Warum wir uns nicht beim Joggen verlieben

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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… und was zu tun ist, wenn es doch passiert.

Du joggst im Park: die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Eine attraktive Person kommt dir entgegen und dein Herz klopft wie verrückt. Hast du dich etwa verknallt?

Kommt drauf an!

Emotionen haben mit zwei Komponenten zu tun: körperlicher Erregung – und einer nahe liegenden Erklärung für diese Erregung (Schachter & Singer, 1962). Du checkst also blitzschnell und meist unbewusst ab: Ist die Person wirklich attraktiv genug, um mich nervös zu machen? Hab ich etwa Angst vor dem großen Hund, der neben der Person hertrottet? Oder liegt der erhöhte Puls vielleicht einfach nur daran, dass ich zu viel rauche und mir der kleine Anstieg hier zu schaffen macht?

Die Wahrscheinlichkeit, dass du dein wild klopfendes Herz nicht der Person, sondern dem Joggen zuschreibst ist sehr hoch. (Glaubst du trotzdem, dass der Grund die Person ist, kehre schnell um und jogge ihr hinter her – dabei kannst du dann gleich deine Hundephobie therapieren.)

Männer bewerteten in einer Studie diejenigen Frauen als attraktiver, bei denen ihr Herz schneller schlug. Ihr Puls wurde ihnen während der Betrachtung der Bilder über Kopfhörer zurückgemeldet. Allerdings hatten die Geräusche in Wirklichkeit gar nichts mit dem eigenen Herzschlag zu tun. Für das Auslösen von Emotionen und die mit ihnen einhergehende Ursachenzuschreibung reicht es sogar aus, zu glauben, man sei körperlich aktiviert (Valins, 1966).

Ein kleiner Gute-Laune-Trick

Auch Mimik ist für das Emotionserleben relevant (Lyman & Waters, 1986). Fang einfach mal an zu lächeln und schon wirst du dich ein wenig fröhlicher fühlen. Meistens hat man aber keine Lust zu lächeln, wenn man schlechte Laune hat. Dann kannst du dir ersatzweise auch einen Stift (oder eine Rose, falls du der Person hinterher joggst) quer zwischen die Zähne klemmen – das reicht aus, um deinem Gehirn zu melden: du lächelst, also bist du glücklich (und hast eine viel bessere Ausstrahlung!)

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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