Wieso, weshalb, warum

BLOG: Psychologieblog

Das menschliche Miteinander auf der Couch
Psychologieblog

4. Juli 2006: Deutschland verliert gegen Italien und verabschiedet sich damit vom WM-Titel. Tränen der Enttäuschung. „Das ist nicht fair. Wahrscheinlich haben die Italiener mal wieder die Schiris bestochen …“.

8. Juli 2006: Deutschland gewinnt gegen Portugal im Spiel um den dritten Platz. Dieses Mal werden Freudentränen vergossen. „Da ham die Jungs mal wieder ihr Bestes gegeben. Die Taktik, der Zusammenhalt – einfach großartig …“

Wir sind ständig auf der Suche nach Erklärungen für das, was mit uns und um uns herum passiert (Heider, 1958). Vor allem wenn ein Ereignis unerwartet ist oder wir ein Ziel verfehlt haben, suchen wir nach Gründen dafür (Weiner, 1985). Welche der unzähligen potenziellen Erklärungen wir heranziehen, hängt unter anderem davon ab, ob wir die Hauptdarsteller einer Situation sind oder andere (Watson, 1982).

Die Umstände waren schuld

Waren wir selbst (bzw. unsere National-Elf) erfolgreich, dann weil wir einfach gut sind oder uns so toll angestrengt haben. Wir suchen die Ursachen vorzugsweise in der eigenen Person. Einen Misserfolg schieben wir dagegen gerne auf die Umstände.

Geht es um andere, auch wenn diese nicht direkt mit uns in Konkurrenz stehen, sind wir da nicht so kulant und verhalten uns genau umgekehrt. Wir neigen dazu, Erfolg als Glückssache zu sehen und Misserfolg als Folge mangelnder Fähigkeiten der Akteure.

So müssen wir nie an unseren Fähigkeiten zweifeln und stehen außerdem im Vergleich zu anderen immer besser da. Ganz praktisch also.

Die Umstände werden schuld sein

Manchmal gehen wir sogar noch weiter. Wir schaffen uns schon im voraus Umstände, auf die wir einen möglichen Misserfolg dann später schieben können (Jones, 1990).

Wie das geht? Man gebe sich z.B. am Abend vor einer Prüfung die Kante. Geht die Prüfung in die Hose: Klar, bei dem Kater. Aber an den eigenen fachlichen Fähigkeiten muss nicht gezweifelt werden. Und wird es doch eine Eins, dann kann man besonders stolz sein, weil man es sogar mit Kopfschmerzen geschafft hat.

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

Schreibe einen Kommentar