Pippi, geh von Bord

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In meinem Beitrag vom Montag habe ich das Problem des Wortes Neger und seiner Ableitungen in Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf geht an Bord und Pippi in Taka-Tuka-Land diskutiert und argumentiert, dass es aus übersetzungstheoretischer Sicht falsch wäre, Lindgrens schwedisches neger aus den 1940er Jahren im 21. Jahrhundert mit dem deutschen Neger zu übersetzen, da ersteres zur Zeit Lindgrens angeblich neutral, letzteres spätestens heute aber negativ belegt ist. Ich habe weiter argumentiert, dass auch semantisch angemessene Übersetzungen wie dunkelhäutiger Mensch das eigentliche Problem tief in diese Erzählungen verwobener rassistischer Stereotype nicht lösen. Die Frage, die am Ende offenblieb und mit der ich mich heute befassen will, war die, wie man mit diesem Problem am besten umgeht.

Der Oetinger-Verlag, der die deutschen Übersetzungen der Pippi-Langstrumpf-Bücher verlegt, hat sich 2009 zu einer Neubearbeitung entschieden:

In allen Neuauflagen und Neuaufnahmen ab 2009 sind die Worte „Neger“ und „Zigeuner“ nicht mehr zu finden. Diese Begriffe sind heute nicht mehr zeitgemäß, entsprechen im deutschen Sprachgebrauch nicht mehr dem heutigen Menschenbild und können missverstanden werden. Sie wurden deshalb entweder gestrichen oder durch neue Formulierungen ersetzt. So wird beispielweise Pippi Langstrumpfs Papa jetzt als „Südseekönig“ bezeichnet, der die „Taka-Tuka-Sprache“ spricht. [Webseite, Verlag Friedrich Oetinger]

Der Verlag betont außerdem, dass Astrid Lindgren „tolerant und allem Fremden gegenüber aufgeschlossen war“, dass ihre Bücher „Liebe und Verständnis gegenüber allen Menschen“ transportieren und von einem „humanitären Anspruch“ charakterisiert sind. Ihre Erben seien es, die „sich bislang sprachbedingt gegen eine Änderung ihrer Texte ausgesprochen“ haben, womit der Verlag andeutet, dass man eine solche Überarbeitung gerne schon früher vorgenommen hätte.

Stattdessen hatte man sich vorher damit beholfen, bei der ersten Erwähnung des Wortes Neger folgende Fußnote hinzuzufügen:

[I]n diesem und folgenden Kapiteln wird der Ausdruck „Neger“ verwendet. Als Astrid Lindgren Pippi Langstrumpf geschrieben hat, war das noch üblich. Heute würde man „Schwarze“ sagen [Pippi Langstrumpf geht an Bord (Auflage von 1986), S. 10].

In Bezug auf den Umgang mit sprachlich oder inhaltlich diskriminierenden Texten gibt es im Prinzip drei Möglichkeiten (auf eine vierte komme ich später zu sprechen), von denen der Verlag erst mit der Fußnote und dann mit der Überarbeitung zwei angerissen hat.

Erstens kann man den Text so überarbeiten, dass die sprachliche und inhaltliche Diskriminierung entfernt wird. Dazu muss man gegebenenfalls so stark in den Text eingreifen, dass ein völlig neuer Text entsteht.

Zweitens kann man den Text so lassen, wie er ist, ihn aber in eine kritische Diskussion einbetten, in der den Leser/innen (oder Hörer/innen) der Geschichte das Hintergrundwissen vermittelt wird, das nötig ist, um die Diskriminierung im Text zu erkennen und angemessen einzuordnen.

Drittens besteht natürlich die logische Möglichkeit, die Diskriminierung im Text wohlwollend und unkommentiert hinzunehmen und den Text dazu zu verwenden, die diskriminierenden Ideen an die nächste Generation weiterzugeben (der Oetinger-Verlag will das ganz eindeutig nicht, aber bei vielen Kritikern der Überarbeitung — auf die ich hier nicht verlinke, die aber leicht zu ergoogeln sind — hat man den Eindruck, dass es ihnen genau darum geht).

Lassen wir die dritte Möglichkeit außen vor und betrachten die anderen beiden genauer.

Den Text von Zeit zu Zeit zu überarbeiten, um ihn so an sprachliche und gesellschaftliche Gegebenheiten anzupassen, ist eigentlich die offensichtlichste Lösung. In allen literarischen Traditionen der Welt lässt sich beobachten, dass Stoffe immer wieder neu aufgegriffen und im jeweils aktuellen kulturellen Rahmen ausgeformt werden. Der Kern der Geschichte bleibt dabei relativ stabil, die Einzelheiten ändern sich manchmal drastisch.

Obwohl die Weiterentwicklung und Wiederverwendung literarischer Stoffe eher die Regel als die Ausnahme ist, gibt es gegen dieses Vorgehen die stärksten Proteste. Der Oetinger-Verlag hat die Texte 2009 äußerst behutsam überarbeitet und sich dabei weitgehend auf sprachliche Aspekte beschränkt — und trotzdem harsche Kritik geerntet. Das Idealbild eines künstlerischen Individuums, das ein unveränderliches Werk schafft, ist offensichtlich in unserer Gesellschaft im Moment so dominant, dass es als Frevel betrachtet wird, wenn andere in ein solches Werk eingreifen.

Und natürlich birgt ein unbedachtes und allzu forsches Überarbeiten von Texten die Gefahr, dass dabei historisch relevante Werke so bearbeitet werden, dass ihr historischer Kontext zerstört wird, und mit ihm die Chance, etwas über diesen Kontext zu lernen. In Diskussionen um die Neubearbeitung von Pippi Langstrumpf wurden immer wieder die Beispiele von Mark Twains „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ und Harriet Beecher Stowes „Onkel Toms Hütte“ genannt.

Soll etwa auch dort diskriminierende Sprache entfernt werden (wie es in einigen amerikanischen Neuausgaben der Werke der Fall ist)? Soll gar der Inhalt umgeschrieben werden, sodass beispielsweise die Sklaven zu nach Tariflohn bezahlten Angestellten werden? Die Antwort ist natürlich „Nein“, und zwar aus einem einfachen Grund: In „Huckleberry Finn“ und in „Onkel Toms Hütte“ geht es explizit um die Themen Sklaverei und Rassismus und die Sprache und die Erzählebene sind in einer spezifischen historischen Periode verankert. Die Sprache der Figuren spiegelt die Sprache dieser Periode und ist ja — anders, als das bei Pippi Langstrumpf (angeblich) der Fall ist — an vielen Stellen der jeweiligen Romane diskriminierend gemeint. Wenn man die Sprache verändert, reißt man die Romane aus ihrem historischen Kontext und verdreht die Intentionen der Charaktere. Das gilt auch für den Inhalt der Romane: Wenn man den verändert, manipuliert man die Kernmotive der Geschichten. Damit will ich nicht sagen, dass eine solche Manipulation grundsätzlich unmöglich sein muss: Wenn die Geschichte von „Onkel Toms Hütte“ gut wäre, könnte man sie auch in den Kontext ausgebeuteter Fabrikarbeiter im England der industriellen Revolution oder im heutigen Asien erzählen. Aber natürlich wäre das dann eine neue, eigenständige Geschichte, die mit „Onkel Toms Hütte“ nur die grundlegende Struktur des Plots gemeinsam hätte und die deshalb „Onkel Toms Hütte“ nicht ersetzen dürfte.

Aber das heißt nicht, dass man „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ und „Onkel Toms Hütte“ jungen Menschen einfach kommentarlos zum Lesen in die Hand drücken könnte. Beide Bücher, besonders „Onkel Toms Hütte“, erfordern ein umfassendes Hintergrundwissen über die Geschichte der Sklaverei in den USA und über amerikanische Sozialgeschichte allgemein, über die Absichten, das Leben und die Ideenwelt der Autor/innen und möglicherweise sogar über bestimmte literarische Konventionen. Liest man etwa „Onkel Toms Hütte“ ohne dieses Hintergrundwissen, bekommt man leicht den Eindruck, Sklaverei sei nur ein sekundäres Problem und das eigentliche Problem seien böse Sklavenhalter, und man bekommt den Eindruck, dass selbst die dunkelsten Seiten der Sklaverei erträglich waren, wenn die Sklaven nur einen ausreichend festen christlichen Glauben hatten. Keins von beidem wollte Beecher Stowe in dieser Plakativität sagen, aber um das zu erkennen, darf man nicht naiv und ohne Vorwissen an ihr Buch herangehen.

Beide Bücher können (und müssen) bleiben, wie sie sind, aber zumindest „Onkel Toms Hütte“ gehört nicht mehr in die Jugendliteraturabteilungen heutiger Buchhandlungen. Es sollte im Druck bleiben, aber nur noch in wissenschaftlich aufbereiteter Form (mit ausführlichem erklärendem Vorwort und Fußnoten). Auch bei „Huckleberry Finn“ kann ein erklärendes Vor- oder Nachwort nicht schaden, aber da Twain die Probleme des Rassismus und der Sklaverei, sowie der sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit ganz allgemein, direkt im Text sehr viel differenzierter und intelligenter thematisiert als Beecher Stowe das in „Onkel Toms Hütte“ tut, kann man das Buch tatsächlich noch als Jugendbuch behandeln.

Beide Bücher können auch hervorragendes Material liefern, um sich eben jenes Hintergrundwissen anzueignen, das nötig ist, um sie zu verstehen. Und beide Bücher werden dazu auch herangezogen, in der englischsprachigen Welt aber auch im Englischunterricht in Deutschland.

Könnte man dieses Argument also nicht auch für die Pippi-Langstrumpf-Bücher machen? Die Fußnote des Oetinger-Verlags soll ja eine Art hochkondensierte Version des nötigen Hintergrundwissens liefern und sie könnte Anstoß für eine ausführlichere Beschäftigung sein. Ich glaube aber, dass es zwei Gründe gibt, die im Fall der Pippi-Langstrumpf-Bücher gegen ein solches Vorgehen sprechen.

Erstens sind die Bücher ursprünglich für Kinder im Alter von acht oder neun Jahren gedacht, werden heute aber meiner Erfahrung nach eher schon Fünfjährigen vorgelesen. Fünfjährige, und auch Achtjährige, haben aber schlicht noch nicht genug Allgemeinwissen, um sich mit der Problematik ernsthaft auseinanderzusetzen. Der Pädagogikprofessor Jörg Kilian hat 2007 einen Unterrichtsvorschlag veröffentlicht, der die Oetinger-Fußnote zum Ausgangspunkt einer Beschäftigung mit diskriminierender Sprache nimmt [Kilian 2007]. Die Schüler sollen mittels von historischen und gegenwartsbezogenen Wörterbüchern des Deutschen die Bedeutungsentwicklung des Wortes Neger erkunden, sie sollen mithilfe von digitalen Sprachkorpora den aktuellen Sprachgebrauch in verschiedenen Varietäten des Deutschen erforschen, und sie sollen nach alternativen Übersetzungsmöglichkeiten suchen.

Es ist ein gelungener und sinnvoller Unterrichtsvorschlag, aber er ist mit gutem Grund für die Klassenstufen 7-10 gedacht, also für Schüler zwischen 13 und 16 Jahren. Fünfjährige dürften mit allen Aspekten dieser Aufgabenstellung überfordert sein. Es braucht aber Aufgaben dieser Art, um wirklich zu verstehen, warum Lindgren und ihre Übersetzerin in den 1940er und 1950er Jahren möglicherweise Neger schreiben konnten, wir das Wort aber heute nicht mehr verwenden. Die Kurzerklärung, dass das Wort früher gut war und heute böse ist, hilft da nicht weiter und hinterlässt beim Kind höchstens Verwirrung und halb verstandene offene Fragen.

Zweitens, selbst wenn man es mit besonders klugen Fünfjährigen zu tun hätte, gäbe es gute Gründe, nicht gerade die Pippi-Langstrumpf-Bücher zum Zweck der sprachlichen Sensibilisierung heranzuziehen.

Zum einen geht es in diesen Büchern ja eben nicht um Diskriminierung im Allgemeinen oder Rassismus im Besonderen, sondern um die Abenteuer einer anarchistischen Superheldin in Gestalt eines Kindes (um es nett zu sagen; böse gesagt geht es um ein hyperaktives Kind, das unfähig ist, sich zu konzentrieren oder produktiv in soziale Zusammenhänge einzubringen und dessen Vater sich vor seiner Verantwortung für das Kind mit Koffern voller Gold freikauft). Die diskriminierende Sprache, und die dazugehörigen diskriminierenden Inhalte, werden ganz nebenbei mitgeliefert, und wenn man sie thematisiert, bleibt vom ohnehin mäßigen Lesevergnügen nicht viel übrig.

Zum anderen spielt die Geschichte von Pippi Langstrumpf in keiner spezifischen historischen Periode. Es ist theoretisch möglich, dass in Astrid Lindgrens Schweden der 1940er Jahre das Wort Neger keine rassistischen Untertöne hatte. Es ist auch möglich, dass die beschriebenen Situationen und Ereignisse keinen rassistischen Beigeschmack hatten. Dass es als Zeichen von „Toleranz und Aufgeschlossenheit gegenüber allem Fremden“ gedacht war, als Lindgren sich einen fetten weißen Kapitän eines schwedischen Fischkutters ausdachte, der wegen seiner Hautfarbe und prächtigen Körperfülle von den Bewohnern einer Südseeinsel zum König gemacht wurde. Dass es „Liebe und Verständnis gegenüber allen Menschen“ signalisieren soll, wenn die schwarzen Inselkinder ganz selbstverständlich davon ausgehen, „dass weiße Haut viel feiner sei als schwarze“. Dass ein „humanitärer Anspruch“ hinter der Idee steckt, dass Pippi von einem „eigenen Neger“ träumt, der sie mit Schuhcreme poliert.

Das Problem ist nur, dass die Pippi-Langstrumpf-Bücher nicht im Schweden der 1940er Jahre spielen, sondern in einer zeitlosen Phantasiewelt, und dass Astrid Lindgren zwar die Autorin der Bücher ist, nicht aber die Erzählerin. Weder der schwedische Sprachgebrauch der 1940er noch die persönliche Toleranz und Aufgeschlossenheit der Autorin spielen deshalb irgendeine Rolle bei der Interpretation der erzählten Ereignisse und der Sprache der Charaktere. Anders als „Huckleberry Finn“ oder „Onkel Toms Hütte“ stehen die Pippi-Langstrumpf-Geschichten und deren Sprache isoliert von jedem historischen Kontext da und können nur aus sich selbst heraus interpretiert werden.

Eine Überarbeitung ist deshalb im Falle von Lindgrens Büchern der einzig sinnvolle Umgang mit dem Rassismus der Originalfassungen. Diese Überarbeitung müsste aber wesentlich radikaler ausfallen als die des Oetinger-Verlags. Nicht nur die (angeblich) nicht diskriminierend gemeinte Sprache müsste angepasst werden, auch die (angeblich) nicht diskriminierend gemeinten Situationen und Ereignisse müssen umgeschrieben werden. Mit anderen Worten, die Änderungen müssten so radikal ausfallen, dass es einfacher wäre, nur die Charaktere beizubehalten und sich gleich ganz andere Geschichten auszudenken. Und übrigens haben das die Adaptionen der Pippi-Bücher für Film und Fernsehen auch ausgiebig getan, ohne dass das jemanden gestört hätte.

Und wenn man zu der Einsicht gelangt ist, dass nur eine Umdichtung noch helfen kann, sollte man auch noch über eine vierte Möglichkeit nachdenken, mit diskriminierenden Kinderbüchern umzugehen: Verlage könnten aufhören, sie nachzudrucken und sie könnten stattdessen neuen Autor/innen und neuen Geschichten eine Chance geben, bessere Geschichten zu schreiben. Und Konsument/innen könnten aufhören, sie ihren Kindern vorzulesen. Es ist ja nicht so, als ob eine Welt ohne Pippi Langstrumpf unvorstellbar oder eine literarische Dystopie wäre. Pippis fünfzehn Minuten Ruhm dauern jetzt schon sechzig Jahre. Schicken wir sie doch einfach in den wohlverdienten Ruhestand.

 

KILIAN, Jörg (2007): Pippi Langstrumpf als „Negerprinzessin“. Deutschunterricht 2/2007, S. 15–19.

LINDGREN, Astrid (Aufl. 1986): Pippi geht an Bord. Übersetzt von Cäcile Heinig. Hamburg: Oetinger.

VERLAG FRIEDRICH OETINGER (o. Datum): Die Begriffe „Neger“ und „Zigeuner“ im Werk Astrid Lindgrens [Link]

 

© 2011, Anatol Stefanowitsch

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

181 Kommentare

  1. Nachfrage

    Vielleicht bin ich hyperempfindlich – aber was soll das werden? Ein Index? Ein Verbot gar?

  2. Ein Anstoß zum Nachdenken über den Umgang mit inhaltlich fragwürdigem Material?

  3. @Helmut Wicht

    Verboten werden Bücher in Deutschland ja nur, wenn jemand meint, sich in einer der Figuren wiedererkannt zu haben.

    Mein Text ist, und so formuliere ich doch auch, ein Vorschlag an den Verlag (der vermutlich ungehört verhallen wird) und an die potenziellen (Vor-)Leser/innen (der hoffentlich diskutiert wird).

    Wenn wir die Kataloge der in den 1950ern erschienen Kinderbücher durchsehen, werden wir Dutzende von Büchern finden, die inzwischen vergriffen sind. Warum ist es so unvorstellbar, dass auch Pippi Langstrumpf ihren Platz im Verzeichnis lieferbarer Bücher für etwas frischeres und mit weniger sinnloser historischer Erklärungsnot belastetes freimacht?

  4. @ A.S.

    Wenn Angebot und Nachfrage das regeln sollen – von mir aus gerne. Gegen irgendwelche Indices würd’ ich auf die Barrikaden gehen.

    Sensibilisiert hat mich ein Satz – ein Wort, um genau zu sein – den/das Du in einem Deiner Kommentare im vorgangegangenen Beitrag gschrieben hast:

    “Bei einer Minderheit (die sich hier glücklicherweise bislang nicht blicken lässt) dürfte es darum gehen, dass einem die ursprüngliche Übersetzung eine Entschuldigung bietet, straflos „Neger“ zu sagen.”

    Am “straflos” hängen meine Bedenken. Heisst das im Umkehrschluss, dass bestraft werden soll, wer “Neger” sagt?

  5. @Helmut Wicht

    Angebot und Nachfrage regeln nur in transparenten Märkten mit symmetrischer Machtverteilung irgendetwas. Da es solche Märkte nicht gibt, bin ich diesem Prinzip gegenüber skeptisch und setze lieber auf Argumente und Diskussion.

    Statt straflos hätte ich vielleicht lieber ungestraft schreiben sollen, um klarzustellen, um welche Bedeutung von Strafe es mir hier geht. Davon abgesehen bin ich dafür, dass unbedingt jeder, der Neger sagen will, das auch laut und deutlich tut — so lerne ich schließlich etwas wichtiges über den Sprecher.

  6. @Helmut Wicht

    Gesetzlich? ‘Neger’ fällt m.E. noch nicht unbedingt in die Kategorie Hassrede oder Verhetzung, zumindest nicht prinzipiell. Aber wenn jemand als ‘Neger’ bezeichnet wird und deswegen Anzeige wegen Beleidung erstattet, sehe ich persönlich kein Problem darin.

    Und gesellschaftlich-sozial? Habe ich absolut kein Problem mit Abstrafen, was für mich persönlich Meidung einer Person wäre.

  7. Ich schließe mich da der Meinung von Helmut Wicht an.

    Im übrigen ist es in unserer Familie eh schon zu spät. Die Geschichten – aus einer Ausgabe aus den 70er Jahren – habe ich längst vorgelesen. Und diese meine alten Exemplare werde ich wohl sicher nicht als Gefahrgut entsorgen.

    Heiliger Strohsack, wenn ich dran denke, welche Jugendbücher meiner Eltern & Großeltern ich als Kind und Jugendliche schon vom Dachboden geholt und gelesen habe, wenn ich in den Ferien bei letzteren zu Besuch war… Wenn ich dann noch bedenke, daß meine Eltern meine Lektüre aufgrund ihrer Blindheit nie kontrollieren oder auch nur kommentieren konnten, geschweige denn zensieren… Himmel hilf! ^^

    Nicht böse sein, bitte, ich bin ansonsten eine große Bewunderin Deiner Texte und Leistungen. Aber bei der Lektüre Deiner letzten beiden Einträge hier wird mir ungefähr so unbehaglich wie Dir anscheinend beim Lesen von Pippi Langstrumpf. Da ist die Verhältnismäßigkeit doch etwas auf der Strecke geblieben.

  8. Ihr könnt doch nicht im Ernst anfangen, Buchklassiker politisch-korrekt säubern zu wollen. Soll aus Huckleberry Finn ein amerikaner Staatsbürger mit Migrationshintergrund werden? Und wie oft wollt ihr die Bücher umschreiben, wenn ich mir ansehe wie oft der Begriff allein für Ausländer sich in den letzten zwanzig Jahren geändert hat? Übrigens stets mit dem selben Ergebnis – die negativen Vorurteile wanderten stets mit kurzer Verzögerung mit. Auch bekannt als Euphemismus-Tretmühle.

    [Bitte beachten Sie, dass Kommentare, die keinen Beitrag zur Diskussion leisten, gelöscht werden können. Aus Ihrem Kommentar geht klar hervor, dass Sie den hier zu diskutierenden Beitrag nicht gelesen haben. Die Kommentarregeln finden Sie hier. –A.S.]

  9. Das Buch einfach “verbannen” zu wollen weil es einem persönlich nicht gefällt finde ich eine etwas zu billige Lösung. Die Balance zwischen kritischer Betrachtung und Zensurgelüsten geht hier meiner Ansicht nach etwas verloren.

    Wie schon richtig festgestellt geht es bei Pippi Langstrumpf nur sehr nebensächlich um Rassismus. Mit der Umdichtung zu Taka-Tuka-Südseebewohnern ist zumindest der Rassismus (zurecht) relativ einfach zu tilgen. Auch die Überlegenheit der weissen haut etc, sowas lässt sich vergleichsweise einfach umschreiben.
    Die kolonialen Phantasien die sich durch das ganze Buch ziehen sind sicher nicht unbedingt begrüssenswert, aber sie stehen einerseits nicht im Zentrum der Geschichte, andererseits spielt die Geschichte in einer Fantasiewelt, die auch für 5Jährige klar als solche erkennbar ist.

    Zum Vergleich denke man z.B. an die Pucki-Bücher. Hier wird ungeniert ein braun angehauchtes Frauenbild zur Nachahmung empfohlen.
    Bei Pippi Langstrumpf dagegen wird weder absichtsvoll ein bestimmtes Menschenbild propagiert, noch werden die handlungsweisen von Pippi zur Nachahmung empfohlen. Selbst Jährigen ist klar, sowas wie die, das macht man nicht. Grade darin liegt ja für die meisten Kindrn auch der Spass an der Geschichte.

  10. Mh. Ist nicht mein Fachgebiet. Ich finde aber, wenn “Astrid Lindgren” drauf steht, dann soll das auch drin sein. Wenn man also der Meinung ist, dass ein Text so nicht mehr haltbar ist, dann hat man zwei Alternativen: a) Ihn umschreiben und “nach einer Geschichte von Astrid Lindgren” schreiben, um deutlich zu machen, dass es nicht der Originaltext ist. b) Darauf verzichten, den Text abzudrucken.

    Was m.E. nicht geht, ist, weitreichende Änderungen am Text vorzunehmen, ohne dies kenntlich zu machen.

    Bücher atmen den Geist ihrer Zeit, das kann man nicht einfach beiseite schieben.

  11. Auch Pippi Langstrumpf steht doch in einem zeitgeschichtlichen Kontext. Warum sollte man die Neger im Taka-Tuka-Land ausrotten? Ein Buch steht doch auch für die Sprache der Zeit in der es entstand. Natürlich wird man heute nicht mehr so unbefangen das Wort Neger in den Mund nehmen wie man das noch in den 1960ern tat. Damals war es nie und nimmer als Schimpfwort gemeint, sondern bedeutete nur Schwarzer Mann. Der berühmt-berüchtigte Nickneger in der katholischen Kirchen wird heute ja auch nicht zum Nicksüdseeinsulaner.

    Ich behaupte, dass die Verwendung des Wortes Neger früher nicht rassistsich oder herabwürdigend gemeint war. Es gehörte zur Umgangssprache.

    Wenn wir bei Pippi anfangen, müssen wir gleich bei Wilhelm Busch weiter machen. Das ganze Werk ist nicht politisch korrekt. Damals war der Neger zwar noch ein Mohr, aber das ist auch nicht besser. Und was wird aus den 10 kleinen Negerlein?

    Der Aufruf Pippi Langstrumpf abzuschaffen klingt für mich nach virtueller Bücherverbrennung. Pippi Langstrumpf bzw die Übersetzung als poltiisch nicht korrektes Machwerk darzustellen geht mir zu weit.

    Einfach die Kirche im Dorf lassen!

  12. Schwule Sprachkritik

    Die meiner Meinung nach ehrenwerteste Art mit diskriminierender Sprache umzugehen fehlt im Text. Die selbstbewusste Umdefinierung eines negativ konnotierten Begriffs. Die Schwulen haben es vorgemacht. Es ist der Gegenentwurf zur wiederkehrenden Euphemismus-Tretmühle, die auch vor einer jeden Neuübersetzung von Pippi Langstrumpf nicht Halt machen wird.

    Language does not discriminate people. People discriminate people.

  13. Es wäre bestimmt besser sich auf die rezente Jugendliteratur zu konzentrieren wenn diese qualitativ eine ähnliche Güte hätte wie gerade die Werke von Astrid Lindgren (das meine ich jetzt nicht spezifisch auf Pippi Langstrumpf bezogen, welche ich persönlich nie sonderlich gut leiden konnte, sondern allgemein). Man kann die Sprache zerpflücken und zerschießen (und das z.T. ganz bestimmt mit recht!) aber die Originalität **und** die Phantasie wird erreicht – ja, von wem eigentlich? J. K. Rowling, welche ihre Bücher z.T. zumindest für mich ganz offensichtlich von Dutzenden von Quellen abgeschrieben hat? Echte Originalität und Phantasie empfinde ich als etwas anderes. Walter Moers, dessen »Blaubär« zwar ohne jede Frage enorm phantasiereich ist, sich aber ohne großen Sinn auf diese Phantasie stützt und dessen Inhalte auch durchaus zweifelhaft sind?

    Es gibt durchaus wissenschaftlich Belege daß die ausgiebige Kritik an vorhandenem Material nur sehr wenig zur konstruktiven »Erziehung« beiträgt. Es würde der Hinweis reichen daß der Autor die Sprache heute als nicht mehr zeitgemäß empfindet und die Inhalte offenbar als fragwürdig (warum er sie dann überhaupt vorliest und nicht auf bessere Literatur zurückgreift ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel). Viel interessanter wäre es dann aber die Zeit auf die Analyse eines kontemporären Werkes zu verwenden, mit den Hinweisen was genau an Inhalten und Sprache bemerkenswert gelungen ist. Wenn die vorgestellten Werke tatsächlich qualitativ hochwertig sind und dazu noch ansprechend für die Zielgruppe, dann werden die angeblich so schlechten Bücher von ganz allein in den Regalen verstauben. Das wäre dann wenigstens mal ein konstruktiver Ansatz. Alles Andere ist im Prinzip (wenn auch berechtigte) Sprachnörgelei.

  14. Gelassenheit und Vorbild

    Das riecht mir alles zu sehr nach Zensur, Umerziehung und Menschheitsbeglückung. Nur ungerne nehme ich das Wort Bücherverbrennung in den Mund, aber in der Konsequenz kommt auch so ein Ruf nach Umdichtung, Kaufenthaltung oder Verbot von literarischen Werken dem sehr nahe. Nun will ich das A.S. nicht unterstellen, um Gottes willen, aber die schlimmsten Verbrechen wurden meist aus vorgeblich guter Absicht selbsternannter Aposteln heraus begangen.

    Nix gehört verboten, nicht die “Satanische Verse” und noch nicht einmal “Mein Kampf”. Auch Parteien nicht, selbst wenn sie sich für die Abschaffung der Demokratie oder des Grundgesetzes einsetzen. Zensur widerspricht dem Wesen von Demokratie, die Absicht dahinter spielt dabei keine Rolle.

    Komisch, man hält die Menschen immer für dumm. Und Kinder werden immer unterschätzt, dabei haben sie ein hohes Urteilsvermögen.

    Rassismus wird von Literatur nicht gefördert, es sei denn, der Boden dafür wäre längst schon vorbereitet. Verbote können rassistische Strömungen, wenn sie einmal vorhanden sind, auch nicht aufhalten.

    Meine Empfehlung: Gelassenheit üben und Vorbild sein.

  15. @ Rauch / Inversion der Konnotation

    Eben. Noch zwei Anekdoten dazu:

    Wenn ich recht informiert bin, nennen sich die Afroamerikaner in USA im Slang untereinander gerne “Nigger”.

    “I stand in front of the mirror every morning and I say: ‘NiggerNiggerNigger…’ at least a hundred times — it makes my teeth white.”

    Das hab’ ich mal als Zitat irgendeines schwarzen Pop- oder Sportstars wo gelesen. Ich kann es leider nicht mehr zuordnen. Der Witz ist herrlich. Vor allem, wenn man sich einen makellos weiss zähnebleckenden, grimmigen Prachtneg… Afroamerikaner dazu vorstellt.

  16. Ich habe keine Angst

    Ich kann mir nicht ernsthaft vorstellen, dass ein Kind, welches man vernünftig, respektvoll und ehrlich aufzieht durch bestimmte Worte in Vorlesetexten geschädigt wird. Meine “Pflegekinder” haben trotz ausführlicher Pippi-Lektüre nie das Verlangen nach einem Affen geäußert oder sich im Unterricht/Kindergarten abnorm verhalten.
    Man muss sich auch mal die Märchen vor Augen halten und deren Frauenbild analysieren. Trotz diesem sind Märchen ein wertvolles Kulturgut, das meine Kinder ausführlich kennen lernen werden.
    Ich bin mit Astrid Lindgrens Werken (und natürlich denen ungezählter anderer Autoren) aufgewachsen, habe diese Phantasiewelten immer sehr genossen und bin trotzdem fähig, meinem Nächsten gegenüber adäquate Sprache zu finden.

  17. So fängt’s an…

    Im Namen der Toleranz sollen jetzt Kinderbücher umgeschrieben oder “freiwillig”, trotz großer Nachfrage”, nicht mehr gedruckt werden. Ich nehme an, die Filme sollen auch nicht mehr gezeigt werden und aus öffentlichen Büchereien sollen die Bücher verschwinden. Nur die Pippi, oder könnte es sich lohnen zu schauen, ob evtl. in anderen Büchern der Kryptofaschistin Lindgren noch mehr rassistisch-frauenfeindliches Material lauert? Ich geh jedenfalls jetzt gleich auf die Seiten des ZVAB und bestellt mir eine alte Ausgabe der Pippi.

  18. Ich behaupte, dass die Verwendung des Wortes Neger früher nicht rassistsich oder herabwürdigend gemeint war. Es gehörte zur Umgangssprache.

    Der Rassismus war “früher” ohnehin schon in extremen Dosen im besten Teil dessen allgegenwärtig, was man weithin für die korrekte ‘wissenschaftliche’ Erkenntnis vom Wesen der ‘schwarzen Männer’ hielt: Geistig unterentwickelte, arbeitsscheue, zerstreuungssüchtige und sexuell überaktive Wilde, als solche der wohlwollenden, wenn auch manchmal harten erzieherischen Hand der kultivierten Weißen bedürftig, aber doch selbstredend nimmer so wertvoll wie diese. Ein eigenes Wort zum diskriminieren war da überflüssig, die diskriminierende Theorie war ja schon Konsens. Der Rassimus lag also vielleicht nicht im Wort selbst, das man sich darum heute als damals gänzlich rassismusfrei und neutral erträumen kann, sondern in dem, was man für ‘neutrale’ Fakten hielt, die unter Verwendung des Wortes heiß diskutiert wurden, und woran sich, wie schon aufgezeigt, auch bei Lindgren deutliche Anklänge finden.

  19. Im Übrigen ermöglicht es die moderne Technik, allen voran Freund Google, sich einen groben Überblick über die Verwendungskontexte des N-Wortes in der Literatur der neutralen Zeitzone zu verschaffen, etwa indem man nach Verwendungen zwischen 1850 und 1950 googlet.

  20. Frage ich mich

    Letzendlich stellt sich hier doch wieder die gleiche Frage wie schon bei den letzten Artikeln über geschlechtsneutrale Sprache (bei denen A.S. seltsamerweise deutlich mehr Unterstützung unter den Kommentatoren hatte): beeinflusst denn unsere Art über irgendeine Menschengruppe zu sprechen merklich unseren Umgang mit ihr? Und bessert er sich bei künstlicher Veränderung der Sprache?
    Das wird immer so stillschweigend vorausgesetzt. Vorstellen kann ich mir das nicht so recht, aber es würde mich doch mal interessieren. Vielleicht wäre das mal einen Blogartikel wert.

  21. @Anatol

    Ich seh das mal als Ankündigung. Wann ist den der Veröffentlichungstermin deines neuen Kinderbuches? 😉

    P.S.: Ich konnte auch schon als Grundschulkind den Hype um Pipi Langstrumpf nicht verstehen, aber das liegt wohl eher daran, dass ich noch nie etwas mit Kinderbüchern anfangen konnte.

  22. Me gusta.

    Es fehlt hier bisher deutlich an begeisterter Zustimmung, deswegen stelle ich mich mal auf diese Seite der Waagschale: Jawoll!
    Also, nicht nur deswegen. Wo es gegen Astrid Lindgren geht, bin ich generell gerne dabei.
    Sie mag als Person der phantastischste Mensch der Welt gewesen sein, aber das ändert nichts an dem Rassismus in ihren Geschichten .
    Kleine Einschränkung: Auch wenn’s schwer fällt, muss ich Christian S. zustimmen. Eine Umschreibung sollte natürlich erkennbar sein und nicht heimlich vorgenommen werden. Aber ich vermute, dass du das auch nicht anders siehst.

  23. @Carl.

    Nun ja, im Endeffekt muß man es mal realistisch betrachten: Solange Pippi Langstrumpf sich gut verkauft (Nr. 5 der beliebtesten Kinderfiguren bei Amazon), wird wohl kein Verlag sie so schnell fallen lassen. Und wenn, nimmt sie halt anschließend ein anderer ins Programm mit auf und freut sich, daß ihm dieser Leckerbissen auf dem Silbertablett serviert wurde.

    Von daher ist die Diskussion eigentlich müßig. Pippi wird höchstwahrscheinlich erst dann vom Buchmarkt verschwinden, wenn tatsächlich die Nachfrage sinkt und das Buch aus Überzeugung nicht mehr gekauft wird, statt aus künstlich hervorgerufenem Mangel. Und dann ist es ja auch für alle Beteiligten in Ordnung.

  24. Da gibt es die Hoffnung, dass die Leute durch aktiven Anstoss zum Umdenken in der Verwendung der Sprache auch ihr Denken im Umgang mit den Menschen zumindest überdenken.

    Zum Thema political correctness im Allgemeinen, die ja so gerne zum Buhmann gemacht wird: ich persönlich trete lieber in der Euphemismentretmühle, als dass ich bewusst beleidigende Begriffe verwende. Man kann das tun und trotzdem daran arbeiten, dass sich die allgemeine Einstellung dahin ändert, dass neue Begriffe nicht erneut als Beleidigung gebraucht werden.
    Es ist immer interessant zu beobachten, dass die, die sich am meisten über politisch korrekte Sprache aufregen, die sind, die am wenigsten unter Ungleichheiten und Diskriminierung zu leiden haben (der “klassische” straight white cis able-bodied male).

  25. Diverses

    @ Daniel, Klausi: Wer hat denn dafür plädiert, Bücher zu verbannen oder zu verbieten? Hätten Sie einen Link auf den betreffenden Text?

    @ Christian S.: Dann dürfen Sie Astrid Lindgren nur auf Schwedisch lesen.

    @ Carl: Dass ein Wort zur Umgangssprache gehört, bedeutet leider nicht, dass es nicht rassistisch oder herabwürdigend gemeint ist. Und wie irgendetwas in katholischen Kirchen genannt wird, ist nun wirklich kein gutes Argument für die Unbedenklichkeit des Wortes Neger.

    @ Felix Rauch, Helmut Wicht: Die „selbstbewusste Umdefinierung eines negativ konnotierten Begriffs“ können nur die damit Bezeichneten vornehmen, und zwar nur individuell und nur aus einer eigenen Entscheidung. Und „die“ Afroamerikaner nennen sich untereinander ganz sicher nicht Nigger.

    @ David: „Der Rassimus lag also vielleicht nicht im Wort selbst, das man sich darum heute als damals gänzlich rassismusfrei und neutral erträumen kann, sondern in dem, was man für ‘neutrale’ Fakten hielt…“ — treffend formuliert, danke! Ich würde hinzufügen: „… und in dem, was man auch heute noch für ‘neutrale’ Fakten hält — zum Beispiel, dass es doch verdammt nochmal ein Wort geben dürfen muss, das eine bestimmte Untermenge von Menschen aufgrund ihrer wahrgenommenen Hautfarbe in eine einheitliche Kategorie wirft.“

    @ anderer Daniel: „[B]eeinflusst denn unsere Art über irgendeine Menschengruppe zu sprechen merklich unseren Umgang mit ihr?“ — Ich sage mal: Offensichtlich. Allein die Tatsache, dass wir die durch das Wort Neger bezeichnete zufällige Untermenge von Menschen für eine „Gruppe“ halten, dürfte etwas mit der Existenz des Wortes zu tun haben.

    @ Anton Maier: Ich setze es auf meine „To-Do“-Liste…

    @ Muriel: Danke für die „begeisterte Zustimmung“, obwohl es mir tatsächlich eher um interessante Diskussionen geht. Wenn ich auf begeisterte Zustimmung aus wäre, würde ich über das Recht auf die Verwendung von Pseudonymen auf G+ schreiben…

  26. Neger vs. Schwarzer

    Sprache und Terminologien ändern sich. Ich habe vor nunmehr 60 Jahren in der damaligben DDR in der Schule gelernt: “Die ausgebeuteten Neger in den afrikanischen Kolonien des Imperialismus werden im imperialistischen Jargon abwertend als “Schwarze” bezeichnet.” Und ich habe heute noch starke Hemmungen, das Wort “Schwarzer” in den Mund zu nehmen.

  27. @Bernhard H.

    Das zieht aber auch Probleme mit sich. In den Kommentaren des vorigen Beitrags wird z.B. das Beispiel der früheren Hilfsschulen erwähnt, die dann umbenannt wurden in Sonderschulen und inzwischen Förderschulen heißen.

    Meine (2.) Mutter ist irgendwann in den 60ern als “Sonderschullehrerin der Fachrichtung Blindenpädagogik” aus dem Studium hervorgegangen und hat diesen Begriff samt dem Wort “Sonderschule” völlig verinnerlicht. Er war Jahrzehntelang Bestandteil ihres Berufslebens und des dazugehörigen Schriftverkehrs.

    Inzwischen wird sie schräg von der Seite angeguckt, wenn sie “Sonderschule” sagt. Das sei doch diskriminierend! Und schwupps: Ohne sie überhaupt besser zu kennen, steckt man sie direkt in die Schublade “Hat was gegen Schüler mit Förderbedarf”.

    Da wird’s dann langsam vollends absurd.

  28. @ A.S.

    „Allein die Tatsache, dass wir die durch das Wort Neger bezeichnete zufällige Untermenge von Menschen für eine „Gruppe“ halten, dürfte etwas mit der Existenz des Wortes zu tun haben.“

    Äh ja, warum auch nicht? „Neger“ sind genau so eine Gruppe (oder Menge, wenn Ihnen das Wort „Gruppe“ schon wieder nicht passt) wie Schwarze oder Menschen mit Migrationshintergrund oder Linkshänder oder Südseeinsulaner. Dass es nicht furchtbar viele sinnvolle Verwendungen für das Wort gibt, ist klar. Und dass es Leute gibt, die es trotzdem versuchen, daran soll die Existenz des Wortes „Neger“ schuld sein?

  29. “And Then There Were None”…

    Ein Text aus dem Jahr 2005, gerade über Twitter gefunden:

    “(…)
    Diese neue Episode im Kampf um eine saubere Sprache kontrastiert mit einem Konflikt, der sich letztes Jahr in England abspielte. Dort wollte der Sender Channel 4 gegen politisch unkorrekte Gesten der Gebärdensprache vorgehen. Doch dadurch erregte er ausgerechnet den Zorn eines Behindertenverbands. Nach einem Bericht des «Sunday Telegraph» ging es um die Gesten, mit denen Juden and Minderheiten symbolisiert werden. Für die Homosexuellen war das offenbar ein Hüftschwung and für die Juden eine angedeutete Hakennase. Channel 4 wollte «modernere, weniger verletzende» Gesten einführen. So könnten die Juden mit der Menora, dem siebenamrigen Leuchter, bezeichnet werden.. Die Behindertenvertreter wolten sich das nicht gefallen lassen. Channel 4 mische sich in die Kultur und das Gesellschaftsbild der Gehörlosen ein, erklärten sie. Das sei eine Form von Diskriminierung. (…)”
    Quelle: http://www.daube.ch/opinions/sprache12.html

  30. Lindgrens Humanismus

    Ich denke, Humanismus war damals anders verstanden als heute. Manche mögen meinen, es wäre humanistisch, den “unterentwickelten” Völkern zu helfen, indem man wie in einer Eltern-Kind-Bezeihung sozusagen die Vorherrschaft über sie übernimmt. Manche meinen das bis heute, siehe Entwicklungshilfe: “Wir wissen, was gut für euch ist”. Eine solche Einstellung mag damals normal gewesen sein, würde heute aber als rassistisch betrachtet. Insofern passt “Neger” eher, weil das auch eine gewisse Einstellung widerspiegelt. Das Problem, das ich sehe ist, dass durch den Austausch von Begriffen so getan wird, als gäbs heute keinen Rassismus mehr.

  31. Daseinsberechtigung von Wörtern

    Ich würde hinzufügen: „… und in dem, was man auch heute noch für ‘neutrale’ Fakten hält — zum Beispiel, dass es doch verdammt nochmal ein Wort geben dürfen muss, das eine bestimmte Untermenge von Menschen aufgrund ihrer wahrgenommenen Hautfarbe in eine einheitliche Kategorie wirft.“

    (A.S.)

    Es muss jedes Wort geben dürfen! Ob jeder es braucht oder man es selbst aktiv verwenden möchte, ist eine ganz andere Frage.

    Wenn es um die Bezeichnung eines Phänotyps geht, kann man zur entsprechenden Gruppenbezeichnung auch einfach Derivieren: dunkle Haut => Dunkelhäutige (statt Neger etc.), blonde Haare => Blondhaarige, blaue Augen => Blauäugige, … Dieses Verfahren wird wohl immer produktiv bleiben, also lohnt sich das Herumreiten auf oder Ändern von entsprechenden Wörtern mit Lexemstatus nicht so recht.

    Auch wenn die Soziolinguistik selbstverständlich ihre Daseinsberechtigung hat, sollten tiefliegende soziologische Probleme nicht an der linguistischen Oberfläche angegangen werden, zumindest nicht primär.

    Was das Fazit des Artikels anbelangt, komme ich praktisch zum gleichen Ergebnis: Wer seine Kinder politisch korrekt erziehen will – und das muss nicht jeder wollen –, sollte entsprechend „reine“ Literatur verwenden.
    Aber, um es mit den Worten irgendeines Musik- oder Filmstars, an dessen Namen ich mich genausowenig wie an den genauen Wortlaut erinnere, zu sagen: „Keine Drogen nehmen ist einfach, aber langweilig; viele Drogen nehmen ist einfach, aber ungesund; wenige Drogen nehmen ist schwer, aber toll.“

  32. PS ad „reine“ Literatur

    Manche Glaubens-, Werte- und Religionsgemeinschaften geben Literaturempfehlungen für ihre Mitglieder bzw. Anhänger und deren Kinder heraus. Leider habe ich bei den „Politisch Korrekten“ – wenn ich diese mal so als Gruppe bezeichnen darf und bis zu einem gewissen Grad sehe ich mich als Teil derselben – manchmal das Gefühl, dass sie das nicht selbst tun wollen, sondern ihre gerechte Sache für so erleuchtet, neutral und allgemeingültig halten, dass dies die verfasste Gesellschaft, d.h. der Staat, übernehmen solle.

  33. @Christoph Päper

    “(…), sondern ihre gerechte Sache für so erleuchtet, neutral und allgemeingültig halten, dass dies die verfasste Gesellschaft, d.h. der Staat, übernehmen solle.”

    Da scheint mir was dran zu sein. Aber wie heißt es doch so schön: “Alle Sprachgewalt geht vom Volke aus.”

    😉

  34. Wenn man Wikipedia trauen darf – meist ist das so – sind es nicht bloß die Erben, die sich gegen ein Umschreiben gewandt haben, sondern auch Astrid Lingren in ihren alten Tage, als der Ausdruck “Neger” längst (wenigstens von der jüngeren Generation) schon als diskriminierend empfunden wurde. Vor diesem Hintergrund fragt sich, ob das Umschreiben im Gegensatz zum Kommentieren nicht einen Urheberrechtsverstoß darstellt. Der Blogbeitrag differenziert m. E. nicht hinreichend zwischen literaturgeschichtlicher Intertextualität (da geht alles) und dem Recht auf geistigem Eigentum (da geht nach deutschem Recht bis 70 Jahre nach dem Tod des Autors sehr wenig).

  35. Ich habe jetzt nur den Artikel und nicht die gesamten anderen Kommentare gelesen, aber hängengeblieben bin ich gleich an einer sehr frühen Stelle:

    Der Verlag betont außerdem, dass Astrid Lindgren „tolerant und allem Fremden gegenüber aufgeschlossen war“, dass ihre Bücher „Liebe und Verständnis gegenüber allen Menschen“ transportieren und von einem „humanitären Anspruch“ charakterisiert sind.

    Das Problem ist ja, dass sie sich wahrscheinlich dafür hielt und es wahrscheinlich im Vergleich zu ihren Zeitgenossen auch war, dass aber sie aber aus heutiger Sicht sich sehr stark patronisierend und herablassend verhält. Die Vorstellung von Südseebewohnern, die einen Weißen automatisch zum König machen, ist heutzutage unmöglich, wurde damals aber nicht in Frage gestellt. Dass man das Wort “Neger” durch ein anderes ersetzt, kann dies nicht wettmachen.

    Das heißt, aus heutiger Sicht dürfte man zumindest den dritten Band überhaupt nicht mehr drucken…

    Ich glaube übrigens nicht, dass die Geschichten um Pippi zeitlos sind. Annikas Mutter, die selbstverständlich nicht berufstätig ist, aber ein Dienstmädchen hat, der Kaufmannsladen, der Jahrmarkt mit dem “starken Mann” – das alles gehört offensichtlich nicht in unsere Zeit, sondern in eine frühere Epoche.

    Ich muss gestehen, dass ich Schwierigkeiten mit dem Verändern von Werken habe (Möglichkeit 1), auch mit sprachlichen Veränderungen wie “Schwarze” statt “Neger”. Das Wort “Neger” drückt gerade die herablassende Sichtweise auf schwarze Menschen aus, die die Geschichte kennzeichnet. Für mich wird eine solche Geschichte dann zu einem historischen Dokument. Ich würde also grundsätzlich Möglichkeit 2 bevorzugen. Die Frage ist: wie kann Möglichkeit 2 so ausgeführt werden, dass sie für fünfjährige Kinder, oder auch für achtjährige Kinder angemessen ist? (und die eventuell auf die Mitarbeit vorlesender Eltern vertrauen muss.)

    Vielleicht reicht es auch, sich eine Möglichkeit auszudenken, die für achtjährige Kinder angemessen ist – ein fünfjähriges Kind ist nicht ein für allemal “geprägt” (war ich ja auch nicht, und ich habe die Bücher in ihrer alten Form gelesen). Wenn das achtjährige Kind dann noch einmal kritisch reflektiert, was es mit fünf naiv genossen hat, ist ja auch eine Menge gewonnen.

    (Und jetzt lese ich die anderen Kommentare.)

  36. mich gruselt es

    wenn ich mir vorstelle, in meiner jugend hätte es nicht im deutschbuch eine geschichte gegeben, in der _zigeuner_ einen igel in lehm einrollen und über dem feuer rösten. diese geschichte incl. des darin verwendeten wortes hatte bei mir jedenfalls eine nachhaltige wirkung – ich fand “zigeuner” romantisch, obwohl alle um mich herum betonten, wie wichtig es wäre, die wäsche von der leine zu holen, wenn sich die ersten blicken liessen.

    ich sage heute noch “zigeuner” und ich sage “negerkuss” und keine PC-polizei der welt wird mich davon abhalten.

    im moment komme ich mir vor, als hätte mich jemand in orwell’s “1984” versetzt – da sind also leute damit bechäftigt, dinge aus büchern und filmen zu löschen, die sie für”nicht korrekt” halten – und stelle mir livius vor, wenn erst die ganze unzivilisierten kriegstreiber zugunsten einer paziifizierten welt herausgestrichen wurden …

    was bitteschön steht im ORIGINAL? steht da “neger”? wenn ja, dann sollte da auch in der übersetzung “neger” stehen, alles andere ist kleinkarierter mist.

    wer nicht in der lage ist, sein kind beim vorlesen beim auftauchen des wortes “neger” in ein kleines gespräch zum thema zu verwickeln und ihm klar zu machen, daß es menschen gibt, die diese worte herabwürdigend verwenden, das wort selbst es aber nicht ist, dem ist eh nicht zu helfen und er sollte lieber walt disney filme mit ihm gucken.

    was für eine elende debatte. ich verstehe langsam das hysterische gekreisch neokonservativer, die vor zu viel “PC” warnen. ich jedenfalls möchte nicht von einer PC-nanny betreut werden.

  37. im moment komme ich mir vor, als hätte mich jemand in orwell’s “1984” versetzt

    Lesen Sie das Buch doch erst mal, bevor Sie sowas schreiben.

  38. Kenn wir das nicht schon?

    Ich will ja nicht kritisch erscheinen… aber ihre Methodik ist auch eine, wenn nicht sogar sehr heftige Form von Rassismus: Das unbedingte Bereinigen von politischer Unkorrektheit führt dazu, orginale Werke zu verstümmeln und einer Maxime der der Weich- und Gleichmacherei zu unterwerfen… wird sehr gerne in Diktaturen, unfreien Systemen und sonstigen Formen der Unterdrückung genommen, Gedankengut zu bereinigen und anzupassen… DA schüttelt es mich.

  39. Euphemism treadmill

    1986

    Heute würde man „Schwarze“ sagen.

    1995

    Heute würde man „Farbige“ sagen.

    2005

    Heute würde man „colored People“ sagen.

    2011

    Heute würde man „People of Color“ sagen.

    2020

    Heute würde man diesen Umstand nicht benennen.

  40. @susanna

    “Die Vorstellung von Südseebewohnern, die einen Weißen automatisch zum König machen, ist heutzutage unmöglich, wurde damals aber nicht in Frage gestellt.”

    Auch wenn die meisten aufgeklärten Europäer es ungern hören: In Afrika gibt es auch heute noch immer wieder Fälle, wo Weiße zu Königen von “eingeborenen” Stämmen gekrönt werden. Mir ist persönlich die Geschichte des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Klaus Thüsing, einem Bruder im Geiste von Efraim Langstrumpf, bekannt, der sich vor Jahren zum König eines Volkes in Ghana krönen ließ (auf ausdrücklichen Wunsch der betroffenen Untertanen wohlgemerkt). Finde leider nur einen sehr oberflächlichen Internetbeleg:
    http://www.buchladen46.de/…1&archive=2009-03

  41. @ anderer daniel: Sie reden noch von Gruppe. Ein Kommentator zu dem ersten Langstrumpf – Beitrag von A.S. wird deutlicher, indem er das Wort “Volk” benutzt. Das Volk der Neger? Ich würde mich totlachen, wenn es nicht so traurig wäre.

    @ A.S.
    …böse gesagt geht es um ein hyperaktives Kind, das unfähig ist, sich zu konzentrieren oder produktiv in soziale Zusammenhänge einzubringen und dessen Vater sich vor seiner Verantwortung für das Kind mit Koffern voller Gold freikauft.
    Danke! Selten eine bessere Charakterisierung von P.L. gelesen.

    Ganz allgemein: Ich finde es interessant, dass so viele Menschen nicht nur auf ein Wort nicht verzichten können, sondern sich auch noch mit Händen und Füßen gegen den Verzicht wehren. Kein Schwarzer will “Neger” genannt werden, aber p.c. – mäßig oder nicht ausgedrückt klingt das heute so: “Ich lasse mir von dir scheiß dunkelhäutigem Mitbürger afrikanischer oder sonstwelcher Herkunft nicht meinen Sprachgebrauch vorschreiben!”

  42. @A.S.

    “zum Beispiel, dass es doch verdammt nochmal ein Wort geben dürfen muss, das eine bestimmte Untermenge von Menschen aufgrund ihrer wahrgenommenen Hautfarbe in eine einheitliche Kategorie wirft.”

    Sie argumentieren, dass es in einer perfekten Welt keine Worte bräuchte für zufällige Teilmengen der Menschheit, und da haben Sie sicher recht.

    In der Realität sehe ich das leider anders. Es ist wahr, dass diese Teilmengen eine Gefahr für jedermanns Denken sind, weil sie dazu verleiten, anzunehmen, die Mitglieder der Teilmenge teilten noch andere Eigenschaften als die eine zufällige, die sie eben zum Teil der Menge macht.

    Aber sie vergessen dabei eine Eigenschaft, die sie automatisch immer teilen: Die Reaktionen der restlichen Welt, die nicht so denkt.

    Wenn irgendwo auf der Welt Völkermord stattfindet, Ungleichheit herrscht, Systemgewalt die Regel ist, dann muss man anerkennen, dass sich das häufig gegen eine Gruppe richtet, die nur durch Herkunft oder Hautfarbe geeint wird.

    Wenn ich nun also sage: “In Land X verdient ein Schwarzer nur halb so viel wie ein Weißer” oder “In Land Y ist die Chance für einen Schwarzen z-mal höher als für einen Weißen, für ein Verbrechen die Todesstrafe zu bekommen”, dann erkenne ich schon die Notwendigkeit von Worten, die die Menschheitsteilmengen “mit heller Haut” und “mit dunkler Haut” beschreiben.

  43. Mengenlehre

    Erstens bilden Menschen von sich aus Mengen, um sich von anderen abzugrenzen und (Gruppen-)Identitäten zu finden. Zu diesem Zweck verändern sie sogar Köpermerkmale, um ein mengentypisches, sie von anderen Menschenmengen unterscheidendes Merkmal zu erzeugen (Tattoos, Beschneidung etc.)

    Zweitens tragen Menschen von Natur aus körperliche Merkmale, die es erlauben, Teilmengen zu unterscheiden: Kinder, Erwachsene, Greise, Frauen, Männer, Dicke, Dünne, Grosse, Kleine. Die Unterscheidung dieser Teilmengen ist trotz aller “PC” sinnvoll. Ich zum Beispiel möchte nicht 40 “Menschenhosen” anprobieren, bevor ich die eine Hose für den mitteldickgrossen Mann finde.

    Drittens ist es unbestritten, dass man mit dem Terminus “Schwarzer, Neger, Farbiger” (was auch immer) eine genetisch extrem heterogene, wenn nicht gar DIE heterogenste Menschengruppe bezeichnet (evol. Anthropol. -> “out of Africa”). Biologisch ist das eine hirnrissige Kategorie/Menge. Das ändert aber nichts daran, dass die amerikanischen Schwarzen selbst, ganz selbstverständlich, das Merkmal “schwarz” zur Selbstabgrenzung gewählt haben. Black Power, Black Muslims, Black Panthers, Black People of America (etc.).

    Viertens ist es ebenso unbestritten, dass es auch durch körperliche Merkmale, die keineswegs “zufällig” oder “selbstgewählt” sind, definierbare Menschengruppen gibt, deren Abgrenzung voneinander Sinn hat. Das reicht von (überlebenswichtigen) Trivia wie “Träger der Blutgruppe A”, bis zu (wissenschaftlichen) Non-Trivia, wie etwa der Frage, ob der “Hobbit”, dessen Knochen kürzlich auf Flores gefunden wurden, eine eigene Zwergform (Art?) des Homo sapiens war.

    Was soll mir also der sprachliche Einheitskleister vom “Menschen”?

    Menschen sind es allemal, Gruppenbildung und Differenzierung ist natürlich und notwendig. Streiten können wir darüber, ob BESTIMMTE Gruppen resp. Merkmale, die man als Definiens heranzieht, Sinn haben. Und welchen Sinn sie haben.

  44. Kirche im Dorf lassen

    Als Kind habe ich Pippi Langstrumpf geliebt, allerdings fand ich den dritten Band schon immer sehr schwach im Vergleich zu den anderen. Nicht nur wegen des darin enthaltenen Rassismus, sondern auch sonst. Das übliche Fortsetzungsproblem. Lindgrens übrige Bücher sind ja auch nicht unproblematisch, und weder die “Brüder Löwenherz” noch “Mio mein Mio” würde ich heute empfehlen. Bei Ronja bin ich hin- und hergerissen, auf der Positivliste stehen eigentlich nur noch “Michel aus Lönneberga” (der im Original übrigens Emil heißt) und die Bullerbü-Bücher.

    Man sollte diese Bücher nicht verändern. Die herablassende Sicht auf Nichteuropäer ist in der Geschichte drin und wird durch den Austausch eines Worts auch nicht geheilt, sondern eher getarnt. Man kann Kindern das durchaus erklären, ich habe beim Lesen von Kinderbüchern viel erklärt bekommen. (Auch bei uns gab es noch viele Kinderbücher von den Eltern, d.h. aus den 20er und 30er Jahren.) Ich habe allerdings Pippi Langstrumpf oder auch Emil Tischbein nicht mit 5 vorgelesen bekommen, sondern irgendwann in der Grundschulzeit selbst gelesen. Ich halte auch nichts davon, Fünfjährigen “Urmel aus dem Eis” vorzulesen.

    Dadurch, dass wir nicht mehr “Neger” sagen, ändert sich nicht die Haltung diesen Menschen gegenüber. Und die Euphemismus-Tretmühle hat ja schon bizarre Blüten getrieben: Irgendwann war “Farbige” nicht mehr erlaubt, und manch beflissener Antirassist meint jetzt, “Menschen of colour” sagen zu müssen. Als wenn es auf Englisch besser wäre 🙂

    In Mark Haddons Roman “The Curious Incident of the Dog in the Night-Time” steht ein autistischer Junge im Mittelpunkt. Er geht auf eine Sonder^H^H^H^H^H^HFörderschule für “children with special needs”. Jetzt dürfen alle raten, was die anderen Kinder rufen, wenn die Förderschüler über die Straße laufen…

    Und Sprache als Werkzeug ist immer auch auf Ökonomie bedacht, weswegen die Verwendung von Ausdrücken wie “behinderte Menschen”, “Menschen afrikanischer Herkunft” etc. sich wohl wirklich nie ganz durchsetzen wird.

  45. @Anatol

    Als jemand der sich sein Leben lang mit diesem schlimmen Wort auseinandersetzen muss, erstmal Danke dafür, dass Du den Mut oder die Lust hast dich mit diesem unangenehmen Thema auseinanderzusetzen. Als Kind dachte ich, dass dieses Wort nur für Schwarze unangenehm ist (milde ausgedrückt). Heute weiß ich, dass es auch für Weiße unangenehm ist, nämlich in zweierlei Hinsicht: Den einen ist es unangenehm, weil sie sich Fremdschämen, den anderen ist es unangenehm, weil man ihnen etwas, in frühen Kindheitstagen lieb gewonnenes, wegnimmt. Wahrscheinlich hat dieses Wort für Sie so etwas Anheimelndes und Vertrautes wie Omas Erdbeerkuchen mit frischer Schlagsahne. Dabei sind Letztere sich nicht bewusst, dass das, dessen Gebrauch sie für so normal wie den Kaffee am Frühstückstisch halten, in Wirklichkeit auf einem Privileg beruht, dass vor Jahrhunderten durch Rassismus und Imperialismus in der Welt verbreitet wurde. Wer möchte schon gerne diese Privilegien aufgeben? Das ist der Grund, warum manche sich so mit Klauen und Zähnen dagegen wehren, diesen diffamierenden Begriff aufzugeben. Es hängt für sie eben sehr viel daran. Und wer sagt Ihnen, dass es in manchen Orten der Welt am Morgen keinen Kaffee und erst recht kein Frühstück gibt. Rassismus aufgeben ja, aber nicht die damit verbundenen Privilegien. Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Ich schreibe dieses Wort, wenn es denn unbedingt sein muss, überhaupt nur noch mit Anführungszeichen.

  46. Ich habe allerdings Pippi Langstrumpf oder auch Emil Tischbein nicht mit 5 vorgelesen bekommen, sondern irgendwann in der Grundschulzeit selbst gelesen.

    Sollte heißen: “Ich habe allerdings Pippi Langstrumpf oder auch Emil Tischbein nicht mit 5 beim Vorlesen kennegelernt, sondern irgendwann in der Grundschulzeit durchs Selberlesen.” Wenn man hier Kommentare editieren könnte…

  47. Astrid Lindgrens Humanismus?

    Auch ich kann mich denen anschliessen, die Astrid Lindgrens Humanismus nicht global lobpreisen.

    Ich denke nicht, dass sie durch und durch von Humanismus geprägt war. Ich denke, sie wollte das Verständnis für Kinder stärken, was damals sicher dringend notwendig war. Pippi ist daher auch eine idealisierte überzeichnete Kinderfigur, die aufzeigen sollte, dass man an (durchaus spezifischem) kindlichem Verhalten Positives sehen sollte. Zu diesem Verhalten gehörte ganz grundlegend die Provokation – und so sehe ich auch die Taka-Tuka-Passage. Dass diese Provokation im Laufe der Jahre durch die gesellschaftliche Änderung ohne ihr Zutun größer wurde, mag Astrid Lindgren gefreut haben oder nicht, dadurch, dass andere von Pippis Provokationen heute nicht mehr auffallen, kann ich mir aber vorstellen, dass sie darauf bestanden hat, dass sie zu bleiben hat.

    Und tatsächlich hat Provokation als Kinder- und Jugendlichenrecht inzwischen völlige gesellschaftliche Akzeptanz – aber bei weitem nicht alle Kinder sind von sich aus provokant.

    Durch und durch humanistische Kinderbücher auch für 5-jährige aus inzwischen schon durchaus historischer Zeit finde ich bei Mira Lobe, die leider viel weniger gehypt wird.

    Die meisten, die von Astrid Lindgren und ihren Werken begistert sind und ihren Kindern kaufen (Amazon-Bestsellerlisten werden nicht von Kindern gemacht sondern deren Eltern), haben ihre Prägung wohl weniger aus den Originalen, sondern von den Filmen und Serien. Und die sind – im Vergleich zu den Büchern – deutlich weichgespült.
    Auch meine Mutter war von Pippi wenig begeistert, und ich hab ihr so lange widersprochen, bis ich das Buch selbst gelesen hatte – kurz bevor ich es meinen eigenen Kindern vorlesen wollte.

    Andere ihrer Bücher finde ich auch schwer erträglich, wie etwa Karlsson vom (auf dem?) Dach, wieder andere jedoch harmlos bis fade, die Vergangenheit verklärend, Ferienlektüre halt, wie etwa die Kinder aus Büllerbü. Wieder andere, wie Kalle Blomquist, sind spannend, würde ich aber auch nicht als besonders pädagogisch wertvoll einstufen.

    Bei uns stehen ein paar Astrid-Lindgren-Bücher im Regal, wurden aber bisher von meinen Kindern nicht gelesen. Sollten sie sie einmal zur Hand nehmen, würde ich sie ihnen nicht verbieten, da ich denke, dass sie dadurch nicht verbogen würden (Ich habe in meiner Jugend in der Ferien-Verzweiflung alle “Trotzkopf” aus dem Vermächtnis meiner Tante gelesen, und habe mich fürchterlich geärgert, aber trotzdem weitergelesen, und es hat mein Weltbild nicht verändert 😉 ). Ich werde sie ihnen aber auch nicht à la “Weltliteratur, muss man lesen” aufzwingen.

    Ich habe es bisher meistens so gehalten, dass ich die Bücher meiner Kinder zuerst selbst gelesen habe, und würde das auch allen empfehlen. Dann müsste man Pippi Langstrumpf gar nicht verbieten. Sie würde einfach sanft entschlummern, so gut ist nicht.

  48. Realsatire Asta FU

    “Mai 2009, Vorlesung der Semitistik/Arabistik am Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin. Für eine in Äthiopien beheimatete Gruppe benutzt der weiße Professor das N-Wort. Nur eine von ca. 60 Studierenden protestiert gegen diese absolut inakzeptable, rassistische Äußerung.”

    http://www.astafu.de/…fdahlem/nr10/content/text2

  49. “Wer möchte schon gerne diese Privilegien aufgeben? Das ist der Grund, warum manche sich so mit Klauen und Zähnen dagegen wehren, diesen diffamierenden Begriff aufzugeben. Es hängt für sie eben sehr viel daran.”

    Selbst wenn das beim Begriff “Neger” eventuell vielleicht(!) in Einzelfällen zutreffen sollte, trifft diese Theorie aber eben nicht mehr auf die Ersatz-Begriffe zu, die das Wort “Neger” seither in bunter Folge ersetzt haben – und inzwischen (bis auf den jeweils aktuellen) ebenfalls verpönt sind. Da ist dann nix mit mehr “liebgewonnenen Privilegien”, die man nicht aufgeben will. Da ist einfach immer wieder nur ein Begriff, der gestern akzeptabel und sogar erwünscht war, und heute plötzlich nicht mehr.

    Jemand, der so einen Begriff über Jahre oder gar Jahrzehnte benutzt hat und dessen Einstellung gegenüber “Them Who Must Not Be Named” vollkommen in Ordnung war und immer noch ist, steht dann plötzlich als Diskriminierer da, nur weil er ein Wort benutzt, das aus der Mode gekommen ist oder vielmehr aus der Kollektion genommen wurde.

    Nehmen wir der Einfachheit halber nochmal das Beispiel der Hilfs-Sonder-Förderschule. Die Schulen sind immer noch die selben, ihre Aufgabe auch und ihre Zielgruppe ebenso. Und genau deshalb wird es nichts nützen, immer wieder neue Begriffe zu erfinden. Denn wer “Those Who Must Not Be Named” als Menschen zweiter Klasse betrachtet, wird das auch dann noch tun, wenn das nächste und übernächste Wort gefunden und zum politisch korrekten Standard erhoben ist.

    Für eine Weile können die echten Diskriminierer dann sich und ihre Haltung hinter diesem neuen Begriff verstecken, bis der Kontext, in dem sie es benutzen, ihre wahre Haltung entlarvt. Und wenn das aktuell politisch korrekte Modewort sich oft genug in inakzeptablen Kontext wiedergefunden hat, wird es quasi zum Sündenbock für die dahinter stehende Einstellung. Es wird in die Wüste geschickt und ein neues muß her. Etc. ad infinitum. _Das_ ist meines Erachtens doch das eigentliche Problem.

    Und genau deshalb habe ich eben kein Problem damit, meinem Kind ein Buch vorzulesen, in dem das Wort “Neger” vorkommt. Weil ich weiß, wie ich und mein persönliches Umfeld zu den Menschen stehen, die mit diesem Wort und all seinen temporär politisch korrekten Nachfolgern gemeint sind. Daß ich natürlich mein Kind über den Euphemismus-Teufelskreis aufkläre und ihm von der eigenen Benutzung des Wortes abrate, damit es keinen Ärger bekommt, steht auf einem anderen Blatt.

    Und noch etwas vergißt evtl. der eine oder andere: Was, wenn die Kinder dann selber lesen können und merken, daß die Erwachsenen jahrelang herumzensiert haben? Sag mir bitte niemand, dann seien die Kinder ja alt genug, um es zu verstehen. Immer mehr Kinder können schon vor der Schule lesen, und selbst wenn nicht, hat man vielleicht gerade mal ein Jahr gewonnen. Was dann?

    Klar bleibt dann zumindest in der Theorie die oben angeregte Verbannung vom Büchermarkt. Nur wird das wohl in der Form tatsächlich nur über einen Index funktionieren. (Siehe oben.) An den sich aber der Rest von Europa im Fall eines Falles wahrscheinlich auch nicht halten wird. Dann kaufen die Eltern die liebgewordenen Geschichten aus ihrer Kindheit halt als Re-Import aus Österreich oder der Schweiz, während die echten Rassisten sich weiterhin fröhlich hinter dem jüngsten Modebegriff verstecken. Glückwunsch…

  50. @A.S.
    Ich habe “verbannen” extra in Anführungszeichen geschrieben, daran ist eigentlich nichts missverständlich. Es sei denn man versucht absichtlich das falsch zu verstehen.

    @Joe Dramiga
    Interessante Sichtweise! Ich sehe da noch 2 weitere Aspekte des Beharrens auf dem Wort “Neger”:

    1. Hat man das Buch selbst (vor)gelesen und sich nicht weiter am Wort Neger gestört, empfindet man den Hinweis auf die diskriminierende Bedeutung des Wortes vermutlich leicht als Angriff auf sich selbst.
    2. Das Zusammenleben mit Schwarzen und die Erfahrung von damit ggf. auftretendem Rassismus sind für den Durchschnittsdeutschen kein Teil der realen Lebenswelt.
    Ich glaube nicht, dass jemand der einen schwarzen Freund/Kollegen/Bekannten hat sich diesem gegenüber hinstellen würde und von den Nachteilen der Euphemismusmühle faseln würde, weswegen man ihn in Zukunft als Neger bezeichen wolle. Wer Andersfarbige nur aus dem Fernsehen kennt, ist eben nicht zwansweise sensibilisiert dafür, was das Wort Neger alles Negative impliziert und wie es einem “Betroffenen” aufgenommen werden würde.

  51. Mädcheniteratur

    Pippi Langstrumpf wurde und wird eh nur von Mädchen gelesen, interssiert(e) also nur etwa die Hälfte der Menschheit. Für einen Jungen wie mich war damals, und ist die Hauptfigur für die Jung’s von heute vermutlich auch noch, eine völlig unmögliche, ja unvorstellbare Person. Man bedenke, ein Mädchen will in den Geschichten stärker als ein Junge sein! Das gibt es doch gar nicht, denkt sich beim Lesen doch ein jeder vorpubertärer Knabe, stellt das Lesen augenblicklich ein und schüttelt verständnislos den Kopf! Sollen doch die Mädchen den Quatsch glauben, ich tu das nicht! Enteilt – und verpasst nebenbei seiner Schwester einen gerade noch freundschaftlich gemeinten, aber durchaus kräftigen Schubser.

  52. @Klausi

    Käse. Nicht IHRE persönliche Geschichte, aber die allgemeine Aussage. Pippi Langstrumpf – alle drei Bücher in einem Sammelband – war das erste richtige Buch, das ich selbständig [und mehrfach] las. Als ich in die Schule kam, hatte ich es schon 3x gelesen. Dann fing ich – klausigemäß – mit Karl May an.

    In diesem Zusammenhang notwendige Info: Ich bin kein Weibchen, sondern habe dick Haare auf der Brust*.

    *Für die Ernstnehmer: Das ist ein satirischer Seitenhieb auf übliche Geschlechterbilder [und wahr].

  53. @Ute Euphemismus und sprachliche Diskrim

    “Jemand, der so einen Begriff über Jahre oder gar Jahrzehnte benutzt hat und dessen Einstellung gegenüber “Them Who Must Not Be Named” vollkommen in Ordnung war und immer noch ist, steht dann plötzlich als Diskriminierer da, nur weil er ein Wort benutzt, das aus der Mode gekommen ist oder vielmehr aus der Kollektion genommen wurde.”

    1. Dann war dessen Einstellung gegenüber diesen eben nicht in Ordnung, denn sonst würde er sie nicht so nennen – und das obwohl er weiß das die Betroffenen nicht so genannt werden sollen.

    2. Wir haben August 2011 anno domini. Nicht nur das Wort ist aus der Mode gekommen, sondern auch der Rassismus, hoffe ich zumindest immer noch.

    “Daß ich natürlich mein Kind über den Euphemismus-Teufelskreis aufkläre und ihm von der eigenen Benutzung des Wortes abrate, damit es keinen Ärger bekommt, steht auf einem anderen Blatt.”

    Damit sagst Du ja gerade deinem Kind, dass ein Mensch mit dunkler Hautfarbe etwas Schlechtes ist, welches zur Beschreibung, die Verwendung von beschönigenden Begriffen notwendig macht, weil dein Kind sonst wenn es die Dinge “beim Namen nennt” sozial geächtet wird.

    Deine einzige Motivation das Wort nicht zu benutzen ist also nur die soziale Ächtung die Du für dein Kind fürchtest, nicht die Vermeidung sprachlicher Diskriminierung der Menschen dunkler Hautfarbe. Dabei ist Diskriminierung doch die größte Ächtung die ein Mensch von der Gesellschaft erfahren kann. Deshalb sollte das eigentlich der wahre Motivationsgrund sein. Nun gut, es hat nicht sollen sein.

  54. “1. Dann war dessen Einstellung gegenüber diesen eben nicht in Ordnung,”

    Falsch. Im Übrigen ist es ein Unterschied, ob ich in einem Buch von Anno Tobak einen Begriff als quasi historisch toleriere und meinem Kind erläutere, oder ob ich einen Mitmenschen heute “Neger” nenne. Wo steht denn bitte, daß ich das je tun würde?

    “Damit sagst Du ja gerade deinem Kind, dass ein Mensch mit dunkler Hautfarbe etwas Schlechtes ist, welches zur Beschreibung, die Verwendung von beschönigenden Begriffen notwendig macht, weil dein Kind sonst wenn es die Dinge “beim Namen nennt” sozial geächtet wird.”

    Ach was? Das ist mir nun aber völlig neu. Mit welchem Wortlaut ich meinem Kind sowas erkläre, dürfte Ihnen wohl kaum bekannt sein. Zur Info: “Die möchten nicht so genannt werden” kam darin vor. “Die sollen sich nicht so anstellen, diese Halbaffen” hingegen keinesfalls. Soweit alles klar jetzt?

    Solche haltlosen, wild abgeleiteten Unterstellungen liebe ich ja mal wieder… Tolle Diskussionsgrundlage, vielen Dank. Und tschüß.

  55. Bezeichnungen

    Kann es sein, daß unsere Gesellschaft ein generelles Problem damit damit hat, anderen Volksgruppen, Minderheiten etc. einen konkreten Namen zu geben? So zumindest kommt es mir vor.

    Daß “Neger” tabu ist, wurde mir erzieherisch mit auf den Weg gegeben. “Schwarzer”? Geht auch nicht. “Menschen mit dunkler Hautfarbe”? Jetzt wirds aber langsam umständlich.
    Meine ganz konkrete Frage an jemanden wie Joe wäre daher: Wie bezeichnet er selber – völlig wertfrei – Menschen mit dunkler Hautfarbe, wenn er sie von hellhäutigen Menschen oder Asiaten abgrenzen möchte, und zwar wenn möglich in einem Wort?

    Bezeichnungen für Bevölkerungsgruppen, Anhänger von Religionen, Minderheiten usw. werden im Allgemeinen nicht von denjenigen geprägt, die damit bezeichnet werden, sondern eben von anderen Leuten, die sich selber gegen diejenigen abgrenzen möchten. Demzufolge sind solche Bezeichnungen häufig mit Anfeindungen, Beschimpfungen oder eben auch Unterdrückung zu bringen.

    Ich bezeichne einen dunkelhäutigen Menschen nicht als Neger, weil derjenige es als herabwürdigend empfinden wird. Das heißt aber noch lange nicht im Umkehrschluß, daß jemand der einen dunkelhäutigen Menschen als Neger bezeichnet das auch automatisch abwertend meint.

    ich habe es beim letzten Beitrag schon geschrieben, warum muß ein Wort auf ewig mit dem Label “politisch inkorrekt” auf der schwarzen Liste stehen? Viele Homosexuelle sagen heute mit Stolz “Ich bin schwul!” und sprechen damit genau das Wort aus, das noch eine Genration zuvor fast ausschließlich in abwertender Bedeutung genutzt wurde.

    Aber wer weiß. Erinnert sich noch jemand an die Fernsehserie Time Trax? Der Serienheld wird in der Zukunft aus der er stammt und in der die Weißen nicht mehr diejenigen sind die mehrheitlich an den Hebeln der Macht sitzen als “Blanco” beschimpft. Vielleicht kehren sich die Verhältnisse also auch einfach um.
    Ich hänge jedenfalls nicht an irgendwelchen “Privilegien” (welche sollen das in Bezug auf Kolonialismus eigentlich sein, die ich als in den 80er Jahren Geborene genossen haben soll?), wenn ich einen Kinderbuchklassiker weder zwanghaft der heutigen Sprachregelung anpassen, noch ihn eben wegen der Tatsache, daß er aus einer anderen Zeit stammt, radikal aus der Lektüreliste der heutigen Jugend streichen will. Wer das tut, macht es sich meiner Meinung nach ein wenig zu einfach. Seinem Kind muß er trotzdem erklären, warum es nicht “Neger” sagen darf.

  56. Die Diskussion um die Bezeichnung des dunkelhäutigen Teils der Weltbevölkerung ist unsäglich weinerlich; wie wohl ums Herz macht dagegen die Reaktion der Schwulen, die einen eindeutig pejorativ gemeinten Begriff stolz aufgenommen und gegen ihre Beleidiger gewendet haben. Ob Neger, Farbige oder Schwarze: unwürdig und zuhauf gestorben wird wie ehedem, siehe Somalia, während im fernen Europa im Rahmen des Antirassismus Kinderbücher zensiert werden. Es ist eine Berufskrankheit von Intellektuellen zu meinen, das Bewusstsein determiniere das Sein, nur weil sie sich mit jenem besonders gut auskennen. Wer das Sprachspiel beherrscht, verbessert damit noch lange nicht die realen Lebensbedingungen der Mitspieler.

  57. Vorschlag zur Güte

    Der Verlag gibt in Zukunft zwei Versionen heraus: die Standardversion (poltisch korrekt): 9,99 Euro sowie die Originalversion (höherwertige “Klassikausgabe”): 19,99 Euro . Und bei den eBooks läßt sich sicher einfach ein Freischaltcode implementieren, der nach Altersnachweis das Lesen des Originals ermöglicht.

  58. Zitat Carolin Liefke: “Ich bezeichne einen dunkelhäutigen Menschen nicht als Neger, weil derjenige es als herabwürdigend empfinden wird. Das heißt aber noch lange nicht im Umkehrschluß, daß jemand der einen dunkelhäutigen Menschen als Neger bezeichnet das auch automatisch abwertend meint.”

    Genau das ist der Punkt. Sinngemäß habe nämlich auch ich meiner Tochter erklärt: “Auch wenn ich weiß, daß du das dann nicht böse meinst, sag nicht “Neger”, sonst werden die anderen sauer oder denken schlecht über dich.”

    Ähnliche Vorwürfe treffen/trafen ja auch meiner Mutter, die sich hüten würde, jemanden “Hilfsschüler” zu nennen, die aber – mit Verlaub – von Anfang der 60er bis Ende der 90er Jahre eben offiziell “Sonderschullehrerin” mit einer Ausbildung in “Sonderpädagogik” an einer “Sonderschule” war. Ich persönlich empfinde es bestenfalls als ignorant, schlimmstenfalls jedoch als böswillig, ihr deswegen – wie oben geschehen – pauschal zu unterstellen, daß dann zwangsläufig auch ihre Einstellung gegenüber ihren eigenen Schülern bzw. deren Nachfolgern inakzeptabel sein müsse, nur weil sie den neuen Trend nicht berücksichtigt.

    Himmel, meine Mutter ist inzwischen über 70 Jahre alt und benutzt eben den Begriff, der ihr zu _ihrer_ aktiven Zeit als politisch korrekter Standard bekannt und sogar im Behördendeutsch verankert war. Sie benutzt ihn, eben _weil_ ihre Einstellung in Ordnung ist. Sie hat nur das Pech, nun in der Übergangszeit zwischen zwei Euphemismen zu leben und nicht sofort und auf der Stelle über die neue Mode informiert gewesen zu sein. Kann nach der Pensionierung ja mal passieren, oder? (Und eben das passiert halt auch beim Euphemismusreigen von “Neger” bis – … ja was eigentlich aktuell? Muß ich wohl alle zwei Wochen googeln, um nur ja nicht als Rassist dazustehen.)

    Doch zurück zu den Kindern. Für sie ist der Begriff “Neger” für bestimmte dunkelhäutige Menschen erstmal ebenso wertfrei wie die Bezeichnung “Banane” für das entsprechende Obst oder “Franzose” für dieses eine unsere Nachbarvolk. Eine Vokabel auf dem langen Weg zum Spracherwerb.

    Wenn ich meinem Kind dann sage: “Paß mal auf, das Wort “Neger” bedeutet dasunddas, aber sag stattdessen lieber diesundjenes, weil die Leute das besser finden und ansonsten sogar sauer werden.” dann frage ich mich, wie in drei Teufels Namen irgendjemand zu der Annahme kommt, ich würde meinen Kindern sagen, ein Mensch mit dunkler Hautfarbe sei etwas Schlechtes. Also wirklich…!

  59. @Carolin Liefke Bezeichnungen

    Dass die Frage, wie man die Gruppe der Menschen mit schwarzer Hautfarbe nennen soll, hier so heftig diskutiert wird, macht das Diskriminierungsproblem deutlich:

    Eigentlich ist die Hautfarbe für das Zusammenleben von Menschen völlig irrelevant. Für Unterscheidungen, die irrelevant sind, entstehen normalerweise auch keine Begriffe. Wir haben keine Bezeichnungen für Blauäugige bzw. Braunäugige; wir haben keine Bezeichnungen für Menschen, die größer als 1,70 m bzw. kleiner als 1,70 m sind.

    Wenn man also Menschen nach Hautfarbe kategorisiert, sollte man schon sehr genau überlegen, wozu man diese Kategorisierung vornimmt. imho macht das genau nur dann Sinn, wenn man über Diskriminierung/Rassismus wg. der Hautfarbe spricht.

    Also ist nicht der Begriff das Problem, sondern die Tatsache, dass man überhaupt meint, einen (kategorisierenden) Begriff zu brauchen. Und genau das ist auch das Taka-Tuka-Problem, dass man nicht einfach mit einem anderen Wort für „Neger“ gelöst bekommt. Man müsste beim Vorlesen schon ausführlicher darüber sprechen, ob sich die Taka-Tuka-Leute tatsächlich wesentlich von der Langstrumpf-Crew unterscheiden und wenn ja, wie.

    Zur Verdeutlichung: Entsprechendes gilt nicht für Schwule. Denn bei der Partnersuche ist die Unterscheidung homo- vs. heterosexuell relevant – aber natürlich nur dort.

  60. @ Carolin

    “Ich bezeichne einen dunkelhäutigen Menschen nicht als Neger, weil derjenige es als herabwürdigend empfinden wird. Das heißt aber noch lange nicht im Umkehrschluß, daß jemand der einen dunkelhäutigen Menschen als Neger bezeichnet das auch automatisch abwertend meint.”

    Manche setzen vielleicht auch auf die meist sofort einsetzende Empörung ihrer Mitmenschen. Ich kannte mal einen ehrwürdigen Professor, der ob einer seiner Arbeitsgruppe zugewiesenen Aufgabe in den versammelten Institutsrat sprach: “das machen meine Neger!” und sich im anschliessenden Empörungsrummel prächtig sonnte. Wusste er doch, dass er als einziger in der versammelten Runde über eine respektable Anzahl von Diplomanden und Doktoranden aus afrikanischen Ländern verfügte.

  61. Hautfarben etc.

    Aber abgesehen von diesden Anekdoten. Ich vermute das Problem mit den despektierlichen Worten und auch despektierlichen Ansichten in dem behandelten Kinderbuch liegt bei vielen auch darin, dass sie an eben dieses Buch eine liebe Kindheitserinnerung hegen. Es erscheint ihnen wie ein Stück aus einer heilen Welt. Und nun soll eben dieses Stück liebgewonnenner heiler Kindheitswelt im Nachhinein als eben nicht ganz so perfekt und heil erkannt werden. Da erkennt man auf einmal so etwas wie unschöne Ansichten in (wenn auch fiktiven) Personen, die man eigentlich liebgewonnen hatte. Und das kann durchaus sehr weh tun. Man möchte diese Peronen auch wenn sie eben fiktiv sind) gerne verteidigen.

    Und was das gegenseitige Abgrenzen angeht: Ich finde, wir reiten viel zu sehr auf diesen oberflächlichen Merkmalen herum. Im Normalbetrieb haben die eigentlich kaum eine Bedeutung. Wir charakterisieren uns Eingeborene hier ja auch nicht ständig über die Haarfarbe oder die Augenfarbe. Ich denke, wir sollten daher den unterschiedlichen Hautfarben ein bisschen weniger Bedeutung beimessen und aufhören, uns im Alltag ständig als “weisse” oder “Schwarze” Menschen zu titulieren.
    Ich glaube, es gibt auf Yourube eine enstprechende Rede von Morgan Freeman.

  62. @Flatolino

    “Wer das Sprachspiel beherrscht, verbessert damit noch lange nicht die realen Lebensbedingungen der Mitspieler.”

    Danke. Und auch der Umkehrschluß gilt: Wer das Sprachspiel nicht beherrscht, verschlechtert damit noch lange nicht die realen Lebensbedingungen der Mitspieler.”

    Er hat vielleicht nur eine Weile nicht mitgespielt oder spielt noch nicht lange genug mit oder ist einfach neu auf diesem speziellen Spielfeld.

    Ob nun “Mitmenschen mit Haut, die stärker pigmentiert ist als die des durchschnittlichen Kaukasiers” (akzeptiert? Oder muß ich direkt ins Gefängnis, ohne über Los zu gehen und ohne 2000 Euro einzuziehen?), Behinderte, Homo- und Transsexuelle – bis man da jeweils die aktuell abgesegnete Terminologie drauf hat, das ist doch oft genug ein ganz schöner Eiertanz.

    Wer da bei jedem falschen/veralteten Gebrauch gleich schreit: “Er hat Jehova gesagt!” und mit der Steinigung beginnt, macht im Grunde auch nichts anderes als Rassisten.

  63. @Gunnar

    “Man möchte diese Peronen auch wenn sie eben fiktiv sind) gerne verteidigen.”

    Nicht unbedingt die Figuren. Sondern eher die Fähigkeit, selber zu denken, zu analysieren und eine Einschätzung zu treffen, ob ein Buch mein Kind indoktriniert oder nicht. Oder ob es mich indoktriniert hat oder nicht.

    Auf der einen Seite fordert man, selbst zu denken, Rassismus zu ächten, sich eine informierte Meinung über Geschichte und Gegenwart zu bilden – und auf der anderen Seite entmündigt man den Bürger, entfernt subjektiv unerwünschte Informationen und schreibt ihm vor, wie er etwas vorzulesen hat, das so nicht immer da steht. Das geht nicht, finde ich. Entweder bin ich ein mündiger, freier Bürger und kann selbst bestimmen, wie ich mit “historischen” Dokumenten umgehe und was ich meinen Kindern wie vorlese, oder ich bin es eben nicht.

    Ein bißchen mehr Zutrauen zu den Eltern wäre nett – wir sind, auch wenn wir keine Sprachwissenschaftler sind, schließlich auch nicht erst gestern vom Baum geklettert. 😉

    Rassismus kann man jedenfalls nicht durch Vokabularverordnungen oder Büchermarktbereinigungen erreichen.

  64. “Wir haben keine Bezeichnungen für Blauäugige bzw. Braunäugige; wir haben keine Bezeichnungen für Menschen, die größer als 1,70 m bzw. kleiner als 1,70 m sind.”

    Ja aber Du nennst sie doch gerade, die Bezeichnungen, die es angeblich nicht gibt. ^^ Es gibt auch noch Braunhaarige und Blonde, und wer Lust hat, mal nach Farb- und Typberatung zu googeln, wird feststellen, daß die Modewelt Menschen in Sommer-, Frühlings-, Herbst- und Wintertypen unterteilt. Klar kann man sich über Sinn und Zweck unterhalten, aber selbst wenn die Unterteilung sinnlos ist, muß dennoch nicht automatisch eine abfällige Einschätzung dahinterstecken.

    Und wenn wir mal bei den Kindern bleiben, so ist selbstverständlich die Hautfarbe erstmal _der_ große Unterschied, den ein kaukasisches Kind zwischen sich und einem z.B. schwarzhäutigen Kind bemerkt. Völlig unabhängig von jeglicher Wertung. Nun krampfhaft auf das Kind einzuwirken, daß es gefälligst jegliche Wahrnehmung von Unterschieden zu unterlassen oder zumindest zu verschweigen hat, halte ich für ausgemachten Unfug. Damit fördert man nur Heuchelei und einen verkrampften Umgang.

    Sehr gerne zeige ich meinem Kind aber eine Abbildung in einem Anatomiebuch, wo nur Skelett, Muskeln und Organe zu sehen sind und erkläre: “Guck mal: Auch wenn andere Leute außen eine andere Farbe haben, steckt innendrin genau das selbe wie in dir. Die Haut ist nur deshalb bei manchen dunkler, damit sie nicht so schnell von der Sonne verbrannt werden. Weil die in ihren Ländern stärker scheint. Ansonsten seid ihr gleich.”

  65. “Verlage könnten aufhören, sie nachzudrucken und sie könnten stattdessen neuen Autor/innen und neuen Geschichten eine Chance geben, bessere Geschichten zu schreiben. Und Konsument/innen könnten aufhören, sie ihren Kindern vorzulesen. Es ist ja nicht so, als ob eine Welt ohne Pippi Langstrumpf unvorstellbar oder eine literarische Dystopie wäre. Pippis fünfzehn Minuten Ruhm dauern jetzt schon sechzig Jahre.”

    Genau, sie dauern schon 60 Jahre. In meiner Kindheit wurden die Pipi Langstrumpf Bücher gerne gelesen, genauso wie eine Generation zuvor und wie heute immer noch. Warum? Weil darin so schön Vorurteile gepflegt und andere diskriminiert wurden? Astrid Lindgren war schlicht und ergreifend eine gute (Kinderbuch-)Autorin. Wenn es neue, gute Autoren gibt, werden auch deren Bücher gelesen werden, auch(!). Wieso soll man Bücher nicht mehr lesen und vom Markt nehmen, weil möglicherweise einige Sätze darin heutzutage falsch verstanden werden können oder politisch nicht korrekt sind? Mir graut vor einem Land, in der einige wenige (oder auch eine Mehrheit) beschließen, was noch gelesen/gesehen/gehört und vielleicht sogar gedacht werden soll/darf und was nicht. Nein danke, hatten wir schon.

    Den Kindern beim Vorlesen Erklärungen liefern und mit ihnen über das gelesene diskutieren? Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich war früher mal ein Kind. Damals fand ich soetwas ungeheuer nervtötend. Ich wollte eine Geschichte hören und nicht moralisiert werden. Lassen wir doch Kinder Kinder sein und behandeln sie nicht wie kleine Erwachsene. Das Spiel der political correctness werden sie (leider) noch früh genug lernen. Haben Sie wirklich Sorge, dass die Wortwahl in Astrid Lindgren Büchern aus Kindern Rassisten machen könnte? Ich halte Kinder für intelligenter.

    Das erinnert mich an die Geschichte als Fox News Speedy Gonzales nicht mehr ausstrahlte, weil diese Cartoons diskriminierend gegenüber Mexikanern seien. Die League of United Latin American Citizens zusammen mit anderen Fans sorgte dafür, dass die Cartoons wieder zurück ins Programm gebracht wurden. In lateinamerikanischen Ländern erfreuten sich diese Streifen schon immer großer Beliebtheit.

  66. lieber daniel

    ich brauche es nicht zu lesen, um mich daran zu erinnern, was winston smith beruflich macht … im moment sind offensichtlich eine menge winstons unterwegs.

  67. Lieber Hinterwäldler

    Das Lesen scheint ja nun auch nicht gerade zu Ihren Stärken zu gehören. Belassen wir es also dabei.

    Viele Grüße

    David

  68. Eigentlich ist die Hautfarbe für das Zusammenleben von Menschen völlig irrelevant. Für Unterscheidungen, die irrelevant sind, entstehen normalerweise auch keine Begriffe.

    Oder … Vielleicht entstehen Wörter auch, weil eine Unterscheidung gemacht werden muss, die völlig harmlos ist. Immerhin könnte man nach ihrem Modell die hierarchische Struktur des Artbezeichnungen als ‘Speziesmus’* bezeichnen.

    Stellen Sie sich die durchaus alltägliche Situation vor, dass dort drüben eine Gruppe Menschen steht, der Einfachheit halber: 1 Kaukasier, 1 Asiate, 1 Mensch mit kürzlich schwarzafrikanischer Herkunft. Sie wollen nun jemandem etwas über einen dieser Männer erzählen. Ich bin recht sicher, dass offensichtliche Charakteristika eine Rolle spielen werden, den richtigen kenntlich zu machen, z.B. den Weißen [der ja eher nicht weiß ist], den Asiaten oder eben den Mann mit der dunkelsten Hautfarbe.

    Genauso macht es Sinn, nach Geschlecht, Haarfarbe, Größe, Körperumfang, Alter und ich weiß nicht, was noch alles zu differenzieren – sofern diese Kriterien der schnellen Kommunikation dienen. Bestände oben erwähnte Gruppe aus 2 Männern und einer Frau, und sie wollten über die Frau etwas sagen, wäre es eher blöd, das Geschlecht als kennzeichnendes Kriterium unter den Tisch fallen zu lassen.

    *Bemühen Sie sich nicht, ich weiß, dass es das tatsächlich gibt.

  69. Gut gebrüllt, Löwe!

    Deine einzige Motivation das Wort nicht zu benutzen ist also nur die soziale Ächtung die Du für dein Kind fürchtest, nicht die Vermeidung sprachlicher Diskriminierung der Menschen dunkler Hautfarbe. Dabei ist Diskriminierung doch die größte Ächtung die ein Mensch von der Gesellschaft erfahren kann. Deshalb sollte das eigentlich der wahre Motivationsgrund sein.

    Sie haben hier ja trefflich vorgeführt, worum es im Eigentlichen geht: Nicht die Diskriminierung soll bekämpft werden, sondern ein Wort. Denn: Diskriminierung findet nicht in einem Wort statt. Niemand wird diskriminiert, wenn man »Negerkuss« sagt. Diese – wie auch immer zu bennenenden – Leute, deren Vorfahren irgendwann aus Afrika stammten, werden auf ganz andere Weise diskriminiert, wenn sie z.B. schwerer einen Job oder eine Wohnung bekommen oder sich mit Vorurteilen konfrontiert sehen, durch die sie herabgesetzt werden. Das wäre natürlich weitaus schwieriger zu bekämpfen, als das Wort Neger. Und so macht man sich der gutmsnschlichen Einfachheit halber an der Bekämpfung unliebsamer Wörter einen moralisch schlanken Fuß und gibt vor, das würde das Denken ändern. Seltsam nur, dass sich an Diskriminierung in den letzten Jahrzehnten nicht viel geändert hat. Nur die Sprache ist schöner geworden.

  70. Jetzt mal aus übersetzungswissenschaftlicher Sicht – eine neue Übersetzung mit anderem Wortlaut als die früheren Übersetzungen anzubieten, bedeutet ja nicht, dass man Astrid Lindgrens Bücher “umschreibt”, da es nunmal nicht die >eine< Übersetzung eines Textes gibt, sondern der Übersetzer wählt m. E. die passende Formulierung, um die Bedeutung des Ausgangstextes in die Zielsprache zu übertragen. Ich würde es deshalb nicht für falsch halten, passende Alternativbezeichnungen in eine Neuübersetzung einzubringen.

  71. Wow, Tiger!

    Leute, deren Vorfahren irgendwann aus Afrika stammten, werden auf ganz andere Weise diskriminiert, wenn sie z.B. schwerer einen Job oder eine Wohnung bekommen oder sich mit Vorurteilen konfrontiert sehen, durch die sie herabgesetzt werden. Das wäre natürlich weitaus schwieriger zu bekämpfen, als das Wort Neger. Und so macht man sich der gutmsnschlichen Einfachheit halber an der Bekämpfung unliebsamer Wörter einen moralisch schlanken Fuß und gibt vor, das würde das Denken ändern.

    Damit haben Sie’s dem schwarzen Gutmenschen aber gegeben! Soll der sich doch erst mal klar machen, was ihn wirklich diskriminiert und was nicht.

    Ist es denn wirklich so abwegig, davon auszugehen, daß ein Ende der Diskriminierung sich sowohl in veränderten Bedingungen auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt als auch im Verzicht auf beleidigende Ausdrücke zeigen sollte, Sie (vermutlich) bleiche Kartoffel?

  72. hh

    Ist es denn wirklich so abwegig, davon auszugehen, daß ein Ende der Diskriminierung sich sowohl in veränderten Bedingungen auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt als auch im Verzicht auf beleidigende Ausdrücke zeigen sollte,

    Solange die Sprachkosmetik als Ablassbriefchen dient, kann man die wirklichen Probleme getrost unbearbeitet lassen, wie man in der politisch korrekten Praxis leicht feststellen kann.
    Doch “An ihren Taten sollte ihr sie erkennen”. Schön sprechen kann jeder. Und sich hinterher so richtig gut fühlen, tolerant und aufgeklärt ebenso. Nur das ist nämlich der Grund, warum politisch korrekte Sprache so vehement verteidigt wird: Weil sie so billig zu haben ist und vor weiteren Beschwerlichkeiten in Sachen Antidiskriminierung bewahrt.

    Sie (vermutlich) bleiche Kartoffel?

    Versuchen Sie bitte nicht, witzig zu sein. Danke.

  73. @Ute: Ach Gottchen; wo die Meinung vertreten wird, daß es schon Gutmenschenheuchelei sei, wenn man sich wünscht, nicht beleidigt zu werden, sollte man wohl nicht so kleinlich sein. Vor allem aber sollte man die ‘Beleidigung’ nicht für witzig gemeint halten.

  74. liebster david

    ist zwar jetzt schon 40 jahre her, daß ich es gelesen habe, aber was soll’s, ich hab’s mittlerweile eher mit dem zuhören – das thema war schon vor wochen thema eines beitrags im dlf/dlr (hubert henning am 03.03, 19:52) – zeit genug mir ne meinung zu bilden.

    du scheinst eine zu haben, wenn du reizworte siehst …

  75. Um Gottes Willen, Leute!
    Ihr verzichtet auf so vieles im Leben!
    Warum ist es so verdammt schwer für Euch auf ein Wort zu verzichten?
    Spaghettifresser, Kanacke, Schlitzauge, Froschfresser, Ziegenficker…
    All das sind Worte, die in einer Diskussion wie dieser hier niemand ersnthaft verteidigen würde.
    In jeder Diskussion taucht einer (oder tauchen viele) auf, der das Wort verteidigt. Niemand braucht das verdammte Wort!
    “Schwarz” ist korrekt, denn als “schwarz” bezeichnet zu werden empfinden Schwarze nicht als Beleidigung, jedenfalls, wenn man Noah Sow glauben darf. Die ist deutsch und schwarz und hat ein Buch geschrieben: “Deutschland Schwarz Weiß”. Das zu lesen könnte ein Anfang sein für alle, die sich hier die Keyboards blutig diskutieren.
    Die erhellendsten Kommentare kommen hier von Joe Dramiga, der recht zu haben scheint, dass Leute, die nicht auf das Wort “Neger” verzichten wollen glauben (oder befürchten), auf viel mehr verzichten zu müssen.
    Macht mal einen ganz ehrlichen Test mit Euch ganz allein zu Hause: Setzt Euch entspannt hin, atmet ruhig und entspannt Euch. Schließt die Augen und sagt langsam in den Raum hinein das Wort “Neger”. Spielt mit dem Wort. Dreht es und wendet es. Und dann schaut Euch in aller Ehrlichkeit vor Euch selbst an, welche Assoziationen dazu in Euch aufsteigen.
    In der nächsten Übung könnt Ihr dann “Bimbo” drannehmen. Oder hattet Ihr das schon?

  76. Vor allem aber sollte man die ‘Beleidigung’ nicht für witzig gemeint halten.

    … glauben Sie bitte nicht, Sie wären befähigt mich zu beleidigen. Danke.

  77. .

    Warum ist es so verdammt schwer für Euch auf ein Wort zu verzichten?

    Es geht gar nicht um das Wort. Man müsste nämlich auf Diskriminierung verzichten, statt einfach ein Wort zu streichen. Dem Schwarzen bringt es rein gar nichts, wenn “Neger” nicht mehr im Kinderbuch geht. Aber die Streicher fühlen sich prima. Sie haben ihr soll erfüllt. Das funktioniert mit allen anderen politsch korrekten Begriffen genauso: Man sagt “Studieredne” statt Studenten, aber glauben Sie ernsthaft, der Physikprofessor hält deshalb seine 2-3 Studentinnen für ebenso physikbegabt wie seine Studenten und teilt ihnen das auch mit? Meinen Sie, die “Studierenden” würden auch nur eine Frau dazu bewegen, Physik statt Germanistik zu studieren? usw. Man kann gern und sehr einfach auf ein Wort verzichten und sich vom Rest der Diskriminierung freikaufen. Darum gehts. Politische Korrektheit ist eine selbstgefällige Gutmenschenveranstaltung, mit der sie sich über andere zu erheben versuchen.

    Macht mal einen ganz ehrlichen Test mit Euch ganz allein zu Hause: …

    Toll! Gutsein für zu Hause!!
    Und wenn ich zu Haus im Keller heimlich mal Neger sage, werden sich vermutlich Millionen unmittelbar diskriminiert fühlen, was?

    Und dann schaut Euch in aller Ehrlichkeit vor Euch selbst an, welche Assoziationen dazu in Euch aufsteigen.

    Bei mir steigt da gar nichts auf: Weil nämich niemanden diskriminiere. So einfach ist das. Und daran ändert das Wort Neger rein gar nichts. Es würde aber auch nichts ändern, wenn ich ein Rassist wäre. Denn das Wort ist nicht rassistisch, Menschen sind es.

  78. @ Carolin Liefke

    Wenn es in einem bestimmten Kontext wichtig ist bezeichne ich mich als Schwarzer. Ein Wort “reicht” allerdings nicht aus um mich z.B. von einem Asiaten “abzugrenzen”. Asiaten können schwarz sein, Europäer können schwarz sein, Afrikaner können schwarz sein…
    Asiaten können weiß sein, Europäer können weiß sein, Afrikaner können weiß sein. Es gibt kein konkretes Problem gesellschaftliche Minderheiten zu benennen. Es gibt Leute die ein Problem haben ihre vor Jahrhunderten erworbene Defintionsmacht aufzugeben.

  79. @ Ute Diskussionsgrundlage

    Nehmen wir mal an ein Kind würde Dich als “Nazi” bezeichnen,weil es gehört hat das die Nazis Deutsche waren. Das ist ja lediglich eine Abkürzung für Nationalsozialist, also ein Mensch der eine bestimmte politische Gesinnung vertritt. Nicht mehr und nicht weniger – oder ??? Es ist ja nichts Schlimmes eine politische Gesinnung zu haben. Jeder Mensch hat eine politische Gesinnung. Genau wie jeder Mensch eine Hautfarbe hat. Jeder hier im Blog, da bin ich mir sicher, würde dem Kind sagen dass dieses Wort aufgrund der Geschichte eben nicht nur einfach eine politische Gesinnung ausdrückt, sondern tragischerweise noch viel viel mehr.Jeder würde sagen, dass das Kind Dich übel beschimpft hätte, wenn auch unabsichtlich. Um so schlimmer wenn Du als etwas bezeichnet wirst, was Du nachweislich definitiv nicht bist. Genau so schlimm ist es für schwarze Menschen als etwas bezeichnet zu werden, was sie nicht sind. Sie sind nämlich keine …..

  80. Wer hats gelesen?

    Die meisten Kommentatoren hängen sich hier ja an dem Begriff auf, den anatol eigentlich schon im vorangegangenen Beitrag diskutiert hat. Hier gehts aber eigentlich eher um die Darstellungsweise in den Pippi-Langstrumpf-Büchern ansich, und das ist ja auch des Pudels Kern.

    Ich frage mich allerdings, wer hier alles nochmal einen Blick in das Buch geworfen hat, bzw. die Geschichten irgendwann mal selber gelesen bzw. vorgelesen bekommen hat, bevor er in die Diskussion eingestiegen ist.

    Nur zur Erinnerung: Die von Anatol im vorangegangenen Beitrag monierte Passage stammt aus dem zweiten Band, in dem Pippi dann aber letztlich gar nicht nach Taka-Tuka-Land fährt. erst im dritten Teil geht sie gemeinsam mit Thomas und Annika auf die Reise. Und was müssen Kinderaugen dort lesen? Von dem angedachten Diener aus dem zweiten Band will Pippi garnichts mehr wissen, im Gegenteil, sie will nicht, daß sich die Taka-Tuka-Bewohner ihr zu Füßen legen. Stattdessen werden die Taka-Tuka-Kinder ihre Spielkameraden – und vor allem exakt genauso behandelt wie Thomas und Annika.

    So wie ich das sehe, bieten die Geschichten jede Menge Ansatzpunkte, um mit Kindern über das Miteinander von verschiedenen Kulturen und auch Diskriminierung zu sprechen – offensichtliche und weniger offensichtliche.

    Man kann (und sollte!) Kindern klarmachen, welches Verhalten anderen Menschen gegenüber angemessen ist. Der entscheidende Punkt ist doch aber: Das geschieht nicht dadurch, daß man den Kindern nur noch politisch zu 100% korrekte Bücher zu lesen gibt, so daß man mit ihnen nicht mehr darüber sprechen muß was sie lesen. Diskriminierende Äußerungen bekommen sie irgendwann trotzdem von anderer Seite zu hören.

  81. @Joe Dramiga

    Den Nazi bekommst du als Deutscher besonders im englischsprachigen Ausland (allen voran Großbritannien) noch heute immer wieder regelmäßig zu hören – besonders wenn du neben dem klassischen Akzent auch noch ein Paradebeispiel für die Stereotype vom blonden Arier bist. Da hätten wir das ganze also mal andersrum.

    Den Nazi bekommt man sogar hierzulande in politischen Kreisen schnell zu spüren, zum Beispiel wenn man es wagt, sich kritisch über den Umgang der Israelis mit der palestinensischen Bevölkerung zu äußern. EIn indirekteres Beispiel ist, wie schnell im Zusammenhang mit der Finanzkrise die Forderung von deutschen Reparationszahlungen ausgegraben wurde. Ist jeder Mensch also in irgendeiner Form über Generationen hinweg von anderen stigmatisiert?

    Was bleibt ist: All das hat nur bedingt etwas damit zu tun, ob Kinder in der heutigen Zeit eine Fantasiegeschichte von einem kleinen Mädchen lesen sollten, das sich vorstellt wie es ist eine Prinzessin zu sein. Eine (weiße) Prinzessin, die sich einen (schwarzen) Diener wünscht. Die Herrscherin über eine ganze Insel und ihre Einwohner. Eine Sklaventreiberin also. Die Übergänge sind fließend, und darüber muß man mit Kindern reden, ebenso wie über die Wortwahl, die in der Geschichte zur Anwendung kommt.

  82. nee

    Um so schlimmer wenn Du als etwas bezeichnet wirst, was Du nachweislich definitiv nicht bist.

    Ich kann hier nur für mich sprechen: Wenn mich jemand als etwas bezeichnet, was ich nicht bin, dann ist das primär nicht meine Angelegenheit. Leute haben die Freiheit, andere zu bezeichnen, wie sie wollen. Das kann ich nicht verhindern. Und ich habe die Freiheit, so eine Bezeichnung – ganz im Sinne des Beleidigers – als Beleidigung aufzufassen, oder zu ignorieren und seine Beleidigugsabsicht zu sabotieren.

    Wenn jemand allerdings eine Tatsache benennt, kann das keine Beleidigung sein, denn es ist real.

  83. Politische Korrektheit ist eine selbstgefällige Gutmenschenveranstaltung, mit der sie sich über andere zu erheben versuchen.

    Ihre Dogmen in allen Ehren; ich bewundere Menschen mit starkem Glauben manchmal ein klitzekleines bißchen. Und Sie haben ja sogar Recht mit Ihrer banalen Einsicht, daß eine Veränderung des Sprachgebrauchs alleine noch keine Veränderung von Einstellungen bewirken muß.

    Zu begründen, warum eine Veränderung von Einstellungen nicht auch mit einem Verzicht auf beleidigende Ausdrücke einhergehen muß, sind Sie bisher jedoch schuldig geblieben, und ich vermute auch nicht, daß Sie dazu imstande sind. bestenfalls kann man den bizarren Versuch erkennen, Schwarzen das Recht, einen Ausdruck als beleidigend zu empfinden, einfach abzusprechen.

    Ein gut gemeinter Tip für Sie: Legen Sie einen Garten an oder machen Sie einen Kochkurs. Fürs Denken sind Sie offenkundig nicht geschaffen. Die Begabungen sind halt ungleich verteilt.

  84. @ David Engelsgeduld?

    “Der Affe greift nach dem Mond, der sich im Wasser spiegelt.” (Miyamoto Mushashi)
    Wird Dir nicht langweilig dem Affen weiter dabei zuzuschauen? ;-)Ich bin des Zuschauens müde.

    “Aber ich meinte das doch gar nicht rassistisch“ ist eine oft angebrachte Rechtfertigung, wenn sie einen verletzenden Begriff gebraucht haben. Die individuelle Intention kann aber den rassistischen Gehalt und die Auswirkungen eines Wortes nicht verändern.

    Jede rassistische Benennung transportiert seine eigene umfassende Geschichte und schreibt gleichzeitig das Benannte fest. Sie schreibt dem so Angesprochenen einen Ort zu der in der kolonialen Vergangenheit liegt. Durch die Anrede wird diese Geschichte neu inszeniert und werden rassistische Rollenverteilungen in der Gesellschaft gesichert. Ich bin der Herr und Du bist mein …..

    Wer z.B. einen Deutschen als “Nazi” bezeichnet, weist ihm auch einen Ort in der Vergangenheit und eine Kollektivschuld zu. Zurecht reagieren die Leute empört. Aber wenn ich als Schwarzer auf einen bestimmten Begriff empört reagiere, werden auf einmal dicke Krokodilstränen vergossen und ich als der Beleidigte muss noch Taschentücher verteilen.

    “Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. So kommen keine guten Werke zustande. Also dulde man keine Willkür in den Worten.”

    (Konfuzius)

  85. “Aber ich meinte das doch gar nicht rassistisch“ ist eine oft angebrachte Rechtfertigung, wenn sie einen verletzenden Begriff gebraucht haben. Die individuelle Intention kann aber den rassistischen Gehalt und die Auswirkungen eines Wortes nicht verändern.

    Ja. Die wenigsten sind auch dazu in der Lage, ein “das war eine rassistische Äußerung” überhaupt anders zu deuten als “Du bist Rassist”. Aber es ist doch klar, daß jemand, dem die üblen Konnotationen des Wortes nie beigebracht wurden, es zunächst unbedarft und ohne böse Absicht verwenden kann. Dann kann man ihm oder ihr erklären, was es damit auf sich hat und daß es beleidigend ist; er oder sie – sofern anständig – verwendet es nicht mehr und damit hat sich’s. Stattdessen reagieren die Leute regelmäßig, als hätte man ihnen gesagt, sie seien der neue Hitler.

    Jede rassistische Benennung transportiert seine eigene umfassende Geschichte und schreibt gleichzeitig das Benannte fest.

    Dummerweise halt nur für die, die sich zumindest in den Grundzügen mit der betreffenden Geschichte auskennen. Und die völlig ahnungslosen meinen dann, aus ihrer Ahnungslosigkeit besondere Rechte ableiten zu dürfen. Besonders eindrucksvoll finde ich da den naiven Solipsismus, mit dem Carolin Liefke zu Werke geht, wenn sie meint, die üblen Konnotationen des Wortes kämen daher, daß man ihr als Kind beigebracht hat, es sei böse, anstatt danach zu fragen, warum man ihr das beigebracht haben könnte. Man sieht daran auch, was Stefanowitsch oben schon sinngemäß schrieb: “Das Wort ist böse, sag das nicht!” Reicht halt nicht aus.

    Aber wenn ich als Schwarzer auf einen bestimmten Begriff empört reagiere, werden auf einmal dicke Krokodilstränen vergossen und ich als der Beleidigte muss noch Taschentücher verteilen.

    Wenn ich ihm noch Reste von Verstand zuschreiben möchte, muß ich davon ausgehen, daß Studierendenfutter gar nicht gerafft hat, daß Du selbst ein Schwarzer bist – auch wenn ich nicht weiß, wie man nach den ersten Sätzen Deines ersten Kommentars hier noch sinnvoll von etwas anderem ausgehen konnte. Das war für mich auch das erschreckendste an der ganzen Diskussion: Der Grundmodus ihres größten Teils war: Weiße unterhalten sich darüber, was sie empfinden, wenn man ihnen das N-Wort nimmt. Daß da ein Schwarzer kommen und mitreden könnte, war gar nicht vorgesehen. Es ist wirklich unheimlich.

    “Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. So kommen keine guten Werke zustande. Also dulde man keine Willkür in den Worten.”

    Sehr schön, das trifft es gut. Aber heute liest man halt eher Pinker, und selbst den versteht man wahrscheinlich höchstens notdürftig.

  86. .

    Ein gut gemeinter Tip für Sie: Legen Sie einen Garten an oder machen Sie einen Kochkurs. Fürs Denken sind Sie offenkundig nicht geschaffen. Die Begabungen sind halt ungleich verteilt.

    Was Ihre Bemühungen angeht, mich zu beleidigen: Lassen Sie es. Sie begeben sich damit auf eine Selbstoffenbarungsebene, die Sie und Ihre Argumente disqualifiziert.

  87. .

    Zu begründen, warum eine Veränderung von Einstellungen nicht auch mit einem Verzicht auf beleidigende Ausdrücke einhergehen muß, sind Sie bisher jedoch schuldig geblieben, und ich vermute auch nicht, daß Sie dazu imstande sind.

    Das ist ganz einfach, David. Passen Sie jetz gut auf und lesen Sie notfalls mehrmals:

    Weil sich die Einstellungen nicht geändert haben. Es gibt in Deutschland ohne das Wort Neger keienswegs weniger Rassismus. Schauen Sie dazu gern mal den Film von Günther Wallraff “Schwarz auf Weiß”. Es gibt auch trotz “geschlechtergerechter Sprache” nicht mehr Geschlechtergerechtigkeit und die Menschen in der DDR hielten die Mauer nicht für einen “antifaschistischen Schutzwall”, obwohl die SED ihnen das 40 Jahre lang vorgebetet hat.

    Wenn sich Einstellungn ändern, ändert sich die Sprache von ganz allein.

    ps: Stellen Sie sich mal vor, ich wäre ein Schwarzer. Dann wären Sie jetzt ein Rassist, weil sie versucht haben, mich zu beleidigen, ganz ohne das Wort Neger.

  88. .

    Nein

    Falls Sie mit Förmchen werfen wollen: Das geht online nicht! Und antworten Sie bitte nicht mit “DOCH”.

  89. Stellen Sie sich mal vor, ich wäre ein Schwarzer. Dann wären Sie jetzt ein Rassist, weil sie versucht haben, mich zu beleidigen, ganz ohne das Wort Neger.

    So ein Blödsinn. Niemand würde bestreiten wollen, daß es schwarze Deppen geben kann.

  90. @David

    Find ich jetzt interessant, daß Sie wissen in welcher Form meine Eltern mit mir als Kind über das Thema gesprochen haben – erzählen Sie doch mal, abgesehen davon daß es um Negerküsse ging, kann ich mich nämlich gar nicht mehr konkret an die Situation erinnern.

    Schande aber auch, ich gebe zu das “böse” Wort als kleines Kind für harmlos gehalten zu haben – bis zu dem Zeitpunkt, an dem man es mir erklärt hat. Erklärt, und nicht einfach nur verboten. Nichts anderes schreibe ich ja die ganze Zeit, was der aufmerksame Leser auch bemerken würde – wenn er denn nicht nur das lesen würde was er lesen will.

    Ich wage zu behaupten, mich länger mit dem Thema Kolonialismus auseinandergesetzt zu haben als so mancher der Schreiber hier. Um das Thema hat der Geschichtsunterricht an deutschen Schulen nämlich zumindest zu meiner Schulzeit einen großen Bogen gemacht – für mich damals umso mehr ein Grund mich damit zu beschäftigen. Dennoch kann ich mit einem persönlichen Bezug wie Joe ihn hat nicht dienen. Ich kann nur versuchen das Gefühl, das ein Mensch mit dunkler Hautfarbe hat wenn er mit besagtem Wort bezeichnet wird, anhand dessen nachzuvollziehen was ich darüber weiß.

    Seit mir die Bedeutung des Wortes als Kind bewußt gemacht worden ist, habe ich es nicht mehr verwendet. Ich erlaube mir allerdings nach wie vor, das Menschenbild beizubehalten, das ich hatte bevor ich den Hintergrund des Wortes kennengelernt hatte. Nämlich das Menschen mit dunkler Hautfarbe abgesehen von eben dieser in keinster Weise anders sind als Rothaarige mit Sommersprossen.

  91. @Carolin Liefke

    Ich bitte um Verzeihung, falls ich etwas falsch verstanden oder interpretiert haben sollte. Sie schrieben:

    Irgendwann hieß es dann plötzlich, daß der Negerkuß nicht mehr Negerkuß heißen darf. (Noch später wurde dann klar, daß auch “Schwarzer” nicht mehr opportun ist.) Verstanden habe ich das damals nicht, denn das Wort “Neger” hatte für mich als Kind absolut keinen negativen Beigeschmack. Es bezeichnete nichts weiter als Menschen mit dunkler Hautfarbe, so wie das Mädchen, das zwei Klassenstufen unter mir auf dieselbe Grundschule ging. Nun hieß es also auf einmal, Neger sagen darf man nicht, das wäre eine Beschimpfung.

    Sie schreiben, es sei plötzlich gekommen und Sie hätten es nicht verstanden, woraus ich schloß, daß es keine Erklärung sondern nur eine unerklärte Sprachvorschrift gegeben habe. Gemeint war es aber so, daß Sie damals die Erklärung nicht verstanden haben?

  92. Weder noch

    Ein Kind wird damit konfrontiert, daß ein Wort, das es kannte, eigentlich eine andere Bedeutung hat als die, die es damit in Verbindung gebracht hat, und seine erste Reaktion soll sein, daß es “die Erklärung nicht gut fand”?

    Mitnichten. Das Kind hat einfach nur nicht verstanden, warum es vorher dann davon ausgegangen ist, daß das Wort nichts weiter als eine harmlose Bezeichnung sei.

    Ich bezweifle allerdings, daß die Grundschülerin lange darüber philosophiert hat (so genau weiß ich das leider nicht mehr…). Die zugrundeliegenden geschichtlichen Details hat sie sowieso erst viel später in vollem Außmaß begriffen. Sie war allerdings froh darüber, daß das schwarze Mädchen an ihrer Schule zwei Klassen unter ihr war, so daß sie sie kaum kannte, und sie hat gehofft, daß sie sie nie beleidigt hat ohne es zu wissen.

  93. Etikettenschwindel

    So ein Blödsinn. Niemand würde bestreiten wollen, daß es schwarze Deppen geben kann.

    Jetzt verstehe ich, was Sie meinen: Man darf Menschen beschimpfen und beleidigen, nur eben nicht mit dem Wort Neger.

    Es geht Ihnen also nicht um die Beleidigung an sich, das haben Sie ja bereits bewiesen. Es geht Ihnen nicht darum, dass man Menschen grundsätzlich NICHT diskriminieren, angreifen oder herabsetzen darf.

    Es geht Ihnen einzig und allein um die Benutzung des Wortes. Sie glauben, wenn sie einige Worte nicht benutzen, sind Sie “gut” genug. Daraus generieren Sie sogar die Legitimation, sich anderweitig daneben zu benehmen. Das nennt sich Licensing Effect:
    http://www.kubitz.net/…te-seite-der-gutmenschen/

    Tja, dann sind wir uns ja einig. Nichts anderes versuche ich darzulegen: Die meisten Gutsprecher sind nur scheinbar gut.

  94. Jetzt spielen Sie mal nicht den Beleidigten.

    1. ‘Beleidigungen’ muß man sich verdienen, und Sie haben hart für Ihre gearbeitet.

    2. ‘Beleidigungen’ sollten einigermaßen bei der Sache bleiben, fair sein und nur den Angesprochenen ‘beleidigen’. All das leistet das N-Wort nicht.

    3. Ich kann Sie, geht man von Ihren eigenen Ausführungen aus, gar nicht beleidigt haben, weil ich Sie (a) gar nicht beleidigen kann und (b) nur Tatsachen benannt habe.

    Gut? Na also!

  95. Mitnichten. Das Kind hat einfach nur nicht verstanden, warum es vorher dann davon ausgegangen ist, daß das Wort nichts weiter als eine harmlose Bezeichnung sei.

    OK, danke für die Erläuterungen; und entschuldigen Sie bitte das Mißverständnis in diesem Punkt.

  96. @Schlechtsprecher Studentenfutter

    Es geht Ihnen einzig und allein um die Benutzung des Wortes. Sie glauben, wenn sie einige Worte nicht benutzen, sind Sie “gut” genug. Daraus generieren Sie sogar die Legitimation, sich anderweitig daneben zu benehmen.

    Es geht um Bedeutung und Benutzung des Wortes des rassistisch konnontierten Worts “Neger”, du Nullchecker. Dein Beharren darauf, dass es nicht diskrimierend sei, sagt sehr viel über dich und nichts über seine Bedeutung aus. Aber was soll man schon von Leuten erwarten, deren Argumentation aus Ignoranz und repetitivem Gebrauch der dümmlichen Kampfbegriffe “Gutmensch” und “politisch korrekt” besteht?

    Wahrscheinlich sagst du auch gerne sowas wie “Emanze”, “Schwuchtel” oder “Kanake” und findest dich dabei heldenmutig, ist ja so verboten, total sexy, ne? Unbeugsames Studentenfutter kämpft bis zum Endsieg über die Euphemismus-Tretmühle, so lange, bis der letzte eingesehen hat: Man wird doch wohl nochmal “Neger” sagen dürfen…

  97. .

    3. Ich kann Sie, geht man von Ihren eigenen Ausführungen aus, gar nicht beleidigt haben, weil ich Sie (a) gar nicht beleidigen kann

    Richtig.
    Das liegt aber nicht daran, dass Sie trotz ihrer bemühten Versuche

    (b) nur Tatsachen benannt

    … hätten, sondern daran, dass ich mir vorbehalte, mich von Ihrem mangelhaften Argumentationstalent nicht beleidigen zu lassen.

    Verstehen Sie?

  98. .

    Wahrscheinlich sagst du auch gerne sowas wie “Emanze”, “Schwuchtel” oder “Kanake” …

    »Nullchecker« ist natürlich noch viel sexier. Gelle? *lol*

    Zieh mal die Hose wieder hoch.

  99. .

    @Studierendenfutter: Sie haben Recht.

    Ich weiß. Und das ist sehr traurig. Viel besser wäre nämlich, es würden sich tatsächlich rassistische und sexistische Einstellungen ändern.

  100. Sprache und Handeln

    Studierendenfutter, es gibt keinen Widerspruch zwischen der Vermeidung rassistischer Sprache und der Vermeidung rassistischen Denkens und Handelns. Wir müssen uns deshalb nicht für das eine oder das andere entscheiden.

    Es ist allerdings etwas unglaubwürdig, wenn ausgerechnet jemand, der nicht bereit ist, auf das Wort Neger zu verzichten, sich als Vorkämpfer für den Kampf gegen rassistische und sexistische Einstellungen geriert.

  101. “Wir vermieten nicht an Neger”

    http://www.lawblog.de/…vermieten-nicht-an-neger/

    *Ironie-Modus an*
    “Neger” heißt doch nur schwarz – und sind Neger nicht schließlich schwarz?

    “Kanake” kommt eigentlich vom polynesischen Wort für Mensch – und sind wir nicht alle Menschen?

    “Schlitzauge” – natürlich auch keineswegs abwertend gemeint, ist doch nicht negativ, dass die Ostasiaten nun mal schlitzäugig sind (sie können ja nichts dafür)?
    *Ironie-Modus aus*

  102. @A.S.

    Ich glaube, ich habe geduldig, wenn auch deutlich, versucht, ihm das zu erklären. Inzwischen gebe ich es auf und hoffe, die Sache dadurch beenden zu können, daß ich ihm Recht gebe.

    Ich gebe ihm also Recht hinsichtlich der offenkundig falschen Behauptung, daß es im Deutschen im nennenswerten Ausmaß eine Euphemismustretmühle ausgehend vom N-Wort gebe, gebe ihm Recht in seiner offenkundig abwegigen Ansicht, daß das N-Wort angesichts seiner Geschichte überhaupt als Ausgangspunkt einer solchen Tretmühle dienen könne und auch in der gewagten These, daß die schiere Nichtverwendung von Euphemismen ein geeigneter Ausweg aus der Tretmühle sei.

    Ich gebe ihm Recht – mich verbeugend vor der Tiefe seines psychologischen Blicks – in seiner Ansicht, jemand, der meint, man solle Kindern lieber beibringen, daß das N-Wort beleidigend sei und man es darum nicht verwenden solle, anstatt ihnen nur zu sagen, es gebe andernfalls Ärger, sei ein Gutmensch, der Sprachkosmetik der Beseitigung ‘realer’ Diskriminierung vorziehe; und doppelt Recht gebe ich ihm darin, wenn derjenige selbst ein Schwarzer ist.

    Es versteht sich von selbst, daß ich auch der absurden These, man könne eine scharfe Grenze ziehen zwischen ‘realer’ und ‘bloß sprachlicher’ Diskriminierung – als ob die Sprache nicht auch eine Form, und keine unwichtige, des Verhaltens anderen gegenüber sei – vollumfänglich zustimme.

    Nicht zuletzt lasse ich mich voll und ganz überzeugen von der Begründung, die er für seine Ansicht liefert, das Ende realer Diskriminierung müsse nicht mit dem Verzicht auf beleidigende Ausdrücke einhergehen, nämlich: Es gibt noch reale Diskriminierung. Ein Meisterstück! “Wenn Du da runterspringst, stirbst Du.” – “Das ist falsch, denn ich werde nicht hinunterspringen.”: So beweist sich Argumentationsgenie. Bravo! Ich könnte auch hier nicht einiger sein mit ihm.

    Nur wenn er seine Glanzleistung mit der Feststellung beschließt, bei veränderten Einstellungen ändere sich die Sprache von ganz alleine, und seine Ausführungen dadurch mit einer billigen Anwendung des billigen Tricks “Widerspruch durch Zustimmung” beschließt, muß ich widersprechen; immerhin ist er hier doch im Recht, und ich bin im Unrecht.

    Ja, ich stimme also in fast allem zu. Inzwischen würde ich wahrscheinlich nahezu alles tun, um mich mit diesem intellektuell bankrotten Hampelmann nicht weiter auseinandersetzen zu müssen.

  103. @A.S.

    Ich steh jetzt etwas auf dem Schlauch:

    “Studierendenfutter, es gibt keinen Widerspruch zwischen der Vermeidung rassistischer Sprache und der Vermeidung rassistischen Denkens und Handelns.”

    Wo genau hat denn Studierendenfutter einen Widerspruch behauptet. Wenn ich ihn richtig verstehe ist seine Ansicht, dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskriminierung zu verhindern, als nur die Sprache zu ändern.

    Kann es sein, dass ihr hier einen Strohmann aufgebaut habt?

  104. Etikettenschwindel?

    Als ich vor 55 Jahren begeistert Pippi Langstrumpf las, hat mich das Wort ‘Neger’ – naja, nicht gerade gestört, aber doch etwas befremdet – nicht weil das Wort herabwürdigend gewesen wäre, sondern weil der naseweise Elfjährige ja *wusste*, dass in der Südsee keine ‘Neger’ leben. Insofern wäre es natürlich überhaupt kein Problem, dieses Wort durch ‘Insulaner’ o.Ä. zu ersetzen.
    Ich habe nur den Eindruck, dass es dem Autor gar nicht um diese Worte geht, sondern dass ihn die antiautoritäre Göre, das “hyperaktive Kind, das unfähig ist, sich zu konzentrieren oder produktiv in soziale Zusammenhänge einzubringen und dessen Vater sich vor seiner Verantwortung für das Kind mit Koffern voller Gold freikauft”, *an sich* stört – diese Gestalt kommt ja noch viel deutlicher ‘raus in der inzwischen ebenfalls im Buchhandel erhältlichen ‘Ur-Pippi’ – und er die Bücher (zumindest in der vorliegenden Form) ‘vom Markt haben’ will – genau das macht aber ihre Beliebtheit aus. Es geht also m.E nicht um Rassismus etc., sondern um die Durchsetzung einer Meinung von dem, ‘was Kinder sollten’…

  105. So werden Interpretationen zementiert

    Ihre wohlmeinende Absicht schießt weit über das Ziel hinaus. Wenn Sie die Bücher nicht mögen, dann lesen Sie sie Ihren Kindern nicht vor. Punkt. Von “Entwelschung politisch inkorrekter Literatur” halte ich nichts. Das Thema hat seit den 1930ern keine Lobby mehr.

    Nicht nur, dass Sie den Eltern genügend eigenes Einfühlungsvermögen absprechen, Ihren Kindern eine moralische und menschenfreundliche Erziehung angedeihen zu lassen. Es sind genau Gutmenschen wie Sie, die eine mögliche Bedeutungsverschiebung von Begriffen durch permanente Wiederholung und Geißelung erst recht in die falsche Richtung drängen und dort zementieren. Sie sind es, der ein völlig unbedeutendes Thema zu einem Problem hoch stilisiert und dann laut nach Zensur ruft. Leute wie Sie sind es, die ein Problem erst erschaffen, das zuvor von niemandem als solches empfunden wurde.

    Sie mögen ein Meister in der Analyse von Syntax, Semantik und anderen Sprach *theoretischen* Belangen sein. Ihre Beiträge zur Literatur des 20. oder 21. Jahrhunderts sind hingegen eher mager.
    Es gib eine Reihe umgangssprachlicher und sehr treffender Wörter für praxisferne Theoretiker, die Sie sicher alle kennen. Sie hier zu nennen wäre wohl nicht politisch korrekt.

    Wie wäre es, wenn Sie anstatt erfolgreiche Autoren anzufeinden und schlecht zu machen, einmal Ihre eigene literarische Qualität unter Beweis stellen. Wir suchen dann in IHREN Werken nach verstecktem Rassismus, Frauenfeindlichkeit, political Incorrectnes und werden dann laut nach Zensur und Verbot Ihrer Werke rufen. Das wird lustig.

    [Ich lasse Ihren Kommentar aus humoristischen Gründen stehen, aber bitte beachten Sie in Zukunft die Kommentarregeln — A.S.]

  106. @Joe Dramiga

    Kann es sein, daß hier erst gestern oder heute Kommentare aufgetaucht sind, die aber schon vor drei Tagen gepostet wurden? Derjenige, den ich beantworten möchte, gehört anscheinend dazu:

    “Nehmen wir mal an ein Kind würde Dich als “Nazi” bezeichnen,weil es gehört hat das die Nazis Deutsche waren.”

    Da ich drei Jahre lang in England studiert habe, ist mir das des öfteren passiert; zwar nicht durch veritable Kinder, aber doch durch Jugendliche. Und die allermeisten hatten gar keine Ahnung, was ein Nazi eigentlich wirklich ist. (In den USA wurde ich sogar nach dem Namen des aktuellen Kaisers gefragt. Nun ja.) Die hielten das einfach für ein saloppes Synonym für “Deutscher”. Da mir das aus dem Kontext heraus klar wurde, habe ich lediglich darauf hingewiesen, was “echte” Nazis waren bzw. sind, damit sie beim nächsten Mal bescheid wissen, und der Keks war gegessen.

    Ich fühle mich ganz ernsthaft nicht beleidigt, wenn durch die Art, wie mit mir umgegangen wird, klar ist, daß derjenige mit dem benutzten Wort gar nichts Schlimmes verbindet.

    Wenn, wie Carolin schon sagt, die Nazi-Keule z.B. im Kontext jeglicher Israelkritik ausgepackt wird, dann ist klar, daß ich mit diesem Begriff tatsächlich in eine rechte Ecke gedrängt werden soll bzw. emotional erpreßt. Das ist aber eine ganz andere Kiste. Aber ein Kind, das mich aus Unwissenheit Nazi nennt und sonst völlig normal mit mir umgeht? Da soll ich beleidigt sein? Nö. Wirklich nicht.

    “Jeder hier im Blog, da bin ich mir sicher, würde dem Kind sagen dass dieses Wort aufgrund der Geschichte eben nicht nur einfach eine politische Gesinnung ausdrückt, sondern tragischerweise noch viel viel mehr.”

    Vielleicht nicht jeder in jeder Situation, aber je nach Möglichkeit würde ich zumindest das versuchen, ja.

    “Jeder würde sagen, dass das Kind Dich übel beschimpft hätte, wenn auch unabsichtlich.”

    Nein. Würde eben nicht jeder sagen. Ich bin z.B. schon mal eine Ausnahme. Das Kind, oder der Einfachheit halber “der Unwissende”, hat mich eben nicht beschimpft, sondern nur eine Vokabel benutzt, von der er nicht wußte, daß sie für “Eingeweihte” eine ganz andere Bedeutung als die intendierte hat. Da mache ich mir keine Gedanken über seine Gesinnung, sondern lediglich über seinen mangelhaften Geschichtsunterricht.

    Zu einer Beleidigung gehört für mich auch eine erkennbare Absicht, und solange ich die nicht spüre, ist es eben nur ein falsches Wort am falschen Ort. Ein sichtlich Unwissender, der dieses Wort benutzt unterstellt mir doch mitnichten, ein Nazi in der geschichtlichen Bedeutung des Wortes zu sein.

    Ich glaube, die Problematik kennen doch auch viele, die eine Fremdsprache erlernen. Stell dir vor, Du bist bei einer Gastfamilie im Ausland und benutzt ein Wort, das Du im Umgang mit einer Gruppe von Einheimischen aufgeschnappt hast und dessen Bedeutung Du zu kennen glaubst – aber die ganze Gastfamilie zuckt zusammen, als sie es hört, weil es furchbar rassistisch, frauenfeindlich, homophob, vulgär oder sonstwas ist. Wäre es gerechtfertigt, wenn sie Dich dann direkt der entsprechenden Gesinnung bezichtigt würden, obwohl Du davon nicht weiter entfernt sein könntest?

    _Das_ ist die Situation, in der sich Kinder und sonstige spürbar schlicht Uninformierte wiederfinden. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.

    Ich sag’s zur Sicherheit nochmal: Ich nenne niemanden “Neger”. Ebensowenig, wie ich in Gegenwart bestimmter Leute bestimmte Musik nicht auflege, wenn ich weiß, welche schlechten Erinnerungen bzw. Konnotationen für denjenigen daran hängen. Und wenn mich jemand “Nazi” nennt, mache ich es vom Kontext und dem sonstigen Umgang abhängig, ob ich denjenigen einfach mal eben aufkläre oder ihm eine handfeste Beleidigungsbsicht unterstelle. Im Zweifelsfalle für den Angeklagten. Ist nämlich auch nur ein Mensch.

  107. Fiktion!

    1. Ich stimme A.S. zu: Pippi Langstrumpf ist strukturell rassistisch (Das Wort “Neger” ist da noch das geringste Problem) – nicht weil Astrid Lindgren so böse ist, sondern weil das zur Zeitmentalität damals gehörte. Es fehlte an Bewusstsein für das Problem. – 2. Dennoch habe ich es bedenkenlos und ohne schädliche Folgewirkungen meinen Töchtern vorgelesen (vermutlich auch mit “Schwarze” statt “Negern”). Denn Kinder werden nicht dadurch Rassisten, dass sie ein rassistisch gefärbtes Buch lesen. Dazu gibt es zuviele andere Einflüsse – und seien es nur andere Bücher mit anderen Normensystemen. Meiner Erfahrung nach verstehen sie sehr früh Literatur als fiktive Welt. Warum soll nicht ein Weißer König in der Südsee bei Schwarzen werden, wenn doch Harry Potter noch in ganz andere Welten gelangt. 3. Noch ne These: Für Kinder existiert da kein Rassismus. Den sehen nur wir, die wir die rassistischen Schemata kennen, wissen, wann A.L. geschrieben und was drumherum noch alles los war, sprich: die untergründigen Strukturen mit historischem Hintergrundwissen angereichert haben. Für Kinder ist “Neger” auch a priori kein rassistischer Begriff, sondern erst, wenn wir es ihnen beigebracht haben (was nötig ist).

  108. Studierendenfutter, es gibt keinen Widerspruch zwischen der Vermeidung rassistischer Sprache und der Vermeidung rassistischen Denkens und Handelns.

    Doch den Unterschied gibt es sehr wohl. Man kann das Wort Neger vermeiden UND ein Rassist sein. Wenn man KEIN Rassist ist, wird man das Wort Neger auch vermeiden, aber nicht pro forma sondern aus Überzeugung. In beiden Fällen ist der äußere Anschein der gleiche. Allerdings ist einer der beiden Neger-Vermeider ein Rassist, der andere nicht. An der Sprache kann man Rassisten und Nichtrassisten nicht unterscheiden. Ein Rasist kann sich also ganz einfach als Saubermann gerieren, indem er das Wort vermeidet.

    Aus dem bedauerlichen Umstand, dass die Vermeidung des wortes Neger dem Rassismus keinen signifikanten Abruch getan hat, ist leider zu schließen, dass die meisten Neger-Vermeider an ihrem Rassismus nichts geändert haben.

    Es ist allerdings etwas unglaubwürdig, wenn ausgerechnet jemand, der nicht bereit ist, auf das Wort Neger zu verzichten, sich als Vorkämpfer für den Kampf gegen rassistische und sexistische Einstellungen geriert.

    Das kann Lesen helfen. Ich ich verzichte durchaus auf das Wort Neger (und auf jeglichen Rassismus). Nur hier nicht, denn sonst könnte ich mich schwerlich verständlich machen. Aber wenn es Ihnen damit besser geht, können wir uns natürlich auf “N-Wort” verständigen.

  109. .

    um mich mit diesem intellektuell bankrotten Hampelmann nicht weiter auseinandersetzen zu müssen.

    Ich weiß, David. Ist schon blöd, wenn man auf der Sachebene keinen Stich sieht. Dann bleibt nur ad hominem. Du brauchst das nicht immer wieder vorzuführen. Es bringt hier nicht weiter.

  110. .

    Wo genau hat denn Studierendenfutter einen Widerspruch behauptet. Wenn ich ihn richtig verstehe ist seine Ansicht, dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskriminierung zu verhindern, als nur die Sprache zu ändern.

    Kann es sein, dass ihr hier einen Strohmann aufgebaut habt?

    Danke!

  111. Im Zusammenhang mit den Unruhen in England habe ich den Ausdruck karibische Afrikaner gelesen. Das klingt doch sehr bemüht nicht rassistisch zu sein und genau damit ist es das doch auch wieder. Wäre der Begriff afrikanische Eingeborene richtiger, oder Schwarzafrikaner? Man kann doch immer eine Diskriminierung erkennen, wenn man einen Menschen auf seine Hautfarbe reduziert. Somit wäre auch “Schwarzer” letztendlich ebenfalls politisch nicht korrekt. Meine Nachbarin, Tochter eines schwarzen GI und einer Deutschen, selber dunkelhäutig will nicht als Schwarz bezeichnet werden. Sie sei dunkelbraun. So und nun?

    Damit wäre m.E die einzige Lösung, es darf gar keine Bezeichnungen für Hautfarben mehr geben, denn es passt nie.

    Rassismus ist doch immer dann möglich, wenn man Rassemerkmale hervorhebt. Also sollte man generell vermeiden Menschen nach ihrer Hautfarbe zu bezeichnen. Dann wäre Pippi die Südseeprinzessin. Nur hat Astrid Lindgren sicher nicht Südseeprinzessin gemeint, sonst hätte sie das auch so geschrieben. Ein Buch mutwillig anders zu übersetzen als es im Sinne der Autorin wäre, das hielte ich auch für ungut, es zu unterdrücken ebenso.
    Wie wir aber selber mit Sprache umgehen, das ist eine andere Sache.

  112. @ Joachim: Wenn es Studierendenfutters Absicht ist, darauf hinzuweisen, „dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskriminierung zu verhindern, als nur die Sprache zu ändern“, dann ist er hier falsch, denn das hat niemand bestritten. Einen Strohmann baut er also nur selbst. Nein, das Problem an Studierendenfutters Kommentaren ist (a) dass er Betroffenheitstrollerei betreibt, und (b) dass er den Originalbeitrag nicht gelesen hat. Das (a) darf er und (b) muss er nicht, aber er muss dann eben auch akzeptieren, dass klüger und belesener argumentierende Kommentator/innen irgendwann keine Lust mehr haben, mit ihm zu diskutieren.

    @Carl: Entweder Astrid Lindgren hat neger rassistisch gemeint, dann sollte man es in der Tat mit Neger übersetzen und das Buch auf den Müllhaufen werfen, auf den es dann unzweifelhaft gehören würde. Oder sie hat es eben nicht rassistisch gemeint, dann darf man es eben nicht mit Neger übersetzen, denn Neger ist eben ein durch und durch rassistisches Wort, sodass die Übersetzung irreführend wäre. Das habe ich im vorangehenden Beitrag ja ausführlich dargelegt.

    Damit wäre m.E die einzige Lösung, es darf gar keine Bezeichnungen für Hautfarben mehr geben, denn es passt nie.

    Bezeichnungen für Hautfarben darf es selbstverständlich geben, aber Neger ist eben keine Bezeichnung für eine Hautfarbe. Dass Bezeichnungen für Hautfarben aber nie passen, ist eine schöne und wahre Einsicht!

  113. @Joachim

    Wenn ich ihn richtig verstehe ist seine Ansicht, dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskriminierung zu verhindern, als nur die Sprache zu ändern.

    Das trifft ziemlich gut das, was er sagt, inklusive seines entscheidenden Denkfehlers, nämlich der Unterscheidung zwischen “Worten” und “Taten”, die nicht sieht, daß Verwendungen von Worten auch Taten sind, wenngleich natürlich die Umkehrung nicht gilt. Niemand hier hat behauptet, wenn das N-Wort erst mal aus dem Sprachgebrauch verschwunden sei, sei alles gut; sehr wohl aber, daß kaum alles gut sein kann, solange daß N-Wort nicht aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist.

    SF kriegt den Unterschied zwischen notwendigen und hinreichenden Bedingungen nicht auf die Reihe, und deswegen macht er alles falsch. Ein wenig tut er mir inzwischen leid.

    Seinen Mangel an logischem Grundverständnis versucht er zu kompensieren durch einen peinlichen Generalangriff auf alle, die der Ansicht sind, man solle das Beleidigen bleiben lassen, in welchem als einziges ‘Argument’ die unbelegte Behauptung fungiert, daß es ‘den Gutmenschen’, die sowas fordern, durchweg nicht um die Beseitigung dessen gehe, was SF in seinem Denkerstübchen als die ‘wirkliche’ Diskriminierung ausgemacht hat, sondern ‘nur’ um Worte. Soviel im Übrigen zu der Frage, wer hier mit den Beleidigungsversuchen begonnen hat.

    Wenn man also nicht gegen die Verwendung rassistischer Sprache sein kann, ohne ein ‘Gutmensch’ zu sein, dem ‘wirkliche’ Diskriminierung egal ist, dann kann man sich gegen die Verwendung rassistischer Sprache auch nicht mehr aussprechen, ohne sich selbst zu diskreditieren.

    Die “Vermeidung” des Wortes, von der A.S. schrieb, ist davon aber tatsächlich nicht zwingend betroffen, da haben Sie m.E. Recht. Insofern ist es vielleicht sinnvoll, in A.S. Kommentar “Vermeidung” – versuchsweise – durch “Kritik” zu ersetzen. Fänden Sie dann noch immer, daß es sich um einen Strohmann handelt?

  114. @A.S.

    “Wenn es Studierendenfutters Absicht ist, darauf hinzuweisen, „dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskriminierung zu verhindern, als nur die Sprache zu ändern“, dann ist er hier falsch, denn das hat niemand bestritten.”

    So ist es, das hätte man ihm doch auch gleich sagen können.

  115. @David

    “Das trifft ziemlich gut das, was er sagt, inklusive seines entscheidenden Denkfehlers,”

    Danke, dann habe ich also nichts verpasst.

    Meine Sicht der Dinge: SF hat unterstellt, irgend jemand hier habe vor, das N-Wort schlicht durch ein anderes Wort zu ersetzen, ohne den dahinter stehenden Rassismus zu bekämpfen. Darauf hätte man einfach mit einem “Darum geht es hier nicht, lies mal, was A.S. geschrieben hat” reagieren können. Dann wäre das Thema durch.

    Viel wichtiger als die Beschäftigung mit Dingen, die SF nicht gesagt hat, ist doch, einmal klar auszusprechen, was A.S. gerade dankenswerter Weise schrieb: “Bezeichnungen für Hautfarben darf es selbstverständlich geben, aber Neger ist eben keine Bezeichnung für eine Hautfarbe.”

  116. Fragen

    Diskutiert hier eigentlich ein dunkelhäutiger mit?
    Wenn ja, fühlt dieser sich eigentlich durch das N-Wort diskriminiert oder bekommt er von “wohlwollenden” Mitbürgern suggeriert, dass er sich diskriminiert zu fühlen habe?
    Was die Menschen in Somalia wohl zu terminologischen Spitzfindigkeiten zu sagen hätten?
    Wird man als Weißer eigentlich diskriminiert, wenn man in Äthiopien bei Ankunft in jedweder Ortschaft eine Horde ungezogener Kinder hinter sich hat, die aus vollen Kehlen “Ferenji, Ferenji, Ferenji – Money, Money, Money” rufen? (Ferenji=Weißer)

  117. Pippi im Copy-Cat-Land

    Wieso sollte es “aus übersetzungstheoretischer Sicht falsch” sein, Lindgrens schwedischen Ausdruck ‘neger’ mit dem deutschen Wort ‘Neger’ zu übersetzen? Beides sind neutrale Begriffe ohne jegliche rassistische Konnotation. Den Ruch des Rassistischen haben sie erst durch dummbötelige copy cats erhalten, die meinten, das deutsche Wort ‘Neger’ sei eine direkte Übersetzung des amerikanischen rassistischen Begriffs ‘nigger’. A false friend indeed! So wie wir keinerlei Veranlassung haben, die amerikanischen historischen Probleme zu unseren eigenen zu machen, sollten wir auch die US-Probleme mit der sprachlichen “Aktualisierung” des dortigen literarischen Kanons nicht importieren. Insbesondere auch, da unsere umfassende Diskussion über die Angemessenheit von Rechtschreibangleichungen älterer deutscher Literatur noch nicht allzu lange zurück liegt.

  118. Pippi im Copy-Cat-Land

    Wieso sollte es “aus übersetzungstheoretischer Sicht falsch” sein, Lindgrens schwedischen Ausdruck ‘neger’ mit dem deutschen Wort ‘Neger’ zu übersetzen? Beides sind neutrale Begriffe ohne jegliche rassistische Konnotation. Den Ruch des Rassistischen haben sie erst durch dummbötelige copy cats erhalten, die meinten, das deutsche Wort ‘Neger’ sei eine direkte Übersetzung des amerikanischen rassistischen Begriffs ‘nigger’. A false friend indeed! So wie wir keinerlei Veranlassung haben, die amerikanischen historischen Probleme zu unseren eigenen zu machen, sollten wir auch die US-Probleme mit der sprachlichen “Aktualisierung” des dortigen literarischen Kanons nicht importieren. Insbesondere auch, da unsere umfassende Diskussion über die Angemessenheit von Rechtschreibangleichungen älterer deutscher Literatur noch nicht allzu lange zurück liegt.

  119. @ Ute

    Ich kann Ihnen im Großen und Ganzen zustimmen, sowohl in der Differenzierung als auch in der Logik.

    „Zu einer Beleidigung gehört für mich auch eine erkennbare Absicht, und solange ich die nicht spüre, ist es eben nur ein falsches Wort am falschen Ort.“

    Hier fehlt aber ein wichtiger Aspekt: Nämliche die Empfindlichkeit, die entsteht, wenn man ständig und immer kleinere und größere Diskriminierungserfahrungen macht. Die „Nazi“-Erfahrung, die Sie in England gemacht haben, kenne ich auch. Und konnte wie Sie locker damit umgehen, aber nur deshalb, weil mir eben nicht von klein auf an „Nazi“ in verächtlicher Weise zugezischelt oder in anderer Weise vorgehalten wurde und mir damit immer wieder Verachtung zu spüren gegeben wurde.
    Menschen, die solche Erfahrungen zu ihrem Glück nie machen mussten, können sich nur schwer vorstellen, wie man sich damit fühlt. Natürlich entwickeln Betroffene mehr oder weniger gut gelingende Bewältigungsmechanismen, und sicher wird (beispielsweise) ein schwarzer Deutscher ein rassistisches Wort eines kleinen Kindes unter Unwissenheit abbuchen können, aber das wird ihn mehr Kraft kosten als mir der Umgang mit dem „Nazi“. Denn zunächst einmal wird durch Hören des Wortes die Diskriminierungserfahrung erinnert und das dadurch ausgelöste Gefühl der Demütigung getriggert, das dann erst rational überwunden werde muss.

  120. Pippi im Copy-Cat-Land

    Wieso sollte es “aus übersetzungstheoretischer Sicht falsch” sein, Lindgrens schwedischen Ausdruck ‘neger’ mit dem deutschen Wort ‘Neger’ zu übersetzen? Beides sind neutrale Begriffe ohne jegliche rassistische Konnotation. Den Ruch des Rassistischen haben sie erst durch dummbötelige copy cats erhalten, die meinten, das deutsche Wort ‘Neger’ sei eine direkte Übersetzung des amerikanischen rassistischen Begriffs ‘nigger’. A false friend indeed! So wie wir keinerlei Veranlassung haben, die amerikanischen historischen Probleme zu unseren eigenen zu machen, sollten wir auch die US-Probleme mit der sprachlichen “Aktualisierung” des dortigen literarischen Kanons nicht importieren. Insbesondere auch, da unsere umfassende Diskussion über die Angemessenheit von Rechtschreibangleichungen älterer deutscher Literatur noch nicht allzu lange zurück liegt.

  121. @Felix Rauch

    Diskutiert hier eigentlich ein dunkelhäutiger mit?

    Sie würden die Frage nicht stellen, wenn Sie mitgelesen hätten. Erwarten Sie, daß man sie stets, wenn Sie vorbeizuschauen geruhen, kurz brieft?

  122. @ Felix Rauch Fragen

    “Diskutiert hier eigentlich ein dunkelhäutiger mit?
    Wenn ja, fühlt dieser sich eigentlich durch das N-Wort diskriminiert..?”

    Ja, Joe Dramiga, und er hat sich weiter oben sehr eindeutig dazu geäußert.

  123. Ah, nun schaut auch Peter Perrey vorbei und erfreut unsere Herzen mit intellenten und informierten Beiträgen in der bewährten Qualität, die wir bei ihm so zu schätzen gelernt haben.

  124. Ach, in diesem Blogeintrag geht’s doch weder um Zensur noch Buchverbote.

    Es ist eher ein kleiner Stups für alle Eltern da draußen, sich auch mal nach anderer interessanter Literatur für ihre Kinder umzuschauen. Es müssen nicht immer die “Klassiker” sein, die man selbst anno dazumal gelesen hat. Diese Diskussion ist so schrecklich emotional aufgeladen, weil es um eine Geschichte geht, die die meisten von uns selbst als Kinder geliebt haben. Aber deshalb müssen wir sie nicht als unantastbares Weltkulturerbe behandeln.
    Kinder haben ein Recht darauf, gute Bücher zu lesen, in denen sie etwas über die Welt lernen können, in der sie leben. Zum Glück ist Rassimus heute nicht mehr so gesellschaftsfähig wie zu Lindgrens Zeiten; wir müssen ihn Kindern doch nicht in Form von alten Büchern wieder eintrichtern.
    Ich erinnere mich noch sehr gut an den Struwwelpeter – ein (aus heutiger Sicht) absolut nicht kindgerechtes Buch, den wir in so einer schicken auf original getrimmten Ausgabe hatten. Auch so ein “Klassiker”, der mich als kleines Kind aber fürchterlich traumatisiert hat.

    Let’s face it: Nicht alles, was alt ist, ist gut. Und nicht alles, was wir als Kinder gelesen (geschaut, gespielt, gegessen, angezogen etc.) haben, tut Kindern von heute gut (ja, vielleicht war es auch damals schon nicht besonders toll). Geht doch lieber mit offenen Augen durch die Abteilung mit den neuen Autor_innen, anstatt euren Kindern den ewig gleichen Fraß vorzusetzen.

  125. Gutmenschentum

    Ah! Jetzt bin ich beim Lesen der letzten Kommentare doch tatsächlich darüber gestolpert:
    Seit wann zum Teufel ist “Gutmensch” eigentlich eine Beleidigung?
    Was soll das?
    Wie kann es etwas Beleidigendes sein, ein “guter Mensch” zu sein?
    Und vor allem: Will ich etwas mit Menschen zu tun haben, die ein solches Wort als Beleidigung nutzen?
    Eher nein.

    (Hm, die Frage nach dem “seit wann?” hat sich grade geklärt – Nietzsche und Marx verwenden ähnliche Begriffe… Sorry, Friedrich und Karl, ich finde das Wort trotzdem nicht sympathischer.)

  126. Nicht, dass der Gedanke neu oder besonders originell wäre:
    Aber :
    Warum gibt es political correctness zumeist nur in eine Richtung?
    Hautfarbenbezogene positive Aussagen (Vorurteile?), wie „Schwarze haben eben echt Rhythmus im Blut“, „ Schwarze sind einfach die besseren Rapper“ * ,
    Schwarze können länger und besser fi….en, …. usw … werden einem weitaus weniger übel genommen.
    Und zur Gendersprachregelung:
    Schon vor 30 Jahren fragte die Zeitschrift „Titanic“, warum man zwar „Studenten und Studentinnen“ (heute „Studierende“) einfordere, aber nicht beispielsweise „Tyranne und Tyranninen“, „Folterer und Folterinnen“, „Ausbeuter und Ausbeuterinnen“ und ähnlich negativ besetze Begriffe, die Liste ließe sich beliebig fortsetzen

    *Siehe dazu: Eminem wurde,bevor er erfolgreich wurde (entdeckt und gefördert durch den s c h w a r z e n Rapper und Produzenten Dr Dre) von schwarzen Kollegen, durchaus beleidigend gemeint als „Wigger“ bezeichnet, sprich, salopp gesagt, einen Weissen, der “so cool sein will, (sich anmaßen will, so gut rappen zu können)wie ein „Nigger“

  127. .

    Wenn es Studierendenfutters Absicht ist, darauf hinzuweisen, „dass es wichtiger und schwieriger sei, Diskriminierung zu verhindern, als nur die Sprache zu ändern“, dann ist er hier falsch, denn das hat niemand bestritten.

    Genau das wird hier laufend implizit bestritten, indem man sich einzig auf die Vermeidung eines Worts kapriziert, das vor 60 Jahren in ein Buch geschrieben wurde.

    Das ist zwar gut gemeint, aber reine Symbolpolitik.

  128. @Peter Perrey

    Dann mal her mit der Definition für false friend und weitere Beispiel. Ist hier immerhin ein linguistisches Blog.

  129. Seit wann zum Teufel ist “Gutmensch” eigentlich eine Beleidigung?
    Was soll das?
    Wie kann es etwas Beleidigendes sein, ein “guter Mensch” zu sein?

    Gutmenschen sind keine guten Menschen, sondern welche, die nur so tun, als wären sie gut.

  130. @Studierendenfutter

    “Genau das wird hier laufend implizit bestritten, indem man sich einzig auf die Vermeidung eines Worts kapriziert, das vor 60 Jahren in ein Buch geschrieben wurde.”

    Sorry, aber das ist Unsinn. Haben sie den Artikel nicht gelesen oder nicht verstanden? A.S. führt unmissverständlich aus, dass es mit dem einfachen Ersetzen des einen Wortes nicht getan ist.

  131. @D. Schmidt

    “Menschen, die solche Erfahrungen zu ihrem Glück nie machen mussten, können sich nur schwer vorstellen, wie man sich damit fühlt. “

    Genau aus dem Grund würde ich meinem Kind ja erklären, daß es das Wort eben auf keinen Fall benutzen soll. Aus dem selben Grund vermeide ich das Wort auch selbst.

    Mitnichten kann der zitierte Sachverhalt aber doch als ausreichender Grund herhalten, warum in Büchern, die ich meinen Kindern vorlese, dieser Begriff gar nicht erst vorkommen dürfe. Der Lese- oder Vorleseprozess ist eine Sache meines Kindes bzw. zwischen meinem Kind und mir. Das bekommt doch gar niemand mit, der sich dadurch beleidigt fühlen könnte.

    Wenn der Verlag einen Weg gefunden hat, einen weniger emotional beladenen Begriff zu finden, fein. Aber wie gesagt: Deshalb entsorge ich noch lange nicht mit spitzen Fingern meine alte Ausgabe.

    Im Zweifelsfall ist es mir außerdem immer noch lieber, mein Kind lernt dieses Wort in meinem Beisein kennen und ich kann es erklären, als daß es den Gebrauch später von tatsächlichen Rassisten lernt.

  132. @ A.S.
    Gibt es Fachliteratur, die sich mit der emotionalen Bindung, dem emotionalen Festhalten an Wörter beschäftigt?
    Das ist eine ernste Frage.
    Oder anders gefragt: Fallen Ihnen noch andere Wörter als “Neger” ein, an denen von manchen so sehr festgehalten wird, mit welcher Begründung auch immer?

  133. @David: Ich habe tasächlich nicht alles gelesen. Ich erwarte nicht, dass man mich brieft. Sie haben es trotzdem getan. Danke.

  134. Das Problem liegt meines Erachstens nicht in der Sprache, sondern in der Tatsache, dass die meisten der Leser_innen bei einem wie auch immer klingenden Wort mit der Konnotation “dunkelhäutiger Mensch” spontan eher “Idi Amin”, “Mike Tyson” oder einen Straßendealer in der Hasenheide assoziieren als Joe Dramiga. Daher greift Sprachkritik zu kurz. In meinen Augen handelt es sich dabei schlicht um die gute, alte Sprachnörgelei im linken Kostüm. Deshalb finde ich es befremdlich, dass Anatol Stefanowitsch sich hier im Lager der Sprachbereiniger positioniert.

  135. Das Problem mit dem Wort ist zunächst, daß es geeignet ist, schwarze Menschen zu beleidigen.

    Daß es bei Weißen oft verquere Assoziationen geben mag, die mit dem Begriff des schwarzen Menschen selbst verknüpft sind, bestreitet niemand. Der problematische Charakter des N-Worts erschöpft sich darin aber nicht.

  136. Weg mit allen “belasteten” Wörtern

    Vielleicht darf ich ja erneut zur humoristischen Auflockerung des Themas beitragen..

    Als Sprachwissenschaftler (müsste man nicht korrekter “Wissenschafter” sagen, damit das “..ler” nicht abwertend klingt) wissen Sie natürlich, dass die “historische Belastung” des beanstandeten Begriffs im deutschsprachigen Raum eigentlich gar keine Tradition hat. Wie so vieles haben wir DIESE Interpretation aus Übersee mit der US-Amerikanischen Kultur importiert. Das heißt, natürlich nicht WIR, sondern manche von uns. Dazu kommt, dass diejenigen, die sich hier und jetzt bei uns davon beleidigt fühlen (wollen), mit den seinerzeit als Sklaven gehaltenen, ich sag es jetzt einmal: “Negern” genau so wenig auch nur entfernt verwandt sind, wie wir mit deren seinerzeitigen “Herren”. Die “Wir Schwarzen werden seit Jahrhunderten von Euch Weißen unetrdrückt” Mentalität ist einfach Blödsinn.

    Die überwiegende Mehrheit der derzeit im Lande lebenden “Mitglieder alternativer Pigmentierung” sind mehr oder weniger direkt aus ihren Ursprungsländern zu uns gekommen. Üblicherweise sind sie von dort vor den dort herrschenden Gräueln geflüchtet – die Schwarze Schwarzen antun.

    Wenn ich mir die Nachrichten aus Nigeria (schon wieder das N-Wort), Somalia, dem Tschad ansehe, dann fällt mir nicht ein Begriff ein, den ich für “Menschen, die aus diesen Gebieten kommen” verwenden könnte, der positiv besetzt wäre. Aber nicht deshalb, weil ich mich als Mitglied einer “Herrenrasse” fühle, sondern weil dort Menschen in einer Art mit ihren Mitmenschen umgehen, die im wahrsten Sinn unmenschlich ist.

    Das ist ein Problem der aktuellen politischen und sozialen Wahrnehmung. Es sind leider nicht nur die freundlichen, friedliebenden Vertriebenen, die zu uns kommen, sondern auch deren Konfliktpartner. Sie nehmen ihre Probleme mit und wundern sich dann, das manche Einheimischen das nicht wollen. Aber gottseidank haben sie ja den “Sklavenbonus”, sprich: Andern wurde vor langer Zeit Unrecht getan, und weil man ja auf gar keinen Fall den Eindruck erwecken will, mit solch bösen Menschen zu sympathisieren, darf man keine “bösen” Worte verwenden und auch sonst keine Kritik, die ja natürlich nur rassistisch gemeint sein kann. SO einfach ist es aber nicht.

    Sobald Sie mit der Verstümmelung der “Pippi” Bücher durch sind, können Sie eventuell noch gleich Wilhelm Busch “modernisieren”. Da müssen Sie aber nicht nur die Worte, sondern auch die Bilder retuschieren. Der spart nämlich auch nicht mit “Negern” und “Mohren” mit dicken Lippen, “Juden” mit großen Nasen,..

    Oh weh! Schon wieder ein böses Wort mit belasteter Vergangenheit, und das Problem liegt noch nicht einmal so lange zurück. Es war zudem auch ursächlich deutsch. Blöd nur, dass sich die “Nachkommen Abrahams” immer noch so nennen, obwohl die Bezeichnung “Jude” vor nicht all zu langer Zeit sehr wohl bei uns als Beleidigung gebraucht wurde. Was sagt der Linguist? Wie soll man den DIE künftig nennen, um nur ja keinen Verdacht auf Antisemitismus aufkommen zu lassen?

    Aber eigentlich es ist doch auch recht praktisch, wenn man jede Kritik an einer Person oder Gruppe pauschal als “rassistisch” abschmettern kann, nur weil den (Ur)Großeltern oder noch weiter zurückliegenden Generationen “ähnlicher Kultur oder Herkunft” damals schlimmes Unrecht widerfahren ist. Sehr praktisch.

    Ich bin mit Nachkommen dunkelhäutiger Amerikaner – tatsächlich von dort emigrierten – aufgewachsen. Allesamt ehrenwerte, ordentliche und liebenswerte Menschen. “Die Neger” waren (und sind) angesehene Mitbürger und nie hätte sich einer von ihnen an dem Begriff gestoßen. Tatsächlich war die Erwähnung des “N” Wortes in meinem Umfeld nie negativ behaftet verwendet worden sondern war im Gegenteil immer vom Respekt gegenüber den genannten Personen getragen.
    Ob ein Sammelbegriff für eine Gruppe positiv oder negativ besetzt ist, dafür sorgen wahrnehmbare Einzel Individuen dieser Gruppe. Wenn Personen mit dunkler Hautfarbe in manchen Regionen und in heutiger Zeit wenig geschätzt sind, dann nicht, weil “wir alle Rassisten sind, die sich auf eine eingebildete Überlegenheit stützen”. Neben der natürlichen(!) Scheu vor allen “andersartigen” sind schon auch persönliche Erfahrungen maßgeblich, die dann eben pauschalisiert werden. Bei uns hört man übrigens viel häufiger “Sch.. Russen” (wahlweise “Rumänen”, “Polen”, “Burgenländer”, “Preußen”, “Jugoslawen”, ..) als das “N” Wort. Womit man sicherlich wieder einer großen Anzahl freundlicher und angenehmer Georgier, Tschetschenen, Usbeken, Ukrainer, Bayern, Kärntnern, Slowenen, .. Unrecht tut.

    Wir haben genug eigene Probleme. Wir müssen nicht noch die unserer amerikanischen Freunde importieren.

    Wenn Sie alle Begriffe entseuchen wollen, die irgendwann irgendwo für irgendwen als Schimpfwort verwendet wurden, dann bleiben am Ende vielleicht noch ein paar Füllwörter übrig. Sie könnten ja auch den umgekehrten Weg gehen und versuchen, die Belastung aus der Sprache wieder heraus zu interpretieren.

    Über jede beliebige geografische Region, optisch erkennbare Gruppe, Berufs- oder religiöse Gemeinschaft werden Witze gemacht, sie als dämlich (hier kann der gelernte Schwarzseher eventuell wieder ein frauenfeindliches Unwort erkennen), faul, bösartig oder minder dargestellt. Und das weltweit. Es scheint wohl in der Natur der Menschen zu liegen. Mit dem Zwang zum Schönsprech wird sich das nicht ändern. Bestenfalls werden die Begriffe intellektuell verschleiert und “dem einfachen Gemüt bildungsferner Mitmenschen” weniger zugänglich.

    Formal linguistisch mögen Sie Recht haben, aber die Schnittmenge mit der gelebten Wirklichkeit ist hierzulande gering. Wir wissen nun: Sie würden Pippi heute anders übersetzen, großzügig umschreiben oder ganz einstampfen falls Sie gebeten würden das zu übernehmen. Wurden Sie aber nicht. Dieses Privileg war Cäcilie Heinig vorbehalten. Das mag Sie schmerzen, ist aber nicht zu ändern. Bewerben Sie sich doch um ein zeitgenössisches Werk und verdienen Sie sich Ihren Ruhm mit Positiv Beispielen. Es wäre doch sicher traurig, wenn das Einzige, was den Menschen außerhalb Ihres intellektuellen Zirkels von Ihnen im Gedächtnis bliebe “Das war doch der, der die Lindgren in den Schmutz ziehen wollte”. Das haben Sie nicht nötig.

    Also lassen Sie bitte die Kirche im Dorf.

    ..
    Im Übrigen habe ich natürlich die Kommentar Richtlinien gelesen und soweit ich es verstanden habe, habe ich dagegen auch nicht verstoßen. Natürlich ist das IHR Blog und Sie dürfen meine Beiträge selbstverständlich nach Herzenslust kürzen, ändern oder ganz löschen. Schreibfehler im obigen Text habe ich bewusst gesetzt, damit Andere etwas zu lachen haben. Ich bin schließlich nur ein Dummschwätzer ohne Universitätsabschluss und habe daher keine Ahnung, wie ich mich in meiner eigenen Sprache korrekt ausdrücken muss.

  137. Ich habe gerade erfahren, dass zwei Arbeitskollegen von mir sich nicht mehr so gut verstehen, wie sie es die letzten 15 Jahre getan haben. Der eine hat plötzlich angefangen, den anderen konsequent “Neger” zu nennen, was er in den letzten 15 Jahren nicht getan hat. Was zwischen den beiden vorgefallen ist weiß ich nicht. Der eine ist weiß und Europäer, der andere Schwarz und Afrikaner. Er hat sich beim Chef beschwert und die Empfehlung bekommen, das zu ignorieren. So weit die Story, die ich bis jetzt nur aus zweiter Hand kenne.
    Ich habe weiter oben empfohlen, in sich hineinzulauschen, was das Wort “Neger” für Assoziationen auslöst. Das war ernst gemeint, denn wenn ich ehrlich bin, dann weiss ich, dass ich (47 Jahre alt) Assoziationen zu dem Wort “Neger” habe, die mir nicht gefallen, die aber da sind. Zu dem Wort “Schwarzer” habe ich auch Assoziationen, die nicht immer neutral sind, die aber lange nicht so von oben herab sind, wie die zu dem Wort “Neger”. Das ist mein persönlicher Grund, auf das Wort zu verzichten (der andere ist, dass Schwarze nicht als “Neger” bezeichnet werden wollen).
    Es geht nicht darum, sich als Sprachbereiniger zu positionieren (wie es A.S. vorgeworfen wird) und es geht nicht um linke Sprachnörgelei. Es geht darum, selber etwas zu begreifen. Darum, zu verstehen, wie Worte das eigene Denken formen, und doch bitte mindestens darum, einen halbwegs gepflegten Umgang miteinander hinzubekommen. Und dieser halbwegs gepflegte Umgang miteinander findet erst dann statt, wenn begriffen wird, dass es Menschen gibt, die es als Beleidigung auffassen “Neger” genannt zu werden, egal welche Bedeutung diesem Wort von Menschen, die es benutzen beigemessen wird.
    Es schafft meinen eigenen Rassismus nicht sofort ab, wenn ich auf das Wort verzichte, aber ein bewusster Verzicht sensibilisiert mich für meine Vorurteile, mit denen ich dann umgehen kann, wenn ich das gemerkt habe.
    Es hilft nix, wenn Ute das Wort nur benutzt, wenn keiner dabei ist, der belidigt sein könnte. Da muss noch ein Schritt weiter gangen werden, zu merken, dass ich das Wort ja vielleicht denke, wenn ich einen Schwarzen sehe. Aber dann bin ich ja vielleicht schon wieder sauer auf ihn, weil es so schwer ist, das alles beiseite zu lassen…
    Man braucht überhaupt nicht über “Euphemismusfallen” zu reden. Man kann sich einfach den Verzicht auf ein Wort antrainieren und dann gucken, wie es weitergeht, und zwar in dem Bewusstsein, dass es mit dem Verzicht auf das Wort eben nicht getan ist, dass der Verzicht aber ein Schritt in die richtige Richtung ist.
    Ich habe “Neger” vor etlichen Jahren aus meinem aktiven Wortschatz getilgt. Vorurteilsfrei bin ich deswegen noch lange nicht, aber ich entwickel mich.

  138. der andere ist, dass Schwarze nicht als “Neger” bezeichnet werden wollen

    Es ist bemerkenswert, wie schwierig es ist, diesen Umstand in einer solchen Diskussion als Begründung zu positionieren.

  139. @R.O.

    Ein Dummschwätzer sind Sie allemal!
    Sie verweisen auf Amerika (ein bekannter deutscher Reflex) mit seiner “Sklavenproblematik”, die wir ja wohl nicht hätten. Natürlich nicht, denn wir brauchten keine Sklaven zu importieren, wir haben die Leute gleich vor Ort mißhandelt. Von deutscher Kolonialgeschichte in Afrika haben Sie wohl noch nie gehört, und das Volk der Herero ist Ihnen gegenüber nie erwähnt worden?

  140. “Das Problem mit dem Wort ist zunächst, daß es geeignet ist, schwarze Menschen zu beleidigen.

    Daß es bei Weißen oft verquere Assoziationen geben mag, die mit dem Begriff des schwarzen Menschen selbst verknüpft sind, bestreitet niemand. Der problematische Charakter des N-Worts erschöpft sich darin aber nicht.”

    Gibt es ein Beispiel, ein einziges, aus der Geschichte, in der Diskriminierung und Unterdrückung durch gezielte Änderung der Sprache beendet wurde? Das IMHO einzige, was Kinder durch das Nichtaussprechendürfen “problematischer” Worte, sei es nun “Neger”, “Ficken”, “Muschi”, “Scheisse” oder “Jehova” lernen, ist, dass diese Begriffe eben “problematisch” sind, und damit auch die dahinterliegenden Signifikate irgendwie verkrampft behandelt werden. Was das Ziel, eine Diskriminierungsfreien Gesellschaft, in noch weitere ferne rückt. Ich propagiere gewiss keine rücksichtslose diskriminatorische Sprachverwendung. Wenn die Alternative jedoch Tabuisierung und Verklemmtheit ist, positioniere ich mich auf der Seite der Deutlichkeit. Und bemühe mich im Alltag um eine Veränderung des unerwünschten Zustands. Auf der Ebene des Handelns, nicht des Sprechens. Denn Worte sind stets nur der Schatten der Tat.

  141. “Mitglieder alternativer Pigmentierung”

    Soll ich mich als stark besommersprosster Mensch hier jetzt direkt angesprochen fühle?

    Für mich ist sowieso jeder schwarz, der dunklergefärbte Unterarme hat als ich und das dürften so um die 99% aller Menschen überhaupt sein. Also solltet ihr als von mir unterdrückte Minderheit jetzt mal alle schön ruhig sein und diese ziellose Diskussion um Wort, das nur deswegen als diskriminierend empfunden wird, weil darüber geredet wird, zu einem Ende bringen.

  142. @Felix Rauch

    Bringen Sie sich doch bitte zunächst auf den aktuellen Stand der Diskussion. Sie müssen die Argumente die ich und andere vorgebracht haben ja nicht akzeptieren, sollten aber doch der Höflichkeit halber darauf eingehen und versuchen, sie zu entkräften, anstatt nur das Gegenteil zu behaupten. Mich dauernd zu wiederholen ist mir zu mühselig.

  143. Au, das schmerzt…

    @Peter Perrey

    Dummbötelige copy cats sind wohl eher solche, die einen doofen Kommentar gleich dreimal posten und glauben, mehr Ahnung als die Duden-Redaktion über die rassistische Konnotation des Worts “Neger” zu haben…

    @R.O. (steht das für “Rassistischer Oraldurchfall”?)

    Der Niger ist ein Fluss und Nigeria ein Staat. “Neger” ist eine kolonialistisch-rassistisch geprägte, mithin diskrimierende Bezeichnung für Menschen schwarzer Hautfarbe. Ihr gönnerhaftes Geschwurbel von ehrenwerten, ordentlichen “Negern”, Ihr sinnfreier Verweis darauf, dass auch schwarze Menschen schwarzen Menschen Böses antun sowie Ihr schreiend blöder Versuch, A.S. als Sprach-Nazi hinzustellen, entlarven Sie endgültig als Hohlkörper.

  144. Noch mehr Ethnophaulismen

    Nehmen wir mal das Wort “Polacke” – der unbedarfte Schlechtsprecher könnte darauf verweisen, dass es sich schließlich aus der polnischen Eigenbezeichnung Polak für “Pole” abgeleitet hatte und daher überhaupt nicht abwertend gemeint sein könne.

    Diese Schlussfolgerung ist genauso heuchlerisch wie die analog zum “Neger” gezogene. Oder hat schon mal jemand gehört, dass Polen von Deutschen ganz wertfrei als “Polacken” bezeichnet wurden?

    Oder nehmen wir den “Itaker”, der im Landsersprech ursprünglich mit a am Ende für Italienischer Kamerad stand.

    Ob R.O. oder Peter Perrey wohl den Wirt ihres Lieblingsitalieners mit “Na, du Itaker” begrüßen und ihn übertriebener politischer Korrektheit bezichtigen, wenn ihm diese Anrede nicht so zusagt…?

  145. @stan:
    “wir brauchten keine Sklaven zu importieren, wir haben die Leute gleich vor Ort mißhandelt.”

    Wenn Sie Ihren Schuldreflex für einen Moment zügeln können, dann kann ich Ihnen versichern, WIR haben diese Leute nicht mißhandelt. Also zumindest nicht ich und ich nehme auch nicht an, dass Sie das waren. Die Fähigkeit der Deutschen, sich persönlich mit Erfolgen (beim Sport etwa) und Schuld von völlig fremden Menschen zu identifizieren ist wirklich beachtlich. Ich übernehme gerne die Verantwortung für mein Leben und zum Teil das meiner Kinder, aber keinesfalls ist die Schuld der Vorfahren vererbbar. Das ist eine Mär der christlichen Kultur. Ich kann die vergangenen Gräuel furchtbar finden, ich kann den Nachkommen der Opfer meine Hilfe anbieten, aber ich bin nicht verantwortlich für die Taten dieser Menschen und ganz bestimmt habe ich mir auch deren Schuld nicht aufgeladen. Das mag bitte jeder schon selbst machen.

    Furchtbare und menschenunwürdige Gräuel gibt es leider zu jeder Zeit und an jedem Ort. Da haben die Deutschen ihren Anteil, wie die Amerikaner, die Araber wie die Chinesen,.. und diese Dinge müssen immer und sofort bekämpft und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Ich bin sicher, da kommt jetzt einer und schreit “das kann man doch nicht vergleichen!”. Ich vergleiche nicht, ich zähle auf.

    Umgekehrt ist aber auch die Opferrolle nicht erblich.

    Was Sie aber leider in meiner Aussage nicht verstanden haben: In Deutschland gab es jedenfalls in der jüngeren Geschichte keine Sklaverei. Dadurch hat die eingesessene Bevölkerung anders als in Amerika nicht das “Problem” gehabt, dass “die Nachkommen derer, die vom Ur-Ur..Großvater noch wie Vieh gehalten wurden” versuchen mussten sich in der Gesellschaft gleichwertig zu positionieren. Weithin von jedem erkennbar durch ihre Hautfarbe. DIESER über Generationen fortdauernde Konflikt führt zu der in den USA ausgeprägten rassistischen Einstellung gegenüber Mitbürgern dunkler Hautfarbe.

    Bei uns waren “Schwarze” für das breitere Publikum eher exotische Besonderheiten. Die Verachtung der Deutschen hat sich gegenüber anderen Personenkreisen manifestiert. Mit bekanntem Ergebnis. Nach dem Krieg war der Kontakt der Deutschen zu “Schwarzen” eher von den G.I.’s geprägt als von einer vermeintlich überlegenen Position einer “Herrenrasse”. Kein guter Nährboden dafür, sich Farbigen gegenüber überlegen zu fühlen.

    Dass Schwarze nun vermehrt rassistisch motivierten Angriffen ausgesetzt sind (sind sie?) ist also keine historisch gewachsene Geschichte sondern schlicht abgeschaut, weil es eben bequem ist, wieder mal einen Sündenbock zu haben. Idioten und Rassisten gibt es natürlich trotzdem reichlich. Und sind es nicht die Schwarzen, dann eben die Türken. Jeden Tag steht ein Dummer auf.

    Wenn, um beim Thema zu bleiben, Die Pipi Übersetzung vor 60 Jahren dem Zeitgeist entsprechend korrekt übersetzt wurde, und diese Inhalte heute nicht mehr zeitgemäß sind, dann ist das wahrscheinlich ein Anachronismus, aber eben nicht falsch geworden. Falsch wäre es, wenn es nicht so übersetzt würde, wie es die Autorin geschrieben hat, ob man das nun mag oder nicht. Übersetzungen und Handlungen von Büchern nachträglich “geänderten politischen und gesellschaftlichen Bedürfnissen anzupassen”, ist ein Dienst, der in der Vergangenheit leider auch nicht immer die gewünschte Wirkung gebracht hat.

    Das als Aufhänger für eine unterschwellige Anklage gegen “die Deutschen” zu machen, die ihren Kindern vor dem Schlafengehen mittels rassistisch motivierter Kinderliteratur subversive Gedanken eintrichtern, halte ich schlicht für übertrieben. Man darf Erwachsenen und Kindern durchaus ein wenig Unterscheidungsfähigkeit zutrauen. Sogar in Deutschland. Man kann (Sprach) Probleme aber auch herbei reden, wenn man nur hartnäckig genug ist.

    Neger und Zigeuner sind also aus der Übersetzung verschwunden. Eigentlich kommen aber auch die Polizisten und Pädagogen nicht wirklich gut weg in den Geschichten. Die werden sogar offen angefeindet.

    @Hel
    “R.O. (steht das für “Rassistischer Oraldurchfall”?)”
    Nein. Da könnten Sie nicht falscher liegen. Ich bin aber ehrlich erstaunt, wie banal manche Menschen sich hier ausdrücken möchten. Immerhin ist dies ein Linguistik Blog. Das Thema scheint wohl bei einigen, vorbei an den höheren Gehirnzentren, eine animalische Saite anzuschlagen.

    @Patrick Schulz
    Ja bitte, fühlen Sie sich angesprochen. Noch ist der Begriff völlig frei von negativen Bedeutungen. Nehmen Sie sich an und prägen sie ihn positiv, ehe jemand kommt und auch ihn anschwärzt. Ich habe diesen Begriff allerdings nicht selbst erfunden, sondern auf einer anderen Webseite für mich entdeckt. Ich kann sie aber im Moment nicht richtig zitieren. Etwas noch neutraleres ist mir bislang nicht unter gekommen. “Alternativ” ist nach meiner Erfahrung noch eine Gleichwertigkeit, ohne jede Bevorzugung.

  146. @stan

    “Ein Dummschwätzer sind Sie allemal!
    Sie verweisen auf Amerika (ein bekannter deutscher Reflex) mit seiner “Sklavenproblematik”, die wir ja wohl nicht hätten. Natürlich nicht, denn wir brauchten keine Sklaven zu importieren, wir haben die Leute gleich vor Ort mißhandelt. Von deutscher Kolonialgeschichte in Afrika haben Sie wohl noch nie gehört, und das Volk der Herero ist Ihnen gegenüber nie erwähnt worden?”

    Können Sie eigentlich auch argumentieren oder nur beleidigen? Man sollte Ihnen mal ordentlich die Ohren langziehen, Sie Schlingel. Viel Spaß beim weiteren “mißhandeln” der deutschen Sprache.

  147. @R.O.

    Nein, Sklaverei gab es in der jüngsten deutschen Geschichte nicht. Es wurde bloß in den dreißiger Jahren vorher eingebürgerten schwarzen Afrikanern die Staatsbürgerschaft aberkannt. Und Zwangsarbeit in Konzentrationslagern und Menschenversuche sind ja nun einmal keine Sklaverei. Das Dritte Reich fand statt zu einer Zeit, als die Sklaverei in den USA schon den einen oder anderen Moment abgeschafft war.
    Nein, ich bin nicht schuld an den Taten meiner Vorväter. Aber vielleicht mache ich mich schuldig, wenn ich ihre rassistischen Traditionen fortsetze, z.B. dadurch, dass ich darauf beharre Schwarze “Neger” nennen zu dürfen, auch wenn die das als Beleidigung empfinden.

  148. Gibt es hier eigentlich irgendjemand der das Wort “Neger” in der Alltagssprache ironiefrei verwendet oder dies propagiert? Wenn nein, ist ein Großteil der hier stattfindenden Diskussionen ziemlich müßig. Back to the roots.

  149. Negroes und Nobelpreise

    Ich hab’ mal bei Martin Luther King nachgeschaut

    http://www.mlkonline.net/speeches.html

    Der verwendet – selbst in seiner Nobelpreisrede – das Wort “Negroe” ganz selbstverständlich, ich kann da keine pos. oder neg. Konnotationen erkennen. Das war in den 60ern.

    Von daher bin wäre ich sehr zögerlich, A. Lindgren, die in den 40ern schrieb, wegen des schwedischen Wortes “neger” einen Rassismusvorwurf zu machen.

  150. @ Helmut Wicht

    Der Verlag nimmt dazu auf der Homepage Stellung:

    “In den 1940er Jahren, als Astrid Lindgren die „Pippi Langstrumpf“-Bücher schrieb, war in Skandinavien das Wort „Neger“ die übliche Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe.”

    http://www.oetinger.de/…/neger-und-zigeuner.html

  151. Rätsel

    Welche(r) der folgenden Begriffe ist im Sinne der sogenannten politischen Korrekheit völlig daneben?

    Visuell, vertikal, mental oder akustisch herausgefordert sowie anders begabt.

    Wer das Rätsel löst, kann einen Gutschein für die Förderschule gewinnen.

  152. @ Klausi

    “Welche(r) der folgenden Begriffe ist im Sinne der sogenannten politischen Korrekheit völlig daneben?
    Visuell, vertikal, mental oder akustisch herausgefordert sowie anders begabt.”

    Antwort:
    Der Begriff von der “politischen Korrekheit”. Schon orthograph(f?)isch.

    scnr

    Kann ich mich bdG (bei der Gelegenheit) für das verdoppelte Verb in meinem letzten Post entschuldigen.

  153. Übrigens habe ich im Web inzwischen auch die Stellungnahme von A. Lindgrens Tochter gefunden, warum die Bücher in Schweden selbst nicht verändert wurden und man dort stattdessen ein erläuterndes Vorwort eingefügt hat:

    http://www.aftonbladet.se/…er/article11012041.ab

    Grobe Zusammenfassung (Vorsicht, meine Schwedischkenntnisse sind nicht perfekt): Die Figur der Pippi Langstrumpf ist nun mal in den 40ern beheimatet und aus den Büchern kommt vieles den Kindern von heute seltsam vor. Der Begriff “Neger” bekam erst seit ca. 2000 einen negativen Beigeschmack, und da Pippi selbst keine Vorurteile hegt, haben die heutigen Rechteinhaber eine Änderung abgelehnt.

  154. Deutschland – Ein Wintermärchen

    „Der Zollverein“ – bemerkte er –
    „Wird unser Volksthum begründen,
    Er wird das zersplitterte Vaterland
    Zu einem Ganzen verbinden.

    „Er giebt die äußere Einheit uns,
    Die sogenannt materielle;
    Die geistige Einheit giebt uns die Censur,
    Die wahrhaft ideelle –

    „Sie giebt die innere Einheit uns,
    Die Einheit im Denken und Sinnen;
    Ein einiges Deutschland thut uns Noth,
    Einig nach Außen und Innen.“

    […]

    „Es blühte in der Vergangenheit
    So manche schöne Erscheinung
    Des Glaubens und der Gemüthlichkeit;
    Jetzt herrscht nur Zweifel, Verneinung.

    „Die praktische äußere Freiheit wird einst
    Das Ideal vertilgen,
    Das wir im Busen getragen – es war
    So rein wie der Traum der Liljen!

    Auch unsre schöne Poesie
    Erlischt, sie ist schon ein wenig
    Erloschen; mit andern Königen stirbt
    Auch Lindgrens NegerkönigFreiligraths Mohrenkönig.

  155. @Klausi:

    “Visuell, vertikal, mental oder akustisch herausgefordert sowie anders begabt.”

    Ich würde sagen: horizontal begabt.

  156. An Hemut Wich: Den Fehler müssen Sie mir nachsehen, ich war leider nicht auf der Förderschule.

  157. @ Klausi

    Alte Usenetregel:

    Fehlt es Dir an Argumenten,
    fang’ orthographisch an zu zänken.
    Und fehlt Dir jed’ Information,
    benörgel’ die Interpunktion.
    Und sagt man dann, Du seist ja blöde:
    Gräm’ Dich nicht, zitiere Goethe:
    “Einem Wort kann man kein Iota rauben..”
    Is’ vom Meister. Muss man glauben.

    Grüße
    Helmut Wicht

  158. “@ Christian S.: Dann dürfen Sie Astrid Lindgren nur auf Schwedisch lesen.”

    Naja. Das ist jetzt a bissl albern. Natürlich ist eine Übersetzung nie perfekt, aber es besteht schon ein Unterschied zwischen “Ich schreibe eine Geschichte um” und “Ich habe nicht die perfekte Übersetzung gefunden”. Wäre das nicht so, dann wäre jede Übersetzung eine Fälschung.

  159. Wer legt fest welche Worte nicht ok sind

    Mich stört an diesem Text primär, dass -mal wieder- jemand ohne Zweifel und absolut festlegen möchte welche Worte rückwirkend auszutauschen, ja, man kann es auch zensieren nennen. In der deutschen Wikipedia gab mal jemanden, der unbedingt im Artikel zum Alten Testament erfasst haben wollte, dass die Bezeichnung “Altes Testament” antisemitisch sein. Alt = veraltet, Neues Testament = neu = besser. Ist das nun Quatsch? Oder nur das gleiche wie die Forderung hier, Neger aus Pipi zu entfernen? Wenn man einmal damit anfängt, hört man dann jemals auf? Wo kann man dann noch eine Grenze ziehen?

  160. Ach Gottchen, ja

    Was es nicht alles gibt: Da freut sich ein “Überflieger” über mein – zugegebenermaßen sporadisches – Vorbeischauen, ein anderer braucht noch eine Erklärung zum Fachterminus ‘false friends’ und schließlich werden mir sogar die Tücken der Technik angelastet (vielleicht wäre A.S. so freundlich, Doppeltes mal zu löschen).

    Aber zur Sache: Ich habe hier noch nicht ein stichhaltiges [!] Argument dafür gelesen, warum das Wort “Neger” rassistisch sein soll und beispielsweise durch “Schwarzer” ersetzt werden müsste. Beide Begriffe beziehen sich auf die Hautfarbe, beide sondern gleichermaßen aus, indem sie das Nicht-Weißsein betonen. Das haben Gruppenbezeichnungen nun mal so an sich, dass sie der Kontrastierung dienen. Solange eine solche Bezeichnung nicht eindeutig herabwürdigend gemeint ist – und dafür gibt es in aller Regel auch entsprechende Sonderformen (s. nigger, Bazi, Itzig u.ä.) – sollte man darauf verzichten, anderen die eigene Ausdrucksweise aufzwingen zu wollen.

  161. @A.S.

    “[…] denn Neger ist eben ein durch und durch rassistisches Wort […]”

    Wieso ist das so?
    Ich kann die Erfahrung von Herrn (Dr.) Bernd Walter teilen: in der DDR war Diskriminierung ein ganz heißes Eisen, aber an “Neger” fanden 17 Millionen Menschen nichts diskriminierendes, das war ein ganz neutraler Begriff.
    Erst in den Neunzigern mußte ich (in einer recht peinlichen Situation) erfahren, daß das Wort schon lange böse war. Mir hatte natürlich mal wieder niemand was gesagt.
    Aber wie kam es zu dieser unterschiedlichen Auffassung in Ost und West?
    Ist es so, wie Peter Perrey behauptet, daß es aus den USA rüberschwappte (das würde erklären, warum es die DDR nicht erreichte)?

    Du (darf/soll ich? Auch die Anrede “Sie” wurde mir in anderen Blogs/Foren bereits negativ konnotiert) argumentierst, daß man die Betroffenen fragen muß, wie sie genannt werden wollen. Bei Milliarden von Betroffenen …
    Letztlich hat “sie” aber auch niemand gefragt, ob sie “Schwarze” oder “Farbige” oder überhaupt irgendwie benannt werden wollen, und deshalb gibt es bei jeder neuen Stufe der Tretmühle auch immer Protest aus den Reihen der so Neubenannten – erinnert sich jemand an “And you got the fucking nerv to call me colored”?
    http://www.golyr.de/…all-me-coloured-606041.html

  162. @Peter Parrot

    Ich habe hier noch nicht ein stichhaltiges [!] Argument dafür gelesen, warum das Wort “Neger” rassistisch sein soll und beispielsweise durch “Schwarzer” ersetzt werden müsste.

    Was glauben Sie flatulenter Armleuchter eigentlich, wer Sie sind? Ihre Knalldeppenpositionen in allen Ehren, aber der Argumente wurden hier genügend vorgebracht. Daß Sie diese zu verstehen nicht in der Lage sind, überrascht mich zwar kein Stück. Sie könnten sich aber zumindest die Mühe machen, Ihre Begriffstutzigkeit am konkreten Beispiel unter Beweis zu stellen, indem Sie es zu widerlegen versuchen, anstatt alle Argumente zusammen als “nicht stichhaltig” abzutun und offenbar zu erwarten, daß man sich infolgedessen eigens für Sie nochmal ein paar ganz neue ausdenkt.

    Was haben Sie eigentlich für einen gewaltigen Schaden?

  163. @ H.M.Voynich (betr. „@A.S.“)

    Letztlich hat “sie” aber auch niemand gefragt, ob sie “Schwarze” oder “Farbige” oder überhaupt irgendwie benannt werden wollen, und deshalb…

    Braucht auch niemand. Die haben sich das ganz ungefragt selbst überlegt und melden sich damit zu Wort: http://www.derbraunemob.info/deutsch/“\”>der braune mob -> Fragen/Sprachliches -> WARUM “SCHWARZ”, IHR SEID DOCH BRAUN!?

  164. Pippi Langstrumpf ist kein Vorbild

    Mit ca. 7 war Pippi Langstrumpf mein Idol, doch war mir damals schon bewusst, dass sie unkonventionell, und eine Außenseiterin ist. Sie geht nicht zur Schule, hat keine elterliche Aufsicht und kann machen, was sie will. Sie hat keine gesellschaftlichen Umgangsformen und lehnt Autorität ab.
    Pippi erfindet Geschichten. Zum Beispiel behauptet sie, dass im Kongo niemand jemals ein wahres Wort spräche. Darauf angesprochen, gibt sie jedoch ohne Zögern zu, gelogen zu haben. Sie nimmt zu wenig Rücksicht auf die Gefühle anderer. Als sie einen schlafenden Mann auf dessen Rasen erblickt, behauptet sie, ihn mitnehmen zu wollen. Sie wolle ihn in den Kaninchenstall sperren.
    Pippi spricht mit anderen sehr autoritär, als sei ihre Methode, etwas zu tun, die einzig richtige.Sie ist sehr egozentrisch. Aufgrund ihres schlechten Betragens ist ihr der Schulbesuch jedoch verwehrt. Besorgte Nachbarn rufen bei einer Gelegenheit das Jugendamt an und beschweren sich darüber, dass kein Erwachsener Pippi beaufsichtigt. Das Jugendamt schreitet prompt ein und besorgt für sie einen Platz in einem Kinderheim. Als Pippi sich weigert, mitzugehen, wird die Polizei gerufen. Sie verspottet den Polizisten, gibt auf seine Fragen keine vernünftigen Antworten und entzieht sich dem Gewahrsam. Es gibt zahllose weitere Beispiele für ihr fehlangepasstes Verhalten in Gesellschaft. Als sie zu einer Teegesellschaft eingeladen wird, greift Pippi mit ihren Zehen nach den Kuchenstücken und tunkt sie in ihren Tee. Sie verstreut überall auf dem Boden der Gastgeberin Zucker, da sie es spaßig findet, über die knackenden Zuckerkörner zu laufen. Danach fällt sie in den größten Kuchen. Sie behauptet, er sei jetzt ruiniert, und verspeist ihn allein.

    Wenn sie sich vorstellt einen “eigenen Neger” zu haben, dann ist das doch typisch für sie. Sie schockiert gern und ist politisch unkorrekt.
    Ich finde, dass man ihr vor diesem Hintergrund nicht einen so schamhaften Begriff wie “dunkelhäutige Menschen” in den Mund legen kann, weil es nicht zu ihr passt.

  165. nicht zu vergessen…

    der schwarzen/ afro-deutschen kinder, die diese bücher selber lesen……….. meine tochter, papa schwarzer amerikaner, hat sich bis heute ( 12 j.) geweigert, die bücher zu lesen, weil der vater pippis negerkönig ist…..bin auch für die radikale entfernung

  166. War Martin Luther King Rassist?

    Ich finde es erschreckend, wenn ich in vielen Kommentaren dieses Blogs Aussagen lese à la “Wer das Wort Neger benutzt, ist ein Rassist.”

    Nach dieser Logik war auch Martin Luther King Rassist, denn in seinen Reden benutzt er unzählige Male das Wort “Negro”.

  167. Vorneweg: ich gebe gern schon im Voraus zu, dass ich nicht alle Kommentare gelesen habe.

    Das enthüllende an dem Artikel ist für mich die “böse Formulierung” über Pippi. Offensichtlich wird Pippi weder gemocht noch verstanden und die noch heute wichtige Funktion einer Pippi, die keine Wilden Hühner oder andere Kinderbücher von “neuen Autoren”, die so dringend eine Chance brauchen, ausfüllen kann. Nicht ohne Grund gilt Pippi als Rollenvorbild für Mädchen, als Musterbeispiel für zivilen Ungehorsam…
    Eine gewisse Unkenntnis der Materie zeigt sich auch in der Vermutung Pippi würde in einer zeitlosen Phantasiewelt spielen. Ausser Taka-Tuka ist Pippi sehr deutlich in einer (damalig) zeitgenössischen, Schwedischen Realität angesiedelt. Auch andere Konzepte in den Büchern passen nicht in die zeitlose Phantasiewelt: Kinderheime a la Prusseliese, die Rolle der Polizei und, und, und.
    Was die Neubearbeitung angeht, so bin ich zwigespalten: Zum einen mag der Literaturwissenschaftler in mir tatsächlich am liebsten den “Urtext”. Zum anderen darf man die Problematik nicht kleinreden. Eine Bearbeitung wie die neue Version birgt für mich evtl. sogar mehr Gefahren als die Fußnotenlösung: Der latente Rassismus (Astrid Lindgren zielgerichteten Rassismus zu unterstellen wäre reichlich absurd, aber natürlich war sie ein Kind ihrer Zeit) wird glatt gebügelt, die Stolpersteine und notwendigen Gesprächsansätze verschwinden. Die Untertöne bleiben. Das macht den unterliegenden Rassismus dann wieder gesellschaftsfähig.
    Was also tun? Eigentlich das, was mit Pippi Büchern schon lange geschieht: Band 1 und 2 werden vorgelesen und Taka-Tuka fällt hinten runter, wird später gelesen und dann ggf. auch verstanden.
    Eine gesellschaftspolitische Zensur wie sie hier gefordert wird finde ich allerdings höchst zweifelhaft. Meine erste (sicherlich nicht korrekte) Assoziation war die Frage ob solche Bücher denn “entartet” wären…

    Und noch in einem Punkt würde ich klar widersprechen wollen: Eine Welt ohne Pippi ist eine Dystopie. Denn Pippi macht aus Kindern Menschen, die ihre Rechte wahr nehmen, die Erwachsenen die Zähne zeigen. Und auf das Beispiel wer diesen Platz einnehmen kann warte ich gespannt.

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