinschätzung. Und ich wette, sie sie keine Folge von Dummheit. Das genau ist der Punkt.

  51. Es ist Krieg +die Sprache ist eine Waffe

    “A.S. Esomafia, Impfschaden
    08.10.2011, 22:00

    @ Drago Stracevic, LMK: Dass die Befürworter der „Alternativmedizin“ nicht die einzigen Menschen auf der Welt sind, die Sprache zu ideologischen Zwecken einsetzen. Auch Kommentator „ama“ tut dies natürlich mit Wörtern wie Esotter, Esomafia, Parasiten, Hochstapler, Mord, usw.”

    Tatsache: Es ist Krieg.
    Tatsache: Es gibt Tote.

    Wie wird der Krieg geführt? Antwort: Mit der Sprache.

    Die Sprache ist eine Waffe.

    Was soll man tun, was kann man tun, wenn man diese Situation erkennt? Sich widerstandslos abschlachten lassen oder kämpfen?

    Doch, die Situation IST so krass, und es ist weißdarwin KEINE Verniedlichung. UND es hat mit Ideologie nichts das mindeste zu tun.

    Der Krieg ist da und wir sind mitten drin. Also kann man nur eines tun: Kämpfen. Wie? Antwort: indem man die Waffe des Gegners unbrauchbar macht. Indem man zeigt, DASS er die Sprache als Waffe benutzt, WIE er sie benutzt, wie er lügt und betrügt.

    Und – siehe das! – es funktioniert. Trotz ihrer inzwischen 200 Jahre Erfahrung im Lügen und Biegen, gegen uns haben die Homöopathen keine Chance. Die MLMer * haben keine Chance. All die anderen Esotter, Hökerer, Abzocker, Sektoide, all die Herren Gierschlund und Niedertracht, sie zerbröseln, sie zerfallen zu Staub wie Vampire im Sonnenlicht.

    Übrigens: Uns wurde (von freundlichen Menschen, die uns wohlgesonnen waren!) geraten, vorsichtig zu sein; es wären auch schon (bei anderen Leuten) Krankenakten gefälscht worden.

    Wie schreibt man über die Sprache als Waffe, wenn man EBENFALLS Sprache benutzen muß? Der Haken ist doch, daß man, wenn man sogar selbst sagt, daß die Sprache eine Waffe ist, SELBER sogar zugibt, eine Waffe zu führen.

    Ganz klar und einfach: Ich sage, daß ich eine Waffe benutze. Ich sage, daß es Krieg ist. ICH habe diesen Krieg ja nicht erklärt, sondern die Mafiosi fallen über die Bevölkerung her. SIE führen den Krieg.

    Ich schlage die Täter mit ihren eigenen Worten, mit ihrer eigenen Waffe.

    Aber das ist noch nicht alles. Das Wichtigste ist: Daß die Beispiele, die ich bringe, lebendig sind, echt sind. Nichts Ausgedachtes, nichts “könnte”, “würde”, “hätte”. So können die Leser sehen, wie die Täter ihre Opfer hereinlegen, wie die Täter SIE hereinlegen oder schon reingelegt haben.

    Natürlich ist das alles eine Gratwanderung. Die Sprache ist eine Waffe, und Stereotype machen sie stumpf. Man muß flink und behende sein, bluffen, tricksen – und das verdammt gut.

    Vor allem aber muß man eines sein: ehrlich. DAS bricht den Tätern immer das Genick, denn ehrlich sind DIE nicht.

    Ich sehe, wie meine Methode wirkt. Ich kann sie in den Foren sehen, wo man aus dem TG-1 oder dem Ökotest-Forum zitiert oder darauf verweist – und vor allem: wo man meine Methode überall schon anwendet. 🙂
    Inzwischen gibt es esowatch.com, jetzt sogar in der Next Generation, in den vielen vernetzten Blogs, sogar international vernetzt.

    Das Internet ist das Gedächtnis der Menschheit. Es hilft auch. Und wie! Kein Fall, den wir weitertragen, wird vergessen. Die übliche Methode der Esotter, nur die Überlebenden zu zählen und alles andere unter den Tisch zu kehren, die funktioniert nicht mehr. So hatten die Hamer-Anhänger jahrelang rotzfrech behauptet, durch Hamers “Neue Medizin” ** gäbe es nicht einen einzigen Toten. Die Totenliste hat bewiesen, daß sie lügen. HUNDERTE TOTE!
    http://www.ariplex.com/ama/ama_ham2.htm

    [Inzwischen haben die sich auf eine andere Art der Lüge verlegt (durch die “Schulmedizin” stürben ja viel mehr), aber auch das läßt sich leicht packen.]

    * MLM:
    http://transgallaxys.com/…o/index.php?board=13.0

    ** “Germanische Neue Medizin”:
    http://transgallaxys.com/…o/index.php?board=17.0
    http://www.todessekte.de
    http://www.healbreastcancerawards.org

    Mal sehen, ob das Skript die URLs verdaut. 🙂

  52. Kritik als Ablenkungsmanöver

    “Drago Starcevic @ A.S.
    09.10.2011, 14:45

    Die einen haben Unrecht, deren Sprachmanipulationen werden analysiert und verhohnepiepelt, die andern haben Recht, um deren Sprachmanipulationen mag sich die Gegenseite kümmern.”

    Das ist schon mal – wenn auch ein bißchen verschleiert – eine der üblichen Methoden

    a) zur Abwehr und
    b) zur Weglocken auf ein falsche Gleis.

    Hier ist der gleiche Ansatz, präzisiert:

    “Sie arbeiten sich hier an den dummen und verbrecherischen Alternativmedizinern ab, und, glauben Sie mir, die finden Ihrerseits genügend dumme und verbrecherische Mediziner, auf denen sie rumhacken können.”

    Wie funktioniert der Trick? Antwort: durch Kritik.

    Eine Person X taucht auf und übt Kritik. Der Trick: sie übt Kritik AN BEIDEN SEITEN! Dadurch täuscht sie vor, neutral zu sein, und neutral ist ja sowas von MUSS, man MUSS doch neutral sein!!!!!!! (plus noch ein paar hundert Ausrufungszeichen mehr)

    Der Trick benutzt eine gesellschaftliche Wahnidee, die Neutralität. nur die ist gut.

    Die Person, die BEIDE Seiten kritisiert, KANN nicht angegriffen werden. Warum? Antwort: Weil die neutral ist. So einfach ist das. 🙂

    Die Person X greift beide Seiten an. Damit zieht sie einerseits weg auf eine falsche Fährte, liefert aber auch deutlich Munition, zum Beispiel so:

    “…die finden Ihrerseits genügend dumme und verbrecherische Mediziner, auf denen sie rumhacken können.”

    Mit anderen Worten: “Die Wissenschaft ist eben DOCH NICHT SAUBER. Jawohl, die hat Dreck am Stecken!”

    Und schon ist damit dem eigentlichen Angriffsziel wieder ein rhetorischer Angriff reingesemmelt worden. Das geht locker flockig, zack-peng, mit (wenn man es kann) sogar einem halben Satz.

    Die Neutralität ist zu einer Waffe geworden. Der Glaube an die Neutralität dient der Verblödung, und wird energisch und gezielt vorangetrieben und der Bevölkerung mit der gleichen Brutalität eingehämmert wie “Positives Denken” und “Political Correctness”.

    Wieso kann jemand BEIDE Seiten angreifen? Antwort: Ganz einfach: er tut es! Bei scientologen werden solche Angriffe in Wellen geführt, wobei (am besten mit Pseudonymen) immer neue Angreifer auftauchenl. Wenn einer verbraucht ist, komtm der nächste. Immer und immer wieder. Die Verteidiger werden ermüdet, sie erlahmen UND sie werden wegen ihrer Verteidigung angegriffen. Der Krieg findet ja nicht im stillen Kämmerlein statt, sondern vor Publikum, und da gelten ganz andere Regeln.

    Die Kernfrage ist: Was denkt das Publikum, wie reagiert das Publikum?

    Im Fall des angeblich neutralen hält das Publikum ihn für neutral, und, weil es eben nicht weit genug denkt, weil es die Tricks nicht kennt, fällt es auf die Ablenkung herein – und wird seinerseits auf die Verteidiger losgehen und in Richtung des Abstellgleises drängen.

    So einfach ist das. 🙂

    Um den Kern der Sache klarzustellen:

    Wissenschaft IST Wissenschaft.

    Alternativmedizin ist weder eine Alternative noch ist es Medizin, und Wissenschaft gibt es dort gar nicht. Das einzige, was es gibt: Sektenwahn, Täuschung und Krieg mit Rhetorik.

    Während in der Wissenschaftsszene Schwarze Schafe gibt, und diese eben, sobald man sie entdeckt, aus der Wissenschaftsszene entfernt, findet dies in der “Alternativ”szene NICHT statt. In der “Alternativ”szene gibt es KEINE Kritik. Kritik ist verboten. Im Gegenteil, man muß sich ständig gegenseitig loben. Wer kritisiert, wird sofort angegriffen.

    Als seinerzeit Joachim Bublath in einer Sendung über Homöopathie, Heilpraktiker und anderen Hokuspokus berichtet hat, gab es einen Aufschrei und es entflammte eine Massenkeilerei im ZDF-Forum. Die allerdings erwies sich als eine der grandiosesten Implosionen aller Zeiten. Da tauchte nämlich ein Homöopath auf, der die Stirn hatte, der eigenen Fraktion die Leviten zu lesen und im Nullkommanix ist die ganze Chose kollabiert.

    Zwei Auszüge:

    http://transgallaxys.com/…index.php?topic=3002.0

    http://transgallaxys.com/…index.php?topic=3063.0

    Hier die volle Dosis:

    http://transgallaxys.com/…index.php?topic=3018.0

    Ach ja: Cola-Warnung! 🙂

  53. @ Mona Chemie in der Küche

    Ihre Unterscheidung überzeugt mich nicht wirklich. Ehrlich gesagt halte ich ihre Antwort für ein gutes Beispiel, zu welchen Konsequenzen eben die Wortwahl bei Essensthemen geführt hat: künstliches Essen ist grundsätzlich negativ zu sehen und ist für bestimmte Krankheiten verantwortlich (die Krebs-Theorie halte ich da für sehr weit hergeholt).

    Genau wie der in der Medizin ist eben der Einsatz von “Chemie” erstmal völlig neutral zu sehen. Ob man mit künstlich hergestellten Zusatzstoffen arbeitet oder nach Großmutters Rezept kocht ist chemisch nun mal kein Unterschied. Kochen ist die Verwandlung von Zutaten durch physische Vorgänge und chemische Reaktionen in eine Mahlzeit, die eben den Leuten schmecken soll. Der Geschmackssinn selbst kann ebenfalls grundsätzlich keinen Unterschied in der Reinheit der Geschmacksarten schmecken. Erst durch andere Bestandteile des Essens und vor allem durch die Kenntnis, welche Zutaten benutzt wurden, schmeckt man etwas heraus. Und ja, ich glaube auch, dass industriell gefertiges Essen meist eher schlechter schmeckt als direkt gekocht. Aber das ist rein subjektiv und hat mit gesundheitlichen Aspekten nichts zu tun.

    Ein gutes Beispiel für die undiffernzierte Sicht auf das Kochen ist z.B. die Tomate, die “ganz natürlich” ebenfalls Glutamat enthält und wohl nicht umsonst bei vielen Rezepten genutzt wird, um nicht nur einen Tomatengeschmack zu erzeugen. Glutamat ist dabei nicht zwingend nur dafür gedacht, Essen länger haltbar zu machen. Nur ist das heute und wohl auch früher absolut kein Thema, da die Tomate ja nun mal “natürlich” ist. Künstlich hergestelltes Glutamat, für die es im Übrigen weiterhin keine gesicherten Kenntnisse für die kausale Wirkung gibt, ist derart negativ besetzt, dass heute kaum etwas damit verkauft werden kann und versucht wird, eben eine geschmacksverstärkende Wirkung durch Hefeextrakt zu erzielen.
    Und hier passiert dann der nächste Aufschrei. Da vielen mittlerweile die Wirkung von Hefeextrakt bekannt ist, wird sich bei Einsatz des Mittels beschwert, auch wenn Produkt selbst ganz traditionell mit Hefe hergestellt wird, es also sowieso die Wirkung gehabt hätte. Oder ein noch abstruseres Beispiel: eine Brühe enthält Hefeextrakt und es gibt tatsächlich Leute, die kritisieren, dass eine klassische Würz- und Geschmacksverstärker-Zutat, die Brühe, Geschmacksverstärker enthält. Überspitzt angenommen,beschweren sich wahrscheinlich demnächst noch Leute, dass in Milch doch tatsächlich Zucker (Lactose) ist.

    In dem Kontext kann ich nur auf das Scilogs-Blog “Chemisches Allerlei” verweisen!
    Ihrem Kommentar zur Wissenschaft ist natürlich nur beizupflichten. Das war ja im Grunde auch meine Kernaussage: Da die Ernährungswissenschaft lange nicht so ausgeprägt ist wie andere Wissenschaften, die meisten Wissenschaftler nun mal auch für die Ernährungsindustrie tätig ist und somit von vielen eher mißtrauisch beäugt werden, ist Bedarf vorhanden, Ernährung enger mit der Medizin zu verknüpfen und differenziert zu diskutieren. Denn solange Mediziner weiterhin nur von BMI reden, alles nur eine Sache des Willens ist und nicht gezielt auf die Physiologie jedes Einzelnen eingehen, kann “die” Medizin nicht die Ernährungswissenschaft ersetzen.

    Nochmal zum molekularen Kochen: Um dies auszuüben sind primäre wissenschaftliche Kenntnisse notwendig, daher halte ich es schon für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Essen, ganz egal, ob damit ein Showeffekt erreicht werden soll.

  54. @Jochen

    Da die Ernährungswissenschaft lange nicht so ausgeprägt ist wie andere Wissenschaften, die meisten Wissenschaftler nun mal auch für die Ernährungsindustrie tätig ist und somit von vielen eher mißtrauisch beäugt werden, ist Bedarf vorhanden, Ernährung enger mit der Medizin zu verknüpfen und differenziert zu diskutieren.

    Keine Sorge, das Forschungsfeld der “Nutrigenomics” ist gerade am aufkommen. Wissenschaftler untersuchen hier wie bestimmte Substanzen, die man in unseren Nahrungsmitteln findet, den Körper beeinflussen. Das alles findet auf hoher wissenschaftlicher Ebene statt. Am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin gibt es dazu sogar schon eine Arbeitsgruppe!

  55. @ A. S. bitte Kommentare stehen lassen

    Ich habe ALLE Kommentare mit großem Interesse gelesen!

    Auch wenn Sie schreiben: “Ein Hinweis für Kommentator/innen: In diesem Beitrag geht es nicht um die Homöopathie, sondern um die Sprache ihrer ….” Bitte löschen Sie nichts, auch wenn zwischendurch mal etwas weit vom rein sprachwissenschaftlichen Kernthema abgekommen wird.