Sondereinheit Müll

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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"Sisyphus wäre heute bei der Müllabfuhr." Wolfram Weidner

Nach meinem heutigen Slalomlauf um Hundehaufen, der durch einige Hürden aus Pappkartons, Glasflaschen und Sylvesterabfällen im Schwierigkeitsgrad stieg, muss eine psychologische Analyse des Zumüllens her … und ich habe schlechte Nachrichten für einige Gegenden in Berlin: es wird wahrscheinlich immer dreckiger.

Die Forschungsergebnisse beweisen, dass Menschen ihren Dreck eher in unsauberer Umgebung hinterlassen als in einer sauberen Gegend (Cialdini et al, 1990). Umgekehrt achten sie in einer gepflegten Umgebung eher darauf, dass sie auch rein bleibt.

Unser Verhalten ist durch Gesellschaftsnormen, die für das funktionierende soziale Miteinander sorgen, bestimmt. Allerdings sind wir uns dieser Normen mal mehr, mal weniger bewusst und handeln dementsprechend. Eine saubere Landschaft stärkt unser Umweltbewusstsein, während wir in einer zugemüllten Region annehmen, dass es für andere Leute scheinbar in Ordnung ist, Abfälle wegzuwerfen.

Nicht nur sauber, sondern rein

Eine Untersuchung (Cialdini) verdeutlicht diesen Effekt mittels drei verschiedenen Sauberkeitsstufen einer Kulisse: eine tadellos saubere, eine stark verschmutzte und eine gepflegte Gegend, in der nur ein einziges Stück Abfall platziert wurde. Interessanterweise machte gerade dieser einsame Drecksschnipsel die Norm der Sauberkeit am deutlichsten bewusst – hier wurde sich am geringsten entmüllt. Erwartungsgemäß wurde die dreckige Gegend fleißig weiter mit Abfällen beehrt und die saubere Gegend weitestgehend auch sauber gehalten.

Die beste Prävention gegen Müll ist ein bisschen Dreck in einer ansonsten makellos gepflegten Umgebung. Ich fürchte, für einige Gegenden in Berlin ist diese Prophylaxe schlichtweg nicht umsetzbar.

Quelle: Smith & Mackie (2. Aufl., 2000). Social Psychology. Kendalville: Courier.

(kat)

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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