Ich bin eher der ängstliche Typ

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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– ausgewählte Phobien von A bis H

Es gibt eine riesige Anzahl von Phobien – genaue Zahlen kennt keiner. Reichtum kann schlecht sein – das ist nichts Neues – in meinem Fall ist er sogar angstbesetzt, denn ich besitze einige Phobien. Mein Tag im Reich der Ängste!

Ich wache auf wie jeder Mensch, doch bei mir geht der Alptraum jetzt erst los. Die erste Angstattacke packt mich, denn ich habe Angst zu stehen und zu laufen (Ambulophobie), weil ich unter der Basiphobie/Basophobie (Angst, nicht gehen zu können und zu fallen) leide. Furchtsam schleiche ich ins Bad, dort schreit mich aus dem Spiegel die Caligynephobie (Angst vor schönen Frauen) an. Schnell blicke ich weg, um mich tapfer meiner nächsten Angst zu stellen: der Ablutophobie – die Angst vor dem Waschen. Wer sauber sein will, muss leiden, denn ich habe furchtbare Angst vor’m Schmutzigsein (Automysophobie).

Endlich ist das geschafft – und ich muss mich entspannen, aber meine Klaustrophobie lässt mir keine Ruhe. Ich habe Furcht vor geschlossenen Räumen und die Badtür hatte ich zugemacht. Gleich 10 Uhr und die erste Vorlesung fängt an. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl, aber zum Glück habe ich meine Didaskaleinophobie – die Angst, in die Schule zu gehen – jetzt besser im Griff. Was soll ich nur anziehen? Mir schwant Schreckliches, denn Entscheidungen zu treffen fällt mir schwer. Daran hindert mich die Decidophobie – die Angst, Entscheidungen zu treffen. Ich schnappe mir also blind ein T-Shirt, doch als ich an es anziehen will, erstarre ich. Diese T-Shirt ist gepunktet – meine Aichmophobie (Angst vor Punkten) schleudert es zurück in den Kleiderschrank. Diese Handlung löst eine weitere Angstattacke aus, denn ich fürchte mich vor Unordnung (Ataxophobie).

Als ich die Tür zuknalle, kann ich einen Moment durchatmen. Ich habe es eilig, ich muss los. Alles geht gut bis ich die Wohnungstür abschließe, mich umdrehe und den nächsten Feind entdecke: die Treppe. Meine Bathmophobie (Angst vor Stufen) grüßt mich und meine Dystychiphobie (Angst vor Unfällen) grüßt zurück. Nach diesem netten Plausch im Treppenhaus rette ich mich in die Uni. Doch bereits im ersten Seminar läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Meine Allodoxaphobie, die Angst vor einer Meinung, scheint überall gegenwärtig. Doch spätestens als der Professor ein Buch zur Ansicht herumgehen lässt, verjagt mich die Bibliophobie – die Angst vor Büchern.

Ich muss zugeben: ich bin ein ziemlich schlechter Student. Denn diese Angst plus meiner Cyberphobie – die Angst, an Computern arbeiten zu müssen, meiner Logophobie – die Angst vor Wörtern, und meiner Easiophobie – die Angst, zu schreiben machen mir ein ernsthaftes Studieren unmöglich. Gott sei Dank, denn gute Nachrichten z.B. erstklassige Noten bedeuten für mich schlechte Nachrichten, denn ich habe Angst, Freude zu empfinden (Hedonophobie).

Meine Therapeutin geht davon aus, dass diese Angst mit einer meiner anderen Phobien zusammenhängt – der Heliophobie – die Angst vor Sonnenschein. Als ob mir das was hilft! Leider kommen wir auch nicht so gut voran, da ich nur an den Tagen zu ihr gehen kann, an denen die Sonne nicht scheint. Zum Schluss bin ich tapfer und werde mich einer weiteren Angst stellen, um Euch auch nichts vorzuenthalten. Meine letzte Phobie ist die Hippopotomonstrosesquippedaliophobie – die Angst vor langen Wörtern!

… aber ansonsten geht’s mir ganz gut.

Quelle: phobialist.com

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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