Bettrituale

BLOG: Psychologieblog

Das menschliche Miteinander auf der Couch
Psychologieblog

Schlaf mit mir

Zu Beginn der Liebe bedeuten diese Worte Leidenschaft, Feuer und verursachen ein viel versprechendes Kribbeln. Im Laufe einer Partnerschaft kommt ein kleines Wörtchen am Ende der drei Worte hinzu: “Schlaf mit mir ein.“ Das Bett über Jahre teilen, gemeinsam einschlafen und aufwachen gehört wohl mit zu den komplizierten Herausforderungen einer langjährigen Beziehung zwischen zwei Liebenden. Und so unterschiedlich wie die Menschen und ihre Beziehungen sind, so verschieden sind auch ihre Einschlafgewohnheiten.

Rosenblatt, Professor für Sozialwissenschaften an der University of Minnesota hat Schlafgewohnheiten und Bettrituale mit Hilfe von 42 Paaren zwischen 21 und 77 Jahren untersucht. Die meisten Paare haben über die Zeit ein Einschlafritual entwickelt.

Ohne meinen Mann konnte ich nicht einschlafen, das war mein ganzes Leben lang so. Wir hatten ein Ritual: Ich habe vor dem Einschlafen gelesen, er hörte Radio. Wenn ich meine Brille abnahm, wusste er, dass es Zeit zu schlafen war. Dann hat er das Radio ausgemacht und das Licht gelöscht. (…) Schwierig wurde es erst, als er mit 56 einen Herzinfarkt hatte. Danach lag ich oft nächtelang wach und lauschte, ob er noch atmete. Immer wenn er kurze Pausen machte, flüsterte ich ihm ins Ohr: Nicht aufhören, Schatz, du musst atmen! Helga Baronas, 69, München

Es ist eine Herausforderung über Jahre gemeinsam das Bett zu teilen. Das geht selten ohne Kompromisse, denn gesunder Schlaf ist ein Grundbedürfnis.

Ein Großteil der Paare gab an, im Laufe der Jahre minutiöse Bettroutinen entwickelt zu haben, fast alle gestanden, nach leidenschaftlichen Nächten am Anfang später egoistischer und pragmatischer geworden zu sein.

Und obwohl die meisten Befragten angaben, dass sie sicher ohne Partner besser schlafen könnten, wollte keiner auf die gemeinsame Lagerstatt verzichten. Denn das gemeinsame Einschlafen und Aufwachen ist auch eine Zeit der Nähe, Vertrautheit und Geborgenheit.

Quelle: Süddeutsche, Schlafpositionen: Augen zu und durch
Rosenblatt, P. C. (2006). Two in a Bed – The Social System Of Couple Bed Sharing, State University of New York Press.

Avatar-Foto

Veröffentlicht von

Katja Schwab ist Diplom-Psychologin, Kommunikations- und Verhaltenstrainerin, systemische Körperpsychotherapeutin und zur Zeit in Ausbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapeutin.

Schreibe einen Kommentar