Mendeleys Analysetool für Universitäten und Institute

BLOG: Quantensprung

Versuch einer Aufklärung
Quantensprung

Es ist die logische Konsequenz einer Entwicklung, die 2009 begann. Erst speisten Forscher wissenschaftliche Literaturdaten, Literaturlisten und ihre Bewertungen von Literatur in das System Mendeley ein. Nun will Mendeley damit mehr Geld verdienen, indem sie weitere bezahlende Kunden anlocken. Die Auswertung der Daten liegt auf der Hand. Wie Mendeley heute Mittag bekannt geben wird, sollen Kunden der Mendeley Institutional Edition fortan spezielle Analysen der Daten ihrer Forschergruppen und Institute abrufen können.

„Zum ersten Mal erfassen wir auf Universitäts- oder Institutsebene, welche Artikel wie oft gelesen werden“, meint Victor Henning, einer der drei Gründer von Mendeley. Man nehme beispielsweise einen Artikel, der auf der Open Access Publikationsplattform PLoS (Public Library of Science) erschienen ist. Dieser kann auf der PLoS-Seite heruntergeladen werden und dort gelesen werden. Wie häufig, das erfasst auch PLoS.

Wie häufig dieser jedoch per E-Mail oder Intranet innerhalb der Forschercommunity gelesen und empfohlen wird, blieb unerkannt. Mendeley könnte nun durch sein Netz aus über 1,8 Millionen Forschern genau jene Nutzung erfassen, welche in Lese- und Download-Statistiken allein nicht wiedergegeben werden. Für Forschergruppen könnte also noch sichtbarer werden, welche Teile ihrer aktuellen Arbeiten besonders hohe Relevanz haben. „Lange ehe der Impact Factor Auskünfte über den Wert einer Arbeit geben kann“, so Henning. (Der Impact Factor ist das bis dato immer noch gültige Maß aller Dinge wissenschaftlicher Relevanz. Dessen Auswertung dauert aber Jahre.)

Zudem könnten Forschungsinstitute analysieren, welche Journale ihre eigenen Mitarbeiter lesen, in welchen sie publizieren und wie viele Leser diese im Ranking innerhalb Mendeleys haben. Bereits als Nutzer mit dabei sind unter anderen die University of Pittsburgh, die University of Western Ontario, die University of Nevada, Reno; das VTT Technical Research Center of Finland, das Korea Advanced Institute of Science and Technology und das Agriculture, Forestry and Fisheries Research Council in Japan.

Wie solche Analysen aussehen können sei an diesem kleinen Beispiel gezeigt.

Articles added to members libraries

Weitere Beispiele zeigen auf flickr die Auswertungsmöglichkeiten: ‘Where members are publishing’, ‘Readership of members publications’.

Mendeley ist natürlich nicht alleine auf diesem Markt der neuen Analysetools (siehe ‘Gläserne Forschung‘. Das Portfolio der Konkurrenten umfasst beispielsweise Academic Research von Microsoft, SciVal von Elsevier und die Auswertungen von ResearchGate. Der jetzige Ansatz von Mendeley innerhalb des eigenen Systems und schneller zu analysieren, scheint mir neu. Sie lassen dabei jedoch weitere Analysemöglichkeiten (siehe ‘Ein Impact Faktor ist nicht genug‘), die beispielsweise die Resonanz eines Fachartikels in den Social Media berücksichtigen (z.B. altmetrics) außen vor.

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Beatrice Lugger ist Diplom-Chemikerin mit Schwerpunkt Ökologische Chemie. Neugierde und die Freude daran, Wissen zu vermitteln, machten aus ihr eine Wissenschaftsjournalistin. Sie absolvierte Praktika bei der ,Süddeutschen Zeitung' und ,Natur', volontierte bei der ,Politischen Ökologie' und blieb dort ein paar Jahre als Redakteurin. Seither ist sie freie Wissenschaftsjournalistin und schreibt für diverse deutsche Medien. Sie war am Aufbau von netdoktor.de beteiligt, hat die deutschen ScienceBlogs.de als Managing Editor gestartet und war viele Jahre Associated Social Media Manager der Lindauer Nobelpreisträgertagung, des Nobel Week Dialogue in 2012/2013 und seit 2013 berät sie das Heidelberg Laureate Forum. Kommunikation über Wissenschaft, deren neue Erkenntnisse, Wert und Rolle in der Gesellschaft, kann aus ihrer Sicht über viele Wege gefördert werden, von Open Access bis hin zu Dialogen von Forschern mit Bürgern auf Augenhöhe. Seit 2012 ist sie am Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation, NaWik - und seit 2015 dessen Wissenschaftliche Direktorin. Sie twittert als @BLugger.

1 Kommentar

Schreibe einen Kommentar