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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Ich vergesse Witze. Ich kann sie mir einfach nicht merken. „Warum gibt es keine gutaussehenden und intelligenten Frauen? Weil es dann Männer wären.“ Das ist der einzige Witz, der mir nach langem Grübeln einfällt. Wahrscheinlich weil ich ihn nicht witzig finde, während einige Leser vor dem Bildschirm kichern. Glaubt man Sam Shuster von der britischen University of East Angler in Norwich liegt das in meiner Natur. Die geschlechterspezifische Verteilung der Hormone ist für den unterschiedlichen Humor von Mann und Frau verantwortlich. Die testosteronbegünstigten Exemplare unserer Schöpfung sind nach Shusters Meinung wesentlich witziger als ihre weiblichen Pendants.

Den allgemeinen Witz, welcher in der Regel wie das Beispiel aus einer kleinen Geschichte mit einer unvorhersagbaren Pointe besteht, finden vor allem Männer lustig. Über humoreske Tabubrüche lachen die Geschlechter gemeinsam. Glaubt man der klassischen psychoanalytischen Theorie suchen sich hier Bedürfnisse des ES ihren Weg. Schlagfertigkeit und vor allem feinsinnige Situationskomik lassen Frauen in schallendes Gelächter ausbrechen, während die Schadenfreude eine überwiegend männliche Domäne sein soll. Der Moment der Schadenfreude besteht im Selbstwert erhöhenden Voyeurismus jemanden scheitern zu sehen und eigene Ängste zu kompensieren.

Die Testosteron-These verträgt sich gut mit der Überlegung der Sprachwissenschaftlerin Kotthoff von der pädagogischen Hochschule Freiburg, dass Humor und Macht in Verbindung stehen. Wer hat sich noch nicht mit einem Lachen über einen schlechten Witz lieb Kind gemacht? Besonders Frauen haben diese Technik perfektioniert und schmunzeln filmreif über die schlechtesten Zoten ihrer männlichen Alpha-Tiere. Humor als Kriterium des Kampfes um den besten Platz in der sozialen Rangfolge?

„Die Frauen machen zunehmend Witze auf Kosten der Männer“, sagt Kotthoff und scheinen  dabei konsequenter zu sein: „Was macht eine Frau, deren Mann zick zack durch den Garten rennt? Weiterschießen.“

Quelle: Spiegel, Nr. 2, 7.01.08: „Herr der Pointe“

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

2 Kommentare

  1. leider gar nicht witzig…

    Die Frage, ob Sexualhormone im Zusammenhang mit Humorpräferenzen stehen, kann ich auch nicht beantworten. Allerdings muß ich doch darauf hinweisen, daß der “Witz” der Studie des besagten Sam Shuster ist, daß sie ein Witz ist.

    Konkret: die angebliche Studie ist eher eine Wissenschaftssatire als alles andere. Leider hätte man dazu kurz einen Blick auf die Studie werfen müssen – die hiesigen Wissenschaftsjournalisten haben das aber auch nicht getan und sind dem Spaßmacher auf den Leim gegangen.

    Ich habe den Fall detailliert hier dargestellt: Britischer Wissenschaftshumor

    Abgesehen davon ist Sam Shuster auch nicht an der “University of East Angler” (sollte wohl “East Anglia” heißen?) beschäftigt, sondern ein Ex-Dermatologe aus Newcastle.

  2. Humor

    Hallo Marc,

    ich hatte nicht den Eindruck, dass der Autor des Spiegel-Artikels die “Studie” des Sam Shuster sehr ernst nähme. Er erwähnte durchaus ironisch die Tatsache, dass es sich um einen rüstigen Rentner auf dem Einrad handelte, der höchstwahrscheinlich subjektive Feldbeobachtung durchführt. Egal ob dieses “Untersuchungsdesign” in der Praxis durchgeführt wurde oder nicht, die Ergebnisse sind wissenschaftlich nicht existent, weil sie wissenschaftlichen Standards nicht genügt. Und auch die These samt Herleitung fällt in die Kategorie Kurioses.

    Nichtsdestotrotz ist es wichtig auf den Wissenschaftsjournalismus ein kritisches Auge zu werfen, denn als Satire war die Shuster-“Studie” im Spiegel-Artikel nicht zu erkennen.

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