Der wundersame und geheimnisvolle Fall des Sprachpanschers Nikolaus S.

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Vor ein paar Tagen habe ich über die Nominierungen für den „Sprachpanscher des Jahres“ gesprochen, einen Negativpreis mit dem der Verein der Drögen Sprachmythen (VDS) alljährlich Prominente auszeichnet, um so auch mal wieder ins Gespräch zu kommen.

Berichtenswert war dabei nicht die Nominierung selbst (die angesichts der sonst meistens gut funktionierenden Pressearbeit des VDS in den Medien erstaunlich dürftig aufgenommen wurde, aber dazu später mehr), sondern die Tatsache, dass eine der Nominierten, die Bundesagentur für Arbeit, den Verein wegen seiner schlampigen und faktisch falschen Nominierungsbegründungen öffentlich vorführte.

Ein weiterer Nominierter schweigt dagegen beharrlich, obwohl er noch deutlicher widersprechen könnte: Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der evangelischen Kirche Deutschlands, der laut Pressemeldung des VDS

… seine Gläubigen mit „LutherActivities“ wie „Wellness für die Männerseele“, „marriage weeks“ oder „worship summerpartys“ bei der Stange halten will. [Pressemeldung des VDS]

Will er das wirklich? Nun traue ich dem Rat der EKD jede Narretei und jedes Fehlverhalten der Welt zu (und man gibt sich ja auch immer wieder kräftig Mühe, mein Vertrauen nicht zu enttäuschen), aber trotzdem hatte ich beim Lesen der Pressemeldung das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt.

Wenn die EKD diese Wörter tatsächlich auf breiter Ebene verwenden würde, müssten sie mir bei meiner ausgiebigen Nachrichtenlektüre doch schon einmal begegnet sein. Da das nicht der Fall war, habe ich umgehend eine Anfrage an die Pressestelle der EKD geschickt. Parallel dazu habe ich mich an eine Netzrecherche gesetzt um selbst herauszufinden, wann und wo Nikolaus Schneider diese Wörter geprägt und benutzt haben könnte.

Auf meine E-Mail habe ich trotz zweimaligen Nachhakens keine Antwort bekommen (darauf komme ich noch zurück), aber meine eigene Recherche hat mein anfängliches Gefühl bestätigt: Was auch immer man Schneider vorwerfen kann, Sprachpanscherei gehört nicht dazu.

EKD als Sprachpanscher 2011, BeispieleFür LutherActivities gibt es im Netz keinen einzigen Treffer, der sich nicht auf die Pressemeldung des VDS bezieht. Ich habe zur Sicherheit auch noch die Singular-Form LutherActivity ausprobiert, und siehe da, diese Form findet sich tatsächlich. Und zwar genau ein einziges Mal, in den Fürther Stadtnachrichten vom 27. Oktober 2010, in denen auf eine Veranstaltung der Kirche St. Michael in Fürth hingewiesen wird:

Anschließend gibt es verschiedene Aktionen, wie sich vom Kirchturm abseilen, zur Musik von Newcomerbands tanzen und singen oder gemeinsam „Lutheractivity“ spielen. [Link (PDF)]

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie man wohl „Lutheractivity“ spielt, aber man kann kaum den Ratsvorsitzenden der EKD für den Namen eines Spiels verantwortlich machen, das eine einzelne Kirchengemeinde auf einem Kirchenfest verantstaltet.

EKD als Sprachpanscher 2011, BeispieleBei der Suche nach der Wellness für die Männerseele stößt man außerdhalb der VDS-Pressemeldung ebenfalls auf ein einziges Beispiel, nämlich einen Prospekt (PDF) des „Quo Vadis Selbsthilfe e.V.“ (allen Kennern edler Typografie und Setzkunst sei übrigens ausdrücklich empfohlen, sich dieses Meisterwerk herunterzuladen und in voller Pracht zu genießen — Ihre Seele wird sich hinterher garantiert nach Wellness sehnen). Ob dieser Verein irgendetwas mit der evangelischen Kirche zu tun hat, konnte ich nicht herausfinden, eine offensichtliche Verbindung besteht nicht. Man würde aber auch hier selbst dann nicht den Ratsvorsitzenden verantwortlich machen können, wenn eine Verbindung bestünde.

EKD als Sprachpanscher 2011, BeispieleDie worship summerparty kann man wenigstens wieder klar einer kirchlichen Einrichtung zuschreiben: Das Wort findet sich ebenfalls genau einmal im Netz, und zwar im Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinde Bad Meinberg vom Juli/August 2010 (PDF), in dem die Band „Homestation“ zu einer School’s out worship summerparty einlädt. Die Macht des Ratsvorsitzenden dürfte auch in diesem Fall nicht so weit reichen, dass er kirchlichen Jugendbands ihren Sprachgebrauch vorschreiben kann.

EKD als Sprachpanscher 2011, Beispiele  Marriage Week, zu guter Letzt, ist ein eingetragenes Markenzeichen einer „ Initiative von Personen und Institutionen aus den Bereichen Kultur, Kirche, Politik und Wirtschaft mit dem Ziel, den Wert der Ehe in der Gesellschaft zu stärken.“ Es sind Mitglieder und Gemeinden der evangelischen Kirche beteiligt, aber auch hier ist nicht ersichtlich, dass Nikolaus Schneider selbst den Begriff verwendet oder gutheißt, geschweige denn, dass er ihn geprägt haben könnte.

Mit anderen Worten, der VDS hat sich hier auf schlampige oder sogar bewusst fahrlässige Weise eine Nominierung zusammengestoppelt, die weder Hand noch Fuß hat: Weder trifft sie den richtigen, denn Nikolaus Schneider hat mit diesen Wörtern nicht das geringste zu tun, noch handelt es sich um Sprachpanscherei, denn Wörter mit einer Häufigkeit von 1 (in Worten: eins) haben wenig Aussicht, Bestandteil der deutschen Sprache zu werden.

Dass die EKD sich dazu selbst auf Nachfrage nicht äußert, ist ein wenig verwunderlich, wäre es doch eine gute Gelegenheit zu zeigen, dass die schlechte Presse, die die Kirchen seit Jahren haben, wenigstens in diesem Fall unverdient ist.

Nun könnte man annehmen, dass man mich bei der EKD schlicht als nicht wichtig genug einstuft, um mir zu antworten. Ich habe aber zumindest einen entfernten Verdacht, dass man auch pressetechnisch wichtigeren Menschen nicht geantwortet hat. Um das zu belegen, muss ich etwas ausholen.

Die Nominierungen zum Sprachpanscher des Jahres sind insgesamt auf wenig Interesse in den Medien gestoßen: Nur vier Zeitungen haben online darüber berichtet. Dabei bezieht sich aber keine der Zeitungen direkt auf die Pressemeldung des VDS. Die Märkische Oderzeitung schreibt die Meldung dem Deutschen Depeschendienst (DDP) zu, der meines Wissens nicht mehr existiert sondern in der dapd-Nachrichtenagentur aufgegangen ist. Die Nordwestzeitung nennt als Quelle die DPA, im Wortlaut deckt sich die Meldung aber Wort für Wort mit der in der Märkischen Oderzeitung veröffentlichten Fassung und enthält lediglich einen zusätzlichen Absatz am Ende. Ebenfalls deckungsgleich ist die Meldung der Volksstimme, die aber die dapd-Nachrichtenagentur als Quelle nennt. Die Rheinische Post schließlich bringt eine in der Struktur identische aber im Wortlaut deutlicher veränderte Version der Meldung und gibt ebenfalls an, diese von der dapd zu haben.

Sehen wir von dieser Verwirrung bezüglich der Herkunft der Meldung ab, so bleibt eine interessante Tatsache. Wer auch immer die Pressemeldung verfasst hat, muss etwas Hintergrundrecherche betrieben haben, denn während die angeblichen sprachlichen Sünden der übrigen vier Nominierten als Tatsache berichtet werden, schränkt die Meldung den Wahrheitsgehalt der Vorwürfe gegen Schneider explizit ein. In allen vier Zeitungen heißt es übereinstimmend:

Er hatte seinen Gläubigen nach Angaben des Sprachvereins „LutherActvities“ wie „Wellness für die Männerseele“, „marriage weeks“ oder „worship summerpartys“ versprochen.

Man kann sich das nur so erklären, dass auch der/die Verfasser/in der Pressemeldung zweifel an diesen Begriffen hatte und beim schnellen Googeln keine Belege gefunden hat. Und vielleicht hat auch er/sie bei der EKD nachgefragt und hat keine Antwort erhalten. Das würde nämlich in ein gewisses Muster passen, das mir schon länger auffält: Pressestellen von Vereinen und Organisationen sind häufig absolut nutzlos. Man erreicht sie oft weder telefonisch noch per E-Mail, und wenn man sie erreicht, erhält man keine Auskunft, die in irgendeiner Weise zitierfähig ist.

Da ich ja öfter Journalisten für schlampige Recherche schelte, möchte ich sie also heute Mal in Schutz nehmen: Sie können nicht zaubern. Wenn keine schnelle Auskunft zu haben ist, bleibt bei nebensächlichen Geschichten wie der Wahl zum Sprachpanscher nicht viel übrig, als Pressemeldungen ungeprüft zu übernehmen und ein paar distanzierende Formulierungen einzufügen. Wenn die EKD sich nicht selbst verteidigen will, warum sollte es dann die Presse tun.

Aus meiner Sicht kann die evangelische Kirche ihren Ruf ohnehin nicht mehr stärker beschädigen, als 500 Jahre kirchliches Tagesgeschäft das getan haben. Der Verein Deutsche Sprache allerdings zeigt mit dieser auf frei erfundenen Behauptungen begründeten Nominierung, dass bei den Sprachnörglern nach unten immer noch Luft ist.

 

© 2011, Anatol Stefanowitsch

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

19 Kommentare

  1. “Lutheractivity”

    Eine Vermutung, um “Lutheractivity” vielleicht zu erklären:

    Es gibt das Spiel “Activity” (Wer es nicht kennt, findet z.B. hier eine Beschreibung: http://de.wikipedia.org/wiki/Activity). Aufgrund der in dem Artikel verwendeten Formulierung könnte ich mir vorstellen, dass bei der vorgestellten Veranstaltung “Activity” mit Luther-Themen gespielt werden sollte.

    Für die Verwendung des Wortes “Activity” wäre dann der Spiele-Verlag verantwortlich. Dass eine Schreibweise mit Bindestrich besser gewesen wäre, steht dann auf einem anderen Blatt.

    (Wer Sprachpanschertum anprangern möchte, hätte übrigens mehr Grund gehabt, sich an dem Ausdruck “Newcomerbands” in diesem Artikel zu stoßen.)

  2. Verein der Drögen Sprachmythen (VDS)

    Danke für den Lacher! War ich doch bisher dem Irrtum verfallen, VDS heiße ‘Verschwörungstheorie Denglische Sprachverdrängung’.

    Jedenfalls ist ‘an den Haaren herbeigezogen’ gegenüber den Verlautbarungen des Vereins vergleichsweise seriös.
    Weiteres Beispiel aus der Pressemeldung des VDS:

    … der Vorsitzende der Deutschen Shell Holding GmbH Peter Blauwhoff für „Shell Fuel SaveSuper“ und anderes Angeberenglisch …

    Erstens gibt es die Schreibweise “SaveSuper” außerhalb des Vereins Orthographische Schlampigkeit und kritikloser Kopier-Medien nicht.
    Zweitens: Wie soll man den Sprit denn sonst nennen? ‘Muschel Treibstoff-Spar …’? Wie prickelnd!
    Und wie heißt eigentlich ‘Super’ auf ‘Deutsch’? Es ist immer wieder blöd, dass fast jedes Wort mit lateinischem Migrationshintergrund ein verdammungswürdiger Anglizismus ist, weil es im Englischen halt auch vorkommt.

    Eine nennenswerte Spriteinsparung erscheint mir übrigens unwahrscheinlich. Aber deshalb muss man doch nicht die naturgemäß angeberische Werbung mit Sprache verwechseln!

    P.S.: Tuppfwhler: “außerdhalb”.

  3. Die Erklärung ist einfach

    Streisand-Effekt. Wenn man auf jede negative Meldung antwortet, gehen die Leser davon aus, dass an der Meldung was dran ist. Man greift sich Prominente heraus, weil man sozusagen von deren Ruhm schmarotzen möchte. Wenn man irgendeine Kirchengemeinde in Hintertupfingen nominiert hätte, hätte das nicht mal die Lokalzeitung interessiert.
    Ich vermute mal, die Kirche hat eine relativ professionelle Pressearbeit und hoffen einfach darauf, das Thema durch Ignorieren zu unterdrücken.

  4. Wie soll man den Sprit denn sonst nennen

    Schwieriges Problem. Echt jetzt.

    Wie wär’s mit: Shell Super? Um nichts anderes handelt es sich doch. Ich erinnere mich noch an die Verwirrung eines Briten, der einfach nur Super tanken wollte und bei Shell fast gescheitert wäre. Und an mein eigenes Staunen ob der plötzlchen Vielfalt an deutschen Tankstellen.

  5. @pseudonym

    Ich erinnere mich noch an die Verwirrung eines Briten, der einfach nur Super tanken wollte und bei Shell fast gescheitert wäre.

    Ja klar, ein Brite versteht FuelSave schon mal gar nicht, siehe hier.
    Seniorinnen scheitern beim Einkauf, weil sie denken, Sale sein ein Fluss.
    Und manche scheitern eben beim Erfinden glaubhafter Behauptungen.

    Ob dem bisherigen Shell Super ein weiteres Additiv hinzugefügt wurde, das den neuen Namen rechtfertigt, steht auf einem anderen Blatt. Schaden kann FuelSave jedenfalls nicht, auch keinem Briten.

  6. Danke für die Rettung der Ehre des Herrn Schneider. Ich hab’ da nicht so viel Aufwand betreiben müssen: Man sieht ihm doch an, daß er zu solchen Greueltaten gar nicht in der Lage ist. Was an der von diesem Verein verfolgten Art von “Sprachpanscherei” – dieses Unwort darf man nur in Anführungszeichen benutzen – in der evangelischen Kirche vorkommt, und das ist, anders als Sie meinen, eine gewaltige Menge, es schreit und stinkt zum Himmel und der wird es sich nicht mehr lange gefallen lassen, kann man nicht Herrn Schneider anlasten. Seinem Vorgänger schon eher.

    Ins gute Lutherdeutsch eingerührt werden aber hauptsächlich gar nicht Anglizismen, sondern vor allem Wörter, die irgendwelchen abartigen Jargons entstammen, von dem altbekannten der Eigentlichkeit über den der Hobbypsychologen bis zu dem der Manager; im letztgenannten Fall sind sie dann natürlich oft amerikanischer Herkunft, aber das ist eher sekundär.

  7. ach Herr Allers,

    der Mann war sich einfach nicht sicher, welchen Sprit sein Auto brauchte bzw. vertragen würde. Sommer 2010 in einem Autohof an der A3 zwischen Passau und Regensburg. Dem Akzent nach ein Südengländer. Und er frug mich, was denn nun der Unterschied sei zwischen dem ganzen FuelSave und VPower-Kram. Der auch, fragen Sie mal Werkstattbesitzer, immer wieder dafür sorgt, dass Leute den falschen FuelPowerVSaveSprit in den Tank füllen. Sind halt nicht alle so genial wie Sie.

  8. Ach pseudonym,

    Es geht hier aber um ‘Sprachpanscherei’, nicht um ‘Spritpanscherei’. In England hätte der Mann doch genau dasselbe Problem gehabt!

    Wenn ein Brite mit fuel save nichts anfangen kann, kann ein Deutscher mit ‘Treibstoff-Spar’ genausowenig anfangen.
    Fazit: Eindeutschung nutzlos, viel Lärm um wenig Denglisch.

  9. Ach Herr Allers,

    ich hab ja nicht behauptet, dass Eindeutschung etwas bringen würde. Sie haben gefragt, wie man den Sprit nennen solle und ich habe eine Antwort gegeben. Und dabei auch anhand eines Beispiels erläutert, warum m.E. Namen wie die von Shell gewählten Unfug sind.

  10. @Katja “Lutheractivity”

    “Eine Vermutung, um “Lutheractivity” vielleicht zu erklären ….”
    hab ich auch. Es ist Jugendfunktionärsdeutsch. Ein Jugendfunktionär war z. B. Egon Krenz. Der war über 40, als er FDJ-Vorsitzender war. (Für die Jüngeren unter Ihnen: Die FDJ war die Jugendorganisation der SED.) In der Kirche wird das Alter der Jugendfunktionäre ähnlich sein. Sie glauben, daß die Jugend, wie es auf Deppendeutsch heißt, denglisch spricht, weil die anderen Jugendfunktionäre denglisch sprechen, die es wiederum deshalb tun, weil die anderen Jugendfunktionäre usw. usf. Wie die Jugend wirklich spricht, weiß ich nicht, ist aber egal. Jedenfalls kommt es auf diesem seltsamen, kreisförmigen Weg dazu, daß so eigenartige Gebilde wie “evangelisches Jugendportal youngspiriX” und “Jugendtreff Check it out” entstehen.

  11. @Ludwig Trepl

    Ich halte Katjas Vermutung für besser. Ja, besser. Nicht nur, weil ich denselben Gedanke hatte, als ich Herrn Stefanowitschs Beitrag las, sondern weil er viel dichter an der Sache [dem Aktionstag der Gemeinde] dran ist. Den alten Egon da rein zu bringen, mit wilden Vermutungen und seltsamen Gleichsetzungen … [stellen Sie sich hier ein Kopfschütteln vor]

  12. Dierk @Ludwig Trepl

    Klar, hinsichtlich der “Lutheraktivity” wird Katjas Vermutung besser sein, aber ich spreche ja von einer Ursache des “Denglischen” in der evangelischen Kirche überhaupt. Und da sind die ewig jungen Altjugendfunktionäre mit Sicherheit sehr wirksam. Krenz scheint mir für diese Art von Leuten paradigmatisch, auch wenn er sicher nicht die Anglifizierung vorangebracht hat. Das Wort “Kids” habe ich zum ersten mal aus so einem Mund gehört, nicht von Jugendlichen, mit denen ich damals noch so viel Kontakt hatte, daß ich es gemerkt hätte, wenn sie es benutzten.

  13. @Dierk, Ludwig Trepl

    Die evangelische Kirche hat ja überhaupt schon länger das Problem, dass sie sich Jugendlichen mit dem Gebrauch angeblicher Jugendsprache anbiedern möchte. Mit der aktuellen Jugendsprache kenne ich mich nicht so aus, aber vor 10-15 Jahren verwendeten Pfarrer und Konsorten immer Begriffe, die entweder nie tatsächliche Jugendsprache waren oder schon seit Jahren etwas ganz anderes bedeuteten (sie dachten zB, dass “Gruftie” einen älteren Menschen bezeichnet, aber soweit ich weiß waren immer nur Gothic-Leute damit gemeint). Ranschmeißerisches Marketing-Englisch erfreute sich auch damals bereits einiger Beliebtheit, was ich als Jugendliche vermutlich als “endpeinlich” oder “hängengeblieben” bezeichnet hätte.

  14. Hmmm…

    uns ich dachte immer, VDS steht für “Verdammt dummbräsige Steinzeitmenschen”….

    Hab mich getäuscht…..

    PS: Wer sich an der Zapfsäule vertut, muss VDS-Mitglied sein….. so doof können denkende Menschen nicht sein….

  15. Also speziell das Shell FuelSave finde ich persönlich in der tat auch verwirrend, zumindest für den unbedarften Selten-bei-Shell-Tanker. Die Bzeichnung FuelSave lässt mich nämlich sofort annhemne, es handle sich dabei um ein teures “Premium”-Produkt.
    Bei Aral (und diversen anderen Ketten) gibt es nämlich neben dem “normalen” Diesel (der dann nur Diesel heisst) auch irgendeinen wucherteuren Premium Diesel, der heisst dann ultimate/superbooost/high power/ super performance/ecosaver…

  16. @Logiker

    Also ich hatte bei Shell auch schon so meine Probleme.
    Was nicht an “FuelSave” speziell lag, sondern generell an der idiosynkratischen Namensgebung für die Shell-Kraftstoffe. Wenn ich als (technisch vollkommen desinteressierter) Autogebraucher gerade mal den Unterschied zwischen Super und E10 auf dem Schirm habe und dann mit irgendeinem “V-Power”-Gedöns konfrontiert werde, neige ich auch zum Überfordertsein. (Und ja, was “power” bedeutet ist mir klar, und nein, ich störe mich nicht am Anglizismus, sondern an der unnötigen Verwirrung durch unübliche Benennung des Kraftstoffs.)

  17. Tank-Tipp

    Sorry, wenn es jetzt total off topic wird. Aber da ich die Shell-Diskussion angestoßen habe – eigentlich wg. der angebl. “Sprachpanscherei” – möchte ich sie mit ein bisschen Lebenshilfe (hoffentlich) beenden.

    (Bitte nicht mit E10-Problematik verwechseln!)
    1. Auf m.W. jeder Benzin-Zapfpistole steht eine Zahl: 95, 98 oder 100 (Oktan bzw. ROZ).
    Wenn keine Zahl vorhanden ist, ist bei Super blablabla von 95 Oktan auszugehen.

    2. In jeder Betriebanleitung, meistens auch auf der Innenseite der Tankklappe, steht die Mindest-Oktanzahl, die Ihr Motor benötigt.

    3. Anstatt auf die nichtssagendste Information, das Wii-Power Intimate FuelWaste EcoRacing-Gedöns zu schauen, sollten Sie einfach diese beiden Zahlen vergleichen. Das kann doch nicht so schwer sein!

    Wer Reklame-Mumpitz – und dazu zählen auch Phantasie-Produktnamen – ernst nimmt, ist IMHO selber schuld. Dann gilt der Satz: Das Brimborium schlägt zurück.

    Zurück zum Thema: Sprache i.e.S. ist so etwas übrigens auch nicht. Eben deshalb ist das VDS-Genörgel über Werbe-Denglisch hochgradig gegenstandslos, s. hier, 3. Denglisch in der Werbung.