Geschlechterkampf im Kinderzimmer

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Das menschliche Miteinander auf der Couch
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Die Spielzeugpräferenz von Kleinkindern scheint von der jahrzehntelangen Entwicklung zur "starken Frau" und zum "neuen Mann" vollkommen unbeeinflusst. Die kleinen Mädchen und Jungen greifen zielsicher entweder zur Puppe oder zum Auto – unter den sorgenvollen Blicken der neuen Elterngeneration, die überzeugt ist, das traditionelle Rollenverständnis der 50er Jahre zu den Akten gelegt zu haben.

Völlig unbeeindruckt davon spielt der Nachwuchs im Steinzeitalter:

Kleine Mädchen, auf deren Geburtstagstischen ein Werkzeugkasten stand, tragen goldene Schühchen und rosa Glitzerkleider und wiegen Puppen, die Bäuerchen machen. Und aus jedem Aststück machen kleine Jungen ein Gewehr und ziehen in die Welt, um Monster zu killen. "Wenn wir groß sind, heirate ich dich. Ich verdiene Geld, und du kochst." So kräht ein Vierjähriger, dessen Eltern erstens unverheiratet und zweitens beide berufstätig sind. Und drittens: wenn einer kocht, dann der Vater. Woher hat der Junge das?

Dass Kleinkinder so viel Wert auf die Teilung der Welt in männliche und weibliche Geschlechtsrollen legen, ist nicht verwunderlich. Stellt diese Kategorie doch eins der übersichtlichsten, zuverlässigsten und stabilsten Ordnungssysteme dar … so dass mitunter auch wieder vermehrt erwachsene Exemplare beim dogmatischen Verteidigen der Rollenklischees beobachtet werden können.

Liebe Eltern, Ihr braucht Euch keine Sorgen machen, dass aus Euren tapsigen Räubern rabiate Machos und aus Euren kleinen Prinzessinnen große Diven werden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass man später lockerer mit den Geschlechterkategorien umgeht, wenn man als Kleinkind seine Welt klar in männlich und weiblich aufgeteilt hat (Trautner et. al). Hat ein Mensch also früh seine sichere Geschlechtsrolle gefunden, müsse er sich später nicht ständig seine sexuelle Identität mittels rosa Schleifchen oder einer Testosteronüberdosis beweisen – so die These der Wissenschaftler.

Quelle: Die Zeit, Nr. 27, 28. Juni 2007, "Wo haben sie das her?"

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Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

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