Komet im Mondlicht

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Eine fotografische Reise durch's All
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Normalerweise braucht man beim Beobachten von Kometen einen besonders dunklen Himmel, da feinste Staubstrukturen des Schweifs oder Strukturen des Komabereichs schnell im aufgehellten Himmelshintergrund schnell untergehen. Ausnahmen gibt es allerdings auch, wenn Kometen besonders hell sind. Aktuell lässt sich der Komet C/2014 Q2 Lovejoy sogar mit bloßem Auge beobachten – das ist schon besonders hell. Aus diesem Grund habe ich mich am 5.1.2015 bei fast Vollmond und niedrigen Temperaturen raus gewagt. Auch weil das Wetter die letzte Zeit so schlecht war und nach diesem Tag auch wieder schlechter wurde.
Der Komet stand zu diesem Zeitpunkt in Höhe des Sterns Rigel etwas weiter westlich des Sternbildes Orion – perspektivisch gesehen nahe am Mond, sodass dieser sehr stark störte.
Normalerweise bereite ich mich bei Beobachtungen von jeglichen Himmelskörpern gut vor, indem ich zum Beispiel die Kometenbahn auf einer Sternkarte einzeichne, doch diesmal habe ich das nicht getan, da Lovejoy ja als besonders hell gilt. Lediglich die grobe Position habe ich mir gemerkt. Ich wollte einfach einmal schauen, wie die Kometenjagt zu Charles Messiers Zeiten ablief. Damals wurden Kometen meist auch nur übers Hörensagen mit dem Teleskop aufgesucht.
Mit dem bloßen Auge konnte ich leider wegen des störenden Mondes nicht viel ausmachen, aber da hatte ich mir sowieso keine große Hoffnung gemacht. Also griff ich schnell zum 10x42er Fernglas und durchstreifte das grob eingegrenzte Gebiet. Nach erstaunlich kurzer Suche blieb ich an einem relativ hellen und breiten, sich zum Zentrum hin verdichtendem Nebel hängen. Das sah auf den ersten Blick schon sehr kometentypisch aus. Dennoch suchte ich noch weiter – man will ja nichts übersehen. Der Nebel war, neben dem Orionnebel, das hellste in Frage kommende Objekt, sodass ich als nächsten Schritt das 200/1000er Newtonteleskop auf den nebligen Fleck ausrichtete.
Natürlich habe ich dann mittels einer Sternkartensoftware noch einmal gegengecheckt, ob es sich auch tatsächlich um C/2014 Q2 Lovejoy handelt und das war tatsächlich der Fall.
Im Teleskop war der Nebel natürlich wesentlich deutlicher zu erkennen, als mit dem frei Hand gehaltenen Fernglas. Die zentrale Verdichtung wurde auch besonders deutlich. Der gesamte Komabereich des Kometen erschien nahezu kreisrund und relativ symmetrisch. Vom Schweif allerdings fehlte jede Spur. Um ihn zu sehen braucht man sicherlich sehr viel bessere Bedingungen, als sie eine Vollmondnacht bieten kann.
Dennoch fotografierte ich den Kometen mit der Spiegelreflexkamera. Es entstanden 28 brauchbare Aufnahmen mit jeweils 15 Sekunden Belichtungszeit bei ISO 800. Mehr Belichtung ging nicht, da sonst der gesamte Himmelshintergrund aufgrund des störenden Mondlichts knallrot gefärbt wäre und sehr viele Details überstrahlt hätte. Die Bilder überlagerte ich dann so, dass man die Flugbahn des Kometen nachvollziehen kann. Auf dem Bild wird er also verschmiert dargestellt, während die Sterne punktförmig erscheinen. Auf dem Bild bewegt sich der Komet von unten nach oben. Auf den Einzelbildern und daher auch auf der Überlagerung war leider wegen des Mondlichts und der kurzen Belichtungszeit kein Schweif zu erkennen.

C/2014 Q2 Lovejoy
C/2014 Q2 Lovejoy

Allerdings wird die grünlich-türkise Farbe sehr deutlich, die von angeregten zweiatomigen Kohlenstoffverbindungen (C2) stammt.
Um allerdings zu bestätigen, dass das grünliche Leuchten wirklich vom C2 stammt, liegt es sehr nahe, ein Spektrum des Kometen aufzunehmen. Dies habe ich dann auch gleich mit der DMK 21 au618.as und einem Blazegitter gemacht mit folgendem Ergebnis:

 

Spektrum von C/2014 Q2 Lovejoy
Spektrum von C/2014 Q2 Lovejoy
Binning des Spektrums
Binning des Spektrums

Leider konnte ich aufgrund sehr vieler Störeinflüsse (Mondlicht, sehr unruhige Luft und auch zunehmend mehr Tau, später Eis auf dem Sekundärspiegel…) kein sehr gutes Spektrum aufnehmen. Es ist insgesamt sehr verrauscht und die Identifikation einzelner Elemente anhand der Absorptionslinien ist somit extrem schwer, bzw. nicht möglich. Immerhin konnte ich das Spektrum noch anhand der Sauerstoffabsorptionslinien der Erdatmosphäre kalibrieren. Diese beiden Linien sind zumeist die dunkelsten in einem Stern- oder auch Kometenspektrum und daher gut als solche zu identifizieren.
Was es noch schwieriger macht, einzelne Elemente zu identifizieren, ist die Tatsache, dass der Komet im Teleskop recht flächig erscheint. Daher ist das Licht nicht räumlich kohärent und die Interferenz, die ja elementar für die Spektroskopie ist, ist nicht möglich. Für so einen Fall würde man einfach ein Spaltspektroskop verwenden, um den zu spektroskopierenden Bereich räumlich einzugrenzen. Man würde also einfach zwei Rasierklingen parallel in festem Abstand fixiert vor das Blaze-Gitter schrauben und hätte somit seinen Spalt. Damit kann man dann auch flächige Objekte, wie zum Beispiel den Mond spektroskopieren.
In Randbereichen, zum Beispiel am Übergang zwischen der Koma und dem Himmelshintergrund, ist aber auch so unter Umständen eine passable spektroskopische Untersuchung möglich.
Ich werde, sofern sich mir noch einmal die Möglichkeit von gutem Wetter ergibt, noch einmal versuchen, ein besseres Spektrum aufnehmen. Da ist noch viel Luft nach oben.

 

Der Komet ist wirklich ein sehr dankbares Objekt, sodass sich jede Beobachtung, selbst wie hier unter schwierigen Bedingungen lohnt!!!

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Ich bin 1992 geboren und besuchte bis zum Abitur das "Gymnasium Gernsheim". Dort war ich in den Leistungskursen Mathe und Physik. Zur Zeit studiere ich Physik an der Technischen Universität in Darmstadt. Ich interessiere mich schon sehr lange für allerlei Wissenschaften, was wohl auch die Studienfachwahl begründen dürfte. Seit Ende 2006 beschäftige ich mich aktiv mit der Astronomie, worauf bald die Mitgliedschaft bei der Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik Darmstadt folgte. Kevin Gräff

2 Kommentare

  1. Nicht nur den Kometen fotografiert, sondern gleich auch noch ein Spektrum erstellt und die Fehlerquellen der Messung diskutiert. Daran erkennt man den angehenden Wissenschaftler.

    Frage zum Bild: Wenn du beim Stacking die Überlagerung nicht an Sternen, sondern am Kometen ausgerichtet hätest, d.h., wenn statt des Kometen die Sterne “verschmiert” erschienen wären, wäre dann der Schweif erkennbar geworden?

  2. Hallo Michael,

    ich habe den Kometen auch mal so gestackt, dass die sterne als Strichspuren dargestellt werden. (Dieses Bild habe ich allerdings wegen eines Softwarefehlers noch nicht präsentiert. Deep Sky Stacker legt irgendwie 3 Kometen fest, die dann wild im Bild verteilt sind… ist wahrscheinlich ein Bedienungsfehler…) Auf jeden Fall sieht man da die Koma des Kometen kugelrund und recht deutlich. Nur der Schweif ist ohne starke Nachbearbeitung nicht auch nur im geringsten zu erahnen. Und viel nachbearbeitet hab ich an dem Bild auch noch nicht, bis ich den Fehler gefunden hab.

    Gerade eben war ich nochmal draußen und habe Lovejoy mit der Kamera auf Stativ fotografiert. Da sieht man den Schweif sehr deutlich. Auch im Fernglas war er recht gut zu erkennen 😉

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