Ein neuer Asteroid wird entdeckt

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Amateurastronomie und -Raumfahrt
Raumschiff Erde

Vielleicht kennen Sie das;
Sie sitzen Abends mehr oder weniger nichts ahnend in der Sternwarte
und – schwups – entdecken einen neuen Kleinplaneten.
So ähnlich passiert am 25.10.2008

Aber natürlich hatten wir es darauf abgesehen und es ist auch nicht
ganz so einfach. Ich war an dem Abend zusammen mit Matthias Busch
in der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim an unserem 45cm Newton
zugange.

Mühleis-Newton der Starkenburg-Sternwarte HP

Wir fotografierten in der Nähe des Oppositionspunktes sozusagen “ins Blaue”
Eine Stelle, an der wir viele Asteroiden vermuteten. Außerdem lassen sich
Asteroiden vor diesem Punkt besser verfolgen, da sie erst heller werden um
sich dann wieder weiter zu entfernen. Ein Feld wurde ausgewählt und mit
etwa 1-2 min Belichtungszeit fotografiert. Zum Vorschein kamen 3 Bilder,
die nacheinander geblinkt wurden um mögliche Bewegungen zu erkennen.
Es waren sogar einige Brocken darauf zu sehen, unter anderem auch ein
recht heller mit etwa 16,8mag.
Als wir die Positionen mit den Bekannten verglichen fiel uns auf,
dass an es dieser Stelle eigentlich keinen geben dürfte. Damals lag die
Grenze der Neuentdeckungen bei über 19mag, heute bei etwa 20-21 oder
darüber! Unglaublich wie “hell” dieses Teil war, doch die Kontrolle durch
Astrometrie brachte Gewissheit.
Ein Neuer Kleinplanet war entdeckt!

Der allergrößte Teil der Asteroiden wird heute von Professionellen Sourveys*
entdeckt. Nur ein ganz kleiner Bruchteil liegt in der Hand der Amateure,
was nicht zuletzt an der Grenzgröße der Amateurteleskope liegt.
20mag sind doch schon wirklich sehr schwach..
Früher konnte man noch Asteroiden mit einem 8-zoll-Newton entdecken,
siehe z.B. Asteroid “Heppenheim” Es ist jedoch natürlich sehr sinnvoll den
Himmel professionell regelrecht abzuscannen. Denn nur so werden Brocken
(früh) entdeckt die der Erde möglicherweise mal gefährlich werden können,
die sogenannten NEOs (Near Earth Objects).

“Unser” Asteroid befindet sich wie die meisten auf einer Umlaufbahn im
sogenannten “Hauptgürtel” zwischen Mars und Jupiter.
Nun musste er zur Bestätigung noch mindestens eine zweite Nacht beobachtet
werden, bevor eine Meldung an das Minor Planet Center herausgegeben
werden konnte. Wir alle kennen ja das mitteleuropäische Wetter, am nächsten
Abend war es natürlich dicht. Zum Glück half uns ein weiterer
Sternwartenkollege und Asteroidenentdecker Erwin Schwab aus.
Er beobachtete den Kleinplaneten per Remote mit dem Tzec Maun Telescope
in New Mexico.

342431

Jetzt konnte er ans MPC gemeldet werden und bekam so die vorläufige
Designation “2008 UQ90” Vor ein paar Tagen – 4 Jahre nach der
Entdeckung – ist die Bahn nach 4 Oppositionen nun genau genug,
dass er seine endgültige Nummerierung bekam:
Asteroid  342431

Wenn ein Asteroid Nummeriert wurde, darf er vom Entdecker auf einen Namen
getauft werden. Das ist bei mittlerweile gut 600.000+x bekannten Asteroiden
nicht ganz soo einfach. Man hat schließlich nicht sehr oft die Gelegenheit
so etwas zu tun und der Name sollte auch eine gewisse Bedeutung haben.
Möglich sind z.B. Personen, Orte und so ziemlich alles außer
dem eigenen Namen (und natürlich ethisch nicht vertretbares).

Vielleicht haben ja Sie, liebe Leser, eine gute Idee?

Diese Namen gibt es schon: >Klick<
*mag:
Abk für Magnituden, ist die Helligkeitsangabe und Logarithmisch abgestuft.
Je größer die Zahl, desto Lichtschwächer das Objekt.
*Sourveys:
Einige Sourveys an denen Amateure beteiligt sind,
sind z.B. TOTAS oder PanSTARRS

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Veröffentlicht von

www.astrotobi.de

Seit Ich 2003 zu Weihnachten mein erstes Teleskop geschenkt bekam hat mich der "Astrovirus" und alles was damit zu tun hat gepackt. Ich studiere zur Zeit Luft- und Raumfahrttechnik an der FH in Aachen und bin dort auch an der Volkssternwarte sehr aktiv. Vor meiner Studienzeit war die Starkenburg-Sternwarte Heppenheim e.V. (611) mein Heimatobservatorium bei dem ich immer noch Mitglied bin. Am meisten macht mir die Öffentlichkeitsarbeit Spaß. Was gibt es schöneres als staunende Besucher beim Anblick des Sternenhimmels? Ich versuche so oft wie möglich mit dem Teleskop zu Beobachten und mich mit Anderen auszutauschen. 2008 entdeckte ich mit Matthias Busch meinen ersten Kleinplaneten an der Starkenburg Sternwarte Heppenheim und bin Mitglied im Teide Observatorium Tenerife Asteroid Sourvey (TOTAS) welches zum Großen Teil an diese Arbeit anknüpft bzw. primär nach Near Earth Objects (NEO) sucht. Im Rahmen meines Studiums bin ich außerdem an dem Pico-Satellitenprojekt "Compass 2" beteiligt, welches zum Ziel hat schon den zweiten Cubesat der FH Aachen von Studenten zu bauen und zu betreiben.

8 Kommentare

  1. Mein Vorschlag: 342421/Sadakosasaki

    Mein Vorschlag für die Benennung dieses Asteroiden: 342421/Sadakosasaki. Sadako Sasaki war, als das ungeheure Verbrechen der Menschlichkeit stattfand, das der Abwurf der Atombombe auf Hiroshima am 6.8.1945 darstellt, ein zwei Jahre altes Kind. Wahrscheinlich führte die Strahlung, der sie ausgesetzt war, zu einer Leukämieerkrankung. Am 25. Oktober 1955 war ihr kurzes Leben zuende.

    Es gibt allerdings bereits einen Asteroiden, der nach ihr benannt ist,l und zwar 7616/Sadako, aber meines Wissens keinen, der ihren vollen Namen trägt.

  2. Entdeckung in Heppenheim

    vllt etwas weniger global-politisch:
    “Vereinigung der Sternfreunde”
    oder nach einem der Gründungsmitglieder oder nach einem besonders engagierten Mitglied des VdS-Vorstands zum Entdeckungszeitpunkt (z.B. Otto Guthier für dessen Verdienste um die überregionale Vernetzung der profesionellen und amateurischen Astronomie-Fans am Beginn des 21. Jh.)

  3. Lange, unaussprechliche Namen

    Na, also eine global-politische Aussage ist das wohl noch nicht, wenn man eines Kindes gedenkt, das dem Krieg zum Opfer fällt.

    Zum Gegenvorschlag “Vereinigung der Sternfreunde”. Um einen solchen Namen wird wohl kaum einer außerhalb des deutschen Sprachraums seine Zunge wickeln können oder wollen. Außerdem ist es zu lang – ich lade monatlich die astorb-Datenbank vom Lowell-Observatorium herunter und verwende diese Daten für meine Berechnungen. Dort sind 18 Zeichen für den Namen vorgesehen.

    In anderen solchen Fällen, wie beispielsweise beim Assteroiden 16969 Helamuda wurde der zu lange Name zu einem Kunstwort gestaucht. Im gegebenen Fall also beispielsweise “342431 Vedeste”.

    Hm.

  4. @Stefan

    Ha – hab ich auch schon vorgeschlagen, zumal der Tobias ja wie der dreifache F1-Weltmeister aus Heppenheim stammt. Tobias’ Kommentar aber zum Finale in Interlagos: “Na und?”

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