Expedition nach Breitenbuch

BLOG: Pictures of the sky

Eine fotografische Reise durch's All
Pictures of the sky

Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich mit einigen Kollegen der AAW nach Breitenbuch gefahren bin, um dort Astronomie unter besonders dunklem Himmel zu betreiben, aber die Ergebnisse möchte ich niemandem vorenthalten. Das kleine Dorf Breitenbuch in Bayern ist für die Astronomie besonders gut geeignet, da es fernab größerer Städte liegt und selbst nur ein bis zwei Straßenlaternen besitzt.

Ich selbst habe eigentlich noch nie einen richtig dunklen Beobachtungsort aufgesucht und war gespannt, wie viel ein dunkler Himmel denn ausmacht.

Wir trafen uns also alle in Frankenhausen im Odenwald und fuhren im Korso mit fast 10 Autos nach Breitenbuch. Nach ca. einer Stunde Fahrt kamen wir dann endlich an.

Beim Aufbauen kam dann erst mal der Schock von Westen. Das bis dahin extrem gute Wetter hatte sich plötzlich in eine diesige Suppe und eine schmale Regenfront verwandelt.  Einige von uns zweifelten sogar schon daran, dass eine Beobachtung noch lohnen könnte.

 

Wolken Breitenbuch Sonnenuntergang 2.8.2013

 

Die Entwarnung kam dann vom Smartphone. Mittels einer Wetter-App stellte sich heraus, dass das schmale Wolkenband auf dem Bild oben auch tatsächlich die einzigen Wolken weit und breit waren. Wir bauten also weiter unbeirrt auf und warteten ab, bis sich das Wolkenband verzogen hat.

Nach ca. einer halben Stunde haben sich die Wolken dann völlig aufgelöst.

Als wir dann alle die Montierungen der Teleskope ausgenordet hatten, erschien ein Auto:

 

Breitenbuch Jagdpächter 2.8.2013

 

Der Geländewagen hielt an und der Jagdpächter stieg aus. Er vermutete wohl, wir würden eine laute Party veranstalten, oder mit Waffen handeln. Nachdem er uns erklärte, dass wir eigentlich auf Privatgrund stehen und im benachbarten Wald Rehe leben, die nicht verjagt werden sollten, ließ er mit sich reden und erlaubte uns  zu bleiben, sofern wir nicht allzu laut sind.

 Nun konnte es also richtig losgehen.

Übersicht Breitenbuch 2.8.2013

Dieses Bild ist übrigens absichtlich so stark bearbeitet, um die “Astrofront” richtig erkennen zu können und um die Himmelsfärbung kurz nach dem Sonnenuntergang hervorzuheben.

Mein erstes Ziel war M27, der Hantelnebel. Es ist eines meiner Lieblingsziele am Sommerhimmel und da ich es schon öfter fotografiert habe, konnte ich gut vergleichen, wie stark sich der dunkle Himmel auf das Bild auswirkt – unglaublich vorteilhaft, wie sich herausstellte.

Was eigentlich nur als Testaufnahme gedacht war, brachte mich dazu, doch einige Stunden Beobachtungs- und Fotozeit zu investieren. Das erste Rohbild, das im Fokus lag, war schon besser, als eine bearbeitete Version, die bei mir im Garten unter ähnlichem Zeitaufwand entstand.

Heraus kam dann letztendlich dieses Bild des Hantelnebels:

 

M27 Hantelnebel Breitenbuch 3.8.2013

 

Effektiv wurde 25 Minuten belichtet. Ich war auch erstaunt, dass meine Nachführung so präzise lief, wie eigentlich nie zuvor. Und das ohne Autoguider (ein System, dass anhand von Sternen prüft, ob die Nachführung präzise läuft und im Zweifelsfall eingreift).

Der Hantelnebel ist ca. 9000 Jahre alt und entstand durch das Ableben des Zentralsterns. Dieser blähte sich kurz vor dem Absterben zu einem roten Riesen auf. Er hatte aber nicht die Masse, die ausgereicht hätte, eine Supernova zu erzeugen. Der rote Riese stößt also „nur“ seine äußere Schale ab, die wir als Nebel sehen. Übrig bleibt im Nebelinneren nur der Kern des ehemaligen Sterns – ein weißer Zwerg.

 

Als nächstes nahm ich einen Supernova-Überrest ins Visier, den ich schon lange einmal beobachten wollte: der Cirrusnebel im Schwan.

Zuhause hatte ich schon öfter versucht, ihn zu beobachten, doch ich gab es immer schnell auf, da ich des Öfteren gelesen habe, dass er schnell im aufgehellten Himmelshintergrund „absäuft“.

In Breitenbuch habe ich dann versucht, ihn mit dem OIII-Filter aufzusuchen und er drängte sich förmlich auf. Ich habe zwar nur den lichtschwächeren westlichen Teil des Nebels um den Stern 52 Cygni beobachtet, doch es war sehr beeindruckend. Ich hing also gleich nach der ersten visuellen Beobachtung die Kamera ans Teleskop und fotografierte los.

In der Zwischenzeit durfte ich auch durch die Teleskope meiner Kollegen schauen, die gerade mal nicht fotografierten. Besonders erwähnenswert war der Blick durch ein 17 Zoll Newton-Dobson.  Es hat eine mehr als doppelt so große Öffnung als mein Teleskop. Zudem wurde auch noch ein Bino-Okular verwendet, eine Art Fernglas am Teleskop, mit dem man mit beiden Augen durch das Teleskop sehen kann. Dadurch entsteht dann ein dreidimensionaler Eindruck. Als erstes beobachteten wir den Herkules-Kugelsternhaufen. Es ist erstaunlich, wie viele Details mit einer so großen Öffnung aufgezeigt werden können. Man kann unglaublich viele Sterne auflösen und die Helligkeit der Objekte ist echt eindrucksvoll.

Ich ging zwischendurch immer wieder zu meinem Teleskop und löste neue Bilder aus.

Das nächste Ziel mit dem 17-Zöller war dann der westliche Teil des Cirrusnebels NGC 6960, den ich zu dem Zeitpunkt auch fotografierte. Auch hier war der Detailreichtum extrem beeindruckend. Selbst ohne OIII-Nebelfilter war er deutlich zu erkennen, was wohl auch an dem dunklen Himmelshintergrund lag.

 Dieses Bild ist dann mein fotografisches Ergebnis von NGC 6960 mit 8 Zoll:

 

Cirrusnebel NGC6960 Breitenbuch 3.8.2013

 

Belichtet wurde effektiv ca. 37 Minuten. Aufgrund seiner Form wird dieses Filament oftmals auch als “Sturmvogel” bezeichnet.

Wie schon erwähnt, ist der Cirrusnebel ein Supernova-Überrest. Die Supernova ereignete sich etwa vor 18000 Jahren.

Nach diesen Erfahrungen war es dann für mich möglich, den Cirrusnebel auch problemlos von Zuhause aus aufzusuchen, natürlich mit den Abstrichen des helleren Himmelshintergrundes.

 

Als nächstes Ziel hatte ich den Kokonnebel geplant, doch dann verließen mich die Akkus ^^ Zuerst machte die Nachführung schlapp und dann noch der der Kamera. Es war allerdings schon um die 3 Uhr nachts und der Mond ging auf. Wenigstens konnte ich noch den Dunkelnebel „Barnard 168“ visuell erkennen, der den Kokonnebel „IC 5146“ umgibt. Ein Dunkelnebel ist eine Staubwolke in unserer Galaxie, die nicht von Sternen angeleuchtet wird und somit eben die Durchsicht durch unsere Galaxie erschwert. Im Teleskop zeigt sich ein solcher Nebel so, dass er vor allem im Bereich der Milchstraße die weiter entfernten Sterne ausblendet und eine Art  „dunkles Loch“ im relativ gleichmäßigen Milchstraßenhintergrund erzeugt.

 

Das hier ist übrigens das letzte Bild des Abends gewesen:

 

Mond Breitenbuch 3.8.2013

Durch die Erdrotation und die lange Belichtungszeit der Kamera wirkt der Mond genau so verzerrt, wie die Sterne, die hier als Strichspuren zu erkennen sind.

Man merkt auch, dass sich etwas Dunst gebildet hatte, der das Mondlicht stark streut. Desshalb strahlt der Himmel um den Mond herum ziemlich hell.

 

Da dann so gegen 4 Uhr morgens auch einige Wolken aufzogen, bauten wir die Teleskope ab und fuhren allmählich nach Hause.

 

Es lohnt sich wirklich einen gewissen Mehraufwand zu investieren und dunklere Gegenden aufzusuchen. Die Vorteile ergeben sich spätestens bei der Bearbeitung der Bilder. Man kann deutlich mehr aus den Bildern herausholen, da der Himmelshintergrund automatisch dunkler wird und die Objekte so einen höheren Kontrast aufweisen. Die Sache mit dem Kontrast gilt aber auch für die visuelle Beobachtung 😉

Ich werde in Zukunft also öfter einen besseren Beobachtungsplatz aufsuchen. 

 

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Ich bin 1992 geboren und besuchte bis zum Abitur das "Gymnasium Gernsheim". Dort war ich in den Leistungskursen Mathe und Physik. Zur Zeit studiere ich Physik an der Technischen Universität in Darmstadt. Ich interessiere mich schon sehr lange für allerlei Wissenschaften, was wohl auch die Studienfachwahl begründen dürfte. Seit Ende 2006 beschäftige ich mich aktiv mit der Astronomie, worauf bald die Mitgliedschaft bei der Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik Darmstadt folgte. Kevin Gräff

3 Kommentare

  1. Jagdpächter..

    Jagdpächter haben gar nichts zu sagen, insbesondere nicht *wenn* ihr auf Privatgrund steht (so lange es nicht ausgerechnet sein Grund ist). Am besten mal den Besitzer der Wiese ausfindig machen und ihn fragen, ob ihr da ab und an mal stehen könnt – und den Jagdpächter beim nächsten Mal so richtig abblitzen lassen.

  2. Der Jagdpächter…

    kannte den Landwirt persönlich und meinte, dieser hätte bestimmt nichts dagegen. Von daher denke ich, dass alles in Ordnung war. Das Feld war auch frisch abgemäht, sodass wir schon mal garnichts hätten platt treten können 😉
    Das mit dem “Besitzer ausfindig machen” ist eigentlich auch mal ne gute Idee!

  3. Teleskop sieht aus wie Panzerfaust

    Der Geländewagen hielt an und der Jagdpächter stieg aus. Er vermutete wohl, wir würden eine laute Party veranstalten, oder mit Waffen handeln.

    Der dachte wahrscheinlich, ihr wolltet mit den Teleskopen auf “seine” Beute ballern. Man weiß ja nie. Wenn man sich das Kaliber eines Zehnzöllers anschaut, da macht das Geschoss, das aus sowas ‘rauskommt, selbst aus einem kapitalen Hirsch glatt Hackfleisch.

    Man kann heutzutage nicht mehr voraussetzen, dass die Leute wenigstens ein Teleskop als Beobachtungsinstrument erkennen. Ich habe mal einen Vortrag bei den Sternfreunden Alzey gegeben und die Lokalpresse hatte da eine Volontärin zum Berichten hingeschickt. Die fügte nachher ein Foto vom Aufbau von Teleskopen zu ihrem Artikel und schrieb drunter, da würden “Raketen zum Start vorbereitet”.

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