Stille Post sie spielen

BLOG: Sprachlog

Alle Sprachgewalt geht vom Volke aus
Sprachlog

Ich bin gedanklich schon auf der Open Mind 11 und der noch etwas unausgegorenen Vision von der Zukunft der institutionalisierten Wissenschaft, die ich dort morgen früh vortragen werde, aber da ich jetzt mehrfach auf die Meldung angesprochen worden bin, will ich doch schnell etwas dazu sagen: Die Frühmenschen, meldet Spiegel Online, sprachen wie Yoda aus Star Wars — oder, wie SpON titelt, Frühmenschen wie Yoda sprachen.

Eine schöne Geschichte, wenn etwas daran wäre. Wer würde nicht gerne wenigstens seinen sprachlichen Stammbaum bis zu dem kleinen aber äußerst kampfstarken grünen Jedi-Ritter zurückverfolgen können. Leider stimmt an der Meldung, die im Prinzip nur eine leicht überarbeitete Fassung einer dpa-Meldung ist, so gut wie gar nichts. Sie ist bestenfalls ein Beispiel dafür, dass man Pressemeldungen zu wissenschaftlichen Studien nicht übernehmen sollte, ohne einen Blick auf die Studie selbst zu werfen. Vor allem aber sollte man sie nicht umschreiben, ohne die Studie zu kennen und verstanden zu haben. Tut man es doch, spielt man im Prinzip stille Post — im Journalismus grundsätzlich eine äußerst schlechte Idee.

Zunächst die Frage, worum es eigentlich geht. Nun, der Physiker Murray Gell-Mann und der Sprachwissenschaftler Merrit Ruhlen haben dieser Tge eine Studie in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht, in der sie versuchen, den Satzbau des letzten gemeinsamen Vorfahrens aller heute gesprochenen Sprachen zu rekonstruieren. (Es ist unklar, und im Prinzip unergründbar, ob es einen solchen gemeinsamen Vorfahren gab, aber es ist nicht unplausibel, und der Versuch, etwas über diesen potenziellen Vorfahren herauszufinden, ist durchaus legitim.)

Sie kommen durch eine vergleichende Rekonstruktion zu dem Schluss, dass die wahrscheinlichste Reihenfolge von Subjekt, Verb und Objekt in der Ursprache Subjekt-Objekt-Verb war (so, wie wir es aus deutschen Nebensätzen kennen: …dass Bayern (Subjekt) den Staatstrojaner (Objekt) einsetzt (Verb). Im Zuge ihrer Argumentation nennen sie außerdem altbekannte Statistiken bezüglich der Häufigkeit der sechs möglichen Stellungen dieser drei Elemente in den Sprachen der Welt und erwähnen dabei die Tatsache, dass zwei dieser Stellungen — O-V-S und O-S-V — sehr selten sind. Letztere ist natürlich der von Yoda bekannte Satzbau (Your apprentice Skywalker will be, Not victory Obi has won, usw.).

Das erwähnen die Autoren natürlich nicht, und eine besondere Rolle spielt diese Wortstellung in ihrer Studie auch nicht, denn es handelt sich eben nicht um die wahrscheinliche Wortstellung der Ursprache. Die ist, um das noch mal deutlich zu sagen, S-O-V.

Die Pressemeldung der dpa, die hier unbearbeitet wiedergegeben ist, behauptet das auch nicht, sie erwähnt Yoda nur in einem Nebensatz in einer Passage, wo es um die möglichen Wortstellungsvarianten allgemein geht.

Die Fassung auf Spiegel Online wertet Yodas Rolle nun, wie oben erwähnt, so weit auf, dass er in der Überschrift erscheint, wo eben fälschlicherweise behauptet wird, seine Wortstellung sei die der Frühmenschen. Interessanterweise folgt die Überschrift selbst aber nicht Yodas Satzbau — dann müsste sie „Wie Yoda Frühmenschen sprachen“ lauten — sondern der Subjekt-Objekt-Verb-Stellung, die tatsächlich charakteristisch für die Ursprache gewesen sein soll. Die Überschrift widerspricht sich damit selbst.

Im Teaser, der nicht von der dpa sondern von SpON stammt, wird die Behauptung dann wiederholt und dabei gleichzeitig eingeschränkt:

Wie redeten die Frühmenschen? Wissenschaftler haben den Stammbaum der Sprachen erforscht – ihre Schlussfolgerung: Offenbar verwendeten unsere Vorfahren einen anderen Satzbau als die meisten heute lebenden Menschen. Manche redeten so wie die Figur Yoda aus „Star Wars“.

Plötzlich sind es also nur noch „manche“ Frühmenschen, die wie Yoda redeten. Das ist vermutlich noch nicht einmal falsch, es ist aber kein Ergebnis der Studie, und es ist auch keine besondere Eigenschaft von Frühmenschen. Auch heute gibt es Sprachen mit diesem Satzbau.

Der Rest der SpON-Meldung gibt dann die dpa-Meldung insoweit korrekt wieder, dass immerhin klar wird, wie der Satzbau der Ursprache tatsächlich ausgesehen haben soll.

Es wäre nun einfach — und auch absolut gerechtfertigt — sich wieder einmal über die schlechte Qualität des Wissenschaftsjournalismus auf Spiegel Online zu beschweren und lustig zu machen. Aber ich habe keine Lust dazu. Es wäre langweilig und mein andauernder Ärger über Spiegel Online ist im Prinzip sowieso eher enttäuschte Liebe. Ich will SpON eigentlich gut finden, und ich will auch gar nicht immer auf dem Wissenschaftsjournalismus herumhacken. Ich träume nämlich heimlich von einer Welt, in der Wissenschaftler, Wissenschaftsblogger und Wissenschaftsjournalisten miteinander und nicht gegeneinander Arbeiten. Tatsächlich helfe ich ja gerne, wenn man mich lässt. Ich möchte deshalb versuchsweise mit einem Angebot an die Spiegel-Online-Redaktion schließen (finden müssen sie das aber selbst): Wenn ihr das nächste Mal eine Pressemeldung zum Thema „Sprache“ umschreibt, werfe ich vor der Veröffentlichung gerne einen Blick darauf — kostenlos und unverbindlich.

 

Gell-Mann, Murray und Merritt Ruhlen (2011) The origin and evolution of word order. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 10. Oktober 2011 [Kurzfassung und kostenpflichtiger Volltext].

© 2011, Anatol Stefanowitsch

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

25 Kommentare

  1. Kein peer-review

    Und vielleicht sollten die SpON und alle andere Nachrichtenmagazine die das jetzt publizieren mal nachfragen, ob die Forschung überhaupt etwas taugt. In diesem Falle ist die Forschung nämlich nicht sehr überzeugend (um es höflich aus zu drucken). Dieses Paper wäre nie und nimmer durch ein seriöses Peer Review gekommen.

    Wichtig zu wissen ist das bei PNAS die Mitglieder die Möglichkeit haben etwas zu publizieren *ohne* den richtigen Peer-Review Prozess. Das ist nicht notwendigerweise falsch (Peer-Review ist auch nicht alles), aber es soll schon beachtet werden.

    Bei PNAS kann man sehen was für ein Status ein Paper hat anhand von der Art der Publikation. In dem Falle diese Papers handelt es sich um eine “Contribution”, was heißt, dass es kein richtiges Peer Review gehabt hat.

    http://www.pnas.org/…1/10/04/1113716108.abstract

    http://www.pnas.org/…misc/iforc.shtml#submission

    Das heißt, dieses Paper hat demselben Status wie ein Paper im Arxiv.org oder wie ein Manuskript auf der eigenen Homepage. Und weil Gell-Mann einen Nobelpreis in der Physik hat, muss er ja noch keine sinnvolle Linguistik machen. Über Ruhlen will ich hier auch nicht weiter ausführen.

    Also, bitte Wissensredaktionen: frag mal nach bei ein par Kollegen für eine Zweitmeinung bevor so etwas unkommentiert in die Welt gesetzt wird! Und bitte passt auf bei PNAS: nicht alles was da publiziert wird, hat denselben Status!

  2. TUSCH!!!!!!!!!!!!!!

    “Ich möchte deshalb versuchsweise mit einem Angebot an die Spiegel-Online-Redaktion schließen (…): Wenn ihr das nächste Mal eine Pressemeldung zum Thema „Sprache“ umschreibt, werfe ich vor der Veröffentlichung gerne einen Blick darauf — kostenlos und unverbindlich.”

    “Der” Journalist weiß grundsätzlich alles, und grundsätzlich alles besser. Ihm auch nur das ANGEBOT zu machen, einen Text vorher Korrektur zu lesen, ist eine Majestätsbeleidung und verstößt gegen zig Dinge der Ethik des Journalisten.

    Bei media.de hat hat wäppmaster mal wieder Größtmist gebaut, so daß man die Artikel und Kommentare zu diesem Thema weder mit Google noch der eingebauten Suchmaschine (auch Google) finden kann.

    In den letzten Monaten hat es in der Journiszene gekracht, weil Mist gedruckt worden war. “Man” war sich natürlich niemals nicht einster Schuld bewußt. ..

  3. Tippppfehlerrrr

    Ich meine meedia.de. Deren Wäppmaster überfrachtet die Seiten mit Gigatonnen Javashit als hätte er mit Jimmy Hendrix geraucht.

  4. SpON liefert Storys nicht Nachrichten.

    Ich will SpON eigentlich gut finden,.., weil DER SPIEGEL (SpON hat stilistisch sehr viel vom gedruckten Magazin) der Ariadne-Faden unserer Zeit ist? So sieht es jedenfalls Hans Magnus Enzensberger im Artikel DIE SPRACHE DES SPIEGEL im SPIEGEL 10/1957.

    Er stellt dort folgende Thesen auf:

    – DER SPIEGEL-Stil ist kein Stil, sondern eine Masche.
    – Das “deutsche Nachrichtenmagazin” ist kein Nachrichtenmagazin.
    – Der SPIEGEL übt nicht Kritik, sondern Pseudokritik
    – Der SPIEGEL-Leser wird nicht orientiert, sondern desorientiert

    Und für SpON gilt das Gleiche. Ohne YODA hätte es die Nachricht (welche Nachricht) über die Entwicklung der Wortstellung in den menschlichen Sprachen gar nicht in den SpON geschafft, denn in erster Linie geht es um eine Story, die den Leser (den Besserwisser und nach SpON-Lektüre noch Besserwissenden) bedienen soll.

    Abschliessend möchte ich noch ein paar besonders schöne Passagen aus Enzensberger Artikel wiedergeben:

    AUTOR:
    Die SPIEGEL -Sprache ist anonym, Produkt eines Kollektivs. Sie maskiert den, der sie schreibt, ebenso wie das, was beschrieben wird: Sprache einer schlechten Universalität, die sich für alles kompetent hält. Vom Urchristentum bis zum Rock and Roll, von der Lyrik bis zum Kartellgesetz, vom Rauschgiftkrawall bis zur minoischen Kunst wird alles über einen Leisten geschlagen. Der allgegenwärtige Jargon überzieht alles und jedes mit seinem groben Netz: Die Welt wird zum Häftling der Masche.

    LESER: Was Sie dem Magazin vorwerfen, ist nichts anderes als seine Verständlichkeit. Es macht die Gegenstände in ihrer Mannigfaltigkeit dem Leser kommensurabel. Das ist kein Fehler.

    AUTOR … Die SPIEGEL-Sprache muß man lernen, sie ist keineswegs simpel, sondern höchst barock, sie kokettiert mit ihrer eigenen Gewitztheit, mit rasch applizierter Terminologie, mit Modewörtern, mit dem Slang der Saison. Sie beutet das tiefe Bedürfnis aus, mitreden zu können und ist insofern der Sprache des “Reader’s Digest” verwandt. Freilich ist sie weniger bieder: Sie führt sich nicht auf, als wäre sie “das Beste”, sondern als wäre sie “das Letzte”.Sie sehen, auch der Snobismus hat seine Schicksale. Theodor W. Adorno hat in seinen Arbeiten über die Kulturindustrie beschrieben, wie das Immergleiche als Spezialität verpackt und an ahnungslose Bescheidwisser verkauft wird. Eine solche Verpackung ist die Sprache des SPIEGEL.


    AUTOR: …”Das deutsche Nachrichtenmagazin” ist kein Nachrichtenmagazin.
    LESER: Was denn?
    AUTOR: Eine Sammlung von Storys und Anekdoten, Witzen, Vermutungen, Briefen, Spekulationen, maliziösen Bemerkungen, Bildchen und Anzeigen.
    ….Der Sinn der Story ist es, die Nachricht in ein pseudoästhetisches Gebilde zu verwandeln, sie aus dem Kontext der Situation zu entfernen. Eine echte Nachricht hat eine genau angebbare Quelle; nicht umsonst wird sie in keiner Zeitung wiedergegeben, ohne daß diese Quelle, daß Zeit und Ort ihrer Entstehung angegeben würden. Nachrichten sind für Unterhaltungszwecke im allgemeinen ungeeignet, sie sind kein Genuß-, sondern ein Orientierungsmittel.

    Verblüffend nur, wie gut dieser Artikel von 1957 den heutigen SPIEGEL und seinen Offspring SpON immer noch beschreibt.

  5. .

    @ama: Ich werde regelmäßig von Redakteuren und Journalisten mit kleineren Nachfragen kontaktiert, es ist also einen Versuch wert. „Wir“ Wissenschaftsblogger tendieren ja dazu, „die“ Wissenschaftsjournalisten als dumpfe und undifferenzierte Masse zu behandeln, die nichts weiß und nichts kann. Aber das liegt natürlich daran, dass wir bevorzugterweise Negativbeispiele aufgreifen und korrigieren. Das könnte man mit „uns“ Bloggern umgekehrt sehr leicht genauso machen, und dann würden wir auch ziemlich doof dastehen.

    @Martin Holzherr: Der SPIEGEL ist mir egal, der ist was für alte Leutchen; aber bei SpON gebe ich noch nicht auf. Es gibt sicher Online-Medien, die es einem leichter machen, sie zu mögen (ich nenne expemplarisch mal Freitag.de und Zeit Online), aber SpON macht bei allem, was man kritisieren kann, doch soviel richtig, dass ich finde, ich könnte ruhig mal etwas konstruktiv sein.

  6. Dieser stechende Schmerz der Freiheit…

    Nachdem die erwähnten Enzensberzitate von 1957 sind, sollte es sich ja mitlerweile rumgesprochen haben. Ich denke man kann ‘Spiegel/ SPon’ durch ein fast beliebiges anderes kommerzielles Medium ersetzen. Der Unterschied zu 1957 ist, das man sich heutzutage viel leichter informieren kann um sich eine fundiertere Meinung zu bilden, falls man das möchte. Immerhin bekommt man wertvolle Anregungen geliefert über Dinge über die man sich dann anderweitig genauer informieren kann. Ich denke viele wollen das aber gar nicht.

    Zu Zeiten des kalten Krieges las ich ein faszinierendes Buch von Vladimir Bukowski der lebhaft beschrieb, dass trotz Gleichschaltung der Medien russische Bürger (nicht nur Intellektuelle) ganz genau wussten wie sie zwischen den Zeilen zu lesen hatten, und sehr wohl in der Lage waren sich ‘richtig’ zu informieren. Im Gegesatz dazu bekam der ‘unmündige’ westliche Medienkonsument natürlich sein Fett weg. Dieser hatte allerdings den Nachteil mangels Praxis nicht nicht so gut zwischen den Zeilen lesen zu können.
    Wladimir Bukowski: ‘Dieser stechende Schmerz der Freiheit’
    Man bekommt es, wie einige gute Bücher nur noch gebraucht schätze ich.

  7. Den Yoda-Vergleich scheint so ziemlich jeder Artikel zu machen, den ich über diese Studie gemacht zu haben, denn anscheinend ist es zu viel verlangt, den Unterschied zwischen Objekt und Subjekt zu erkennen.

    Richtig schlimm fand ich ja den Huffington Post-Artikel, in dem behauptet wird, in modernen Sprachen sei SVO häufiger als SOV (was zumindest WALS widerlegt), dann SVO und SOV miteinander verwechselt und natürlich ganz unkritisch über eine Ursprache aller Menschen erzählt – und natürlich Yoda nicht unerwähnt lässt.

    Kurzum, wenn ich allgemeine Texte über Linguistik lese, kann ich manchmal nachvollziehen, wie sich ein Physiker oder Biologe fühlen muss, wenn er oder sie etwas unfachliches über Teilchenbeschleuniger oder Gentechnik liest.

  8. …und im ersten Absatz hab ich mich dann natürlich in der Syntax verlaufen, wo es eigentlich “den ich über diese Studie gelesen habe” heißen sollte. Wie passend.

  9. Putzig …

    In der Überschrift heißt es “Frühmenschen wie Yoda sprachen”.

    Im Text dann: “Seltener seien Obkjekt-Verb-Subjekt-Muster und Objekt-Subjekt-Verb-Folgen: ‘Steine werfen sie’ und ‘Steine sie werfen’. Letztere Kombination ist von Jedi-Meister Yoda aus den Kinofilmen der ‘Star Wars’-Reihe bekannt.

    Widerspruch das ist?

  10. Was ist eigentlich die These?

    Ich hatte keine Lust, zehn Dollar für den Volltext auszugeben, aber mich würde schon mal interessieren, was denn da nun eigentlich drinsteht. Aus dem Abstract werde ich jedenfalls nicht schlau. Komischer Text.

  11. Motivation

    Ich will SpON und andere populär-wissenschaftliche Veröffentlichungen verteidigen, indem ich auf die Notwendigkeit der Motivation zur Beschäftigung mit einem Thema hinweise:

    Ich gehe davon aus, dass es positiv für die Gesellschaft wäre, wenn alle Menschen wissenschaftlich dächten. Zum einen halten sich “die Wissenschaftler” mehr oder weniger gut daran, weil sie dafür Geld oder Anerkennung bekommen.

    Für den Rest der Menschheit muss man jedoch andere Motivation bereithalten, die irgendwie über das Fressen und Saufen hinausgeht. Das leistet teilweise die Unterhaltungsindustrie mit dem Gespann aus Science Fiction und Populärwissenschaft. Niemand würde sich für Quantenverschränkung interessieren, wenn man es nicht als “Beamen” bezeichnete.

    Ich finde es genial, dass sich Menschen jetzt anfangen, für Syntax zu interessieren, die in ihrer Muttersprache nicht einmal einen Konjunktiv richtig bilden können.

  12. Wie Meldungen um die Welt gehen

    Heute morgen habe ich auf Facebook gesehen, dass ein mexikanischer Freund einen Artikel von einem vermutlich mexikanischen Online-Portal mit der selben Überschrift gepostet hat. Da kamen wohl noch andere auf die selbe Idee, den Artikel aufzupeppen oder haben einfach abgeschrieben.

  13. Das Schlimmste

    Das Schlimmste an der ganzen Sache ist ja eigentlich die Respektlosigkeit gegenüber einem Jedi-Meister des Alten Jedi-Ordens und Mitglied im Hohen Rat. Der Mann hat die Order 66 überlebt und Luke Skywalker ausgebildet und muss jetzt — und das auch noch fälschlicherweise — als Vergleichsmaßstab für Höhlenmenschen dienen?

  14. Sprache

    .
    Lieber Herr Anatol !

    Mit Interesse habe ich heute Ihren Blog gelesen. Verschiedene Stellen sind mir aufgefallen, die ich Ihnen gerne übermitteln möchte.

    Ich finde es interessant und sowohl praradox als auch stimmig, dass gerade Sie sich mit dem Thema “Sprache” befassen. Sicherlich werden Sie sich jetzt fragen, wie ich das meine > Wenn Sie Ihren schönen Vornamen “Anatol” in Bezug stellen zu der Tatsache, dass die anatolischen Sprachen ein ausgestorbener Sprachzweig der indogermanischen Sprachfamilie sind und nach der klassischen Indogermanistik zu den ältesten schriftüberlieferten indogermansichen Sprachen gehören, dann weist dies für mich darauf hin, dass Sie “Ihr Lebensthema Sprachen” gefunden haben und darin aufgehen, weil Sie etwas davon verstehen und weil sie es lieben. 🙂

    Ihre Bemühungen, den sprachlichen und damit geistigen Frieden zwischen den Parteien aufrechtzuerhalten, hat mich sehr berührt. Das lese ich wirklich sehr selten ! In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf etwas hinweisen, was Ihrer Aufmerksamkeit entgangen ist. Es besteht in ihren Gedanken ein Widerspruch. Dadurch stellen Sie sich selbst ein Bein den ersehnten Frieden herzustellen.

    Zitat am Anfang des Blogs:
    “Leider stimmt an der Meldung, die im Prinzip nur eine leicht überarbeitete Fassung einer dpa-Meldung ist, so gut wie gar nichts.”

    Zitat weiter unten im Blog:
    “Tatsächlich helfe ich ja gerne, wenn man mich lässt.”

    Ich glaube Ihnen auf’s Wort, dass Sie gerne helfen. Leider haben Sie sich selbst mit dem 1. Zitat einen Riegel vorgeschoben. An der der Eingangstür mit dem Riegel steht: “Angriff” auf die Fehler eines anderen, der nicht so viel wissen kann wie Sie. Von Ihrem Standpunkt aus gesehen haben Sie selbstverständlich recht, dass die Meldung nicht das widergibt, was sie in Ihrem Kopf haben. Das können Sie der Redakteurin nicht vorwerfen. Versetzen Sie sich für einen kurzen Moment auf den Platz der Redakteurin mit dem
    Zitat: “Zumindest weiterhin richtig Mühe geben ich mir will … !”
    dann könnten Sie ein noch besseres Verständnis dafür entwicklen und sich selbst auch adäquat sprachlich ausdrücken, um einen wahrhaftigen Dialog herzustellen, den Sie ja offensichtlich auch suchen, indem Sie sich zur Verfügung stellen möchten, um vor der Veröffentlichung eines weiteren Beitrages an dessen Inhalt mitzuwirken.
    Frau Reinecke bietet sich ja mit Ihren Bemühungen auf eine sehr humorvolle Art ja (schon) an. 🙂 Mich hat der Satz erheitert. Köstlich !
    Ich könnte mir vorstellen, sollten Sie tatsächlich mit der Readaktion zusammenarbeiten, dass sich im Team der Humor breitmacht und der Leser schmunzelnd statt stirnrunzelnd Artikel von Wissenschaft-online liest.

    Zitat ganz am Schluß des Blogs:
    “Ich möchte deshalb versuchsweise mit einem Angebot an die Spiegel-Online-Redaktion schließen (finden müssen sie das aber selbst): Wenn ihr das nächste Mal eine Pressemeldung zum Thema „Sprache“ umschreibt, werfe ich vor der Veröffentlichung gerne einen Blick darauf — kostenlos und unverbindlich.

    Ich möchte Ihnen nicht zu nahetreten, aber ich weiß nicht, ob sie sich bewusst sind, wie das auf einen Leser wirkt, der sich in einer neutralen Lage – wie ich es bin – befindet.

    Zitat:
    “Wenn ihr das nächste Mal …”

    Wie wollen Sie mit dieser Geisteshaltung eine fruchtbare Zusammenarbeit gestalten? Möchten Sie es auf ein “nächstes Mal” ankommen lassen ? 🙂
    Zitat:
    ” ..werfe ich vor der Veröffentlichung gerne einen Blick darauf.”

    Wo bleibt die Tiefe des Gespräches, die Weite in ein Sprachgebiet ohne Ihren geschulten Blick und ohne ihr Wissen dazu? Die Redakteure können das nicht wissen. Es ist ein Spezialgebiet in dem Sie der Fachmann sind. Ich frage mich, ob es besser wäre, sich gleich am Anfang zusammenzusetzen, dann hätten Sie den Überblick und gleichzeitig ein fertiggestelltes Manuskript, das veröffentlicht werden kann, weil es mit Ihnen entstanden ist. So ersparen Sie sich das Blickdraufwerfen und die anschließenden Korrekturen und Diskussionen. Zeitsparend finde ich das noch obendrein. 🙂

    Zitat: ” … kostenlos und unverbindlich”
    Kostenlos ja, unverbindlich nein, weil es Teil Ihres Gedankengutes ist. Gedankengut – wie der Name bereits sagt – verbindet Menschen.

    Zitat:
    “Aber ich habe keine Lust dazu. Es wäre langweilig und mein andauernder Ärger über Spiegel Online ist im Prinzip sowieso eher enttäuschte Liebe.”

    Es wäre eine Gelegenheit wert, Frieden in Ihnen selbst zu schaffen, denn “Ruhe in Frieden” ist ein Appell an die Lebenden und nicht an die Toten. Das Thema “Sprache” ist in Ihnen immer noch sehr lebendig.

    Zum Schluß noch eine ganz persönliche Frage:
    “Wie lautet die Bedeutung des männlichen Vornamens “Anatol ?”
    Über eine kurze Rückmeldung diesbezüglich würde ich mich sehr freuen.

    Ihnen ich wünsche in diesem Sinne einen sehr schönen Wochenanfang, denn ich sehr neugierig bin.
    Liebe Grüße
    Ihre Leserin 🙂
    Erika

  15. Meister Yodas Ende….

    Ohne Schleichwerbung mach zu wollen:

    “Meister Yodas Ende – Über die Zweckentfremdung der Demenz” ist ein geniales Programm von Georg Schramm. Findet sich in verkürzter Form auf Youtube, sollte man sich, wenn die Gelegenheit besteht, mal live antun. Ist das Geld wert. Im Gegensatz zu SPON, was ich nur noch ignoriere, da einfach nur noch auf BLÖD-Zeitungs-Niveau. Früher hatte ich den Spiegel mal abboniert, aber seit dem Tod von RA kann man das Ding in die Tonne treten, und den Online-Ableger noch viel mehr…

    Zum Thema: Die SOV-Varianten hat Anatol ja schon abgehandelt (war das noch Bremer Sprachblog???), daher hier keine weiteren Ausführungen dazu, kann ja jeder nachlesen.

    Aber eine imaginäre Figur in einem imaginären Film mit einer imaginären Handlung als Aufhänger für wissentschaftliche (oder eben nichtwissentschaftliches BlaBla) zu missbrauchen, ist doch abwegig….

    Das erinnert mich an den Missbrauch des angeblichen Schäkspiier-Zitats…. Zwischen Himmel und Erde… *gänsehautkriegtundwegläuft*

  16. Ich glaube

    Dass ihr da etwas zu viel hereininterpretiert. Der Autor vom Spiegel war bestimmt gar nicht davon ausgegangen, dass Yoda ein ganz spezielles Muster spricht, sondern sah Yoda nur als jemanden der in einer anderen Grammatik spricht, als wir heute. Und tatsächlich klingt die S-O-V Variante ja irgendwie “wie Yoda”, auch wenn es nicht exakt Film-Yoda ist. Ich denke das war eher so gemeint.

  17. Frau Erika Tannigel,

    kann es sein, dass Sie sehr selbstbewusst sind und alles, was Sie von sich geben, als absolute Wahrheit erachten?

    Ansonsten kann ich Ihren Beitrag nur als Satire auffassen. Ich hoffe, er ist so gemeint.

  18. Information oder Unterhaltung

    Die Meldung, um die es dem betreffenden Wissenschaftsjournalisten bei SPON geht, ist ja gar nicht das tatsächliche Ergebnis der Forschung. Er vermutet wahrscheinlich auch, dass sein Publikum selbst gar nichts wissen will, dass es nur unterhalten werden will. Dass Frühmenschen möglicherweise die Satzstellung S-O-V bevorzugten, ist nicht unterhaltsam, nicht “sexy”, unterhaltsam ist, dass sie wie Yoda sprachen. Da der Journalist, vielleicht von sich aufs Publikum schließend, wohl vermutet, dass die Leser eh das Subjekt des Satzes nicht vom Objekt unterscheiden können, hält er den Schaden des Fehlers vermutlich gemessen am größeren Unterhaltungswert für gering.

  19. Aua, das tut weh

    [KOMMENTAR GELÖSCHT. Dieser Kommentar verstieß nicht gegen die KOMMENTARREGELN, sondern wurde gelöscht, da er sich auf einen anderen gelöschten Kommentar bezog.]

  20. @ D. Müller

    Nehmen wir mal an, die untersten 40 oder 50 % der Einkommens- oder Bildungspyramide lesen gar keine Zeitung bzw. Zeitschrift…. Und dann überdenken wir mal die Zahlen, mit denen sich der Spiegel selbst beweihräuchert…..

  21. @”Statistiker”:
    “51% der Leser befinden sich in der attraktiven Altersgruppe 20-49 Jahre …”

    Heißt: 51% der Leser (des Spiegels) sind 20-49 Jahre alt.
    Solche Reichweite-Statistiken werden von unabhängigen Instituten erhoben, sonst sind sie für Anzeigenwerbezwecke (um die es hier natürlich geht) wertlos.
    Zu beanstanden ist vielmehr, dass der Spiegel den längst widerlegten Blödsinn von der angeblich “werberelevanten” Zielgruppe der unter 50-Jährigen wiederholt. (Aber das ist in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung.)