Sexuelle Belästigung bei neoParadise: Beschwerde an den Fernsehrat

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Wahrscheinlich haben inzwischen die meisten von Ihnen von der sexuellen Belästigung gehört oder gelesen, die die Moderatoren Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt in der Sendung „neoParadise“ vom 4. Oktober 2012 begangen haben. Das Blog derspringendepunkt hat den Vorfall und einen diesbezüglichen Briefwechsel mit dem ZDF ausführlich dokumentiert und auch andere Blogs haben den Vorfall aufgegriffen und teilweise ebenfalls Beschwerdeschreiben an das ZDF gerichtet — u.a. i heart digital life, Drop the thought und klirrr.

Das ZDF hat auf alle diese Beschwerden bisher abwiegelnd reagiert. Zunächst verschickte man auf Beschwerdeschreiben eine immer gleich formulierte Antwort, in der die sexuelle Belästigung damit entschuldigt wurde, dass die „Messehostess … nicht angefasst“ wurde, sondern die Berührungen „lediglich angedeutet“ gewesen seien, und dass die „Messehostess“ im Nachhinein ihr „Einverständnis“ zur Ausstrahlung gegeben habe [siehe: derspringendepunkt]. Nachdem die Kritik auf Twitter, Facebook und in den Blogs intensiver wurde, veröffentlichte man am Dienstag eine „Entschuldigung“ auf der Facebookseite des ZDF, in der man zunächst mitteilte, dass „diese Aktion am guten Geschmack vorbeigegangen“ sei, und man den „Vorfall“ bedauere, „ebenso wie Joko und Klaas.“ Als Reaktion auf die Proteste habe man den Filmclip aus allen Kanälen entfernt [siehe: derspringendepunkt].

Für eine kleine Gruppe von uns, nämlich Anke Domscheit-Berg, Juliana Goschler (a.k.a. Dr. Mutti), Susanne Klingner und Katrin Ronicke von Frau Lila, Antje Schrupp, Joachim Schulz und mich, waren diese Ausflüchte und das Entfernen der Beweise keine angemessene Entschuldigung für den Vorfall. Zwei Tweets von Klaas Heufer-Umlauf waren etwas näher an einer Entschuldigung (auf die im zweiten Tweet angekündigte genauere Äußerung wartet man wohl derzeit noch):

wir haben kein taktgefühl bewiesen, und lustigen quatsch mit fahrlässigem, beleidigendem schwachsinn verwechselt. es tut uns ehrlich leid. [siehe: twitter, 15.10.2012]

wir werden uns dazu noch genauer äußern- aber so viel: ihr habt recht & wir haben einen fehler gemacht der nicht wieder vorkommen wird.[siehe: twitter, 15.10.2012]

Wir waren aber der Auffassung, dass vor allem das ZDF selbst hier eine echte Verantwortung übernehmen müsse, und wir waren außerdem der Meinung, Beschwerden und Entschuldigungen, die ausschließlich über die sozialen Netzwerke laufen, würden der Ernsthaftigkeit des Vorfalls nicht ausreichend gerecht.

Wir haben deshalb am Dienstag per Einschreiben, und parallel per E-Mail, eine förmliche Beschwerde an den Fernsehrat (das Aufsichtsgremium des ZDF) gerichtet. Die Bearbeitung der Beschwerde wird natürlich einige Zeit in Anspruch nehmen, bis jetzt hat man uns nicht einmal den Empfang unseres Briefes oder unserer E-Mail bestätigt. Wir veröffentlichen an dieser und anderen Stellen unser Beschwerdeschreiben, weil wir glauben, dass etwas Öffentlichkeit den Fernsehrat motivieren könnte, die Beschwerde tatsächlich ernst zu nehmen.

An das
ZDF
Sekretariat Fernsehrat
55100 Mainz

Berlin, Frankfurt a.M., Fürstenberg,
Hamburg und München, den 16. Oktober 2012

Verharmlosung sexueller Belästigung in der Sendung neoParadise vom 4.10.2012
Verstoß gegen Paragraf 3, Abs. 3 der Satzung des Zweiten Deutschen Fernsehens

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der Sendung „neoParadise – Wenn ich Sie wäre auf der IFA -Teil 2“ des Kanals zdf_neo vom 4. Oktober 20121 wird im Rahmen eines Wettbewerbs zwischen den Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf eine sexuelle Belästigung an einer vorher allem Anschein nach nicht eingeweihten Mitarbeiterin eines Messeausstellers inszeniert.

Zunächst fordert Herr Heufer-Umlauf Herrn Winterscheidt zu dieser sexuellen Belästigung mit den folgenden Worten auf: „Verwickle sie in ein Gespräch, fass ihr einmal an die Moppelklampen und zweimal an den Arsch.“ Als Herr Winterscheidt sich ziert, sagt er: „Kannst ja auch sagen Nein, dann hast Du halt verloren.“

Herr Winterscheidt spricht dann mit der Mitarbeiterin und berührt sie im Laufe des Gesprächs an der Brust und am Gesäß (zumindest stellt es sich für das Fernsehpublikum so dar, als habe eine Berührung stattgefunden, und die mimische Reaktion der Messemitarbeiterin deutet darauf hin, dass sie sich in ihrer Intimsphäre verletzt fühlt).

Im Anschluss findet ein Gespräch zwischen den Moderatoren statt, in dem Herr Winterscheidt seine Handlung hinterfragt. Herr Heufer-Umlauf zeigt durch seine Mimik, dass er dieses Hinterfragen nicht ernst nimmt und macht sich dann mit den folgenden Worten über das Opfer der Belästigung lustig: „Gott, aber der war das auch so unangenehm, die stand da wirklich und hat sich so richtig entwürdigt gefühlt. Die fährt jetzt gleich nach Hause, und dann wird die schön heulen, unter der Dusche. Die steht jetzt sechs Stunden lang unter der Dusche.“

Abgesehen von der Kaltblütigkeit, mit der Herr Heufer-Umlauf die Entwürdigung der Messemitarbeiterin und deren potenzielle Reaktion („heulen“) hier zu einem Anlass für Belustigung macht, ist die Erwähnung einer mehrere Stunden langen Benutzung der Dusche eine klare Anspielung auf ein Verhalten, das Opfer von Vergewaltigungen häufig zeigen. Damit findet die Belustigung der beiden Moderatoren nicht nur auf Kosten der belästigten Messemitarbeiterin, sondern auch auf Kosten von Vergewaltigungsopfern insgesamt statt.

In der gesamten Filmsequenz werden die sexuelle Belästigung und Vergewaltigung von Frauen und die damit verbundene Entwürdigung verharmlost und als belustigend dargestellt. Sie stellt Frauen als Objekte dar, die man beliebig anfassen kann, und lädt zur Nachahmung ein. Damit leistet die Sendung eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders einer frauen­feindlichen Kultur der Übergriffigkeit Vorschub, wo der Bildungsauftrag es im Gegenteil gebieten würde, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Mit der sexuellen Belästigung einer unbeteiligten Person wird das Prinzip der Menschen­würde verletzt, das nicht nur im Grundgesetz steht, sondern dem sich auch das ZDF in §3, Abs. 3 seiner Satzung noch einmal explizit verpflichtet, wo es heißt: „Die Anstalt hat in ihren Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Sie soll dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinung anderer und auch vor Natur und Umwelt zu stärken. Die sittlichen und religiösen Über­zeugungen der Bevölkerung sind zu achten. […]“

Gegen diese Verpflichtung hat das ZDF mit der Produktion und der Ausstrahlung der betreffenden Sequenz eklatant verstoßen. Daran ändert auch die Stellungnahme des Senders auf verschiedene im Internet veröffentlichte Beschwerdeschreiben nichts, die Berührungen seinen „lediglich angedeutet“ gewesen, das „Filmteam inklusive unserer beiden Moderatoren“ habe „nach dem Dreh noch einmal mit der Messehostess gesprochen“ und die Ausstrahlung sei „mit ihrem Einverständnis“ erfolgt.2

Die Produktion und die Ausstrahlung der betreffenden Sequenz sind inakzeptabel. Wir fordern deshalb den Fernsehrat auf, die Verantwortlichen zu ermitteln und eine klare und unmissverständliche öffentliche Rüge gegen diese auszusprechen. Zu den Verantwortlichen gehören neben den Moderatoren alle an der Produktion dieser Sequenz oder an ihrer Ausstrahlung beteiligten Redakteur/innen und sonstigen Mitarbeiter/innen des ZDF und der Produktionsfirmen „Endemol“ und „strandgutmedia“.

Des Weiteren fordern wir die Verantwortlichen beim ZDF und den beteiligten Produktions­firmen auf, sich unmissverständlich öffentlich zu entschuldigen und sich zu verpflichten, die Intimsphäre von unbeteiligten (oder als unbeteiligt inszenierten) Personen zukünftig zu respektieren und sich allgemein an den §3, Abs. 3 der Satzung des ZDF zu halten.

Darüber hinaus fordern wir die Schaffung einer angemessen finanzierten Anti-Diskriminierungs-Stelle im Fernsehrat, deren Aufgabe es u.a. sein soll, bei Redakteur/innen und Moderator/innen des ZDF und beauftragten Produktionsfirmen durch geeignete Informations- und Schulungsmaßnahmen ein Bewusstsein für den Respekt vor der Intim­sphäre anderer Menschen zu schaffen und derartige Sendungen in Zukunft schon vor ihrer Ausstrahlung zu stoppen.

Mit freundlichen Grüßen

Anke Domscheit-Berg, M.A., Unternehmerin, Mitgl. EU High Level Advisory Women and Technology
Dr. Juliana Goschler, Sprachwissenschaftlerin (U. Hamburg) und Autorin (Dr. Mutti)
Susanne Klingner, Journalistin und Publizistin (Frau Lila)
Katrin Rönicke, Erziehungswissenschaftlerin und Publizistin (Frau Lila)
Dr. Antje Schrupp, Journalistin und Politikwissenschaftlerin
Dr. Joachim Schulz, Physiker (European XFEL) und Wissenschaftsautor (Quantenwelt, SciLogs.de)
Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch, Sprachwissenschaftler (FU Berlin) und Autor (Sprachlog, SciLogs.de)

Wir werden hier und anderswo berichten, ob und wie der Fernsehrat auf unsere Beschwerde reagiert.

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

15 Kommentare

  1. Hätte man damit nicht vielleicht noch die morgige Sendung abwarten können? Ich bin mir sicher, die werden sich da noch zum Thema äußern.

  2. http://www.youtube.com/watch?v=RkNddCXSLvM

    Mehr muß man gar nicht sagen. Ab 1:15

    Vielleicht noch eines: daß es zu einer Fäkalunion zwischen Öffentlich Rechtlichen und Privaten gekommen ist. Dreck fressen fürs Wachstum resp.Einschaltquoten. Schließlich sollen die Märkte nicht beunruhigt werden.

  3. Ein weiterer Aspekt

    Nicht nur die Verharmlosung von sexueller Belästigung und die humoristische Verächtlichmachung des Duschens nach sexuellen Übergriffen sind in dem erwähnten Fernsehbeitrag inakzeptabel. Die Macher scheinen sich insbesondere der Gefahren von Triggern und dadurch schlimmstenfalls ausgelösten Retraumatisierungen von Opfern sexueller Gewalt überhaupt nicht bewusst zu sein. Daher: Danke für diese Beschwerde.

  4. »Wahrscheinlich haben inzwischen die meisten von Ihnen von der sexuellen Belästigung gehört oder gelesen, …«

    Nun, ich nicht, aber ich habe mir den Vorgang gerade eben in der ZDFmediathek angeschaut… soviel zum Entfernen der Videoclips „aus allen Kanälen“.

  5. Vielen Dank!

    ich hoffe die Herren werden nicht so billig davon kommen. Unglaublich, jedes vernuenftige Unternehmen sieht feste Vorgehensweisen fuer solche Verfehlungen vor, diese Behoerde hier offenbar nicht.

  6. @ Michael Anacker: Wozu warten?

    Warum hätte man die nächste Sendung abwarten sollen? Weder den ursprünglichen Zwischenfall auf der Messe noch die Reaktionen der Akteure und des ZDF auf die berechtigten Beschwerden kann man dadurch ungeschehen machen. Was in der heutigen Sendung gesagt wird, ändert nichts daran und macht das ganze keinen Deut weniger schlimm.

    Wenn man abwartet, signalisiert man doch nur: “Ihr könnt schon mal danebenhauen, Frauen als Freiwild behandeln, euch auf Kosten von Vergewaltigungsopfern lustig machen. Wenn ihr hinterher nur schön artig “Schullijung” sagt, ist das nicht so schlimm, Grund für irgendwelche Konsequenzen gibt es dann keinen.”

    Und gerade das darf nicht sein. Die Scheibe ist eingeschmissen, und sie wird nicht davon wieder ganz, dass alle betroffen dumherumstehen und es bedauern/nicht so schlimm finden/es nicht so gemeint haben. Gerade ein öffentlich-rechtlichen Fernsehsender darf mit so etwas nicht so einfach davonkommmen! Das ZDF ist nicht irgendeine Dreckschleuder, von der man nichts anderes erwarten könnte!

  7. Danke

    Ich bin froh darüber, daß Ihr nicht locker laßt und Euch mit den Beschwichtigungsversuchen nicht zufrieden gebt. Ich hoffe sehr, daß bald Konsequenzen gezogen werden.

    Die bisherigen Reaktionen des ZDF ärgern mich sehr. Auf der Facebookseite von zdfneo weist man lapidar daraufhin, daß man den Beitrag “wegen der zahlreichen Proteste” entfernt. Ich fände es besser, wenn man ihn entfernt hätte, weil man endlich einsieht, daß man Sexismus nicht tolerieren, geschweige denn senden sollte.

    Die jetzt verfügbare Variante des Beitrags macht eines deutlich: Die Haare von Heufer-Umlauf sind unantastbarer als die Würde einer jungen Frau.

  8. Gegen Diskriminierung

    Ja, ich finde auch, keine Person – Mann oder Frau – sollte es dulden müssen, ohne Einwilligung sexuell berührt zu werden.

    Was mich aber ein wenig ratlos zurückläßt, sind die hier aufgeworfenen Fragen der Verhältnismäßigkeit und Gleichstellung. Manche Beispiele sind zwar einfach zu entscheiden, aber nicht alle.

    Beispiel: Es wird eine Anti-Diskriminierungs-Stelle gefordert. Was soll die machen? Eine Zensur ausüben? Wie genau? Nehmen wir an, ein Künstler übt seine Kunst aus, indem, was ja oft vorkommt, provoziert wird – und zwar in sexistischer Hinsicht. Was dann? Dürfen wir Religionen provozieren, aber nicht Frauen oder sexuell Orientierung? Politiker dürfen wir in comedy-Sendungen beleidigen, aber nicht Frauen im allgemeinen?

    Zweites Beispiel: Ich vermute mal, daß die Anti-Diskriminierung-Stelle nicht nur für Frauen, sondern auch für andere Randgruppen zuständig sein soll, wie z.B. Männer, Schwule, Atheisten etc. – ist ja ein Aufwasch. Wir benutzen also Resourcen, um in einer bestimmten Hinsicht Moral zu gewährleisten. Doch das sind nicht alle moralischen Belange: Wir sind z.B. auch für zukünftige Generationen moralisch verantwortlich und dürfen schon aus diesem Grund die Umwelt nicht zerstören. Der Trick ist also: Viele moralische Belange nötigen uns den Einsatz von Resourcen ab. Eine einzige Stelle beim ZDF sollte nicht das Problem sein, aber prinzipiell konkurrieren verschiedene moralische Anforderungen um unsere Resourcen. Habt ihr euch Gedanken gemacht, wie ihr solche Konkurrenzen generell entscheiden wollt?

    Drittes Beispiel: Wenn man sich für Frauen einsetzt, kann man im Lichte der öffentlichen Meinung eigentlich so gut wie nichts falsch machen – Glückwunsch, ihr habt euch für die anscheinend Richtigen empört. Aber ihr macht das nicht gleichmäßig. Wieso nicht? Z.B. bei der Brit Mila nimmt die Kvaterin (Patin) das Kind von der Mutterund es dem Kvater (Pate) gibt. Dieser reicht den Knaben dem Vater und er gibt ihm dem Sandak (2. Pate, der das Kind hält, während der Mohel säbelt. Der Ehemann darf das Kind nicht unmittelbar aus den Händen der Mutter nehmen, da diese noch von der Geburt her als religiös unrein gilt.

    Ich finde das keine Kleinigkeit in punkto Sexismus, aber wir sehen natürlich alle die Konsequenzen voraus, die eintreten, wenn ihr auch für diesen Fall eine Petition z.B. an den Zentralrat der Juden richten würdet. Und ihr habt es ja auch nicht getan. Mit welchen Argumenten habt ihr euch dagegen entschieden? Werdet ihr noch so eine Petition machen?

  9. Naja

    Klar, es war sexistisch und dumm, auch wenn meiner Meinung nach nicht klar ist, ob er sie wirklich berührt hat, und auch wenn nicht mal klar ist ob die Szene abgesprochen war (denn die beiden Spielen oftmals
    Authentizität, auch wenn es in Realität wohl zumindest teilweise gestellt ist).
    Aber mein Kritikpunkt: Gibt es echt keine grösseren Probleme mehr in Deutschland, denen Mitglieder der Piraten ihre Zeit opfern könnten?

  10. Find ich gut, dass ihr das macht! Nur weil zwei bekannte und im Allgemeinen beliebte Fernsehmoderatoren sich so äußern und benehmen, muss das noch lange nicht heißen, dass man das durchgehen lassen darf.

  11. @gnaddrig

    Ich mein ja nur, dass man vielleicht noch hätte abwarten können, ob und wie sie sich in der Sendung dazu äußern. Das hätte man in der Beschwerde dann berücksichtigen können. Die beanstandete Sendung ist 2 Wochen alt, da hätte man jetzt doch noch einen Tag warten können.

    Klar macht eine Entschuldigung den Vorfall nicht ungeschehen, aber ich finde man sollte den Beschuldigten doch eine Chance geben sich zu äußern.

  12. @Michael

    Und weil es so viel größerer Probleme gibt, haben Sie gerade die Welt gerettet – ach nee, Ihre Zeit ist besser verbraten, zu kommentieren, dass anderer Menschen Probleme Sie einen Scheiß interessieren.

    Natürlich gibt es immer mindestens ein größeres Problem, von Haushalten, die ihren Strom nicht zahlen können, getoppt von der Obdachlosigkeit in Deutschlands Großstädten, die getoppt wird durch hungernde Kinder in D, was wiederum ein kleineres Problem ist, als der Hunger in der Welt, Kriege, Gewalt gegen Frauen in Pakistan, Gewalt gegen Kinder in Afghanistan, Gewalt gegen alle in Somalia, die Abholzung der tropischen und borealen Regenwälder, der Klimawandel, fieses Gestein aus dem Weltall, das die Erde vernicht…

    Ganz ehrlich? Die ganz großen Probleme werden langsam Schritt für Schritt angegangen, die kleinen könnten sofort gelöst werden, wenn man sie denn nicht kleinredete. Ich finde das, was in dieser Sendung passiert verdammt übel. Das Grapschen ist bereits nicht hinzunehmen, sich aber dann lustig zu machen, was die sich den so hätte, zeigt, dass es hier nicht um einen geschmacklosen Scherz handelt, sondern um eine Grundeinstellung. Die Apologeten in der ZDF-Chefetage und außerhalb, die jetzt darauf rumreiten, dass ja gar nicht ‘richtig’ gegrapscht wurde befinden sich auf demselben intellektuellen und moralischen Niveau wie Todd Akin, der Vergewaltigung in ‘wirkliche’ und ‘ist ja nicht so schlimm’ bzw. ‘war ja gar nicht’ einordnet.

    Ich gehe davon aus, dass jeder gerne seiner Tochter erkärt, warum nichts dabei ist, wenn drittklassige TV-Komiker an ihr rumtatschen und sich über die Sensibilitäten weiblicher Opfer von sexueller Belästigung lustig machen.

  13. Verantwortlichkeiten

    Eine Nachbemerkung (die nur meine persönliche Meinung, nicht notwendigerweise die der anderen Unterzeichner/innen darstellt): In vielen der Kommentare zu diesem Vorfall wird stark auf die Personen der beiden Moderatoren abgestellt: Entweder im Negativen, indem nach (mehr oder weniger drastischen) personellen Konsequenzen verlangt wird, oder im Positiven, indem auf die Entschuldigung von Herrn Heufer-Umlauf per Twitter verwiesen wird, aufgrund derer man die Sache doch nun auf sich beruhen lassen solle.

    Aus meiner Sicht wäre es aber falsch, die Problematik hier zu stark an den beiden Moderatoren festzumachen. Natürlich haben sie eine zentrale Verantwortung und werden dieser Verantwortung in irgendeiner Form gerecht werden müssen. Die Entschuldigung von Herrn Heufer-Umlauf auf Twitter kann da nicht mehr als ein Anfang sein. Sie ist, das will ich noch einmal deutlich sagen, viel besser als die typischen Pseudo-Entschuldigungen, die normalerweise kommen: Er entschuldigt sich tatsächlich für seine Handlungen und nicht, wie es sonst gerne getan wird, für die Art, wie diese Handlungen von anderen Interpretiert werden (eine typische Pseudo-Entschuldigung hätte gelautet „Wir entschuldigen uns, falls unser Verhalten beleidigend gewirkt hat. Dies war nicht beabsichtigt“). Trotzdem, zwei kurze Tweets reichen meiner Meinung nach nicht aus, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Ich bin aber gerne bereit, zunächst abzuwarten, was von den beiden an weiteren Erklärungen und Konsequenzen folgt.

    Ein größeres Problem sind für mich die zuständigen Redakteur/innen und Programmverantwortlichen bei der externen Produktionsfirma und vor allem beim ZDF. Herr Winterscheidt und Herr Heufer-Umlauf machen die Sendung nicht alleine und schon gar nicht entscheiden sie, was gesendet wird. Ich weiß nicht, wie viele Personen an der Produktion und der Entscheidung über die Ausstrahlung der Sendung beteiligt sind, aber nach meiner Kenntnis über ähnliche Sendungen dürften es mehrere Dutzend sein. Darunter eben die Programmverantwortlichen des ZDF, die dafür zu sorgen haben, dass das Programm die Ziele erfüllt, wegen derer es in Deutschland überhaupt einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt. Diese Leute haben massiv versagt, verstehen nach allen öffentlichen Aussagen bis heute nicht einmal, wo eigentlich das Problem liegt. Für diese Leute kann die Angelegenheit nicht damit erledigt sein, das ganze allein auf die Moderatoren abzuschieben.

  14. @ Marcel Anacker

    Erstmal: Es tut mir leid, dass ich Ihren Vornamen falsch gelesen habe! Das war keine Absicht.

    Gut, man hätte den einen Tag noch abwarten können. Das hätte wahrscheinlich nichts geschadet. Ich sehe aber wirklich nicht, was das hätte bringen sollen. In dem Brief wird ja nichts Unverhältnismäßiges gefordert, das ist alles sehr ausgewogen und sachlich. Und wenn die Moderatoren, die Redaktion, die Produktionsfirma und/oder das ZDF an diesem Tag einen nennenswerten Schritt in Richtung Aufarbeitung machen, schadet das ja nichts. Das wäre dann ungefähr so wie bei einer Mahnung: “Sollten Sie den ausstehenden Betrag in der Zwischenzeit beglichen haben, betrachten Sie dieses Schreiben bitte als gegenstandslos.”