Akademien geben Empfehlungen für Wissenschaftskommunikation

BLOG: RELATIV EINFACH

… aber nicht einfacher
RELATIV EINFACH

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften acatech und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften bzw. die Akademienunion (ganz wird das aus dem Vorwort nicht klar) haben gerade eine Stellungnahme “Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien” veröffentlicht. (Hier gibt es schon eine Zusammenfassung und einen Kommentar von Alexander Mäder).

Die Empfehlungen zielen vor allem auf Qualitätssicherung: Weg mit dem Hype und mit Übertreibungen; hin zu mehr sachlicher Berichterstattung. Dazu werden als Werkzeuge unter anderem vorgeschlagen: wissentliche Übertreibung soll als Verstoß gegen gute wissenschaftliche Praxis geahndet werden, und die Wissenschaftsorganisationen sollen ein “Qualitätssiegel” für gute Kommunikation einführen. Die Politik, so die leider nicht sehr konkrete Empfehlung, soll “Anreize” für diese Verbesserungen schaffen.

Dann folgen noch unterstützende Empfehlungen, bei denen es um die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus geht: Politik und Stiftungen wird ans Herz gelegt, sich für Qualitätsjournalismus zu engagieren, ein Wissenschaftspresserat soll eingerichtet werden (zusätzlich zum existierenden Deutschen Presserat, dem man diese Rolle bei der Wissenschaftsberichterstattung offenbar nicht zutraut), und neue Finanzierungsmodelle für Qualitätsjournalismus sollten entwickelt werden. Ach ja: Die Öffentlich-Rechtlichen sollen wieder mehr Informationen und dafür weniger Unterhaltung bieten.

Was im Begründungsteil folgt, in dem “Das Verhältnis von Wissenschaft und Medien zur Öffentlichkeit im demokratischen Staat” beschrieben wird, ist freilich an einer Reihe von Stellen ziemlich haarsträubend.

Vorweg: Ich empfinde die Blog-Landschaft und insbesondere den Umstand, dass es eine ganze Reihe auf verschiedene Weise interessanter Wissenschaftsblogs gibt, als große Bereicherung und, ja, als wichtigen Teil der Veränderungen, wie Wissenschaft und Medien kommunizieren – und zwar nicht nur als jemand, der selbst bloggt, sondern als jemand, der viele interessante Informationen aus den Blogs anderer Wissenschaftler bezieht. Am wertvollsten finde ich die Informationen, die mir die klassischen Medien nicht mit vergleichbarem Tiefgang liefern. Was ich z.B. bei Stefan Rahmstorf und Kollegen in der KlimaLounge für Analysen finde, werde ich in vergleichbarer Detailfülle garantiert nicht in einer Zeitschrift oder einer Zeitung lesen. Das mache ich den herkömmlichen Medien nicht zum Vorwurf – die funktionieren eben nur, wenn sie einen bestimmten, hinreichend großen gemeinsamen Nenner finden,  und der liegt dann meistens nicht dort, wo man die Details von Temperaturkurven-Mittelungsverfahren diskutiert. Das ist ja auch kein Problem. Dafür gibt es eben bloggende Wissenschaftler.

Diese Entwicklung scheint an den Mitgliedern der Arbeitsgruppe, welche jene Stellungnahme erarbeitet hat, vollends vorbeigegangen zu sein. Aus dem Text wird nicht ganz klar, ob denen überhaupt bewusst ist, dass es überhaupt Blogs von Wissenschaftlern gibt.

Die Wissenschaftskommunikation wird dort zunächst einmal “im Sinne einer beständigen und aktiven Information der Öffentlichkeit durch die Forschungseinrichtungen, Universitäten und andere Wissenschaftsorganisationen” definiert, also auf Ebene der Institutionen. Dass es individuelle Wissenschaftskommunikation gibt, dass Forscher selbst allgemeinverständliche Bücher schreiben (tun sie übrigens schon etwas länger, habe ich mir sagen lassen: Hawking, Sagan…), eigene Videos machen und bloggen und diskutieren, passt da nicht so recht ins Schema. (Um den in Teil 3 vorgeschlagenen “Akademienpreis für sachlich-redliche Wissenschaftskommunikation” sollen sich selbstverständlich auch nur Institutionen bewerben können, nicht Individuen.)

Ein paar Zeilen weiter kommen dann doch Individuen im Spiel. Die wenden sich nämlich “in ‘Science Slams’, bei Wissenschaftsfestivals, Kinderunivorlesungen oder zahlreichen Kooperationsprojekten mit Schulen” an die Öffentlichkeit. Na danke. Schön, dass klar ist, welche Rolle die Individuen in der neuen Wissenschaftskommunikationswelt spielen. Klingt wie: Brav bei denjenigen Formaten mitmachen, die die Institution ihnen vorplant.

Eine Seite weiter fällt dann sogar der Begriff “Blogs”, allerdings eher als etwas, das von außen über die Wissenschaft kommt. Die Formulierung ist so sonderbar, dass ich sie gar nicht paraphrasieren kann; hier also als Zitat (von S. 10):

Die Wissenschaft und ihre Institutionen sind über das Internet für jeden direkt zugänglich, sie sind auch Gegenstand von Blogs und anderen social media geworden. Das heißt, dass sich die Mitglieder spontan entstehender Netzwerke verschiedener Internetplattformen unabhängig von den redaktionell bearbeiteten Medien über wissenschaftliche Fachthemen austauschen bzw. mit der Wissenschaft über diese kommunizieren.

Das sollte man zwei Mal lesen. Mitglieder spontan entstehender Netzwerke verschiedener Internetplattformen. Aha.

Wie gesagt, ob sich die Autoren bewusst sind, dass Wissenschaftler direkt, eigenhändig, aus eigener Motivation bloggen, geht aus dieser Passage nicht klar hervor. Ermutigt wird solches Verhalten von den Akademien jedenfalls nicht. Das erste, was denen zum Thema “Wissenschaftler kommunizieren selbst” einfällt (S. 13) ist, dass die Wissenschaftler dabei um ihrer Reputation willen zu Übertreibungen neigen könnten.

Dann, auf S. 17, verlässt die Katze vollends ihren Sack:

Es ist ferner zweifelhaft, inwieweit der Versuch einer breiten Kommunikation von Wissenschaft in die Gesellschaft (inklusive der bildungsfernen Schichten) durch wissenschaftliche Institutionen direkt, also unter Verzicht auf den reichweitenstärkeren Wissenschaftsjournalismus, überhaupt inhaltlich und volkswirtschaftlich sinnvoll wäre. Außerdem stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß diese neue Intensität der Kommunikation noch den eigentlichen Aufgaben der Forschungsinstitutionen entspricht.

Also in etwa: Ach Wissenschaftler, versucht’s doch gar nicht erst. Ihr könnt es ja doch nicht. Wenn ihr selbst zu kommunizieren versucht, ist das eventuell sogar Geldverschwendung. Verlasst euch doch bitte auf die Wissenschaftsjournalisten. Die können das mit der Wissenschaft und der Öffentlichkeit. Mit herzlichen Grüßen, eure Akademiemitglieder, Direktoren, Kommunikations- und Wissenschaftsforscher und herkömmlichen Wissenschaftsjournalisten (der Arbeitsgruppenliste am Ende nach).

Tja, soll man da lachen oder weinen? Lachen, weil diejenigen, die da den Wissenschaftlern von der Kommunikation abraten, offenbar herzlich wenig Ahnung haben, wie diese Kommunikation in Zeiten des Internet abläuft und was für beachtlichen Mehrwert sie gegenüber den alten Kommunikationsformen bietet? Weinen, weil eine Kombination verschiedener Akademien, die ja immerhin laut eigenem Selbstverständnis “die deutsche Wissenschaft” vertreten, eine so antiquierte und für diejenigen Wissenschaftler, die sich um Kommunikation bemühen, demotivierende und schädliche Haltung vertritt?

Vielleicht ist es besser, wenn man stattdessen überlegt, wie man es besser machen könnte. Zumindest einige Ideen dazu, welche Fragen man sich anschauen sollte, hätte ich:

Mit dem Typ des bloggenden Wissenschaftlers ist eine ganz neue Ebene der Wissenschaftskommunikation dazugekommen. Der Mehrwert: Informationen auf einem vertieften Level, für die in den herkömmlichen Medien (inklusive des klassischen Sachbuchs!) schlicht kein Markt vorhanden ist, und die in der Wissenschaftskommunikationslandschaft daher früher gefehlt haben.

Das legt die Frage nahe, wie wir es mit wissenschaftlicher Karriere und Wissenschaftskommunikation halten wollen. Derzeit geschieht das Bloggen ja in den meisten Fällen nebenbei, neben der Forschung. Sollten wir das ermutigen – gar für die wissenschaftliche Karriere würdigen? Sollte es dafür vielleicht sogar eigene Finanzierung geben? Einen “Young Communicator-Preis” zusätzlich zu dem Communicator-Preis für gestandene Wissenschaftler? (Der Klaus Tschira Preis für verständliche Wissenschaft deckt das zumindest für die Promotion ja bereits ab.) Wie finden wir die Balance zwischen Kommunikation und Forschung – denn Verzetteln sollen sich die Forschungsblogger ja auch nicht?

Wie regeln wir den Zwischenbereich zwischen Forschungsbloggen und Forschung? Gerade das ein besonders spannendes Gebiet, weil es hier ja auch um die Kommunikation der Wissenschaftler untereinander geht und darum, dass Forschung sehr, sehr transparent sein kann. Hier könnte eine Empfehlung der Akademien, Blogartikel als wissenschaftliche Quelle anzuerkennen und für zitierfähig erklären, wirklich einen Unterschied bewirken. Und die Übergänge zu den weiteren forschungskommunikations-relevanten Aspekten des Internet (zugänglich machen von Originaldaten, Software, …) sind fließend.

Wie gehen wir mit Projekten wie Wikipedia um, die Wissenschaftlern beachtliche Möglichkeiten geben, ihr Wissen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen – allerdings als Teil eines größeren Projekts, nicht mit individueller Kontrolle?

Was sollte die Rolle von Citizen Science-Projekten sein? Sollten die von der öffentlichen Hand vielleicht sogar gesondert gefördert werden?

Und nachdem auch dieser Bericht nicht nur von Einbahnstraßen-Kommunikation, sondern vom Dialog redet: Wie bekommen wir den mit den Methoden der neuen Medien in Gang? Wo liegen die Probleme? Woher kommen die Ressourcen? Wie können wir verhindern, dass sich die Forscher in diesem Dialog verzetteln?

Und, ja, das natürlich auch: Wie finden wir das richtige Verhältnis zwischen Wissenschaftsjournalismus und kommunizierenden Wissenschaftlern?

Dann ist da noch das ganze Feld des Open Access. Auch das ist ja ein wichtiger Schritt in Richtung Tiefgang und Qualitätssicherung der Wissenschaftskommunikation. Oft kann ich mir, wenn ich einen interessanten Bericht in den Medien lese, auch direkt am heimischen Computer den Fachartikel herunterladen. Zum Teil kann ich das allerdings nur, weil ich bei der Max-Planck-Gesellschaft angestellt bin und über deren Lizenzen Zugang zu den entsprechenden Fachzeitschriften-Webseiten habe. Wie wollen wir das in Zukunft halten? Konkrete Empfehlung Nummer eins: Bei Pressemitteilungen sollte immer auch ein Link zum entsprechenden Fachartikel zu sehen sein. Auf alle Fälle für die Journalisten zugänglich, am besten auch für die allgemeine Öffentlichkeit. Und wie vermitteln wir zumindest das Grundwissen des Umgangs mit solchen Fachartikeln? Selbst aus einem Fachartikel aus einem Gebiet, das ich nicht selbst kenne, kann ich einige Informationen ziehen, weil ich weiß, wie ein Fachartikel aufgebaut ist (Abstract, Discussion…). Sollte das in Zukunft Teil der Allgemeinbildung sein?

Alles Fragen, über die man nachdenken sollte, wenn man zu zeitgemäßen und sinnvollen Empfehlungen zum Thema Zukunft der Wissenschaftskommunikation kommen möchte. Zaunpfahl: Wink. Wink.

Update (22:55 Uhr):

Meine Lieblingsaussagen aus der Dokumentation von Henning Krause stammen vom Projektleiter Peter Weingart: Es sei kein Vertreter den Wissenschaftskommunikation Mitglied der Arbeitsgruppe gewesen. Dies wäre gegebenfalls zukünftig zu korrigieren. Die Arbeitsgruppe habe die ‘neuen Medien’ ausgeklammert, weil es sie zeitlich und personell überfordert hätte.

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.

10 Kommentare

  1. Weinen. Ich habe das Papier noch nicht gelesen, vielleicht erspare ich es mir auch einfach, denn nach dieser Zusammenfassung hier kann ich darüber wirklich nur weinen. Oder doch lachen – über die Realitätsferne?

  2. Hm… wenn ich so lese, wie Blogs in diesem Papier behandelt werden, dann werde ich die Vermutung nicht los, dass die Autoren gar nicht wissen, was sie sich darunter vorzustellen haben. Und wenn die sich so sehr auf Institutionen und Journalisten versteifen, könnte es vielleicht auch ein getarnter Versuch sein, die Wissenschaftskommunikation weiter zu kommerzialisieren; ein Ansinnen, das ich rundweg ablehne. – Die Idee mit den Links zu Originalpapern und Open Access finde ich gut. Auch sollte es der Karriere des wissenschaftlichen Nachwuchses förderlich sein, wenn dieser blogt. Dazu muss allerdings noch ein Umdenkprozess in der Wissenschaft selbst stattfinden, wie man neulich bei Florian Freistetter lesen konnte.

  3. „…offenbar herzlich wenig Ahnung haben, wie diese Kommunikation in Zeiten des Internet abläuft und was für beachtlichen Mehrwert sie gegenüber den alten Kommunikationsformen bietet?“ Das mag stimmen, aber im Internet tummeln sich unter dem Deckmantel der Wissenschaft auch viele Scharlatane, denn eine Art Autorisierung wie bei institutionellen Einrichtungen gibt es hier nicht. Und ich bezweifele, dass der eher wissenschaftlich unerfahrene user – an den sich das ja richten soll – hier so souverän ist, die Unterschiede zu erkennen. Vielleicht ist das eher der Hintergrund der Empfehlungen als die hier vermutete „Angestaubtheit“ der Verfasser, die die neuen Kommunikationsformen nur ungenügend kennen würden.

    • Das ist aus dem Kontext ziemlich klar, dass die keinen guten Überblick haben. In zusätzlichen Statements (siehe Update unter dem Artikel) hat der Leiter der Arbeitsgruppe ja sogar gesagt, dass sie die Neuen Medien ganz ausgeklammert hätten.

      Insofern: Zustimmung, dass man auch bei Blogs etc. über Qualitätskontrolle, Literacy im Umgang mit dort präsentierten Informationen nachdenken muss; soweit hat diese Arbeitsgruppe aber noch lange nicht gedacht.

  4. Markus Pössel schrieb (17. Juni 2014):
    > Ach ja: Die Öffentlich-Rechtlichen sollen wieder mehr Informationen und dafür weniger Unterhaltung bieten.

    Die Öffentlich-Rechtlichen könnten dem vorhandenen und (mehr noch!) perpektivischen Dialogwunsch ein (Blog-)Habitat bieten.

    Also ein öffentliches, rechtlich gesichertes, archiviertes, Barriere-frei zugängliches.

    (Hey! – womöglich sogar eines mit Kommentarvorschau und/oder $latex \latex$-Vermögen.)

    Nicht zuletzt eines, in dem die Wissen Schaffenden bzw. Suchenden weniger den bekannten (institutionellen?) Einschränkungen, Mängeln, Verzögerungen usw. unterlägen, als z.B. …
    (Stichwort: “Antwort von MP [nach 01.07.2011, 18:07]: Die Lichtuhr kommt noch. Vorher […] ).

    Ach ja …

    (Offenlegung: Auch ich finanziere die mit.)

  5. “wissentliche Übertreibung soll als Verstoß gegen gute wissenschaftliche Praxis geahndet werden”

    Wer konkret soll denn im Übertreibungsfall sanktioniert werden? Der berichtende Journalist oder der Wissenschaftler, über den berichtet wurde und der den Artikel vielleicht noch nicht einmal Korrekturlesen durfte?

    • Tk schrieb (19. Juni 2014 9:17):
      > Wer konkret soll denn im Übertreibungsfall sanktioniert werden?

      Also, zum Beispiel, im Märchen vom Rumpelstilzchen (worin der Müller gewisse handwerkliche Fähigkeiten seiner Tochter übertrieben darstellt, und ein gewisses Rumpelstilzchen sich opportunistisch investiert) wird letztlich:
      das Rumpelstilzchen sanktioniert.
      (YMMV.)

      p.s.
      Frank Wappler schrieb (18. Juni 2014 12:58):
      > […] dem vorhandenen und (mehr noch!) perpektivischen Dialogwunsch […]

      Selbst das war (bedauerlicher Weise) noch etwas zu kurz gegriffelt;
      gemeint war stattdessen der “vorhandene und (mehr noch!) perspektivische Dialogwunsch”.

  6. Pingback:Wissenschaftskommunikation: Und was ist mit den Blogs? @ gwup | die skeptiker

  7. Social-Media und Web 2.0 heisst auch Kontrolle abgeben und damit auch Kontrollinstanzen wie Leopoldina, acatech etc. ins Leere laufen lassen. Denn warum sollten sich Wissenschaftsakademien um die Wissenschaftskommunikation kümmern, wenn nicht um zu kontrollieren und bestimmte Standards aufrechtzuerhalten?

    Sowohl Markus Pössel als auch Beatrice Lugger scheinen aber die Nicht-Berücksichtigung von Social-Media und Web-2.0 zu bedauern. Heisst das, dass folgendes (Zitat)” wissentliche Übertreibung soll als Verstoß gegen gute wissenschaftliche Praxis geahndet werden” nicht nur auf konventionelle Medien sondern auch auf ihre eigenen Blogs und die ihrer Kollegen angewendet werden soll ?

    Denn Verstösse quasi gegen das Standesrecht (würde man bei den Medizinern sagen) und Berufsethos zu ahnden kann die Reputation des Betroffenen ziemlich beeinträchtigen. Das ist auch der Grund warum solche Verwarnungen, quasi die Ausgabe von gelben und roten Karten für namentlich bekannte Wissenschaftsjournalisten und Wissenschaftler, die zu weit gegangen sind und eine rote Linie überschritten haben, in Berufsgruppen mit Standesrecht und Bewusstsein für ein Berufsethos auch so wirkungsvoll sind.

    Social Media und Web 2.0 haben aber
    1) meist nicht die Reichweite, als dass eine rote Karte für einen Blogbeitrag überhaupt wahrgenommen würde
    2) beanspruchen eine Freiheit, die über diejenige von Zeitschriften etc. hinausgeht

    Stellen wir uns einmal vor die Klimazwiebel würde eine rote Karte von einer wissenschaftlichen Akademie bekommen für den Versuch mehrerer Autoren dort, IPCC-Berichte politische Absichten zu unterschieben. Die Autoren der Klimazwiebel würden möglicherweise einwenden, sie richteten sich nicht an das breite Publikum sondern an Klimainteressierte – und überhaupt habe sich die Akademie da nicht einzumischen, das Web und Internet sei nun mal frei.

    Aus diesen Gründen verstehe ich gut, dass die Akademien zuerst einmal die konventionellen Medien im Visir haben.

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