Wut tut gut!?

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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"Was lange gärt, wird endlich Wut." Hanns-Hermann Kersten

Rot sehen und dann richtig Dampf ablassen ist die beste Vorbeugung gegen Magengeschwüre? Die „Überzeugung, dass das Ausleben von Gefühlen die Neigung zu Aggressionen mindert, hält sich weiter hartnäckig", beobachtet der Psychologieprofessor Leo Montada. Und das obwohl Psychologen mit Engelszungen darauf hinweisen, dass Menschen, die ihre Wut nicht kontrollieren, schnell von ihr kontrolliert werden. Der Psychologe Karl Landscheidt stellt klar, dass „die Vorstellung, es sei ungesund, Wut zu unterdrücken, (ist) schlicht falsch“ ist.

Mitschuld an dieser unerschütterlichen Auffassung ist wahrscheinlich der Godfather der Psychoanalyse Sigmund Freud. Er postulierte einen angeborenen Aggressionstrieb, der im Fall der Unterdrückung seelische Störungen verursacht. Das ist Quatsch, denn Wut hat in erster Linie etwas mit der Bewertung einer Situation zu tun – der Annahme jemand hätte eine böse Absicht.

Hat der Partner das gemeinsame Konto heimlich leer geräumt, macht sich bei der Entdeckung dieser Missetat Wut breit. Doch wenn er dann mit einer romantischen Reise überrascht, ist die Wut schnell verraucht. Man hat meistens keinen Grund wütend zu sein, wenn einem niemand etwas Böses will.

Daher ist es klüger, die Ursache für die Wut unter die Lupe zu nehmen oder die Energie der Wut positiv zu kanalisieren. Merke: "Wenn ein Weiser in Wut gerät, verliert er seine Weisheit."

Quelle: Welt, Wut macht noch wütender

(kat)

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Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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