Homo sapiens im Paarungsfieber

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Speeddating

Keine Zeit, keine Zeit. In einer schnelllebigen Gesellschaft wird nichts dem Zufall überlassen, was gemanaged werden kann. Speeddating als exotische Blüte des menschlichen Paarungswillen – oder des menschlichen Entertainmentbedürfnisses.

Wer den Film „Shoppen“ gesehen hat, weiß um die dramatische Zeitbegrenzung einer jeden Begegnung.

10 Frauen, 10 Männer, 10 Minuten

Während oder nach jedem Dialog wird empfohlen, sich auf einer Vorlage Notizen zum Gegenüberzu machen und schriftlich sein JA oder NEIN zu einem weiteren Kontaktwunsch zu geben. Die Regeln sind denkbar einfach. Während die Frauen entspannt ihre Erdbeer-Daiquiris schlürfen, muss der Mann zehn Mal mit seinem Bier den angewärmten Platz des Vorgängers einnehmen. Wie in der guten alten Zeit.

Die Veranstalter scheinen etwas von ihrem Geschäft zu verstehen. Erneut bestätigt eine Untersuchung mit 50 Teilnehmern eines Speeddatings, dass sich die Kriterien der Partnerwahl von gesellschaftlichen Entwicklungen unbeeindruckt zeigen und scheinbar seit Jahrzehnten unverändert sind; obwohl die meisten Menschen diese Aussage für sich wohl nicht bestätigen würden wie die Selbsteinschätzung der Probanden zeigt. Sowohl Männer als auch Frauen gaben an einen Partner zu suchen, der ihnen in Status und äußerem Erscheinungsbild ähnlich ist. Das Ergebnis der Forscher allerdings siedelt sich nicht im Zeitalter der Gleichberechtigung an.

Vielmehr schien die Partnerwahl nach einem Schema abzulaufen, das nach Ansicht von Entwicklungspsychologen ähnlich bereits in der Steinzeit galt: Männer legen Wert auf Attraktivität, da diese auf gute Gene der Frau schließen lässt. Frauen suchen bei Männern hingegen eine Kombination von gutem Aussehen, hohem Status und großer Fürsorglichkeit. Das stellt sicher, dass die Frau und ihr potenzieller Nachwuchs später gut versorgt sind.

Quelle: wissenschaft.de: Brautschau à la Steinzeit

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Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

7 Kommentare

  1. Speeddating

    ..wobei man wieder einmal auf’s herrlichste vorgeführt bekommt, wie alogisch der evolutionspsychologische Ansatz ist. “Genetic fallacy” heisst dieser Irrtum, wenn ich mich recht entsinne: nur, weil etwas früher wahr war, muss es das heute noch lange nicht sein. Denn wo sind sie, die ungezählten, wohlgebildeten, genetisch bestens ausgestatteten Kinderscharen, die den Schössen jener Powerfrauen und den Lenden jener Investmentbanker entspringen?

  2. Ziemlicher Unfug

    Mit Verlaub – dieser Artikel beinhaltet ziemlich viel Unfug. Es wurde nämlich nicht festgestellt, wie das Paarungsverhalten tatsächlich ist, sondern nur, wer spontan ausgewählt wurde. Um festzustellen, wie Menschen sich wirklich paaren, hätte man wohl etwas seriöser vorgehen müssen und über längere Zeiträume forschen, oder nicht?

    Ich empfinde den Artikel – Pardon – als Zumutung der Fraktion der schrecklichen Vereinfacher.

    Gebhard Roese, Redaktion liebepur

  3. @ Gebhard Roese

    Dieser Beitrag ist natürlich eine Vereinfachung und es ist Ihr gutes Recht dies als Zumutung zu empfinden.

    Zum Paarungsverhalten, wie von Ihnen kritisiert, macht er jedoch keinerlei Aussagen. Das Wort kommt nicht einmal im Text vor. Aber auch kritische Äußerungen dürfen vereinfachend sein, oder?

  4. Partnerwahl

    Ich hatte das Vergnügen den Film bei den 41ten Hofer Filmtagen zu genießen.
    Er war herzerfrischend. Die Spielregeln eines Spieles bestimmen wie gespielt wird. Das ist im Kleinen so, spielen sie Mensch Ärgere Dich nicht und ändern eine Spielregel – schon wird anders taktiert. Das ist auch im Großen so bei Gesetzen zum Beispiel. Das Spiel “Speeddating” hatte natürlich auch spezielle Spielregeln. Die Teilnehmer des Spieles sind Zufall, eine nicht zu unterschätzende Variable. Jeder Teilnehmer hat Vorerfahrungen, Sie dürfen auch Vorurteile (nichts anderes als bestehendes Urteil einer Situation vor einer Neuauflage der Situation), hier bei der Partnersuche. Sie können genau Beobachten wie sich das bestehende Urteil nach jeder neuen Runde des Speeddatings bei den einzelnen Mitspielern ändert. Diese Veränderung des bestehenden Urteils ist die Summe aus Vorurteil und neuer Erkenntnis, also der speziellen Gesprächssituation. Bei der nächsten Runde ist die Ausgangsposition bereits verändert, das Verhalten ist bereits der neuen Erkenntnis, also den aktuellen Urteil angepasst. Diese Anpassung wird überwiegend rational verarbeitet, da ja keine Zeit für Inkubation (neuronale Umorganisation der Gehirnstuktur zum Beispiel während der verschiedenen Schlafphasen)bestand. Das bestehende Bindungsverhalten, welches bereits seit der Mutter Kind Beziehung geprägt und ganz langsam im Laufe des Lebens verändert wurde, sitzt tiefer und fester. Der Mix aus gefestigtem Bindungsverhalten, oberflächlicher, schneller, rationaler Anpassung bestehender Urteile und Zufall ist der Quell der Brillanz des Filmes. Wissenschaftlich würde ich aus den Ereignissen des Filmes nicht schließen. Was treibt den Menschen an? Wie findet er Entscheidungen und Ziele? Mehr unter: http://www.dpast.de/arbeitsblaetter.htm
    Dieter Past

  5. Wenngleich spät, doch eine Anmerkung

    Sie schrieben: “dass sich die Kriterien der Partnerwahl von gesellschaftlichen Entwicklungen unbeeindruckt zeigen und scheinbar seit Jahrzehnten unverändert sind”. Dann kritisieren sie mich, weil ich das Wort “Paarungsverhalten” statt “Partnerwahl” benutze. Das ändert nun aber nichts daran, dass die Schlussfolgerung in Ihrem Artikel eine Zumutung darstellt. Selbstverständlich könnte ich dies hier näher begründen, doch dann wäre mein Beitrag länger als Ihr Artikel.

    Übrigens: Woher haben Sie (und die Wissenschaftler, denen Sie glauben) eigentlich Kenntnisse über das “Paarungsverhalten in der Steinzeit”?

    Schon damals dabeigewesen?

    Ihr Gebhard Roese
    Freier Journalist, Budapest

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