Das iPad: Ein Erfahrungsbericht

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Für die einen — hauptsächlich für Steve Jobs — ist es „ein magisches und revolutionäres Gerät“ und die „beste Art das Internet, Mails, Fotos und Videos zu erleben“, für die anderen ist es das größte und nutzloseste Smartphone der Welt — das iPad, bis zu dessen deutschem Verkaufsstart es nur noch wenige Tage sind. Da die Jungs von den TechLogs in permanenten Winterschlaf verfallen sind und da ich die Gelegenheit hatte, ein paar Tage mit einem iPad zu spielen, habe ich mich angesichts dieses Großereignisses entschlossen, die Sprache heute Sprache sein zu lassen und einen subjektiven Erfahrungsbericht zu liefern.

Da ich damit unweigerlich Apple-Jünger auf den Plan rufen werde, die mir erklären werden, dass das iPad, naja, eben ein magisches und revolutionäres Gerät und die beste Art ist, das Internet zu erleben, und dass meine Kritik nur zeigt, dass ich neidisch und völlig ahnungslos bin, zunächst ein paar Worte über mich.

Ich bin seit fast zwanzig Jahren — mein halbes Leben – Apple-Nutzer. Mein erster Computer (nach dem C 64) war ein LC II, den ich mir 1992 zum Beginn meines Studiums gekauft habe. Drei Jahre später habe ich ihn um ein PowerBook 540c ergänzt, das mir sieben Jahre treue Dienste geleistet hat (und das heute noch funktioniert, obwohl es mir einmal aus einem fahrenden Auto gefallen ist). Dann habe ich mir dann ein Powerbook Titanium gekauft, und derzeit besitze ich zwei MacBook Pro und sogar einen iPod. Meiner Tochter habe ich ein altes PowerBook G4 geschenkt, meine Eltern habe ich überzeugt, dass der Kauf von Apple-Rechnern ihnen viel Freude machen und mir stundenlange telefonische Fehlerdiagnosegespräche ersparen würde. Apples Betriebssystem Mac OS X halte ich für eins der fortschrittlichsten Unix-Derivate der Welt (es ist fast so gut wie Debian oder Ubuntu) und Keynote ist aus meiner Sicht die beste Präsentationssoftware, die es derzeit gibt. Man kann mir also keinesfalls vorwerfen, dass ich Apple-Produkten gegenüber feindselig eingestellt wäre.

Ich bin außerdem genau die richtige Zielgruppe für das iPad. Ich kenne das WWW, seit es drei Jahre alt ist und werde nervös, wenn ich mehr als eine Stunde ohne es auskommen muss. Ich lese Zeitschriften und Unterhaltungsliteratur genauso gerne am Bildschirm wie auf Papier, bei Fachliteratur bevorzuge ich sogar den Bildschirm. Ich sehe mir Fotos und Videos gerne auf meinem Laptop an und meine Stereoanlage habe ich seit der Erfindung des MP3-Formats nicht mehr eingeschaltet. Ich warte seit Jahren auf ein magisches und revolutionäres Gerät, das kleiner und leichter als ein Laptop und größer und leistungsstärker als ein Mobiltelefon ist.

Das iPad hätte durchaus das Zeug dazu, dieses Gerät zu sein. Es hat die richtige Größe, der leuchtende, kontrastreiche, farbenprächtige Bildschirm ist fast zum Weinen schön, das Gerät liegt gut in der Hand und ist nur ein kleines bisschen zu schwer, und seine schlichte Eleganz zeigt einmal mehr, dass Apple die besten Produktdesigner der IT-Welt beschäftigt. Dass das Gerät keinen USB-Anschluss hat, ist ärgerlich, aber da es Bluetooth hat, könnte ich vielleicht sogar damit leben. An die virtuelle Tastatur habe ich mich in wenigen Minuten gewöhnt und wie ja bekannt ist, kann ich auch mit dem Namen des Geräts leben.

Das Problem ist, dass Apple sich entschieden hat, auf diesem magischen und revolutionären Gerät ein manisches und reaktionäres Betriebssystem zu installieren. Das iPhone OS ist vollständig geschlossen und proprietär, Apple, und nur Apple, entscheidet über Dateiformate, über die Software, die auf dem Betriebssystem laufen darf, und sogar über die Programmiersprachen, in denen diese Software geschrieben sein darf. E-Bücher, Musik und andere Medien kann man zwar auch über andere Anbieter kaufen, aber nur, wenn Apple das erlaubt.

Das alles ärgert mich auf einer abstrakten Ebene. Ich glaube an einen freien Markt, einen freien Austausch von Informationen und Ideen und an quelloffene Software, die der Nutzer nach eigenem Ermessen einsetzen kann. Das Betriebssystem mit seiner manischen Kontrollwut macht aber auch die alltägliche Benutzung des iPad zu einem ständigen Ärgernis. Hier nur ein paar Beispiele, die bei mir im Zehn-Minuten-Takt das Bedürfnis ausgelöst haben, das Gerät auf der Tischkante zu zerschlagen.

Die mobile Version von Apples Safari (und einen anderen Browser gibt es für das iPad nicht) kann nicht nur keine Flash-Inhalte darstellen — und egal, ob Flash eine Ausgeburt der Hölle ist, ich würde gerne selbst entscheiden, ob es auf einem Gerät läuft, für das ich 500 Euro bezahlen soll — der Browser kann auch mit Google Docs und Google Books nichts anfangen. Dokumente können zwar angezeigt, aber nicht bearbeitet werden. In Google Books funktioniert nur die Option "output=html_text", was bedeutet, dass selbst frei verfügbare Bücher nicht betrachtet werden können, wenn Google sie nicht per OCR in Text umgewandelt hat. Tatsächlich erlaubt Mobile Safari dem Nutzer nicht einmal, auf einer Webseite nach einem bestimmten Wort zu suchen. Es gibt natürlich (wen wundert es) eine App, die das kann. Aber mal ehrlich: Ein Browser, der diese Funktion nicht von Haus aus mitbringt, soll „die beste Art“ sein, das Internet zu erleben?

Da das iPhone OS kein Dateisystem hat, kann man sich PDF-Dateien, die man mit Safari herunterlädt, auch nur in Safari ansehen (oder man kann sie in einem Dutzend Schritten über iTunes einem anderen Programm zuweisen und dann eben nur in diesem Programm ansehen). Ein Textdokument, das man in einem Programm erstellt, kann man auch nur mit diesem Programm betrachten und bearbeiten (oder man kann es in einem Dutzend Schritten über iTunes einem anderen Programm zuweisen und dann eben nur in diesem Programm ansehen). E-Bücher im EPUB-Format kann man aus dem Internet gar nicht herunterladen. Ein Dokument, das man mit irgendeiner App erstellt, wird gelöscht, wenn man die App löscht. Drucken kann man es gar nicht (es sei denn, man kauft eine App dafür oder überträgt das Dokument in einem Dutzend Schritten auf einen richtigen Computer). Mit anderen Worten: Um das iPad sinnvoll einzusetzen, muss ich immer mein MacBook Pro dabeihaben. Damit das iPad dann aber im Prinzip nicht viel mehr als ein fünfhundert Euro teurer externer Monitor.

Ich bleibe also bei der Einschätzung, die ich vor ein paar Wochen schon einmal nebenbei abgegeben habe: Das iPad ist ein Symbol für alles, was an Apple hassenswert ist. Ergänzend kann ich jetzt hinzufügen: Es ist auch komplett nutzlos für jeden, der mehr als ein neues Spielzeug erwartet. Stephen Fry, für den ich sonst nur grenzenlose Bewunderung übrig habe, hat vor ein paar Wochen eine glühende Liebeserklärung an das iPad abgegeben. Auf dem Boden habe er sich gewälzt, knurrend und beißend, beim Versuch, dem Pressesprecher von Apple das Vorführgerät zu entreißen, das dieser einsammeln wollte. Ich habe das Testgerät erleichtert zurückgegeben. Die Arbeit an meinem MacBook fühlt sich an, wie eine Rückkehr in die Freiheit nach einer langen Haftstrafe in einem Gefängnis aus Zuckerguss.

© 2010, Anatol Stefanowitsch
Dieser Beitrag steht unter einer Creative-Commons BY-NC-SA-3.0-(Deutschland)-Lizenz.

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Nach Umwegen über Politologie und Volkswirtschaftslehre habe ich Englische Sprachwissenschaft und Sprachlehrforschung an der Universität Hamburg studiert und danach an der Rice University in Houston, Texas in Allgemeiner Sprachwissenschaft promoviert. Von 2002 bis 2010 war ich Professor für Englische Sprachwissenschaft an der Universität Bremen, im August 2010 habe ich einen Ruf auf eine Professur für anglistische Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg angenommen. Mein wichtigstes Forschungsgebiet ist die korpuslinguistische Untersuchung der Grammatik des Englischen und Deutschen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik.

25 Kommentare

  1. Es ist ja schon bei Windows, im Vergleich zu jeder x-beliebigen GNU/Linux-Distribution, immer nervig gewesen, für jede popelige Kleinstfunktion ein eigenes Programm von irgendwoher besorgen zu müssen (Dateien splitten, beispielsweise – geht mit Hausmitteln meines Wissens nicht).

    Aber das hier klingt wirklich nach Windows in tollwütig. Jetzt müßte mein Splitter, so er denn einen Sinn hätte, also auch noch erst von Apple zertifiziert werden? Naja, ich sach ma…

    Habe das im Übrigen nicht weiterverfolgt, aber es gab doch kürzlich die Gerüchte, OS X selbst solle demnächst auch zu einem geschlossenen System umgebaut werden?

    Schade irgendwie, daß sich bei mir die Gelegenheit nie geboten hat, das alte Apple kennenzulernen, von dem noch was zu halten war.

    Stephen Fry scheint seine Vorlieben im Übrigen recht flexibel zu verteilen.

  2. Nicht ganz

    > E-Bücher, Musik und andere Medien kann man zwar auch über andere Anbieter kaufen, aber nur, wenn Apple das erlaubt.

    Das ist definitiv falsch (oder nur über Bande richtig, was die Sache nicht besser macht). Man kann alle Medien auf dem iPad wiedergeben, die von dem OS unterstützt werden. Es ist völlig problemlos möglich, mit “iBooks” kopierschutzfreie Epub-Dateien auf dem iPad zu lesen (ich habe ca. 12 Titel bei Mobileread heruntergeladen und aufs iPad kopiert), nimmt man Stanza/Calibre, geht auch mehr. Meine rund 60 GB große Mediathek enthält nur einen Bruchteil, den ich im iTunes Store gekauft habe, der Rest stammt aus anderen Quellen (CD, Amazon, Downloads). DVDs lassen sich rippen, encoden und dann mit Video-App auf dem iPad wiedergeben.

    > Ein Dokument, das man mit irgendeiner App erstellt, wird gelöscht, wenn man die App löscht.

    Das stimmt auch nur bedingt. Das iPad unterstützt Filesharing (noch nicht so, wie es angekündigt war, aber demnächst kommt ja iPhone OS 4), ein Dokument einer App lässt sich also via iTunes auf den Rechner kopieren. Been there, done that.

    > Da das iPhone OS kein Dateisystem hat

    äh – wie bitte? Natürlich hat das OS ein Dateisystem. Es ist nur nicht von außen zugänglich.

    > Um das iPad sinnvoll einzusetzen, muss ich immer mein MacBook Pro dabeihaben.

    Falsch. Man braucht einen Rechner, mit dem es gesynct wird, aber den muss man nicht immer dabei haben. Kürzlich gab es bei Cult of Mac einen Bericht eines IT-Profis, der sein MacBook durch das iPad komplett ersetzt hat. (Ich hätte nicht gedacht, dass das geht, schließlich will das iPad überhaupt kein Notebook sein.)

  3. Sicher spricht es irgendwie gegen mich, dass ich gerne Artikel lese, die meine eigenen Vorurteile bestätigen. Aber es ist trotzdem so. Danke!

    “Das Problem ist, dass Apple sich entschieden hat, auf diesem magischen und revolutionären Gerät ein manisches und reaktionäres Betriebssystem zu installieren.”
    Habe gelächelt. Hat mir gefallen.

  4. Apple-Computer und Apple-Gadgets

    @David: Ein richtiger Mac mit MacOS X bringt die selben Werkzeuge mit wie ein Linux-Rechner oder man kann sie mit »sudo port …« recht einfach nachinstallieren, ähnlich wie mit »apt-get …« unter Linux. Er ermöglicht auch sehr viele Erweiterungen. Deshalb arbeite ich gern am Mac, aber ich meide iPhone und iPad, weil sie eben nicht offen sind.

  5. @Stefanolix: Der Vergleich mit dem schlechtbestückten Windows war nur auf die Schilderung des iPad bezogen.

  6. Die Einleitung hinsichtlich der generellen Polarisierung finde ich etwas ermüdend, da seit Jahren fast jedes Review eines neuen Gerätes von Apple genauso beginnt.

    Mittlerweile gibt es jedoch deutlich mehr als reine “Hasser” beziehungsweise “Liebhaber”, die Bandbreite dürfte komplett erschöpft sein.

    Ich spare mir mittlerweile das kundtun meiner eigenen Meinung, da ich Diskussionen leid bin. Aber ich lese sehr gern die Meinungen anderer 😉

  7. Immer wenn Apple ein neues Produkt auf den Markt bringt kommen die selbst ernannten Experten und erklären uns, warum es keinen Erfolg haben kann. Apple beweist jedes Mal das Gegenteil. Für mich klingt das, als ob du das iPad garnicht ausprobiert hast sondern gleich deine Vorurteile aufgeschrieben hast. Dann bleib halt weiter bei Microsoft und freu dich über viele schöne Viren.

  8. @Hagen: Wichtiges Caveat für einen gelungenen Jihad: den Gegner kennen, seinen Tricks und Finten studieren, seine Texte lesen. Aus obigem Beitrag läßt sich nirgends eine Erfolgsprognose für das iPad herauslesen, sehr wohl aber, daß sein Autor kein Windows-User ist.

    Herz UND Hirn, sonst wird das nix mit dem Glaubenskrieg.

  9. “Da das iPhone OS kein Dateisystem hat […]”

    Seriously, WTF?

    Irgendwie komisch, dass ich das hier im Sprachblog erfahren muss/darf 😛

    Mir war schon klar, dass bei Apple alles proprietär und umzäunt vor sich geht, aber dass ich ein bestimmtes Format nur mit einer einzigen Software öffnen kann (ich hoffe, ich versteh Sie richtig), und das auch nur solange die Software installiert ist…

    Noch mal: seriously, WTF?

  10. Apples Erfolge, Dateisystem

    Krischn, wie Herr Damaschke sagt, hat das iPhone OS natürlich technisch gesehen ein Dateisystem, sonst könnten ja keine Daten abgelegt werden. Faktisch aber ist dieses Dateisystem nicht nur für den Nutzer unzugänlich, sogar Apps erhalten ihren eigenen abgeschlossenen Bereich in diesem Dateisystem und dürfen nicht auf Daten außerhalb dieses Bereichs zugreifen. Daduch können Dateien nicht so abgelegt werden, dass verschiedene Applikationen darauf zugreifen können. Und das führt auch dazu, dass beim Löschen einer App auch alle Dokumente gelöscht werden, die mit dieser App erzeugt wurden.

    Hagen: Apple Newton, Apple QuickTake, The Pippin…

  11. > und dürfen nicht auf Daten außerhalb dieses Bereichs zugreifen.

    Das ist so auch nicht ganz richtig. Mit iPhone OS 3.2 (also mit dem iPad) ist (zugegeben: rudimänteres) Filesharing eingeführt worden, das mit 4.0 wohl weiter ausgebaut werden wird. Es ist zB möglich, Dokumente, die via Mail reinkommen, an andere Apps durchzureichen, etwa PDF an GoodReader. Diese Dateien können dann in iTunes mit Drag & Drop auf den Computer kopiert werden. GoodReader kann Dateien auch direkt aus dem Netz laden. Die Kapselung der Programme ist (so vorteilhaft sie auch sein kann) ein Problem. Mein Wunschfeature: Backups einzelner Programme, nicht nur dieses Alles oder Nichts.

  12. Ich bin beim iPad ja schon froh, dass es hier nicht mehr die Versklavung mit der Telekom gibt. Hier ist zumindest wieder der freie Markt für den Benutzr vorhanden.

  13. “bei Fachliteratur bevorzuge ich sogar den Bildschirm”

    Wie sehr ich Sie beneide! Wenn ich Fachliteratur mehr als oberflächlich am Bildschirm lesen möchte, ertappe ich mich nach spätestens 10 Minuten beim Surfen und Anlesen von fachfremden Halbwissen irgendwo auf dubiosen Webseiten – obgleich mich der eigentlich zu lesende Text interessiert. 😀

  14. Völlig richtig, warum sollte ich mich aus dem bequemen Stuhl vor meinem Windows-PC, der mit jedem Dateiformat umgehen kann, auf dem ich jedes für mich nützliche Tool habe, dem 26“-Bildschirm und meiner Lieblingsmaus und den fast unbegrenzten Speicher, Bandbreite und Performanceressourcen zu dieser eingeschränkten Piseltechnik hin bewegen.

  15. @Stefan
    und was sagen deine anderen Mäuse dazu?

    @David
    Steve Jobs wurde in einer Mail gefragt, ob an den Gerüchten, dass es auch für OS X 10.7 einen ähnlich restriktiven App-Store geben solle wie für die iPhone-Software. Seine Antwort war „Nope“, allerdings war die Frage leicht ambig formuliert und ich wäre mir nicht so sicher, was genau er mit „nope“ meint.

    Ich finde ja, Apple-Produkte können höchstens dann gut sein, wenn sie nicht mit „i“ beginnen…

  16. Mehr alleine als du denkt

    Mhh habe mir deinen artikel durchgelesen und muss sagen: Respekt! Dir ist nichts neues eingefallen. Diese dinge werden doch von allen bemängelt…
    Momentan ist das iPad der Verkaufsschlager! Apple verkauft Schätzungen zufolge ca. 200.000 stück pro Wochen!

    Du scheinst einfach den Sinn des iPads nicht verstanden zu haben. Steve Jobs hat nie behauptet, dass das iPad ein Macbook ersetzt. Es ist in Ordnung , wenn du der meinung bist, dass ein solches Gerät nicht nötig ist, aber versuch uns nicht zu erklären du wärst schockiert festzustellen, dass das iPad wirklich das geworden ist, was Steve Jobs angekündigt hat.

    Vielleicht sehen wir uns ja mal im Flugzeug, dann hoffe ich ,dass du dir bis dahin ein schönes HP-Tablet gekauft hast mit win7.
    Wenn deine 3h akkulaufzeit dann abgelaufen sind, du dich 10 mal über den schlechten touch-screen aufgeregt hast und du dir wünschst vernünftige ebooks zu haben und deine ganzen lieblings-apps dabei zu haben, dann wirst du neidisch zu mir herüberschielen. Ich werde dort mit meinem iPad sitzen und es in vollen Zügen genießen

  17. iPad und kein Ende

    Und was hat das Ganze jetzt mit dem Sprach(b)log zu tun? Diese Diskussion ist doch sowas von unnötig.

  18. Dem bleibt wenig hinzuzufügen

    In der Tat ist das iPad ein nutzloses – aber gnadenlos ästhetisches – Stück technologischer Evolution (Evolution – und nicht etwa Innovation, weil es im Grunde eben nur ein größeres, schnelleres iPhone ohne Phone ist).

    Das iPad hat in seiner aktuellen Version so viele objektive Mängel und Nachteile, dass man in der Tat schon sehr auf Statussymbole wert legen muss oder großer Fan von Apple sein müsste, um die rund 700 EUR für die halbwegs brauchbare Einsteigerausstattung (iPad 16 GByte mit UMTS, Case und Camera-Kit) auszugeben – denn mit den 500 EUR Bare-Bones-Angebot hat man vermutlich schon nach einer Stunde keinen Spaß mehr.

    Viele verstehen aber auch Sinn und Zweck des iPad völlig falsch. In der derzeitigen Ausgestaltung ist es nicht mehr und nicht weniger als eine Marketing-Plattform für Content-Produzenten und eine Geldruckmaschine für Apple. Nur deshalb ist auch das OS so reaktionär – oder besser totalitär – wie es ist: Content soll bezahlt werden – und am besten bei Apple.

    Theoretisch könnte die Welt nämlich auch mit einem solchen Gerät schön sein: Firefox, AdBlock, NoScript installiert und ab ins Internet um nach Herzenslust zu stöbern. Ggf. als GEZ-Zahler mal die Mediatheken der Ö/Rs und Privaten abklappern und ein paar Filmchen oder Talkshows ansehen, während man im Fitnessstudio auf dem Crosstrainer zappelt oder unterwegs einen Blick auf Süddeutsche und FAZ werfen.

    Nebenbei vielleicht noch mit Thunderbird oder einem modernen Webmailer nach Wahl die Mails checken und anschließend vielleicht etwas mit einem Office-Programm arbeiten.

    Theoretisch kann man all das auch mit dem iPad machen – aber eben nicht praktikabel und erst recht nicht produktiv. Dokumente austauschen, die mit der mobilen iWorks-Variante erstellt wurden, ist wirklich schmerzhaft. Der Browser (Safari) eine Zumutung, die die Privatsphäre des Anwenders völlig untergräbt und (wie diverse Hacks zeigen) Einfallstor für alle Art pfiffiger Angriffe ist.

    Videos gehen nur, wenn man sie bei Apple zu Mondpreisen kauft und runterlädt (dauert, frisst Bandbreite) oder mühsam in ein dem iPad genehmes Format (H264) kodiert – das kann dann für eine DVD mal 2-4 Stunden (oder länger) dauern und ist zudem kaum legal, da man die DVD ja erst mal auf den Rechner bekommen muss.

    YouTube ist nett aber weitgehend nutzlos – es sei denn, man steht auf grenzdebile und meist grottenschlechte Filmschnippsel, die man sich übers Netz zieht – und das kann man unterwegs nur, wenn man die UMTS-Version hat oder eben ein WLAN nebst Zugangsdaten in der Nähe.

    Auch bei der Kartenanwendung kommt beim billigen Einstiegsmodell kein Spaß auf: Kein GPS, kein Kompass.

    Die Foto-Anwendung ist zwar nett, aber ein Treppenwitz: Eine Kamera hat das Gerät nicht und Fotos bekommt nur per iPhoto + iTunes oder via (teurem) Adapterset auf das Gerät.

    Bleibt die iPod-Funktion: Nett anzusehen – nur ohne (extra zu erwerbende, weil nicht mitgeliefert) Kopfhörer nicht so prickelnd.

    Insgesamt bietet das Gerät technologisch reichlich Potenzial. Über den fest verbauten Akku kann man wegsehen und so einfache Dinge wie fehlende (Mini)USB-Schnittstellen kann man ebenso wegsehen wie über einen fehlenden Schacht für Speichererweiterungen (der natürlich fehlt, weil er zur Unterwanderung der Kontrollkette von Apple genutzt werden könnte).

    Allerdings verdirbt einem die Software auf dem Gerät (und dabei insbesondere das iPhone OS) doch deutlich den Spaß. iPhone OS ist für ein Smartphone durchaus akzeptabel – für ein Gerät aber, dass sich anmaßt, als Zwischenstück zwischen Smartphone und Netbook gesehen zu werden, ist es schlicht nicht zu gebrauchen.

    Trotzdem wird das iPad zum Renner werden. Schließlich vermittelt es dem Besitzer ein gutes Gefühl, es besitzt ein positives Image und sieht cool aus. Da ist es zweitrangig, dass man es nicht mal als Fliegenklatsche einsetzen kann, weil es dabei zerstört würde.

    Ein weiterer Schritt seitens Apple, den Anwender auszuschließen und zum Zuschauer zu degradieren. Bleibt zu hoffen, dass einzelne kursierende Gerüchte zu den nächsten Versionen von OS-X sich als Phantasterei entpuppen – denn wenn nicht, würde auch OS-X künftig ein totalitäres, fremdkontrolliertes System werden.

  19. Arnd

    Ich hab jetzt seit 2 Wochen mein iPad.

    Das iPad ist kein Computer im alten Sinne, das will es gar nicht sein. Es ist ein Consumergerät, wie ein Walkman. Man kann damit ein paar Dinge machen, die früher einem Computer vorbehalten waren… im Grunde die Sachen die ein Computerlaie braucht.

    Das iPad hat so gut wie keine technischen Features die es von der Konkurenz abheben (ok, der Akku hält sehr lang und das Display ist sehr schön, das wars aber schon).

    Das große Plus beim iPad ist die Software, wie schon beim iPhone. Ich bin seit über 20 Jahren ein IT-Profi… und mir ist noch nie ein so leicht zu bedienendes, intuitives Gerät in die Hände gekommen. Alles “funktioniert” einfach, und meist genauso wie man es sich vorstellt. Obwohl die CPU definitiv nicht die schnellste ist, flutscht alles. Man hat nicht das Gefühl, dass da im Hintergrund ein Programm arbeitet; es fühlt sich einfach organisch an.

    Ein IT-Nerd, der mit dem iPad sein Notebook ersetzen will, wird vielleicht nicht glücklich damit. Leute die gerne Bash und Entwicklungsumgebungen benutzen sind hier falsch.

    Das iPad ist nur gedacht für den Rest der Leute.