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Das menschliche Miteinander auf der Couch
Psychologieblog

In der modernen Gesellschaft hat niemand mehr Zeit. Wir sind unglaublich beschäftigt. Immer auf dem Weg von hier nach da. Zeit ist zu einem kostbaren Gut geworden. Selbst unsere Kinder werden nicht von überfrachteten Stundenplänen, die Schule und Freizeit effektiv managen, verschont. Wir koordinieren, organisieren und analysieren den ganzen Tag unseren Alltag. Dieser besteht aus endlosen To-do-Listen unterschiedlichster Kategorien, um nichts zu vergessen, um nichts zu verpassen. Arbeit, Familie und Freizeit unter einen Hut zu bringen, scheint heutzutage eine der größten individuellen Herausforderungen darzustellen. Stress, Burn-Out und Depression bestimmen die Schlagzeiten. Unsere selbst gebauten Hamsterräder drehen sich. Wir können zwar Gestalt und Geschwindigkeit bestimmen, was uns ein Gefühl der Kontrolle gibt, aber ist das Rad einmal zu laufen gebracht, dreht es sich unaufhörlich. Um uns selbst. Wir sind so darauf konzentriert die nächste Speiche bzw. Stufe nicht zu verfehlen, aus Angst zu stürzen, dass wir den Kontext nicht mehr wahrnehmen können. Die Hamstersicht nimmt uns die Möglichkeit, das große Ganze zu sehen. Die Vogelperspektive ist viel förderlicher, um Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden zu können. Es braucht einen gewissen Abstand, um die Dinge in ihrer ganzen Gestalt wahrzunehmen.

Ich habe in letzter Zeit selbst viel im Hamsterrad trainiert. An einem verlassenen Strand in Thailand konnte ich mein Hamsterrad aus der Ferne betrachten. Ich kann nicht sagen, dass es mir gefällt, aber ich habe es selbst gestaltet und es wirkt so vertraut. Dennoch ist und bleibt es ein Hamsterrad, das sich dreht und dreht und dreht. Dem Impuls, es anzuhalten, bin ich nachgegangen und werde mich wieder stärker einer meiner liebsten Betätigungen widmen: dem Schreiben. Und weil es so schön passt, ist Gelassenheit das Thema meines ersten Buches.

Liebe Leserinnen und Leser, ich freue mich über jede Anregung.

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

18 Kommentare

  1. … to take home II

    Oops, zu schnell auf “absenden” gedrückt… 😉

    Danke für diese schöne Take-Home-Message, die mir aus der Seele spricht. Erfolg braucht Gelassenheit.

    In diesem Sinne viel Erfolg! 🙂

  2. Stress, Burn-Out und Depression

    … sind in der Tat persönliche Perspektiven, die nicht immer real oder angemessen sind, und sich aus einer “Vogelperspektive” [1] oft gut einordnen lassen.

    Nichts ist wichtiger als die Distanz und die Erkenntnis, dass ‘Aussagen zu Sachen oder Sachverhalten in erster Linie als Aussagen zu Sachen oder Sachverhalten einer Person(enmenge) zu betrachten sind’.

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1] oder andere Tiere hier denken…

  3. Hi Katja,

    ja, wir schmieden uns das Hamsterrad selbst – was allerdings auch nicht so schwierig ist, da bekommen wir schließlich genügend “Unterstützung” von der Gesellschaft.

    Hier ein Youtube-Video, das zeigt, was passieren kann, wenn wir nicht irgendwann abbremsen, heraustreten und uns die ganze Sache mal von Außen anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=664MG0XbTlY.

    LG

    Tim

  4. ich glaube das Hauptproblem vieler ist es, dass wenn man eine Sprosse aus dem Hamsterrad nimmt das ganze System nicht mehr funktioniert. Viele haben jedoch auch nur ihr System/Hamsterrad und laufen aus Bequemlichkeit weiter ihre Runden um nicht die ganze Existenz von selbigem überdenken zu müssen.

  5. Lieber Hirn-Matsch

    nur unter uns zur Erklärung: ich hatte Deinen einen Kommentar mit dem Link zu Deinem Blog gelöscht, weil er doppelt da war. Erst dann habe ich den Grund gesehen: einmal war der Link falsch geschrieben. Heureka! Deshalb also doppelt. Nun musste ich aber auch noch den falsch geschriebenen Link löschen. Und nun ist abgesehen von Deinem Namen gar kein Link mehr auf Dein Blog da. Dafür dieser schöne lange Kommentar von mir 🙂 Wenn Du magst, poste ihn halt noch mal.

  6. Wo kommen wir aus dem Hamsterrad raus?

    oder reicht es manchmal schon das Hamsterrad langsamer drehen zu lassen. Oder hilft uns allein schon die Erkenntnis, dass wir Herr unseres eigenen Schicksals sind, um uns besser zu fühlen?

  7. Hamsterrad

    Hallo zusammen, ich kann letztlich die Schematherapie nach J. Young hier sehr empfehlen: er hat bestimmte Schemata (unsere “Hamsterräder”) beschrieben und Möglichkeiten aufgezeigt, wie man aus diesen aussteigt. Ein Ansatz, den wir in unserer Praxis verfolgen und der sich als sehr wirkungsvoll erweist!

  8. Gelassenheit

    Gelassenheit ist eine Kunst. Sie scheint so einfach – “ganz entspannt im hier und jetzt”… Und doch ist in der Gegenwart zu leben und den Augenblick zu geniessen eine unserer schwierigsten Herausforderungen. Staendig gruebeln wir ueber Fehler der Vergangenheit oder sorgen uns um die Zukunft – werden wir die richtige Entscheidung treffen, werden wir unsere Ziele erreichen? Zen-Meditation kann ein Weg zurueck in die Gegenwart sein. Viele Psychotherapeuten lehren “mindfulness techniques” um uns auf dieser Reise zu helfen.

  9. “Gelassenheit ist eine Kunst.”

    Wenn man bedenkt, daß wir uns immernoch im Zeitgeist des geistigen Stillstandes seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (unser erster und bisher einzige GEISTIGE Evolutionssprung) bewegen, dann ist diese Kunst ziemlich …!?

    “mindfulness techniques” – wenn uns diese Technik weg vom teils logisch brutal-egoisierenden “Individualbewußtsein” bringt, hin zum geistig-heilenden Selbst- und Massenbewußtsein (mit all den daraus einzig menschenwürdigen Konsequenzen / Möglichkeiten), dann ist das sicher wohl keine neue zeitgeistliche Bewußtseinsbetäubung!?

  10. Gelassenheit

    Zugegeben, in der heutigen Zeit kann es schwierig sein, Gelassenheit zu bewahren! Dabei war es wahrscheinlich nie einfach. Fuer mich bedeutet es manchmal schlicht eine Atempause einzulegen – einen Moment ruhig zu sein, mich auf meinen Atem, ein Lied, den Horizont zu konzentrieren… dann steht das Hamsterrad vielleicht fuer einen Augenblick still… oder man bildet es sich zumindest ein… was auch manchmal hilft!

  11. Hamsterrad oder Struktur?

    Für mich hat das Ganze zwei Seiten: zum einen ein Hamsterrad, in dem man ohne nachzudenken immer nur läuft und sich dabei auch bis zum Burn-out verausgaben kann und die andere Seite heißt Struktur. D.h. durch den organisierten etc. Alltag hat unser Leben natürlich auch eine gewisse Struktur – und Vertrautheit. Es wird uns erspart, den Tagesablauf täglich neu zu gestalten. So wie das eine Kraft kostet, ist auch dies eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Nichts desto trotz ist es natürlich ratsam – wie auch immer – seine Routinen von Zeit zu Zeit mal zu überprüfen und bei bedarf neu zu regeln.

  12. Gelassenheit und Muße

    Ich lobpreise auch gerne Gelassenheit und Muße! Um lange durchkategorisierte to_do_Listen sinnvoll, d.i. hier bzgl. der Wichtigkeit der einzelnen to_do_Punkte, zu bewerten, braucht es nicht nur räumlichen Abstand (hier: Südostasien), sondern eben auch die geforderte und/oder gewünschte Gelassenheit. Mit dieser kann sein eigenes Hamsterad distinkt und eben auch entspannt bewertet werden und mithin ein ‘Feintuning’ erfahren. Bei dieser Schau wird dem ‘Gestressten’ klar werden, sich mehr Muße und d.i. keine Langeweile (!)zu gönnen. Die Muße kann für kreatives Schaffen genutzt werden oder aber für weitere Tätigkeiten, welche die Drehfrequenz des Hamsterads wünschenswert entschneunigt!
    cheers r

  13. Hmsterrad

    wenn man feststellt, dass man in ein Hamsterrad geraten ist, sollte man sich in ein ruhiges Eckchen setzen und Zugang zu seinem inneren Ich aufnehmen, die Dinge anschauen, die einem nicht passen. Dann sollte man sugsessive seine Ziele ausarbeiten und dann seine Visionen leben. Erst wenn man sein eigenes Ich lebt und liebt, kann man auch mit seinem Umfeld kar kommen. Das ist das was ich auch meinem Umfeld erzähle.

  14. Hamsterrad

    ja hallo, ich bin zufällig hier gelandet und muss sagen, dass dieses Thema auch auf mich voll zutrifft. Ein Autounfall hat mich Dezember 2012 aus meinem Hamsterrad. Ich hatte im Callcenter gearbeitet, weil man ja eine gewise Grundsicherung um Leben brauchte, aber ich war frustriert, weil die Erwartungen doch sehr hoch waren und die Arbeit dann in hohem Druck und Stress ausartete. Hinzu kam noch, dass ich in meiner Freizeit an meiner Selbstständigkeit gearbeitet hatte, um das mal wieder als Haupteinkommen zu haben. Aber dann kam der Break. ich höre in Zukunft nur noch auf die Zeichen meines Körpers und meiner Seele. Wenn etwas nicht rund läuft, dann mache ich das nicht. Und genau diese Erkenntnisse werde ich auch meinen Schützlingen in meinen Beratungen vermitteln. Weiterhin alles Gute!

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