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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Ein Kommentar

Kennt Ihr folgendes Spiel? Einer nennt einen charakteristischen Satz und der andere errät, wer ihn gesagt hat.

Wer sagt: "Rien ne vas plus."?
Der Coupier beim Roulette.
Richtig.

Wer sagt: "Ein Quest noch, dann geh ich schlafen."?
Der World of Warcraft Spieler.
Richtig.

Und wer sagt: "Tut mir leid, Liebling, ich muss heute wieder länger machen."? Der Topmanager.
Falsch – kein konkreter Satz. Punkteabzug. Heutzutage könnte jeder die Worte aussprechen. Die Aussage ist nicht typisch, nicht charakteristisch. Diese Worte kennzeichnen nicht länger die Arbeitstiere auf der höchsten Hierarchieebene.

In den Büros im Allgemeinen herrscht ein Arbeitsethos, der an die ritualisiert sozialistische Antwort "Immer bereit" erinnert. Keine Zeit mehr für das Privatleben zu haben, ist nicht mehr das Problem der Topmanager. Selbständige kämpfen mit ihm schon länger. Und mittlerweile ist auch der "normale" Arbeitnehmer betroffen. Der Chef, die Geschäftspartner, Auftraggeber und Kollegen machen Druck: schnell muss es gehen, herausragend muss das Ergebnis sein. Denn hier geht's um Geld. Der Partner, die Kinder, das Privatleben müssen warten. Nächste Woche, nächsten Monat, nächstes Jahr soll es besser werden. Nur noch diesen Termin, dieses Projekt, diesen Auftrag erledigen. Die Wichtigkeit der Angelegenheit vermittelt den Eindruck, dass es um Menschenleben geht oder um das Überleben hunderter Robbenbabys. Dabei dreht es sich um eine Werbestrategie für eine neue Tagescreme oder das Design einer Tasche.

Nein, falsch. Es dreht sich um Geld. Letzlich geht es für den Arbeitnehmer um die finanzielle Existenz. Um Überleben. Du hast zu arbeiten, wenn es die Auftragslage verlangt. Damit die Miete bezahlt wird und Essen auf den Tisch kommt.

Immer bereit!

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Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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