VLT zum Dritten

BLOG: Promotion mit Interferenzen

Auf dem Weg zum Profi-Astronomen
Promotion mit Interferenzen

Das dritte Mal am VLT fühlt sich schon fast an wie Routine. Man kennt die Gebäude, die Wege, die Gerüche, … Und sogar auch einige Leute (obwohl hier ein ziemliches Kommen und Gehen ist). Abermals bin ich zur Beobachtung von Aktiven Galaxienkernen hier an "Earth’s most advanced optical telescope", dem "Very Large Telescope". Ich war bereits im November 2007 und im April und Mai 2008 hier und habe Erfahrungen sammeln können. Jetzt geht es um die Beobachtung sehr schwacher Aktiver Galaxien, die sehr hart an der Grenze des technisch machbaren liegen — und dadurch beobachterisch besonders reizvoll sind …

Gestern war es hier noch sehr windig und der Himmel abends bewölkt und nachts dann sogar ganz bedeckt. Heute, als ich meine ersten Beobachtungen hatte, haben wir aber Glück gehabt mit relativ guten Bedingungen. Zwei Galaxien, die mit dem VLTI noch nie erfolgreich beobachtet worden sind, haben wir zwar auch heute nicht "einfangen" können, dafür aber eine schöne Beobachtung einer dritten Galaxie bekommen können.

Paranal

Cerro Paranal am 26.5.2010 

Vor der Beobachtung bin ich noch bei einer Teleskopführung mitgegangen. Auch wenn ich es schon mal gesehen habe: Es ist schon gewaltig, neben einem 8m-Teleskop zu stehen: Die Ausmessungen von allen Teleskopbestandteilen, die man in klein kennt, sind gewaltig. Das Teleskop, das wir uns angeschaut haben, "UT4" (auf dem Bild ganz rechts zu sehen) ist ein bißchen anders als die anderen drei: Es hat einen so genannten Laserleitstern. Das ist eine Vorrichtung mit der an jeden beliebigen Fleck am Himmel ein Stern in ca. 80 km Höhe projiziert werden kann (das geschieht durch Anregung von Natrium-Atomen mit dem Laserlicht in dieser Höhe). Dieser künstliche Stern erfährt dann durch die Atmosphäre fast dieselben Bildverzerrungen wie ein richtiger Stern. Da man weiß wie ein Stern eigentlich ausschauen muss (wie ein Punkt), kann man die gemessenen Verzerrungen nutzen, um die atmosphärischen Störungen zu berechnen — und sie bei der Aufnahme von unbekannten Objekten herausrechnen. So erhält man hier Bilder von Galaxien die schärfer sind als mit dem Hubble-Weltraumteleskop aufgenommene!

  • Veröffentlicht in: VLT
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Nach dem Studium der Physik in Würzburg und Edinburgh, habe ich mich in meiner Diplomarbeit mit der Theorie von Blazar-Spektren beschäftigt. Zur Doktorarbeit bin ich dann im Herbst 2007 nach Heidelberg ans Max-Planck-Institut für Astronomie gewechselt. Von dort aus bin ich mehrere Male ans VLT nach Chile gefahren, um mithilfe von Interferometrie im thermischen Infrarot die staubigen Zentren von aktiven Galaxien zu untersuchen. In dieser Zeit habe ich auch den Blog begonnen -- daher der Name... Seit Anfang 2012 bin ich als Postdoc am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching im Norden von München. Dort beschäftige ich mich weiterhin mit Aktiven Galaxien und bin außerdem an dem Instrumentenprojekt GRAVITY beteiligt, das ab 2015 jeweils vier der Teleskope am VLT zusammenschalten soll.

3 Kommentare

  1. Grüße

    Hallo Leo,

    schon, mal wieder was von dir (und deiner Arbeit) zu hören! Viel Erfolg bei deinen Beobachtungen un Clear Skies! (sag man das unter Profis eigentlich auch?)

    Jan

  2. Clear skies

    Hi Jan,
    Ja, es wurde Zeit für einen nächsten Blogeintrag… Am VLT fällt es einem aber nicht schwer zu bloggen, da es so vieles zu sehen und zu berichten gibt…
    Und: Ja, “clear skies” wünschen wir uns auch, auch wenn man es sich vielleicht nicht unbedingt gegenseitig so sagt (man wünscht eher eine “gute Nacht”…), “clear” ist bei der ESO auch ein technischer Begriff und meint dann übrigens nur die zweitbeste “Nachtkategorie”. Die beste Nacht ist eine photmetrische Nacht in der die Transmission der Atmosphäre sehr stabil und sehr gut kalibrierbar ist. Diese Tage haben wir leider eher leichten bis starkes Cirrus bzw. (gestern) sogar eben bedeckt. Mal sehen wie’s morgen wird…
    Viele Grüße!
    Leo

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