• Von Markus Pössel
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Über das Blog

BLOG: RELATIV EINFACH

… aber nicht einfacher
RELATIV EINFACH

“Man sollte die Dinge so einfach machen wie möglich, aber nicht einfacher” lautet ein Albert Einstein zugeschriebenes Zitat (das aber wohl allenfalls eine Umformulierung einer ähnlichen Aussage darstellt). Aus diesem nicht-ganz-Zitat, mit der Vereinfachung als einem Aspekt von Wissenschaftskommunikation und entsprechend meinem damaligen Schwerpunkt auf den Relativitätstheorien Einsteins wurde 2007, als mich Carsten Könneker fragte, ob ich Lust und Zeit hätte, auf dem zu schreiben, was damals noch die “Wissenslogs” von Spektrum waren: das Blog “Relativ einfach”.

Seither, im Laufe von mehr als 400 Blogbeiträgen und tausender Interaktionen im Kommentarbereich des Blogs, begleitet mich “Relativ einfach” – und hat sich, genau wie ich selbst, gehörig weiterentwickelt. Ein Teil der Blogbeiträge ergab sich jeweils aus meiner Arbeit – erst beim World Science Festival in New York, seit 2009 am Haus der Astronomie und am Max-Planck-Institut für Astronomie.

Astronomische Themen oder Themen aus dem Bereich Relativitätstheorie finden sich entsprechend regelmäßig auch in der aktuellen Version dieses Blogs, und auch allgemeine Beiträge zur Wissenschaftskommunikation haben durchaus direkten Bezug zu meinem beruflichen Alltag. Von Anfang an (genauer gesagt seit dem zweiten Blogbeitrag hier) habe ich das Blog aber auch für Themen genutzt, die jenseits meiner hauptberuflichen Arbeit liegen. Im weitesten Sinne geht es dabei um gesellschaftliche Themen, die entweder einen Wissenschaftsbezug haben oder auf die ich einen wissenschaftlichen geprägten Blick werfe – um Journalismus und dessen Praktiken (im Wissenschaftsjournalismus und darüber hinaus), um Fehlverhalten mit Wissenschaftsbezug, seit 2020 wiederholt um Themen im Zusammenhang mit der SARS-CoV2-Pandemie.

Für mich sind solche Beiträge Teil einer erweiterten öffentlichen Diskussion, die durch Webseiten und soziale Medien möglich geworden ist. Guter Journalismus hat gesellschaftliche Entwicklungen und Ereignisse – u.a. in den Bereichen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, aber ja durchaus auch darüber hinaus –  ja immer schon kritisch begleitet. Mit Webseiten und sozialen Medien hat sich der Bereich kritischer Kommentatoren noch deutlich erweitert. Zum Teil ganz klar in negativer Weise – siehe Shitstürme und Fake News, wobei man nicht vergessen sollte, das es solche negativen Auswüchse natürlich auch in bestimmten journalistischen Medien gab und gibt. Zum Teil aber auch in sehr positiver Weise, denn auch die Zahl derer, die sich auf den neuen Plattformen konstruktiv-kritisch am öffentlichen Diskurs beteiligen, ist ja gewachsen. Genau so sehe ich meine Rolle jenseits der Bereiche, wo ich selbst Experte bin: als Teil der kritischen Öffentlichkeit, die gesellschaftliche Entwicklungen begleitet – und dafür heutzutage bessere Möglichkeiten (und Plattformen hat) als je zuvor.

Ganz selten kommt es von meinem Blog aus auch zum Crossover mit den herkömmlichen journalistischen Medien – die in der öffentlichen Diskussion ja nach wie vor größeres Gewicht haben als bloße Blogeinträge: Diese Blogbeitragserie führte zu diesem Tagesspiegel-Artikel, dieser Beitrag (bzw. sein für das HLF-Forum geschriebene Fortsetzung) wurde zu diesem FAZ-Artikel, und dieser Beitrag mit Kritik zu einem Tagesschau-Faktenfinder wurde in diesem FAZ-Artikel erwähnt.

Negative Rückmeldungen gibt es natürlich auch – von Wunsch bzw. Vorhersage, ich würde bald elendiglich sterben bis zu inzwischen zwei unangenehmen Zeitgenoss*innen, die versucht haben, mich bei diversen Vorgesetzten anzuschwärzen; im Falle einer besonders eifrigen Einstein-Kritikerin sogar eskaliert zu Beschwerden an den Max-Planck-Präsidenten und die Bundesforschungsministerin. Direkte Beleidigungen in den Kommentare schalte ich inzwischen gar nicht mehr frei – wobei die Frage, wie ich den Kommentarbereich des Blogs zu einer möglichst konstruktiven Umgebung machen kann (Meinungsvielfalt und Kritikmöglichkeiten ja, Beleidigungen/Unübersichtlichkeit/Themen-Hijacking nein) mich schon länger beschäftigt und sicher auch in Zukunft weiter beschäftigen wird.

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Markus Pössel hatte bereits während des Physikstudiums an der Universität Hamburg gemerkt: Die Herausforderung, physikalische Themen so aufzuarbeiten und darzustellen, dass sie auch für Nichtphysiker verständlich werden, war für ihn mindestens ebenso interessant wie die eigentliche Forschungsarbeit. Nach seiner Promotion am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) in Potsdam blieb er dem Institut als "Outreach scientist" erhalten, war während des Einsteinjahres 2005 an verschiedenen Ausstellungsprojekten beteiligt und schuf das Webportal Einstein Online. Ende 2007 wechselte er für ein Jahr zum World Science Festival in New York. Seit Anfang 2009 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, wo er das Haus der Astronomie leitet, ein Zentrum für astronomische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, seit 2010 zudem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit am Max-Planck-Institut für Astronomie und seit 2019 Direktor des am Haus der Astronomie ansässigen Office of Astronomy for Education der Internationalen Astronomischen Union. Jenseits seines "Day jobs" ist Pössel als Wissenschaftsautor sowie wissenschaftsjournalistisch unterwegs: hier auf den SciLogs, als Autor/Koautor mehrerer Bücher und vereinzelter Zeitungsartikel (zuletzt FAZ, Tagesspiegel) sowie mit Beiträgen für die Zeitschrift Sterne und Weltraum.