Auftakt zur Saison ’12

BLOG: Pictures of the sky

Eine fotografische Reise durch's All
Pictures of the sky

Gestern war nach langen Monaten endlich mal wieder deep-sky-taugliches Wetter, dass ich noch dazu voll ausnutzen konnte.
Entstanden ist dabei diese Aufnahme des Orionnebels:

Orionnebel 15.01.2012 M42 

Ich habe diese Aufnahme einmal bewusst etwas knalliger (soweit möglich) in punkto Farbgebung gestaltet, um die diversen “Nebelschichten” besser voneinander trennen zu können.

Der Orionnebel ist mit seiner Entfernung von “nur” ca. 1300 Lichtjahren und seiner Ausdehnung von ca. 35 Lichtjahren ein sehr imposantes und helles Gebilde am winterlichen Nachthimmel und lässt sich somit auch gut mit bloßem Auge oder einem Feldstecher beobachten. Wer das Glück hat, in einer sehr dunklen Ecke Deutschlands zu wohnen (fernab großer Städte), der kann diesen Emmissionsnebel bei sehr klarem Wetter visuell sogar leicht farbig sehen. Mir erschien er bei einer Klassenfahrt in ein besagtes Gebiet vor Jahren leicht gelblich.

Aufzufinden ist er bei einer Sternformation unterhalb der drei markanten Gürtelsterne des Sternbildes Orion, welches in den Wintermonaten bereits recht früh aufgeht und in südlicher Himmelsrichtung zu beobachten ist. Dort befindet sich der Orionnebel beim mittleren der drei Sterne, deren Formation Richtung Horizont zeigt. Man spricht hierbei auch landläufig vom Schwert des Orion. Der Nebel verrät sich durch den leicht milchigen Schein, der das Objekt von Sternen mit klarer Abgrenzung unterscheidet.

Im Teleskop ist dieser milchige Schein dann eindeutig als Nebel auszumachen, doch Farben sind leider nicht zu sehen. Diese entstehen bei den Langzeitbelichtungen mit Kameras. Das Licht kann gesammelt werden und die Farbinformationen werden besser registriert, als bei einem menschlichen Auge.

Nun stellt man sich natürlich die Frage, wieso man diesen Nebel teilweise mit bloßem Auge farbig sehen kann, aber er im Teleskop wieder eher farblos erscheint, obwohl das Teleskop wesentlich mehr Licht sammelt… Ich erkläre mir das damit, dass das Teleskop das Bild des Nebels optimal auf die Netzhaut verteilt, sodass die Lichtintensität auf die einzelnen Sinneszellen geringer wird – so gering, dass die Zapfen (Farbrezeptoren) nichts mehr registrieren, weil der Schwellenwert nicht erreicht wird. Nur die lichtempfindlichen Stäbchen reagieren.

Beim Betrachten des Nebels mit bloßem Auge erscheint er geradezu winzig. Hierbei ist die Winkelausdehnung des Nebels schon fast an der Grenze des Auflösungsvermögens des menschlichen Auges. Somit scheint das Licht von einem Punkt zu kommen. Das Licht trifft also auf eine viel kleinere Fläche der Netzhaut, was dazu führt, dass die Intensität höher ist, so hoch, dass der ein oder andere Farbrezeptor eine Farbe wahrnimmt. Erst Teleskope mit sehr großer Öffnung (schätzungsweise ab 10″-Öffnung) können wieder genug Licht sammeln, um die Intensität für das Farbensehen zu erreichen.

Des weiteren versuchte ich mich gestern auch an Jupiter, doch da will die Schärfe des Bildes noch nicht richtig mitspielen. Es wartet also noch Arbeit auf mich 😉

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Ich bin 1992 geboren und besuchte bis zum Abitur das "Gymnasium Gernsheim". Dort war ich in den Leistungskursen Mathe und Physik. Zur Zeit studiere ich Physik an der Technischen Universität in Darmstadt. Ich interessiere mich schon sehr lange für allerlei Wissenschaften, was wohl auch die Studienfachwahl begründen dürfte. Seit Ende 2006 beschäftige ich mich aktiv mit der Astronomie, worauf bald die Mitgliedschaft bei der Arbeitsgemeinschaft Astronomie und Weltraumtechnik Darmstadt folgte. Kevin Gräff

4 Kommentare

  1. Fast schon ‘mystische’ Bildwirkung

    Wer sieht das ‘Gesicht’ im hellsten Teil (es schaut nach rechts)? 🙂

    Die verschieden gefärbten Gebiete heben sich wunderbar ‘plastisch’ voneinander ab. Gratulation zu diesem schönen Foto!

  2. Orion-Nebel

    Hallo Kevin, Dein Bild finde ich sehr schön. Besonders die Nebelfetzen innerhalb des Sinus Magnus sind klasse: Pons Schroeterii (die Schröter-Brücke) ist klar zu sehen, das gelingt nicht immer!

    Auch die Abgrenzung der Huyghens-Region (die überstrahlende Region, in der das Trapez eingebettet ist) zur Umgebung ist sehr klar und gibt gut den visuellen Eindruck mit kleinen Öffnungen wieder.

    Ich habe einmal mit einem 80mm Fernglas bei besonders durchlässiger Luft den Bereich rechts der Huyghens-Region in Deinem Bild grünlich leuchten sehen. Das war hier in Seeheim, bei den eher mäßigen Bedingungen des Rheintals! Die Beteiligung beider Augen erlaubt bei Doppelrefraktoren Wahrnehmungen, für die eine wesentlich größere Öffnung einäugig nötig wäre.

    Clear Skies,
    Christopher Hay, AAW

  3. Das Gesicht im Nebel

    Wow, jetzt sehe ich Gunnar’s Gesicht. Bin ganz platt – das muss ich nächste Nacht anschauen!
    Das Gesicht schaut direkt in den von mir erwähnten grünlichen Bereich, der, wie mir scheint, auch auf dem Foto grünlich wirkt.

    Christopher

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